DS: Neue Premium-Marke bei PSA Peugeot Citroën
"60 Prozent der DS-Kunden würden keinen Citroën kaufen"
Bisher war DS eine Produktlinie von Citroën, jetzt wird daraus eine eigene Marke - mit Premium-Anspruch. Wie geht so was? Wir sprachen in Paris mit dem DS-Chef Yves Bonnefont.
Paris - Die Abkürzung DS, das wissen Kenner der Citroën-Geschichte, bedeutet gar nichts. Zum Namen wurden die zwei Buchstaben, weil sie „Déesse“ ausgesprochen werden und dann „Göttin“ bedeuten. Wer nach einer Bedeutung sucht, findet also ein göttliches Nichts im Namen von Citroëns bedeutendster Ikone.
Von diesem Nichts abgesehen, ändert sich bei PSA Peugeot Citroën alles für die zwei Buchstaben. DS wird zu einer eigenständigen Marke in Europas zweitgrößtem Autokonzern. Neben Peugeot und neben Citroën, wo die DS-Modelle bisher eine Produktlinie bildeten.
Allein das ist schon mutig. Vor zehn Jahren führte Renault erfolgreich Dacia in Westeuropa ein. Anders als Dacia soll DS aber nicht mit Kampfpreisen punkten. DS soll als Premium-Marke gegen Audi, BMW oder Mercedes antreten.
Ein Kraftakt, an dem in Europa schon andere scheiterten: Toyota mit Lexus, Nissan mit Infiniti, GM mit Cadillac. Ford verkaufte in der Krise Volvo und Jaguar, Alfa lief bei Fiat jahrelang auf Sparflamme.Besser machen soll das bei DS der junge Markenchef Yves Bonnefont. Von seinem Vorgesetzten, Konzernchef Carlos Tavares, hat er die Zusage: Es darf Geld kosten, es darf Zeit kosten. Denn das wird es.
Premium ohne Tradition?
Im Gespräch sagt der DS-Chef häufig ‚Premium‘. „Ein Premium-Produkt muss zunächst einzigartig sein“, findet Bonnefont. Ebenso wichtig sei „savoir faire“: „Ein Produkt, das ohne Respekt, Noblesse und Handwerkskunst entsteht, kann kein Premium-Produkt sein.“ Ebenso entscheidend für Bonnefont: ‚Heritage‘. „Das Produkt und die Marke dürfen nicht aus dem Nichts kommen“.
Eine stolze Geschichte hat das Konstrukt DS nicht. Woher auch? Als Marke 2014 gegründet, standen alle Produkte bisher im Citroën-Katalog. Dieses Problem löst man bei PSA so: DS okkupiert die Geschichte der Citroën DS. Die war 1955 eine rollende Sensation, und sie ist es noch heute. „Eines der berühmtesten Autos aller Zeiten“, sagt Bonnefont.
Also feiert PSA den DS 5 mit „60 Jahre DS“ – ohne den Doppelwinkel, ohne den Namen von André Citroën. 1975 endete die Produktion des Klassikers. Eine 40-jährige Traditionspause, über die hier und heute niemand spricht.
Yves Bonnefont blickt lieber nach vorn, verweist auf erfolgreiche französische „Premium“-Produkte: Pariser Mode und Schmuck, Wein aus Bordeaux, Champagner, Parfum. DS solle zur „Familie der französischen Luxusmarken“ gehören.
Ziel von DS: Wachstum
Wie kam es überhaupt zu dieser Entscheidung? PSA braucht Wachstum und wollte neue Kunden erreichen – am liebsten im Premium-Segment, denn dort wird das Geld verdient. „60 Prozent unserer DS-Kunden würden keinen Citroën oder Peugeot kaufen“, sagt Bonnefont. DS könne spezifischer und eigenständiger sein, wenn es nicht noch Citroën sein müsse.
