Unfallursache: Eisplatte kracht auf Autodach
"Bitte, liebe Lkw-Fahrer, passt besser auf"
Eine riesige Eisplatte landete auf Tanja Schleichers Ford Focus. Wie durch ein Wunder blieb sie unverletzt. Jetzt schrieb sie einen offenen Brief an alle Berufskraftfahrer.
Elchingen - Tanja Schleicher ist 1,58 Meter groß. Wäre sie zwei Zentimeter größer, wäre sie heute womöglich tot. Denn dann hätte ihr die Eisplatte, die ihr Auto traf, wahrscheinlich den Schädel skalpiert.
Das war am 7. Januar 2015 gegen 12:30 Uhr. Tanja Schleicher fährt in ihrem Ford Focus vom schwäbischen Langenau Richtung Burlafingen. In einer Kurve kommt ihr ein Lkw entgegen. „Ich habe zunächst nur eine kleine Eisplatte gesehen, die vom Lkw fiel. Dann löste sich eine gewaltige Scholle und segelte auf mich zu. Da dachte ich: "Jetzt ist aus“, sagt Schleicher zu MOTOR-TALK.
Eine Armee an Schutzengeln
Die Eisplatte kracht auf Dach und Windschutzscheibe. Große Stücke durchdringen das Glas. Sie verfehlen Schleichers Kopf um Millimeter. „Ich habe das Eisstück sogar gespürt“, sagt die 40-Jährige
. Wäre die Platte ein bisschen früher losgebrochen oder Schleicher eine Sekunde später losgefahren, wäre sie womöglich tot. Diese Vermutung äußerten die Polizeibeamten, die Schleicher nach dem Unfall betreuten. "Ich hatte eine ganze Armee an Schutzengeln".Der Lkw-Fahrer habe nach dem Unfall sofort angehalten und ihr geholfen, sagt Schleicher. "Er war sehr betroffen." So sehr geschockt, dass er nicht mehr in der Lage war, die Polizei zu rufen. Tatsächlich droht ihm eine erhebliche Strafe. Fällt eine Eisplatte von einem Lkw-Dach und verletzt einen anderen Verkehrsteilnehmer, drohen eine Strafanzeige und bis zu drei Jahre Haft, sagt ein Sprecher des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West.
Schnittwunden in Gesicht und an den Händen
Die alleinerziehende Mutter von zwei Kindern hatte Glück. Nach dem Unfall spürt sie keine Schmerzen. Sie sieht nur ihre blutenden Finger, in ihrem Mund knirschen Glassplitter. Kleine Splitter der Windschutzscheibe verletzen sie leicht im Gesicht, an Händen, Beinen und am Oberkörper. Beim Arzt war sie nicht. Dennoch wird die Polizei den Vorfall der Staatsanwaltschaft melden. Wenn Schleicher keinen Strafantrag stellt, wird der Fahrer um ein Verfahren herumkommen.
Zuhause entfernt Schleicher die letzten Splitter aus ihrer Haut und verfasst eine Nachricht an alle Berufskraftfahrer, die sie auf Facebookveröffentlicht. Sie schreibt: „BITTE BITTE BITTE liebe Berufskraftfahrer.... Ich und viele Andere auch, möchten gerne noch die ein oder anderen Feste und schöne Stunden mit ihren Liebsten verbringen... Gebt auf uns Acht...! Ich danke Euch...“ Ihr Post wird in weniger als 24 Stunden rund 1.700 Mal geteilt.Airbags gegen Eis auf dem Dach
Andere Autofahrer melden sich. Aber auch Trucker. Genau wie der am Unfall beteiligte Lkw-Fahrer klagen sie darüber, dass es in der Praxis kaum möglich sei, das Eis vom Anhänger zu entfernen. Hierfür seien spezielle Gerüste notwendig, die es nur selten gibt. Airbags, die bei Regen und Schnee aufgeblasen werden können und eine Wasseransammlung auf dem Dach verhindern, kosten Geld.
Und: Mit einer Leiter aufs Dach zu steigen, ist nicht ohne Weiteres möglich. Die Forderungen der Berufsgenossenschaft lauten: Der Anstellwinkel der Leiter muss 65 bis 75 Grad betragen. Die obersten drei Sprossen der Leiter dürfen nicht betreten werden. Die Leiter muss mit einem Gurt gegen das Wegrutschen gesichert werden.
