VW: Absatz-Rückgang und Betriebsversammlung
"Der Konzern kann die Krise meistern"
Während Volkswagen auf der Betriebsversammlung an die Mitarbeiter appelliert, nicht den Mut zu verlieren, veröffentlicht das Kraftfahrt-Bundesamt die schrumpfenden Absatzahlen.
Wolfsburg - Während auf der VW-Betriebsversammlung in Wolfsburg rund 20.000 besorgte Mitarbeiter den Parolen von Vorstand und Betriebsratschef Osterloh lauschten, verkündete das Kraftfahrt-Bundesamt die nächste Hiobsbotschaft: Im November hat VW in Deutschland 57.923 Pkw verkauft, zwei Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Der Gesamtmarkt wuchs dagegen um 8,9 Prozent auf 272.377 Neuwagen. Im Oktober war das Minus für VW noch kleiner ausgefallen.
Unterdessen appellierten Betriebsrat und VW-Eigentümer an die Belegschaft, nicht den Mut zu verlieren. "Niemand darf den Kopf in den Sand stecken", sagte VW-Aufsichtsrat Wolfgang Porsche bei der nicht öffentlichen Veranstaltung laut Redetext, der der Deutschen Presse-Agentur in Auszügen vorliegt. "Niemand darf glauben, dass der Abgas-Skandal wie ein Gewitter vorbeizieht und danach wie aus heiterem Himmel wieder schönes Wetter kommt." Der Konzern könne die schwere Krise aber meistern: Mit einem konsequenten Handeln werde VW den Weg aus "dieser Lage finden".
Müller will Abgas-Skandal bis Ende 2016 hinter sich lassen
Zu der zweiten Betriebsversammlung seit Ausbruch des Diesel-Debakels im September kamen nach Betriebsratsangaben bis zu 20.000 Mitarbeiter. Teilgenommen haben auch Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) und der komplette Vorstand um VW-Chef Matthias Müller.
"Ich hoffe, dass wir damit Ende nächsten Jahres weitgehend durch sind", sagte Müller im Vorfeld der Versammlung zum Magazin "Stern" (Donnerstag). Um die drohenden finanziellen Belastungen auszugleichen, will der VW-Vorstand Abstriche bei der eigenen Vergütung machen. "Wenn Volkswagen den Gürtel enger schnallen muss, dann erwarte ich auch von uns im Vorstand, dass wir aus freien Stücken ebenfalls zurückstecken", sagte der Konzernchef und ergänzte: "Da sind wir uns übrigens schon einig."
Osterloh: Das waren elf harte Wochen
Überschattet wurde die Betriebsversammlung von wachsenden Arbeitsplatzsorgen. "Seit Bekanntwerden des Abgas-Skandals sind beinahe elf Wochen vergangen. Ich kann euch nur sagen: Das waren genauso wie für euch auch für mich elf harte Wochen", betonte Betriebsratschef Bernd Osterloh. Bei vielen Mitarbeitern seien die Sorgen zuletzt nicht kleiner geworden. Doch es gebe auch Gründe für Zuversicht. So habe der Konzern für einen Großteil der in Europa zugelassenen Dieselwagen mit Betrugs-Software inzwischen technische Lösungen präsentiert.
Vor allem Leiharbeiter mit Zeitverträgen fürchten um ihre Zukunft bei VW. Auch die Ankündigung, dass die rund 120.000 festen Beschäftigten im VW-Haustarif auf die sonst üblichen üppigen Bonuszahlungen verzichten müssen, belastet die Stimmung - ebenso wie der Beschluss verlängerter Weihnachtsferien mit längeren Produktionspausen.Da gibt es schon eine gewisse Wut
"Es ist natürlich schade, dass man den Bonus nun nicht bekommt", sagte ein VW-Mitarbeiter der dpa. Es sei zwar eine Frage der Zeit gewesen, bis die Ausschüttung - zehn Prozent des operativen Ergebnisses der Pkw-Kernmarke - auch wieder einmal geringer ausfalle. "Aber dass das jetzt aufgrund solcher Umstände passieren muss, ist schon extrem bedauerlich. Da gibt es schon eine gewisse Wut."