Zwar setzte PSA die neue Strategie zuerst in China um, wo PSA zuletzt die Absätze verdreifachen konnte. Mit der geliehenen Geschichte gibt es dort keine Probleme, weil Citroën den Chinesen ebenfalls neu ist.Yves Bonnefont spricht trotzdem von Europa, von Frankreich, von Paris. In der DS-World Rue Francois 1er habe man Kunden befragt. „95 Prozent der Leute, die diesen Shop betreten, haben noch nie einen Citroën-Händler besucht. DS ist eine Chance, neue Kunden zu erreichen. Das bedeutet Wachstum.“
Um diese Kunden anzusprechen, soll DS ein „herausragendes Kundenerlebnis“ bieten. In China hat jeder Käufer ein Autoleben lang einen festen Ansprechpartner. In Paris testet DS einen Abhol- und Bringdienst für Inspektionen. Weitere Ideen sind in Planung. Ford geht mit „Vignale“ derzeit einen ähnlichen Weg.
Neue Autos für die neue Marke
Keine neue Marke ohne neue Autos. Alle drei aktuellen Modelle wurden als Citroën entwickelt: Der Kleinwagen DS 3, der kompakte DS 4 und das Mittelklasse-Modell DS 5. Bis 2020 sollen es sechs Modelle sein. Fehlen zum „Premium“ da nicht zuerst größere Autos?
Premium sei keine Frage der Fahrzeuggröße, antwortet Yves Bonnefont. Er wolle in Segmente gehen, die „international am stärksten wachsen.“ Konkreter will er nicht werden. Aber in China verkauft Bonnefont bereits ein SUV namens DS 6. Es symbolisiert im Konzern geradezu die Krise, aus der sich PSA befreien will: Der DS 6 sei leider „nur für den chinesischen Markt entwickelt worden“, zitiert 'Automotive News' den PSA-Chef Tavares. Dabei könnte man so ein Modell weltweit gut gebrauchen.
Diese Entscheidung fiel vor Tavares‘ Amtsantritt. Für ihn war sie ein Fehler. Hätte man zehn Prozent mehr investiert, könne das SUV weltweit angeboten werden. Dies nachzuholen, sei nun zu teuer, sagt Tavares. Wiederholen soll sich so etwas keinesfalls.Hydropneumatik: Technik mit Zukunft?
Wie will sich DS beim Thema Technik profilieren? Für Yves Bonnefont ist klar: „DS ist nicht Retro. Deshalb werden wir niemals eine Kopie der DS von 1955 bauen“. Die Frage, ob dies auch die von Kunden geforderte Hydropneumatik-Federung einschließt, beantwortet er ausweichend.
Die Hydropneumatik gehöre zur „DNA von DS“. Man arbeite an neuen Fahrwerkstechnologien, man strebe erneut eine Alleinstellung im Markt an. Wann und womit, damit mag er sich derzeit nicht aus der Deckung wagen. Es soll nicht so laufen wie beim „Hybrid Air“-Antrieb: Erst ankündigen, dann einmotten. Klar ist: PSA entwickelt einen Plug-In-Hybrid mit Benzinmotor. DS, sagt Bonnefont, wird ihn als erste Marke anbieten dürfen.
Kann DS als Premium-Marke überhaupt funktionieren? Es wird zumindest sehr schwer, glaubt der Automobil-Analyst Max Warburton. Für Premium-Preise erwarten die Kunden etwas: mehr Qualität, mehr Leistung und Technik, vor allem aber mehr Image und Prestige. „Kann PSA 15 Jahre auf den Erfolg warten?“, fragt Warburton.
Audi benötigte 14 Jahre für den Premium-Status, sagte George Galliers von Evercore ISI zu 'Automotive News'. Aber er glaubt: In China könnte es schneller gehen. „Das könnte PSA reichen“. Yves Bonnefont will mittelfristig 10 Prozent vom PSA-Gesamtabsatz erreichen. Das entspricht ungefähr 350.000 Fahrzeugen im Jahr. 2014 waren es 118.472 Fahrzeuge. Bei einer Verdopplung des Angebots ist dieses Ziel also nicht unrealistisch.
"Marken" sind immer Marketing. Das weiß der Kunde. Man wird nicht auf Marketing hereinfallen. Marketing ist ein Trick der Werbung. Wer eine "Marke" kauft ist auf Werbung hereingefallen. Nur meine Meinung.
Dacia, 10 Jahre? Bin ich hier im Schreiner-Forum? 🙄
http://de.wikipedia.org/wiki/Automobile_Dacia
Wer würde überhaupt DS kaufen.... Ich finde immer noch, dass DS immer noch ein Citroen bleibt und ist...
