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Tradition: 30 Jahre Peugeot 205 Cabriolet - Wie der Korb zum Kult wurde

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Cabrio-Körbchen konnte nicht nur VW bauen. Mit dem 205 Cabrio kreierte Peugeot einen Trend, der viele Nachahmer fand. In diesem Jahr wird das kleine Cabrio 30 Jahre alt.

Peugeot 205 CJ Cabriolet: Die 60 PS starke Einstiegsvariante kam erst 1988 auf den Markt Peugeot 205 CJ Cabriolet: Die 60 PS starke Einstiegsvariante kam erst 1988 auf den Markt Quelle: Peugeot

Köln – Wenn ein Auto stirbt, erwacht manchmal ein anderes zum Leben. Als sich PSA 1984 zur Beerdigung der verlustbringenden Tochter Talbot entschloss, war die Bahn frei für das Peugeot 205 Cabriolet.

Zum eigenen 50. Jubiläum präsentierte Pininfarina 1985 den unmittelbaren Nachfolger des Talbot Samba - und den bis heute vielleicht schönsten Auto-Entwurf in Körbchenform. Schon im nächsten Jahr standen die Cabrio-Käufer Schlange. Peugeot konnte von dem preiswerten, nur 3,71 Meter langen Open-Air-Kleinwagen in zehn Jahren rund 72.000 Einheiten absetzen. Mehr noch: Der 205 sorgte für einen Cabrio-Trend, an dem fast alle Massenhersteller teilhaben wollten. Und das mit dem einfachen Bügel, der plötzlich irgendwie keinen mehr störte.

Cabrios haben bei Peugeot Tradition

Peugeot 205 CT Cabriolet Peugeot 205 CT Cabriolet Quelle: Peugeot

Zum Produktionsanlauf des Peugeot 205 musste selbst das 14 Jahre lang gebaute Peugeot 504 Cabrio Platz in den beengten Turiner Werkshallen von Pininfarina machen. Die Italiener hielten den offenen Kleinwagen für den großen Cabrio-Knaller der kommenden Jahre mit entsprechendem Kapazitätsbedarf im Werk. So wurde auch der Fertigungsauslauf von Fiat (124) Spidereuropa und Talbot Samba begründet.

Tatsächlich brachte der Peugeot 205 alle Talente eines Trendsetters mit: Der Kleinwagen zählte bereits zu den meistverkauften Pkw Europas und das Cabrio brachte Sommerspaß zum kleinen Preis.

Es ginge auch ohne Bügel

Dabei sollte der starke Überrollbügel nicht nur vor Verletzungen bei einem Überschlag sondern vor allem vor allem vor allzu heftigen Verwindungen der Karosserie schützen. Möglich wären auch massive, von außen unsichtbare Strukturverstärkungen wie beim zeitgleich lancierten Saab 900 Cabrio oder dem offenen BMW 325i gewesen. Aber damit wäre der Franzosen-Flitzer teuer geworden - teurer als das Volkswagen Golf Cabriolet. So gab es den das CT 1,4 Cabriolet (1986) schon für 23.810 Mark.

Nach den Erfahrungen mit dem Talbot Samba Cabrio, das teils in desaströser Qualität zusammengebaut war, wollte Sochaux aber gerade Wolfsburg überholen. Der neue Peugeot sollte deshalb solide sein wie die bei Karmann gebauten Golf und Ford Escort Cabriolets. Schließlich war Deutschland Europas größter Cabriomarkt und die deutschen Frischluftfans besonders penibel. Am Ende fiel der 205 bei Vergleichstests im Kapitel Verwindungssteifigkeit dennoch durch gelegentliches Ächzen und Stöhnen auf. Doch das nahm ihm nicht einmal die Fachpresse übel.

Peugeot 205 CTI Cabriolet Peugeot 205 CTI Cabriolet Quelle: Peugeot

Sein Design überzeugte

Kleine technische Makel konnte der unwiderstehliche Auftritt ausgleichen: niedrige Gürtellinie, nach vorn abfallende Motorhaube, zierliche Dachsäulen und ungewöhnlich große Fensterflächen - auch wenn die Fenster im Fond wie bei VW oder Ford nicht vollständig versenkt werden konnten.

Besonders beliebt war die grandiose Verdeck-Konstruktion des 205. Bei offener Fahrt gab es keinen aufgetürmten Verdeckberg wie etwa bei frühen Golf. Geschlossen wiederum nicht das Problem eines aufgeblähten Stoffdachs bei schnellen Autobahnfahrten. Von Kunden wie Fachkritikern gelobt wurde die einfache Handhabung: Mit zwei Hebeln am Windschutzrahmen wurde das Faltdach entriegelt und anschließend mühelos nach hinten geklappt. Die ordentliche Fahrzeugheizung ermöglichte offenes Fahren selbst bei kühleren Temperaturen.

