Vor zwei Jahren verkaufte Constantin seinen alten Audi nach Süddeutschland. Jetzt tauchte das Homologationsmodell wieder auf - schöner als je zuvor. Ein kleiner Rückblick.
Quelle: Thomas B. - Phtgrphy Berlin – Kennt Ihr das, wenn es beim Anschauen alter Bilder kurz in der Brust zuckt? Das Foto der Ex-Freundin vielleicht. Die mit den großen Augen und dem süßen Hintern. Keine Beziehung für die Ewigkeit, aber eine wilde Zeit mit Rotwein und Rumknutschen. Manchmal zuckt es auch bei Autos. Männer wissen das. Zumindest jene, die Viskosität mit den Fingerspitzen erfühlen und alle Schrauben selbst drehen. Denn irgendwann wird die geilste Kiste zu klein, zu tief, zu durstig, zu unvernünftig und muss weg – obwohl die Reue vorprogrammiert ist. Wie mein Audi 80 vor gut zwei Jahren. Sondermodell Competition, eines von 2.500 Exemplaren, mit großem Ausstattungspaket ohne Schiebedach. Ein Nutzer schrieb mich an und fragte, ob er zu verkaufen ist. Der Zustand war… „altersgemäß“. Ein paar Kampfspuren, Tuningsünden und ein zickiger Sechzehnventiler. Ursprünglich ein Winterauto, später Alltagskutsche. Der Interessent hatte große Pläne. Er wollte den Compi zum STW-Renner umbauen. Für alle Führerscheinneulinge: Das war bis 1999 sowas Ähnliches wie die DTM. Seine Referenzen schickte er in Bild-Form. Ein Audi Coupé, ein RS2 Avant. Wunderschöne Autos. Audi 80 Competition: Vom Tuning-Opfer zum AlltagsautoQuelle: Constantin BerganderEigentlich hing ich nicht an dem Audi. Junge Vorbesitzer hatten den halben D&W-Katalog drangeschraubt, inklusive Riesen-Theke, Schaltknauf in Kobrakopf-Form, „belüftetem“ Luftfilterkasten und „strömungsoptimiertem“ Kat. Einer hatte eine Delle in den rechten Seitenschweller gefahren und dann hinter Plastik versteckt. Ein anderer die S2-Schürze mit Seitenmarkierungsleuchten "verziert". Mit dem Rückbau auf seriennahen Zustand wurde das Auto besser und schöner. Der Motor lief rund. Und Passanten schüttelten nicht mehr den Kopf. Ich genoss das Auto, besonders im Winter. Quer driften auf leeren Parkplätzen. Oder am sicheren Ende des Abschleppseils, wenn sich andere festgefahren hatten. In meinem Kopf zeichnete ich Pläne mit neuem Lack, schöneren Rädern und besserer Ausstattung. Dann platzte mitten im Winter die Kopfdichtung des Audi. Eigentlich kein großer Akt, aber ein Wehwehchen zu viel. Damals war er eigentlich schon zu klein, zu durstig, zu unvernünftig. Ich ging auf das Angebot ein, schickte Fotos, beschrieb den Zustand und verhandelte den Preis. Der Käufer nahm ihn mit nach Süddeutschland. Und er versprach, mir das Ergebnis zu zeigen. Mein Audi, wie er sein sollteGut zwei Jahre lang passierte nichts. Gestern Abend zuckte es dann. Ein Freund entdeckte den Audi auf einem Bild vom Wörthersee-Treffen. Ein Bild wie das neue Model-Foto Deiner heißen Ex. Zuck. Ohne Rost und Dellen, dafür mit auflackierten Dekoren, BBS-Felgen in 19 Zoll und Fünfzylinder-Turbomotor. Der Käufer bestätigt: „Ja. Das ist noch die Karosserie von Dir.“ ZUCK! Abgesehen vom Blech ist jedoch alles neu. „ALLES!“, betont er. Mit dem Zucken kommt der „Was wäre, wenn…“-Gedanke. Etwas Schöneres hätte wohl niemand aus meinem alten Audi 80 bauen können. Und eigentlich habe ich mit alten Autos im Alltag abgeschlossen. Trotzdem fehlt mir jetzt mein erster Allrad-Audi. Das Röhren aus dem Gruppe-A-Topf, die Differenzialsperre per Knopfdruck, die blöde KE-Motronic auf dem schwachen Vierzylinder. Vielleicht kaufe ich mir wieder einen. Für meinen alten reicht mein Budget nach diesem tollen Umbau leider nicht mehr aus. |