Doch die Mühe lohnt sich: Auf einem Lkw-Dach können sich bis zu 700 Liter Wasser sammeln, die sich bei Frost in dicke Eisplatten verwandeln. Bitte, liebe Lkw-Fahrer, vergesst das nicht.
Das ist doch ein uraltes Problem. Das der LKW-Fahrer angehalten hat, ist ihm sehr hoch anzurechnen. In der Regel fahren die einfach weiter.
Hier müsste der Gesetzgeber den Halter, über eine Ausrüstungspflicht, in die Haftung nehmen. In der Regel kann der Fahrer, selbst wenn er wollte, das Eis nicht entfernen. Sinnvoll wären Planen, die, wie früher in der DDR, einen hohen Neigungswinkel haben. Aber das geht dann wieder auf den Spritverbrauch und das wünscht die Lobby nicht.
peso
Ja, der Brief hätte an die Regierung gehen müssen, die LKW Fahrer sind hier genauso Opfer.
... in der Theorie!
Hier unsere praktische Erfahrung:
Beim Überholen eines Lkws auf einer Stadtautobahn mit unserem Golf IV Variant, besetzt mit meiner Frau und unserem 6-jährigen Sohn, krachte eine Eisplatte in die Frontscheibe und durchschlug sie fast.
Nach dem Abfangen des Fahrzeugs aufgrund der Schreckreaktion konnte sich meine Frau noch das Kennzeichen des ausländischen Lkws merken und fuhr zur nächstgelegenen Polizeistation.
Dort sagte man ihr nur lapidar, sie solle den Schaden der Teilkasko melden und die Eigenbeteiligung zahlen, denn den Fahrer nun zu verfolgen und zu befragen würde nichts bringen. Der würde leugnen, irgend etwas bemerkt zu haben und da meine Frau nichts beweisen könne, würde das Ganze ausgehen wie das Hornberger Schießen.
So viel zur Praxis!
Schönen Gruß
nicht beim Arzt? Sorry, wäre ich alleinerziehend würde ich alles dafür tun meinen beiden Töchtern so lange wie möglich erhalten zu bleiben und nicht sowas abziehen.
Nach so einem Unfall stehen doch die meisten unter Schock und sollten mal lieber das Standardprogramm in der Notaufnahme bekommen und nicht ihren Ar... vor ne Tastatur schwingen.(oder steht mal wieder nicht alles in der News drinnen?)
Meine Meinung jedenfalls.
Moin,
Ich kann von Glück reden, das mir das in diesem Umfang wie bei Frau Schleicher, noch nie passiert ist … aber ich kenne das Problem sehr gut. Ich sehe auch des öfteren LKW die "Eisscheiben" von ihren Planen abwerfen.
Meiner Frau sage ich im Wintern immer, genügend Abstand halten hinter einem LKW.
Wie man jetzt sieht, ist das Problem nicht nur dann vorhanden, wenn man hinter einem LKW fährt.
Die Regierung wird sich einen Deubel scheren. Solange es nicht ZDF (Zahlen, Daten und Fakten) gibt über die genauen Anzahl der Unfälle mit just dieser Ursache, wird kein Hahn danach krähen etwas zu ändern.
Lösung kann nur durch die KFZ Versicherung (kollektiv) und Speditionen (Airbags) gefunden werden.
Mich würde interessieren, was so ein Airbag kosten würde.
Da die LKW ja alle Luftdruckbremsen haben, könnte man nicht "einfach" einen aufblasbaren Schlauch über die Plane/Dach verlegen, der mit einem kurzen Schwall von Hochdruck das Eis wegsprengt?
Sowas ist ja gleichzusetzen mit dem Prinzip Airbag, jedoch vielleicht günstiger?
Vielleicht sogar eine perfide Geschäftsidee?