KANN funktionieren. Von der Konzeption her klingt das alles recht attraktiv. Ist dann nur eine Frage der Umsetzung. Sprich wenn ich ein (Semi)Premium-DS kaufe will ich zum einen das besondere Design (schaffen sie definitiv) und entsprechende Technik/Qualität haben. Letzteres ist die spannendere Herausforderung. Nur einen C3/4/5 in optisch aufgehübscht wird nur wenige zum Kauf überzeugen.
Moderne Technik und ein hohes Qualitätsniveau ist nötig. Da darf man sich solche Fehler wie das Fahrwerk des DS5 nicht nochmal erlauben.
Was fehlt? Ein DS6 (als Nachfolger des C6). Zwei SUV (kompakt und Mittelklasse) und vielleicht besteht auch ein Markt für einen DS2 mit ca. 3,8m länge. Ein leeres Segment und für sicherlich viele Kunden aus diversen Schichten interessant (Mini hat das Feld gerade wieder freigegeben)
"60% der DS-Kunden würden keinen Citroen kaufen". Aha. Aber 100% der DS-Kunden haben doch genau das getan. 😉
MFG Sven
Nicht nur. Du willst auch ein entsprechendes Ambiente beim Händler haben. Ich persönlich brauche die Glas-Paläste mit Fliesen- und Wand-Farben nach Hersteller-Vorschrift nicht, aber der Erfolg gibt ihnen Recht.
Wer würde einen A6, 5er, E oder was auch immer bei einem Hinterhof-Schrauber kaufen? Ausserdem werfen "Premium"-Autos (über die Definition will ich jetzt gar nicht diskutieren) und -Händler meist auch ein gutes Licht auf die kleineren Modelle - was natürlich der Verkaufsförderung dient.
Ich drücke Citroen - äääh, Verzeihung, DS die Daumen.
Ich kann´s nicht mehr hören 🙄
Die Aussage ist insofern richtig, das Dacia erst 1999 von Renault übernommen wurde und auch erst seit 2005 in "West"Europa angeboten wird.
Sprach der Audi Fahrer 😉
Es geht um die Marke. Wer dahinter steckte(e), ist in diesem Zusammenhang egal. Citroen ist ja auch schon lange nicht mehr in der Hand des Herrn Citroen. Bei Opel begann die Zeitrechnung auch nicht erst nach der Übernahme durch GM, oder?
Ausserdem gab es die (üblen) Kisten der Marke DACIA auch im Westen schon eher.
Man muss das nicht wissen, aber von einem Auto-"Journalisten" erwarte ich mehr.
Und warum sollte ein Audi-Fahrer das nicht schreiben?
Fängt schon wieder diese Markenhackerei an???
so sieht es aus. Solange die keine wirklich innovativen neuen Automobile verkaufen, sondern nur umbelabelte Citroens, ist das Kind eine Totgeburt.
Dann ist der Citroen DS3 das vorab Edelprodukt dieser Premiummarke?
Na, "dann schaun wir mal" wie es diesem Spleen ergehen wird.
Weder Toyota, noch Nissan gelang es, LEXUS oder INFINITY hier als
Premiummarke zu placieren. Außer Toyota oder Nissan Kunden, wissen
nur Wenige mit diesen Marken was anzufangen, da soll ein "DS" ein
Knaller werden???? Da hat ja Citroen einen besseren Namen,meine ich.
Wer würde überhaupt Audi kaufen.... Ich finde immer noch, dass Audi immer noch ein VW bleibt und ist...
Ich finde DS ohne Citroen Bedeutungslos...
Erst haut PSA die Marke Citroen total in den Eimer dann kommen sie mit diesen Schmarrn daher. 🙄
60% aller Audi Kunden wuerden keinen VW kaufen?
60% aller DKW Kunden wuerden keinen Audi kaufen?
60% aller Opel Kunden wuerden keinen Daewoo kaufen?
60% aller Dacia Kunden wuerden keinen Renault kaufen?
Das kann man beliebig fortsetzen...
Zu Lexus, Acura, Infinity und Co.: Das funzt eigentlich sehr gut ausserhalb Deutschlands. 😉
Pete