PSA Peugeot Citroën vermeldet für 2012 mit fünf Milliarden Euro den höchsten Verlust der Unternehmensgeschichte. Trotzdem geben sich die Franzosen optimistisch. Zu Recht?
Das Grauen konnte niemanden überraschen. Gestern veröffentlichte PSA Peugeot Citroën seine Jahresbilanz 2012. Unter dem Strich steht ein Nettoverlust von 5,01 Milliarden Euro. Ein Verlust, mehr als dreimal so hoch wie der, den GM Europe heute vermeldete ( 1,3 Milliarden Euro). Ein rabenschwarzes Ergebnis. Trotzdem zeigte sich Konzernvorstand Philippe Varin „zuversichtlich“, dass der Konzern 2012 die Basis für die Fahrt in sicherere Gewässer gelegt hat. Hat Varin recht? In einer so kapitalintensiven Branche sind riesige Verluste nichts Neues. General Motors meldete 2008 einen schwindelerregenden Verlust von 31 Milliarden US-Dollar. Dagegen sehen die PSA-Verluste niedlich aus. Die Süddeutsche Zeitung konstatiert verblüfft: Während Varin gestern seine roten Zahlen erläuterte, stieg der Aktienkurs seines Konzerns um zeitweise mehr als sechs Prozent. Hat PSA die richtigen Weichen gestellt?Wahr ist: PSA Peugeot Citroën nahm 2012 tiefe Einschnitte vor und stellte wichtige Weichen. Im laufenden Betrieb wurden 1,2 Milliarden Euro gespart, Vermögenswerte und Beteiligungen im Wert von zwei Milliarden Euro veräußert. In Frankreich entfallen mindestens 8.000 Jobs und ein Werk. Es wurde in die Zukunft investiert. Eine Allianz mit General Motors soll künftig zwei Milliarden Dollar jährlich einsparen, vor wenigen Tagen wurde eine weitere Allianz mit Toyota im Nutzfahrzeugbereich bekanntgegeben. Neue Plattformen sollen preiswerteres Produzieren ermöglichen. DS soll als Luxusmarke neben Citroën etabliert werden. Der Konzern will künftig stärker vom Premium-Markt profitieren. Rabattschlacht kostet mehr als eine MilliardeWahr ist auch: Allein das Kerngeschäft von PSA, der Bau und Verkauf von Automobilen, erwirtschaftete 2012 ein Defizit von 1,5 Milliarden Euro. Der Verlust von Marktanteilen in den Kernmärkten wiegt schwer. In Frankreich sank der Marktanteil der französischen Marken binnen Jahresfrist um 20 Prozent. Noch problematischer wirkt sich laut PSA der rabattintensive Kampf um neuen Kunden aus. Der Konzern bewertet schwindende Margen mit einem Minus von 1,15 Milliarden Euro. Größter Posten: AbschreibungenDer Löwenanteil des Fünf-Milliarden-Defizits beruht auf „Anpassungen des Buchwerts von Vermögenswerten“ der Automobilsparte. Im Klartext: Produktionsanlagen, Beteiligungen und Forderungen der PSA-Automobilsparte werden drei Milliarden niedriger bewertet als bisher, sind nur noch 13,9 Milliarden wert. Die Abwertung hat PSA zufolge keinen Einfluss auf die Liquidität, da damit keine Geldmittel abfließen. Hat Varin also Recht, ist alles nicht so schlimm? General Motors wurde seinerzeit mit Milliardenhilfe des Staates gerettet. Mit Werksschließungen, Entlassungen und einer starken Marktposition in Asien und Amerika konnte sich GM sanieren. Heute werden die Geldreserven von GM wieder auf knapp 34 Milliarden Dollar geschätzt. Hollande plant Gesetz zur StandortsicherungPSA hat kein US-Geschäft und verkaufte in China 2012 nur etwa 400.000 Autos. Vor allem aber: Massenentlassungen und Werksschließungen sind in Europa schwer durchsetzbar. Die Signale der französischen Regierung zielen eher aufs Gegenteil. Demnach plant Präsident Francois Hollande die Schließung von profitablen Standorten per Gesetz zu verbieten. Unternehmen, die sich von Standorten trennen wollen, sollen verpflichtet werden, einen Käufer zu finden. Ob es mit solchen Rezepten gelingt, Europas zweitgrößten Autobauer wieder in die Spur zu bringen? Die Erfahrungen vergangener Krisen sprechen eher dagegen. |