Eine andere Möglichkeit wäre es vielleicht, und dies ist völlig manuell zu bedienen, eine ausrollbare Plane über Nacht/Tag über das Dach zu legen ( a la Kieslaster …) und dann kann der Fahrers mittels Zurrgurt und Schellen/Rollen das Dach vom Eis befreien. Auch wenn dort bis zu 700kg Eis "lagern" … schlimmstenfalls muss es eine hydraulische Lösung geben können?
Ich habe mal einen Trucker gesehen, der an einer Raststätte mit einer Holzplanke, das Dach "aufbockt" hat, und dann kam links und rechts das Eis runter …. das ist aber nicht die Lösung.
Klar ist wohl jedem, hier lauert eine sehr grosse - und total unterschätze - Gefahr.
Auf den Parkplätzen vor den "großen" Tunnels in den Alpen in Österreich sind extra Gerüste aufgebaut, von denen aus man gut auf die Dächer der Lastwagen kommt - man muss die nur auch benutzen!
Hunweisschilder sind auch vorhanden!
Ich arbeite bei einem marktführenden Nfz Hersteller und weiß daher, dass die sog. RSAB (Roof Safety Airbag) bei den meisten Herstellern angeboten werden und auch funktionieren. Das sowas nicht flächendeckend verkauft wird liegt einfach daran, dass es den meisten Speditionen unwirtschaftlich scheint in Einrichtungen zu investieren, die ein paar € kosten, aber keinen direkten Nutzen bringen. Grob geschätzt werden in Europa unter 5% aller Sattelauflieger damit ausgestattet.
In anderen Märkten wie Vorderasien und Russland geschätzt noch weniger.
Und was genau bringen Gerüste in Österreich für einen LKW der in Süddeutschland fährt?!🙄
Moin .
Ich bin vor über 25 Jahren selber mal eine Zeit lang LKW gefahren . Wir hatten nicht mal bei uns auf dem Firmengelände die Möglichkeit Schnee vom Dach zu entfernen . Ich habe auch immer mit einer Latte die Plane angehoben um das Wasser ablaufen zu lassen . Das ist in der Regel aber nur möglich wenn die Ladefläche leer ist .
Schon damals fragte ich mich , warum muß das Dach eines LKW waagerecht sein ? Wenn es an einer Seite um 10 bis 20 cm abfallen täte , würde sich kaum Wasser dort ansammeln können .
Gruß Ole .
Nun , nicht wirklich was . Aber so war das wohl auch nicht gemeint . Sondern als Idee zu verstehen das man solche Gerüste vielleicht auf jeden Übernachtungsplatz für LKW aufstellt .
Man macht ESP und RDC zur Pflicht. Warum nicht solche Airbags? Hier ist der Gesetzgeber am Zuge. Aber lieber noch nach ein paar Glühlampen suchen die man dann verbietet...
Seh ich auch so, ESP-Pflicht, ABS-Pflicht, Gurt-Pflicht, jetzt diese dämliche Reifendrucksensorenpflicht, da können die ruhig diese Airbags verpflichtend einführen.
Alternativ wärs aber, wie ein vorredner angemerkt hat, einfacher, einfach eine kleine Neigung zu realisieren und das wasser läuft ab. Eine idee wäre noch, wenn das Dach des Aufliegers ein klein wenig Rund ist, das würde der Aerodynamik eines Quaders bestimmt nicht schaden und der verlust an Ladekapazität ist vernachlässigbar.
Und so sehr ich dem LKW-Fahrer seine Reaktion und Betroffenheit anrechne, finde ich, dass dieses fahrlässige und gefährliche Verhalten bestraft werden muss, wenn auch nicht unbedingt gleich mit Freiheitsstrafe.
selbst wenn wir mal die technische machbarkeit vorraussetzen, die aber nicht gegeben ist...
...spätestens an dem punkt, wo unkontrolliert eisschollen durch die gegend spritzen, wird da ein riegel vorgeschoben!
auch das funktioniert nicht, du ziehst allerhöchstens die plane unter dem eis, aber nicht das eis mit der plane vom auflieger runter...sofern nicht vorher bereits das dachgestänge krummgezogen ist...
...so ein lkw-dach ist nämlich keinesfalls glatt, um gewicht zu sparen wird dort i.d.r. plane verwendet, diese liegt auf einem gestänge auf und zwischen den einzelenen stangen bilden sich dann wassersäcke!