New York - Vier Tage lang ging nichts in dem Städtchen Fort Lee im US-Bundesstaat New Jersey. Zwei von drei Zugangsstraßen zur George-Washington-Brücke, einer der meistbefahrenen Brücken der USA, die über den Hudson River nach Manhattan führt, waren plötzlich gesperrt.
Der Verkehr staute sich durch ganz Fort Lee. Kinder kamen nicht zur Schule, Krankenwagen schafften es nicht ins Krankenhaus. „Wir brauchen dringend Hilfe, es ist unerträglich“, schrieb Bürgermeister Mark Sokolich an die zuständigen Behörden. Nichts zu machen, bekam er als Antwort.
Verkehrsinfarkt als Strafe
Jetzt kommt heraus: Der demokratische Bürgermeister Sokolich wollte den republikanischen Gouverneur von New Jersey, Chris Christie, bei der Wiederwahl nicht unterstützen. Den Verkehrsinfarkt dachten sich Christies Mitarbeiter als Strafe aus.
„Zeit für ein paar Verkehrsprobleme in Fort Lee“, schrieb Bridget Anne Kelly im vergangenen Herbst per E-Mail an den für die Brücke zuständigen Leiter der Verkehrsbehörde. Kurz darauf war Fort Lee tagelang komplett lahmgelegt.
Diese und weitere E-Mails wurden nun öffentlich, und sie lösten ein politisches Erdbeben aus. Was wusste Christie, der als einer der aussichtsreichsten Kandidaten für die Nachfolge von US-Präsident Barack Obama gilt? Kann jemand, in dessen Bundesstaat derartige Skandale passieren, überhaupt Gouverneur bleiben?
Was dem ersten Eindruck nach als reiner verkehrspolitischer Skandal daherkommt, könnte das republikanische Schwergewicht Christie die Kandidatur als nächster US-Präsident kosten.
„Ich war bei der Planung und Durchführung dieser Sache nicht informiert oder involviert“, betonte Christie am Donnerstag. Er sei „beschämt und gedemütigt“ und wolle sich bei den Bewohnern von Fort Lee entschuldigen. Seine Mitarbeiterin Kelly sei bereits mit sofortiger Wirkung gefeuert worden.
Christie im Kreuzfeuer
Chris Christie, Gouverneur von New Jersey, galt bisher als aussichtsreicher Präsidentschaftskandidat Quelle: dpa/Picture Alliance
Viele Menschen in den USA sind entsetzt. Die US-Medien kürten den Skandal rasch zur „Brigdegate“-Affäre und berichteten auf ihren Titelseiten darüber. „Chris steckt im Stau fest“, spottete die "New York Post."
Auch innerhalb der republikanischen Partei sorgt der Skandal für Ärger. Der erzkonservativen Tea-Party-Bewegung bietet das Thema reichlich Munition, um den ihrer Ansicht nach zu moderaten Christie zurückzudrängen.
Senator Christie hofft nun auf das politische Kurzzeitgedächtnis der Wähler und auf ihre Vergebung: „Ich glaube nicht, dass ich das Vertrauen der Menschen verloren habe.“
Quelle: dpa