Am vergangenen Wochenende startete die Rennsaison auf der Nordschleife. In den Boxen war ein Thema besonders heiß: Was wird aus dem Nürburgring? Eine Bestandsaufnahme.
Nürburg - Es ist ein Drama, in ungezählten Akten. Der Nürburgring, die berühmteste Rennstrecke der Welt, steht zum Verkauf. Und mit dem Grand-Prix-Kurs und der Nordschleife das gesamte Brimborium aus Ringwerk, Achterbahn und dem ganzen anderen Betonschrott. Für mindestens 100 Millionen Euro. Der Meistbietende bekommt den Zuschlag. Und je nachdem, wer das ist, droht der Legende das Ende. Verbrannter Gummi, verbranntes Geld Seit 2007 wird es auch rund um die Strecke verbrannt. Der Ring, der noch dem Land Rheinland-Pfalz gehört, sollte attraktiver werden. Bunter, lustiger, lifestyliger. Und so plante der Aufsichtsrat im Eifelkaff neben der Rennstrecke eine Erlebniswelt mit Eventhallen, Kino, Achterbahn. Also allem, was bunt, lustig, lifestylig klang. 215 Millionen Euro sollte das Projekt kosten. Bis die Erlebniswelt im Juli 2009 öffnete, verschlang die Eifelbaustelle 330 Millionen Euro. Finanzminister Ingolf Deubel musste gehen, der Geschäftsführer Walter Kafitz ebenfalls. Noch bis zum Schluss glaubten beide, dass künftig eine halbe Millionen Besucher zusätzlich kommen würden. 130.000 zusätzliche Übernachtungen, 2.500 neue Arbeitsplätze. Ein Traum. Eine Blase, die platzt. Am Ziel vorbei gebaut Dabei ist die Basis so spannend. Die Basis heißt Nordschleife und jeder, der auf dieser Welt etwas von Autos und Sport versteht, lächelt, wenn er den Namen hört. Die Traditionsstrecke in der Eifel entstand 1925. Schon damals als strukturfördernde Maßnahme in einer dünn besiedelten Region gedacht. Eingeweiht am 18. Juni 1927, berühmt geworden mit den Mercedes-Silberpfeilen und dem Feuerunfall von Niki Lauda. Am 1. August 1976 war das. Noch immer ist der Nürburgring die längste permanente Rennstrecke der Welt und lockt Fans und Fahrer aus allen Ländern an. Ring zu verkaufen - Zukunft unklar Jetzt wird es spannend. Der Ring hätte sich mit der Nordschleife locker allein getragen. Jetzt muss die Nordschleife als Touristenattraktion und Testgelände das Geld für den Erhalt der Betonwüste erwirtschaften. Unmöglich ist das. Gleichzeitig darf das Land Rheinland-Pfalz kein neues Geld in Form von Subventionen für den Beton-Park nachschießen. Das verbietet das EU-Recht. Preis für alles: 100 Millionen Euro Bisher musste der Ring kein Geld verdienen. Sein Ziel ist laut Satzung die „Förderung des Motorsports und der Verkehrssicherheit sowie Strukturförderungen der Region“. Die Fans des Rings befürchten das Ende des Breitensports und vieler Kleinbetriebe in der Region, wenn die Nordschleife verkauft wird. Sie kämpfen mit Aktionen wie „Save The Ring“ oder dem eingetragenen Verein „Ja zum Nürburgring“ gegen einen Verkauf. Kämpfen für den Nürburgring Aktuell gibt es Verhandlungen in Brüssel, bei denen der Ex-ADAC-Präsident Otto Flimm eingebunden ist. Er ist einer der Ring-Unterstützer und versucht, die Rennstrecken aus dem Verkaufsprozess abzukoppeln. Frison selbst verliert langsam die Hoffnung: „Wenn der Ring verkauft wird, endet das katastrophal. Dann wird aus der volkseigenen Sportstätte eine Geldanlage für wenige.“ Aus der berühmtesten Rennstrecke der Welt könnte dann eine Legende werden. Eine ohne Zukunft.
Quelle: MOTOR-TALK |
