Audi will nicht mehr downsizen: Der neue Le-Mans-Renner R18 rekuperiert wenig, verbrennt aber viel Sprit. Warum das so ist, verrät Motorsportchef Ullrich in Texas.
Von MOTOR-TALK Reporter Marcel Sommer Austin/Texas – Mit dieser Taktik hätte wohl niemand gerechnet: Audi setzt beim Langstreckenrennen in Le Mans auf einen großen Verbrennungsmotor und verzichtet dafür auf viel elektrische Energie. Denn eigentlich erlaubt der neue Regelkatalog acht Megajoule Rekuperationsenergie je Runde. Im vergangenen Jahr waren es nur 500 Kilojoule. Audi R18: Sprit statt Strom in Le Mans„Wir haben uns nach ausgiebiger Erprobung für dieses Konzept entschieden“, sagt Audi-Motorsportchef Wolfgang Ullrich. Ganz nebenbei, während einer Mittagspause. In diesem Satz steckt Nervosität. Denn das neue Reglement lässt allen Herstellern viele Freiheiten. Toyota gilt als unberechenbar und als Audis stärkster Konkurrent. Bei Porsche lautet das Ziel offiziell „ankommen“. Doch in Zuffenhausen fährt man um den Sieg – mit acht Megajoule je Runde. Der Vorteil von Audis niedriger Rekuperations-Klasse: Je weniger Energie vom Generator kommt, desto mehr Sprit darf der Verbrennungsmotor verbrauchen. Mit dem aktuellen Setup dürfen die Düsen 3,93 Liter pro Runde in die Brennräume des Sechszylinder-TDI spritzen. Mit acht Megajoule Rekuperationsenergie erlaubt die FIA nur 3,56 Liter. Langstreckenrennen mit neuen RegelnDie größte Herausforderung für alle Teams bleibt das Reglement. Im Vergleich zum Vorjahr wurden die Bestimmungen stark verändert. Hubraum, Zylinderzahl, Art des Kraftstoffs, Drehzahllimit, Turboaufladung oder freie Ansaugung – erlaubt ist nahezu alles, was der Reglementgeber ACO zulässt. Die Bedingungen hierfür erfordern jedoch ein abgeschlossenes Ingenieurstudium: Die Energiemenge des Hybridsystems, die Energiedichte des Treibstoffs, die erlaubte Energiemenge pro Runde, die Tankgröße und die maximale Durchflussrate des Treibstoffs werden in Relation gesetzt. Konzernkonkurrenz: Audi und Porsche in Le MansDer Handlungsspielraum erhöht den Druck auf die Teams. Das zeigt sich am gewaltigen Aufwand, den sie betreiben. Während sich das Audi-Team im US-amerikanischen Texas auf der Rennstrecke in Austin auf die kommende Saison vorbereitet, trainiert Porsche in Bahrain und Sebring. Beide Teams sehen die konzerninterne Konkurrenz äußerst pragmatisch. „Am Ende wird das Team mit dem besten Gesamtpaket gewinnen. Und viel wichtiger als sonst wird es sein, keine Strafen zu kassieren“, erklärt Wolfgang Ullrich. Licht und Fahrhilfen gegen StrafenDamit der Fahrer das Soll erreicht, werden ihm über Lichtsignale im Cockpit Hilfestellungen zum Spritsparen angeboten. „Dann müssen wir eben nach einer Kurve etwas weniger stark beschleunigen. Wenn das aber alles wegen zu eines zu hohen Verkehrsaufkommens von mir als Fahrer nicht umzusetzen ist, greift mir die Elektronik in Form von leistungsbegrenzenden Maßnahmen unter die Arme“, verrät der neunfache Le Mans-Gesamtsieger und Audi-Pilot Tom Kristensen. Ob Assistenzsysteme, Laserlicht und die zurückhaltende Hybrid-Taktik in Le Mans zum gewünschten Erfolg führen, zeigt sich spätestens am 15. Juni um 15 Uhr – dann schwenken die Offiziellen die Zielflagge. |
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