SUV sind Spritschlucker? Dass es auch deutlich sparsamer gehen kann, will Audi mit dem Q7 E-Tron zeigen. Dem ersten SUV, das mit einem Diesel-Plug-in-Hybrid fährt.
Madrid - Boosten, segeln, rekuperieren. Das ist kein moderner Dreikampf, so fährt man im Audi Q7 E-Tron. Die Autowelt ändert sich, mehr und schneller als je zuvor. Und die Hersteller suchen nach neuen Möglichkeiten der Mobilität. Als zweiten Plug-in-Hybrid nach dem A3 Sportback bringen die Ingolstädter ihr dickstes Schiff mit der aufwendigen Spartechnik an den Start. Und lassen sich das entsprechend vergüten: Der Q7, seit Frühjahr bereits als Benziner und Diesel auf der Straße, kostet in der E-Tron-Ausführung 80.500 Euro - gut 20.000 Euro mehr als der Einstiegsdiesel. Zum Händler kommt der Wagen im Frühjahr 2016. Es lohnt nicht, ausrechnen zu wollen, ab wann sich diese Anschaffung gegenüber einem reinen Diesel-Q7 lohnt. Nein, man muss den Q7 E-Tron einfach wollen, man sollte Spaß an der Technik und Spaß am Sparen haben. Potenzial ist durchaus vorhanden, zumindest auf dem Papier. Traumverbrauch bringt SupercreditsQuelle: AudiNach der höchst realitätsfernen EU-Formel zur Verbrauchsberechnung von Plug-in-Hybriden kommt der Q7 E-Tron auf einen NEFZ-Wert von 1,7 Litern auf 100 Kilometer. Das einspricht einem CO2-Ausstoß von nur 46 g/km. Totaler Quatsch, aber das Gesetz will es so. Realistisch ist ein Verbrauch von fünf bis sechs Litern, wie unsere rund 100 Kilometer lange Testrunde ergab. Mit dem geringen Normverbrauch greift Audi so genannte „Supercredits“ für Plug-in-Hybride mit einem CO2-Ausstoß von unter 50 g/km ab. So zahlt der Q7 E-Tron gleich doppelt aufs Konto ein und kann zwei Modelle mit höherem Spritverbrauch ausgleichen. Den Q7-E-Tron-Besitzer interessieren andere Dinge. Zum Beispiel das einmalige Gefühl, mit so einem Riesen-SUV leise surrend und (lokal) emissionsfrei unterwegs zu sein. Immerhin leistet die E-Maschine 128 PS. Und das Drehmoment von 350 Newtonmetern schaffen manche Zweiliter-Verbrennungsmotoren nicht. 2,5 flinke TonnenBeides reicht, um im Verkehr mitzuschwimmen. Wird das Gaspedal gestreichelt, stromert man mit dem Q7 E-Tron über 50 Kilometer weit. Theoretisch bräuchte man den 258 PS starken V6-Diesel also über Monate nicht, wenn der tägliche Weg zur Arbeit kürzer ist als diese Strecke. Für ein noch grüneres Gewissen bietet Audi sogar regenerativen Ökostrom an. Der Q7 E-Tron mutiert somit zu einem Paradoxon: einem Öko-SUV. Im Alltag – und während unserer Testfahrt – sieht die Sache allerdings anders aus. Beim Überholen bringt sich augenblicklich der Sechszylinder-Diesel ins Spiel. Dies macht er übrigens äußerst geschmeidig. Beide Motoren, E-Maschine und Verbrenner, ziehen dann gemeinsam an einem Strang und treiben den Audi-Brocken in 6,0 Sekunden von 0 auf 100 km/h und auf eine Spitze von 225 km/h. Nicht schlecht für ein SUV, das knapp 2,5 Tonnen wiegt. Quelle: Audi Dabei haben die Entwickler die zweite Generation um über 300 Kilogramm gegenüber dem Vorgänger abgespeckt, unter anderem durch eine Aluminium-Karosserie. Doch die Hybridtechnik schlägt mit 375 Kilo zurück. Davon gehen allein 202 Kilo auf die Batterie im Wagenheck. Hier kostet sie Kofferraumvolumen. Der Q7 E-Tron bring es auf 650 bis 1.835 Liter. Bei den konventionellen Modellen lauten die Werte 890 bis 2.075 Liter. Komfort-Könner mit WärmepumpeAuch der Plug-in-Q7 bietet grandiosen Reisekomfort und verwöhnt die Insassen mit hoher Material- und Verarbeitungsqualität. Derzeit kann hier kein Konkurrent mithalten. Ausgestattet ist der Q7 unter anderem mit einer Wärmepumpe. Sie zieht ihre Energie aus der Abwärme des elektrischen Antriebs und den Hochvoltkomponenten und schickt sie komprimiert als Wärme in den Innenraum. Effekt: Die Heizung muss weniger arbeiten, der Q7 kommt im E-Modus bis zu sechs Kilometer weiter. Verbrauchsmindernd soll auch der sogenannte „Prädiktive Effizienzassistent“ wirken. Er weiß per Navi-Daten exakt, wann eine Kreuzung, ein Gefälle oder ein Ortseingangsschild kommt und zeigt im Display einen grünen Fuß an. Dieser signalisiert dem Fahrer: Runter vom Gas, ausrollen, Sprit sparen. Optisch unterscheidet sich der Q7 E-Tron von seinen konventionellen Brüdern wenig. Wer genauer hinschaut, erkennt die speziellen Räder und mehr Querstreben im Grill. Das ist von Audi so gewollt – und fördert sicher die sozialen Kontakte. Schließlich muss man dem Nachbarn erklären, warum man eben so leise an ihm vorbei gerollt ist. Audi Q7 E-Tron 3.0 TDI quattro – Technische Daten
|