Während andere familientaugliche Cabrios damals eher gemütlich unterwegs waren, flitzte der Peugeot 205 CTI durch den Sommer. Dabei machte er sogar Jagd auf teure Turbo-Ikonen wie das Saab 900 Cabrio. Gut neun Sekunden genügten dem 102 PS starken 205-Cabrio zum Erreichen der 100-km/h-Marke. Saab, Golf, Escort oder auch Fiat Ritmo schoben viel gelassener an.

Das Peugeot-Cabrio löste einen Trend aus

Peugeot 205 CTI Cabriolet Peugeot 205 CTI Cabriolet Quelle: Peugeot

An die Rekord-Stückzahlen seines etwa ein Drittel billigeren Blechdach-Verwandten konnte das 205 Cabrio selbstverständlich nicht anknüpfen. Dennoch übertraf die Nachfrage zeitweise deutlich die Produktionskapazitäten bei Pininfarina. Deshalb ließ sich Peugeot auch Zeit mit dem Ausbau der Motorenpalette. Die besonders preiswerte Einstiegsversion 205 CJ mit 60 PS und Vergaser beispielsweise wurde erst 1988 nachgelegt. Da hatte der schicke Peugeot den Trend zum Bügelcabrio schon eindrucksvoll geprägt.

Als das 205 Cabrio im Juli 1995 allmählich aus den Preislisten gestrichen wurde, hatte der kleine Henkelmann einen ganzen Club von Bügel-Cabrios um sich geschart: Ob Bitter Rallye Roadster, BMW Baur 3er Top Cabriolet, Fiat Ritmo, Fiat Uno von L&H, Ford Escort, Honda Jazz, Jaguar XJ-SC, Mazda Familia/323, Nissan Micra, Opel Kadett, Rover 200 Series, Seat Ibiza, oder Volvo 480, sie alle suchten zeitweise zumindest als Prototyp den Platz an der Sonne.

Mit dem Abgang des Peugeot starb dann auch die gesamte Gattung nach und nach aus. In Mode kamen die bügelfreien Voll-Cabrios und wenig später die Coupé-Cabriolets. Auch hier fuhren die Franzosen mit Peugeot 306 und Peugeot 206 CC vorn mit. Aber das ist bereits eine neue Geschichte.

 

Chronik Peugeot 205 Cabriolet

  • 1981: Mit dem von Pininfarina entworfenen und gebauten Talbot Samba Cabriolet (Basis Peugeot 104) meldet sich der Peugeot Konzern zurück im Segment der kleinen viersitzigen Cabriolets
  • 1982: Erste Präsentation des neuen Kleinwagens Peugeot 205
  • 1983: Markteinführung des Peugeot 205 als Drei- und Fünftürer
  • 1984: Peugeot startet in Kooperation mit Pininfarina die Entwicklung eines neuen Cabriomodells auf Basis des 205. Ersetzt werden soll durch den offenen 205 auch das glücklose Talbot Samba Cabrio, zumal Peugeot die Marke Talbot komplett einstellen will
  • 1985: Anlässlich des 50. Jubiläums der Kooperation zwischen Peugeot und Pininfarina präsentieren die Italiener ein Peugeot Coupé Concept Griffe 4 und den 205 als Cabriolet. Das Talbot Samba Cabriolet wird dadurch ersetzt
  • 1986: Im Februar Start der Großserienproduktion. Nach dem Debüt auf dem Genfer Salon sind zunächst die Typen 205 CT und 205 CTI lieferbar
  • 1987: Peugeot 205 CTI Cabriolet wird fortan mit 1,9-Liter- statt 1,6-Liter-Vierzylinder ausgeliefert
  • 1988: Der Peugeot 205 CJ wird als 1,-4-Liter-Einstiegsversion lieferbar, optional auch mit Katalysator
  • 1989: Neue 1,1-Liter-Basisversion CJ mit geregeltem Drei-Wege-Katalysator
  • 1993: Das 205 Cabriolet Roland Garros mit 75 PS Leistung wird auch von Sammlern gekauft
  • 1994: Als letzter Einheitstyp ist die Version „Cabriolet 205“ lieferbar
  • 1995: Das Peugeot 205 Cabriolet wird nach 71.125 gebauten Einheiten endgültig aus den Preislisten gestrichen, Nachfolger wird das 1994 vorgestellte viersitzige Peugeot 306 Cabriolet ohne Überrollbügel
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