In München stellte Mercedes die neue V-Klasse vor. Ihr Motto: Mehr Nutzen bei weniger Nutzfahrzeug-Charme. Mit High-Tech, Tierhaut und Holzfurnier.
Von MOTOR-TALK Reporter Fabian Hoberg München - Wenn Dieter Zetsche von Zeit und Platz und Luxus schwärmt, denkt er zumindest heute nicht an seine S-Klasse. Vielmehr denkt der Vorstandsvorsitzende von Daimler an einen Van – die neue Mercedes V-Klasse. Die wurde jetzt in München vorgestellt und ist eine völlige Neuentwicklung. Als Mercedes-Chef muss Zetsche zwar all seine Produkte wie die nächste Mondrakete anpreisen. Doch bei diesem Van hat er zumindest in zwei Punkten recht: luxuriös und groß ist er. Quelle: Daimler Deshalb nennt Mercedes den Nachfolger des Viano auch gerne „Großraumlimousine“. Soll heißen: groß wie ein Van und komfortabel wie eine Limousine. Damit das die Kunden auch so sehen, haben die Stuttgarter eine Menge ins Auto gepackt. Das fängt beim Touchpad aus der C-Klasse an, geht über den Monitor der A-Klasse und das Lichtdesign der S-Klasse bis zum Spurassistenten aus den LKW. Assistenztechnik wie im PkwÜberzeugen soll die V-Klasse ab Mai zum Beispiel Taxi- und Shuttleunternehmen, Flottenmanager und Familien mit Kindern. All jene, denen neben viel Platz auch Komfort und die neueste Sicherheitstechnik am Herzen liegen. Mit letzterem trumpft der im spanischen Vitoria gebaute Van besonders auf. Elf Assistenzsysteme sorgen für mehr Sicherheit an Bord. Dazu zählen Assistenten für Seitenwindausgleich, Spurhalten, Aufmerksamkeitkontrolle und Verkehrszeichenerkennung. Optional gibt es außerdem 360-Grad-Kamera, Park-Assistent, aktive Abstandsregelung und ein intelligentes Lichtsystem mit Kurvenlicht, Abbiegelicht und Fernlichtassistent. Wie bei der S-Klasse kann der Van zugunsten von LED auf alle Glühbirnen im Fahrzeug verzichten. Voll ausgestattet ist die V-Klasse das sicherste Auto in dieser Klasse – sagt zumindest Dieter Zetsche. Wir glauben ihm mal, denn der Konkurrent Volkswagen kann da, zumindest aktuell, nicht mithalten. Quelle: Daimler Im Innenraum ist der Mercedes deutlich moderner geworden. Das Cockpit hat einige leichte Schwünge und wirkt dadurch leicht und weniger wuchtig. Aus der C-Klasse stammt die zentrale Bedieneinheit in der Mittelkonsole, der Monitor der A-Klasse misst 17,8 Zentimeter (optional 21,3 Zentimeter). Bedienen lassen sich Auto und Computer über das Multifunktionslenkrad mit zwölf Tasten oder mit dem Controller mit integriertem Touchpad. Das gibt es leider erst ab der Ausstattung Audio 20 CD oder Command Online. Das Command-System vereint Audio-, Telefon- und Navigationsfunktionen sowie einen Internetbrowser und reagiert auch auf Sprachbefehle. V wie Vernetzung? Das wissen wir erst, wenn wir das ausprobiert haben. Feiner ReisenReisen im neuen Benz könnte ganz angenehm werden: Fahrer und Beifahrer lümmeln sich in Sitzen mit 4-Wege-Lordosenstütze und aktiver Sitzbelüftung. Die übrigen Passagiere finden Platz in Einzelsitzen mit Armlehnen und reichlich Platz nach allen Seiten. Optional gibt es einen Klapptisch und zwei Zweier-Sitzbänke oder eine Dreier-Bank. Sitze und Bänke werden auf Sitzschienen einfach hin und her geschoben. Oder für den Umzug zwischendurch schnell ausgebaut. Wer vom Nappaleder in drei unterschiedlichen Farben für Sitze, Lenkrad und Schaltknauf noch nicht genug hat, lässt sich zusätzlich das Armaturenbrett mit Tierhaut beziehen. Für mehr Atmosphäre sorgen nebst dezenter Ambientebeleuchtung in drei unterschiedlichen Farben Gesänge von Buckelwalen aus der Burmester-Soundanlage mit 16 Lautsprechern. Quelle: Daimler Falls das nicht reicht, um den Nachwuchs ruhigzustellen, kann der Fahrer über Mikrofon eine Ansage machen, die nach hinten auf die Lautsprecher übertragen wird. Laut einem Entwickler dürfte das aber selten vorkommen. Seine Begründung: Die Sitzhöhe und die unterste Fensterkante wurde so gewählt, dass selbst Kleinkinder bequem nach draußen schauen können. Man muss also nur durch interessante Gegenden fahren. Agil auf KnopfdruckStatt einer großen gibt es nun eine zweigeteilte Heckklappe, deren obere Hälfte sich zusätzlich schwenken lässt. So kann der doppelte Boden im Heck einfacher beladen werden. Der hält bis zu 50 Kilogramm aus und reicht für einen großen Wochenendeinkauf. Gegen Aufpreis öffnet und schließt sich die Klappe elektrisch. Freude am Fahren gibt es nicht nur in München. Folgerichtig bietet Mercedes jetzt einen sogenannten „Agility-Schalter“ an. Der wechselt je nach Lust und Laune zwischen den Fahrprogrammen ökonomisch, komfortabel, sportlich und manuell. Dadurch wird das Ansprechverhalten von Motor, Gaspedal und Getriebe angepasst und der Fahrcharakter ändert sich. Die MotorenQuelle: Daimler Die Schwaben setzen ausschließlich auf 2,1-Liter-Vierzylinder-Diesel in den Leistungsstufen 136, 163 und 190 PS. Der Basis-Diesel V220 CDI soll mit 5,7 Liter Sprit auf 100 Kilometer auskommen, der Spitzenmotor V250 Bluetec mit sechs Litern. Serienmäßig ist ein manuelles Sechsgang-Getriebe, erhältlich ist auch eine Siebengang-Automatik und später das Allradsystem 4Matic. Wahrscheinlich ist zu einem späteren Zeitpunkt auch eine Neungangautomatik von ZF. Optisch orientiert sich der Van am Mercedes-Design von Gorden Wagener: Steiler Grill, stark konturierte Motorhaube, weit in die Kotflügel gezogene schmale Scheinwerfer, scharfe Seitenkanten und eine breite Schürze. Dazu gibt es noch kräftig ausgestellte Radhäuser und eine nach hinten ablaufende Fensterkante. Dezent war gestern, langweilig aber auch. Mit 42.900 Euro für die mittlere von drei angebotenen Längen ist die V-Klasse rund 1.800 Euro teuer als der Vorgänger Viano. Mit dem hat der Neue allerdings auch nicht mehr viel gemein – außer, dass der Name mit V beginnt. |