Die US-Umweltbehörde EPA erhebt neue Vorwürfe gegen VW. Neben den Vierzylindern soll der Hersteller auch bei den 3,0-Liter-Dieseln getrickst haben. Volkswagen widerspricht.
Berlin/Washington - Vor wenigen Tagen sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel: Ob VW die Krise überwinden kann, hängt vor allem davon ab, wie transparent der Konzern mit der Sache umgeht. Auch der neue Volkswagen-Chef Matthias Müller hat bereits mehrfach eine schonungslose Aufklärung versprochen. Doch auch mehr als einen Monat nach Bekanntwerden des Skandals reißen die Hiobsbotschaften nicht ab. VW wehrt sich gegen die VorwürfeNeue Anschuldigungen kommen wieder aus den USA. Die Umweltbehörde EPA warf dem Hersteller am Montagabend vor, auch bei Dieselmotoren mit 3,0 Litern Hubraum eine Manipulations-Software eingesetzt zu haben. Volkswagen hielt am späten Abend dagegen und erklärte, man habe kein Programm installiert, "um die Abgaswerte in unzulässiger Weise zu verändern". Damit steht Aussage gegen Aussage. Doch die Vorwürfe der EPA wiegen schwer und sind detailreich. Jetzt auch Porsche?Die neuen Vorwürfe der EPA zielen auf Sechszylinder-Diesel mit 3,0 Litern Hubraum. Erstmals in der Abgas-Affäre geht es dabei nicht nur um Audi und VW, sondern auch um Porsche. Der Sportwagen- und SUV-Hersteller entwickelt nur Benzinmotoren selbst und greift bei Dieseln auf die Vorarbeit von Audi und VW zurück. Sollten sich die Vorwürfe gegen Porsche bewahrheiten, wäre dies vor allem deshalb pikant, weil der neue VW-Konzernchef Matthias Müller bis vor Kurzem Chef des schwäbischen Herstellers war. Müller war im Strudel des Skandals auf den zurückgetretenen Vorstandschef Martin Winterkorn gefolgt, der damit Verantwortung für die Affäre übernahm. Volkswagen weist Vorwürfe zurückDer Autohersteller teilte mit: "Die Volkswagen AG betont, dass keine Software bei den 3-Liter-V6-Diesel-Aggregaten installiert wurde, um die Abgaswerte in unzulässiger Weise zu verändern." Das Unternehmen versicherte, man werde mit der EPA "vollumfänglich kooperieren", um alles "rückhaltlos aufzuklären". Nach Angaben der EPA wurden in bestimmten Diesel-Modellen der Marken VW, Audi und Porsche der Modelljahrgänge 2014 bis 2016 3,0-Liter-Diesel-Motoren montiert, die bei Stickoxid-Emissionen die in den USA erlaubten Grenzwerte um das bis zu Neunfache überträfen. Im Einzelnen gehe es um die Modelle und Jahrgänge VW-Touareg (2014), Porsche Cayenne (2015), Audi A6 Quattro, Audi A7 Quattro, Audi A8 und A8 Langversion sowie um den Audi Q5 (alle 2016). Wie viele Fahrzeuge in den USA und weltweit betroffen sind, ist bislang nicht bekannt: Die neuerliche Rüge der EPA betreffe ungefähr 10.000 Diesel, die seit dem Modelljahr 2014 in den USA verkauft worden seien. Zusätzlich sei eine bislang unbekannte Zahl aus dem Modelljahrgang 2016 betroffen. Die Grünen kritisieren DobrindtDie mögliche Ausweitung des Abgas-Skandals setzt auch den deutschen Verkehrsminister unter Druck. Der Grünen-Verkehrspolitiker Oliver Krischer sprach von einem "Armutszeugnis für die Bundesregierung". Noch vor wenigen Wochen habe Dobrindt den vermeintlichen Chefaufklärer gemimt. Doch erneut sei es die US-Behörde, die weiter aufdecke: "Dobrindt gerät damit immer stärker in Erklärungsnot und versinkt im Abgas-Sumpf." Weder der Verkehrsminister noch die von ihm einberufene Untersuchungskommission hätten bisher einen einzigen Beitrag zum Abgas-Skandal geleistet. Weitere MOTOR-TALK-News findet Ihr in unserer übersichtlichen 7-Tage-Ansicht |
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