Die Solidarität mit den Leiharbeits-Kollegen sei groß: "Das ist menschlich nicht schön." Man müsse aber bedenken, dass Kürzungen hier in Zeiten nachlassender Aufträge ein ganz normales Instrument seien. Ein anderer VW-Mitarbeiter sagte: "Klar geht bei uns die Angst um. Aber es wird schon. Jeder hofft, dass das dicke Ende ausbleibt."
In Hannover laufen 300 Verträge aus
Wie begründet die Sorgen sind, zeigen Pläne für das Nutzfahrzeugwerk in Hannover. Ende Januar sollen rund 300 Verträge auslaufen, wie die "Hannoversche Allgemeine Zeitung" berichtete. Verträge von weiteren 500 Leiharbeitern sollen zudem zunächst nur um drei Monate verlängert werden. Laut Osterloh hat dies nichts mit dem Diesel-Skandal zu tun - es sei der schlechten Nachfrage nach dem Pick-up Amarok geschuldet.
Für andere VW-Werke oder Konzerntöchter seien bislang noch keine vergleichbaren Entscheidungen zu möglicherweise auslaufenden Verträgen getroffen worden, sagte ein Konzernsprecher der dpa. "Es gelten alle bisher gemachten Zusagen." Mit Blick auf die Leiharbeit am Hauptsitz betonte Osterloh: "Für den Standort Wolfsburg kann ich jedenfalls für das erste Quartal noch Entwarnung geben. (...) Wir hoffen, dass uns die Kunden die Treue halten." Weltweit sind beim VW-Konzern rund 600.000 Menschen beschäftigt, davon etwa 72.500 in Wolfsburg. Mehr als 830.000 Fahrzeuge laufen hier pro Jahr vom Band.Zumindest die Arbeitsplätze der Stammbelegschaft sind laut Osterloh nicht gefährdet. Auch Wolfgang Porsche betonte, sich für den Erhalt der Jobs einsetzen zu wollen. "Die Familien Porsche und Piëch stehen zur Beschäftigungssicherung bei Volkswagen durch ein stabiles und erfolgreiches Unternehmen", sagte er. Auch Müller hatte bereits angekündigt, die Stammbelegschaft halten zu wollen.
VW will mehrere Milliarden an Krediten aufnehmen
Parallel zur Betriebversammlung wurde aus nicht näher genannten Kreisen bekannt, dass VW sich frisches Geld von mehreren Banken besorgen und damit im Abgas-Skandal ein Zeichen finanzieller Handlungsfähigkeit setzen wolle. Der Konzern plant voraussichtlich in dieser Woche die Unterzeichnung einer Brückenfinanzierung über mehrere Milliarden Euro, wie die Deutsche Presse-Agentur am Mittwoch erfuhr. Das könnte Anleger beruhigen, die unter anderem wegen drohender Strafzahlungen und Schadensersatzforderungen gegen VW um die Liquidität des Autobauers fürchten. VW wollte den Vorgang zunächst nicht kommentieren.
Die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete, dass 13 Banken jeweils Darlehen in Höhe von 1,5 oder 2,5 Milliarden Euro gewähren sollen. Daraus ergebe sich eine Finanzierung im Gesamtumfang von rund 20 Milliarden Euro. Das Interesse von Kreditgebern sei sogar noch größer gewesen. Von Anlegern könnte das als positives Signal für die Kreditwürdigkeit des Unternehmens aufgefasst werden. Alle drei großen Ratingagenturen hatten VW zuletzt schlechtere Bonitätsnoten verpasst als vor Bekanntwerden des Skandals um manipulierte Abgas- und Spritverbrauchswerte.
