Skoda macht mit dem neuen Fabia fast alles richtig: Der Kleinwagen wird kürzer, praktischer und sparsamer. Nur das neue Infotainment-System will nicht überzeugen.
Nürnberg – Dr. Winfried Vahland, der wichtigste Mann bei Skoda, steht neben seinem zweit-wichtigsten Auto. Ein Tuch verdeckt das frische Blech des neuen Fabia. Etwas viel Drama, denn die ersten Bilder gab es bereits vor ein paar Wochen. Vahland redet trotzdem neben dem verhüllten Auto. Von Konnektivität und Apps, von weniger Verbrauch und mehr Raum. Sein Ring schlägt beim Gestikulieren auf die Frontscheibe. Zwei Hostessen lupfen den Stoff. Skoda Fabia 3: Premiere mit Dr. VahlandQuelle: Skoda Mitten im süddeutschen Nirgendwo präsentiert der Skoda-Boss zum ersten Mal offiziell die dritte Generation des Kleinwagens. Etwas kürzer und flacher ist er geworden, dafür aber viel breiter: Neun zusätzliche Zentimeter haben die Designer auf seine Hüften gezeichnet. Die Spur misst an beiden Achsen drei Zentimeter mehr. Das Ausstellungsstück mit mittlerer Ausstattung zeigt eine von 100 Farb- und Felgen-Kombinationen. Ohne Panoramadach und Klimaanlage wäre der 3-Zylinder-Benziner weniger als eine Tonne leicht. Teurer soll er nicht werden, verrät man hinter vorgehaltener Hand. Dafür sicherer und praktischer. Dabei hilft der Motor, der im neuen Modell nach hinten gekippt ist. Das spart fünf Zentimeter Bauraum. Fünf weitere Millimeter spendiert der längere Radstand. Der gewonnene Platz vergrößert die Knautschzone, den Innen- und vor allem den Kofferraum. 330 Liter schluckt das neue Fabia-Heck, 15 Liter mehr als bisher. Zwischen Motor und Gepäck ändert sich hingegen wenig. Laut Skoda gibt es hier und da ein paar Millimeter mehr Raum. In der Praxis hat selbst der großgewachsene Redakteur viel Platz vorn und ausreichend Bein- sowie Kopffreiheit im Fond. Einige Kompakte mit erzwungener Coupé-Dachlinie bauen enger. Der direkte Konkurrent aus Ingolstadt sowieso. Mehr Komfort im Fabia 3Wenige Meter neben dem Aussteller parkt eine Hand voll Vorserienmodelle. Scheinwerfer, Rückleuchten und Embleme sind abgeklebt. Wieder etwas Drama – aber bis zur offiziellen Premiere in Paris will Skoda nicht alles zeigen. Fahreindrücke sind hingegen erlaubt. Quelle: Skoda Vom Modellwechsel profitiert in erster Linie das Fahrwerk. Die breitere Spur lässt den Fabia sicherer gleiten. Er federt komfortabler als sein Vorgänger, fängt Bodenwellen und Straßenschäden sanfter ab. Trotzdem wird er in flinken Kurven nicht schwammig. Die serienmäßige elektronische Differentialsperre addiert einen Hauch Sportlichkeit. Der stärkste Diesel fällt ins Turbo-LochAuf der Geraden ist die jedoch schnell wieder verflogen: Der stärkste Diesel scheitert am lang übersetzten Fünfgang-Schaltgetriebe. Beim Schalten sinkt die Drehzahl häufig unter 1.500 Touren. Auf bergigen Straßen baut der 1,4-Liter-Dreizylinder dann nicht genug Ladedruck auf, es hilft nur ein kleinerer Gang. Trotz 105 PS und 250 Newtonmeter Drehmoment wirkt er in solchen Situationen lahm, aus 3,5 Litern NEFZ-Verbrauch werden sechs im echten Leben. In seinem Wohlfühlbereich ab 1.700 Touren wirkt er dafür spritzig und ruhig. Das Dröhnen und Schnaufen aus dem Drehzahlkeller ist vergessen, mit den Touren kommt die Kraft. In 10,1 Sekunden sprintet er auf Tempo 100, bei 193 km/h geht ihm die Puste aus. Selbst bei höheren Geschwindigkeiten bleibt es angenehm ruhig im Innenraum. Die Bremsleistung liegt auf dem Niveau des Vorgängers. Vier Benziner mit 60 bis 110 PSQuelle: Skoda Wichtiger für den deutschen Markt sind bei Kleinwagen aber die Benzin-Motoren. Zwei Dreizylinder-Sauger mit 60 und 75 PS sowie zwei Turbo-Vierzylinder mit 90 und 110 PS gibt es zum Marktstart. Steuerketten und ihre Probleme wird es in keinem neuen Fabia-Motor geben. Alle bekommen einen Zahnriemen, Kurbelgehäuse aus Aluminium und vier Ventile pro Zylinder. Der 1,2-Liter-Direkteinspritzer mit 90 PS bietet den besten Kompromiss: Er liefert mit 160 Newtonmeter Drehmoment ausreichend Kraft für den leichten Fabia und stellt ein breites Drehzahlband zur Verfügung. Auf der flotten Testfahrt trinkt er knapp sieben Liter pro 100 Kilometer. Die Datenblätter versprechen zwei Liter weniger. Derzeit plant Skoda keine sportliche Top-Motorisierung. Der aktuelle Fabia RS verkaufe sich im niedrigen, einstelligen Prozentbereich – ein Nachfolger lohne sich nicht. Wenn sich diese Meinung ändert, dann hat Technik-Teamleiter Radek Novotny bereits eine Empfehlung parat: Er wünscht sich den 1,4-Liter-Benziner mit Turbo, Kompressor und 150 PS im hypothetischen Fabia RS. Der sei Dank Zylinderabschaltung sogar sparsam genug. Großartige Sitze, hartes Plastik und ein eigenwilliges NaviQuelle: Skoda Von seiner besten Seite zeigt sich der Fabia im Innenraum. Die Sitze sind langstreckentauglich und deutlich bequemer als jene im großen Bruder Rapid. Die Öde Hartplastik-Landschaft im Innenraum bekommt immerhin folierte Dekors in knallbunt oder dezent-metallisch. Das Infotainmentsystem sitzt jetzt weiter oben und kostet gut 30 Prozent weniger als beim Vorgänger. Genau hier liegt aber der Haken: Ein echtes Navi gibt es im Fabia nicht mehr. Das System spiegelt den Inhalt des Smartphones per Kabel-Verbindung und greift auf Wetter-, Musik- und Navigations-Apps zu. Das Handy liefert dabei die Antenne und beleuchtet ständig das Display. In der Ersparnis ist das passende Telefon bereits eingerechnet – bisher werden aber nur sehr wenige Modelle unterstützt. Eine Verbindung zu Smartphones von Apple gibt es erst im Frühjahr 2015. Trotzdem ist sich Vahland sicher: Dieses System wird sich durchsetzen. Es sei günstiger und aktueller als die üblichen Geräte. Zudem seien eine WLAN-Verbindung sowie kabelloses Laden des Smartphones bereits in Planung. Update: Hier lest Ihr News zum Skoda Fabia Kombi. Skoda Fabia: Technische Daten
|