Deutsche Hersteller planen endlich mit der Elektromobilität. Ab 2018 kommen diverse neue Modelle auf den Markt. Eigene Fabriken dafür werden vorerst kaum gebaut.
München/Stuttgart - Ankündigungen sind das eine, Studien auf Messen allenfalls der zweite Schritt. Bis deutsche Autohersteller flächendeckend Elektroautos im Angebot haben werden, vergehen noch ein paar Jahre. Doch immerhin: Es bewegt sich was. Im vergangenen Jahr kündigte Daimler seine neue Elektro-Marke EQ an, deren erstes Modell 2018 kommen soll. Audi will im gleichen Jahr einen elektrischen Geländewagen bringen. Volkswagen plant nach E-Up und E-Golf sein reines Elektromodell ID für etwa 2020, auch BMW plant nach dem i3 weitere batterieelektrische Modelle. Bis 2025, sagt Bosch-Chef Volkmar Denner, gehe die Branche von 15 bis 25 Prozent Elektrofahrzeugen aus - seien es Hybride oder reine Batteriebetriebe. VW beispielsweise will spätestens von 2025 an eine Million Elektroautos pro Jahr verkaufen. Pläne für neue Fabriken allerdings gibt es bislang kaum. Laut dem Autoexperten Stefan Bratzel von der Fachhochschule Bergisch Gladbach überrascht das vorerst nicht. Eine neue Produktion koste mehr als 500 Millionen Euro, sagt er. Die Unsicherheit, wie sich der Markt tatsächlich entwickeln werde, sei hingegen groß. „Wir sind in einer Übergangsphase, wo Elektromobilität gerade erst beginnt.“ Furcht vor Arbeitsplatzabbau durch E-MobilitätArbeitnehmervertreter fürchten um Jobs, da für die Montage von Elektromotoren deutlich weniger Bauteile und damit auch Handgriffe notwendig sind. Daimlers Entwicklungsvorstand Ola Källenius rechnet hingegen vor allem in der Übergangsphase eventuell sogar mit mehr Arbeitskräften. Bislang planen die meisten Autobauer, Stromer in den bestehenden Fabriken mitzubauen. Lediglich Porsche hat vor, für seinen bis 2020 geplanten Sportwagen Mission E eine neue Montage und eine neue Lackiererei am Stammsitz Zuffenhausen zu errichten. Kosten: etwa 700 Millionen Euro. Die Elektroantriebe sollen allerdings aus dem bestehenden Motorenwerk kommen. Etwas günstiger kam BMW die Produktion des i3 in Leipzig. Dort investierten die Bayern von 2009 bis 2012 rund 400 Millionen Euro in neue Strukturen und Anlagen für den Kleinwagen mit Carbon-Karosserie. Neue Fabriken für E-Mobile sind noch MangelwareDoch die übrigen Autobauer halten sich mit solchen Neubauten noch zurück. Volkswagen baut E-Golf und E-Up, die auf ihren Verbrenner-Pendants basieren, auf den gleichen Linien wie die Diesel und Benziner. Auch Audi lässt seinen Plug-in-Hybrid A3 e-tron zwischen den klassischen A3-Modellen vom Band rollen. Für das 2018 geplante, erste vollelektrische Serienmodell - ein sportlicher Geländewagen - ist das Werk Brüssel vorgesehen, wo bislang der A1 gebaut wird. Auch Daimlers Plug-in-Hybride sowie Elektro-B-Klasse und E-Smart werden auf den bestehenden Bändern gebaut. Die ersten Modelle der neuen Elektromarke EQ sollen im Werk Bremen vom Band rollen, wo unter anderem die C-Klasse gefertigt wird. "Wenn wir in Bremen Autos einer klassischen Prägung und gleichzeitig das erste Modell mit der neuen Elektroarchitektur bauen wollen, ist die Vernetzung der Architekturen und der Komponenten das Entscheidende", sagte der frühere Entwicklungsvorstand Thomas Weber im vergangenen Jahr. "Wenn beide Fahrzeuge auf der gleichen Produktionslinie gebaut werden können, ist man sehr flexibel", so Weber. Produktion für E-Mobile lohnt ab 150.000 Autos"Die Hersteller entscheiden durch eine clevere Montage mit, ob sie Geld verdienen", erklärt Peter Fuß von der Strategieberatung Ernst & Young die Vorgehensweise. "In einer schlecht organisierten Montage kann man viel Geld verlieren." Festgefügte Strukturen aufzuhebeln, werde hingegen teuer. "Daher scheuen sie, irgendetwas signifikant zu verändern, was eingespielt ist." Wenn man hingegen Elektroautos auf der gleichen Linie baue wie Verbrennungsmotoren, könne das funktionieren, wenn es sich um die gleiche Baugruppe handelt. "Dass das funktioniert, beweisen Zulieferer in der Auftragsfertigung." Ob es neue Produktionen gibt, werde sehr davon abhängen, wie die Modelle konzipiert sind, so Fuß - und von den Stückzahlen. "Eine neue Produktion wird interessant ab 150.000 Fahrzeugen pro Jahr." Bei Volkswagen zumindest denkt man bereits darüber nach. Eine Integration in bestehende Produktionen und Standorte werde gerade analysiert, sagt ein Sprecher. Ein komplett neues Werk hänge von Stückzahlen ab. Fest stehe, dass die E-Fahrzeuge an verschiedenen Standorten gebaut werden. "So erwarten wir beispielsweise den größten Teil des Absatzes in China", sagt der VW-Sprecher. Eine lokale Produktion sei also naheliegend. Quelle: dpa |