Allen Unkenrufen zum Trotz war ein solcher Umsatzrückgang angesichts der Entwicklung der letzten drei Monate vorhersehbar.
Schön finde ich die Formulierung "Müller will Abgas-Skandal bis Ende 2016 hinter sich lassen". Von Aufklärung ist nicht die Rede. Das merkt man seit den 10 Wochen, die dafür schon Zeit waren. Das Kronzeugen-Programm hat auch keine neuen Erkenntnisse gebracht...
Ja klar kann der Konzern davonkommen. Aber bis Ende 2016 wird wohl mehr als ein blaues Auge zurückbleiben... Und wenn dann die Staatsanwaltschaft Anklage erhebt, wird es wieder spannend.
Aber eines sich sicher: Sollte es am Ende des Ganzen VW noch geben, gibts ein "weiterso wie bisher"...
Finde den Rückgang eher überraschend tief...
Das ist ja auch erst der Anfang...
...und noch lange kein Signal zur Entwarnung...
Die nächsten 6 Monate möchte ich mir nicht ansehen wollen ......................Auwei 😉
nur 2% ??
Kann ich irrgendwie nicht glauben.
wie schon die letzten monate, man will den skandal hinter sich lassen.
von aufarbeiten und die betrofenen käufer "wirklich aufklären" und konstruktive lösungen des problems erst mal suchen und dann finden und umsetzen, war noch nie die rede und wird auch keine rede mehr sein.
zum schluß sind zur hälfte die käufer schuld, denn sie hatten zu viel verlangt. zur anderen hälfte die bösen vorschriften. nur vw die sind nie schuld.
Das KBA berücksichtigt doch nur die Zulassungen!? Wenn man an monatelange Wartezeiten für bestellte Fahrzeuge denkt, dürfte sich der Rückgang verzögert auswirken, also hauptsächlich in den nächsten Monaten. Das ist zumindest meine Vermutung.
Mir ist schleierhaft, warum man 20 Milliarden aufnimmt, wenn man nur ein paar billige Plastikrohre nachrüsten muß und eine andere Software aufspielt und das war es! Da war wohl gute Lobbyarbeit im Spiel, könnte man meinen.
Danach sind alle glücklich und haben wieder ein sauberes Diesel-Gewissen, nur warum hat man dann nicht schon bei Inspektionen heimlich eine neue Software draufgemacht, um die alten Mogeleien zu beheben, wenn man programmtechnisch so weit ist? Oder ist diese Software ausgerechnet jetzt fertig geworden? Das kann man glauben, muß es aber nicht, dass ein Softwareupdate die perfekte Lösung ist. Auf jeden Fall ist es erstmal die billigste Lösung!
Und wenn die jährliche Bonuszahlung jetzt mal ausfällt für MA des VW-Konzerns, dann ist der Lohn immer noch extrem hoch im Vergleich zu Schraubern in den VW-Werkstätten.
So ist es. Hinzu kommt, dass VW viele Flotten/Gewerbekunden hat die zuerst noch bestehende Rahmenverträge erfüllen müssen. Die Auswirkungen des Dieselgate auf die deutschen Zulassungen werden wir daher erst 2016 im vollen Umfang sehen.
Die Hoffnung stirb zuletzt! Das werden viele schwierige Jahre, denn einfach alles auf den Preis schlagen geht nicht, zumindest bei den nicht Markentreuen.
Das war es eben gerade nicht. Die zu erwartenden Strafzahlungen müssen ja auch noch finanziert werden.
Er hätte die Chance gehabt zu sagen,
"was ich will, ist momentan sekundär, was die Kunden wollen
muß wieder in den Fokus des Unternehmens"
Solche Sätze kommen an. Besonders dann, wenn sie Glaubwürdig sind.
Jedoch gibt es solches Denken weder innerhalb der Marke VW, noch im Konzern VW.
Das einzigste was den Typ interessiert ,ist das die Kurve der Aktie wieder nach oben geht mehr nicht !