Neue Zahlen von HU-Prüfern zeigen: In Deutschland könnten 100.000 Autos mit Funktionsstörungen am Airbag herumfahren. Hattet Ihr schon einmal Probleme mit dem Airbag?
Berlin - Das ESP oder ABS hat sicher jeder schon mal ein bisschen gekitzelt. Bei einem anderen Sicherheitssystem geht das nicht: Ein bisschen Airbag will niemand erleben. Der lebensrettende Luftsack bleibt hoffentlich für alle Ewigkeit unter seiner Abdeckung versteckt. Wenn nicht, gab es einen schweren Unfall. Soweit die Theorie. Was aber, wenn der Luftsack nicht richtig funktioniert? Wie Welt Online berichtet, stellte die Überwachungs-Organisation KÜS stellte im Rahmen von 2,69 Millionen Hauptuntersuchungen bei 15.420 Fahrzeugen Probleme mit dem Airbag fest. Solche Mängel betreffen demnach zwar nur 0,5 Prozent aller überprüften Fahrzeuge. Die Zahlen des KÜS ergäben aber hochgerechnet auf den deutschen Fahrzeugbestand mehr als 100.000 Fahrzeuge. Fast jeder zweite Mangel an einem elektronischen Sicherheitssystem betrifft die Airbags. Quelle: dpa/Picture Alliance Fahren also 100.000 Autos herum, deren Insassen bei einem Crash hochgradig gefährdet sind, weil ihre Airbags sich bei einem Unfall nicht öffnen? HU: Nur Sichtprüfung der KontrolleuchteGenau weiß das niemand. Die Marktführer im HU-Geschäft, TÜV und Dekra, publizieren keine Zahlen zu festgestellten Airbag-Defekten. Ihre Prüfer, wie auch die des KÜS und des GTÜ, prüfen ausschließlich die Funktion der Airbag-Kontrollleuchte. Wenn sie funktioniert, wird davon ausgegangen, dass das System funktioniert. Luftsack, Zündpatrone und Co. werden nicht überprüft, das wäre „teurer, als die Systeme im Zweifel auszutauschen“, sagte ein HU-Prüfer gegenüber MOTOR-TALK. Nutzlos ist die Sichtprüfung nicht, denn wenn hier ein Problem auftritt, verhindert eine Schutzschaltung das Auslösen des Airbags. Dann ist meistens etwas an der Kontroll-Elektrik kaputt, zum Beispiel korrodierte Steckverbindungen, defekte Kabel. Am Airbag oder der Zündvorrichtung treten Schäden dagegen so gut wie nie auf. Unbegrenzt haltbarAuch deshalb garantieren heute alle Hersteller: Die Airbags funktionieren, so lange das Auto hält. Früher war das anders. Als vor etwa 30 Jahren die ersten Airbags aufkamen, gingen die Hersteller von 10 bis 15 Jahren Haltbarkeit aus, denn Erfahrungen mit der Dauerhaltbarkeit von Airbags gab es nicht. Auch Airbags, die 20 Jahre oder älter sind, besitzen noch ihre volle Schutzwirkung. Das zeigten viele Untersuchungen der Automobilhersteller wie auch unabhängiger Prüfinstitute. Das setzt aber voraus, dass die umgebenden elektrischen Systeme korrekt funktionieren. Neues HU-Verfahren 2015Das soll die Hauptuntersuchung künftig noch besser sicherstellen. Deshalb lesen die Prüfer ab 2015 mit Diagnosegeräten alle Fehler der Assistenzsysteme, darunter auch der Airbagschaltung, bei der HU aus. Die Regelung gilt nur für Neuwagen ab Erstzulassung 2015. Solche Maßnahmen entbinden die Autofahrer aber nicht von ihrer Verantwortung für ihr eigenes Leben. Deshalb, wenn die Airbag-Warnleuchte bei laufendem Motor brennt: Ab in die Werkstatt! |