Tempolimits am Nürburgring: Was kommt danach?
„Die Welt lacht über den deutschen Motorsport“
Vor wenigen Tagen starb ein Zuschauer beim VLN-Lauf auf der Nordschleife. Die Verantwortlichen reagierten mit Tempolimits. In die Trauer mischt sich jetzt Wut und Spott.
Berlin/Nürburgring – Jürgen Alzen ist Rekord-Gesamtsieger der VLN-Langstreckenmeisterschaft auf dem Nürburgring und der vorerst letzte Sieger eines VLN-Rennens ohne Tempolimits. Die hatte der Deutsche Motor Sport Bund (DMSB) am 7. April als Reaktion auf den Tod eines Zuschauers beim ersten VLN-Lauf 2015 für die Nordschleife beschlossen.
"So hart es klingt, leider gehören Verletzte und gelegentlich auch Tote zum Bild des Sports und nicht nur zu dem des Motorsports“, schreibt der Rennfahrer nur wenige Tage später auf seiner Facebook-Seite. Jürgen und sein Bruder Uwe Alzen stammen aus einer Motorsport-Familie und fahren seit Jahrzehnten Rennen am Ring. Der Alzen-Post bekommt mehr als 4.000 Likes und wird mehr als 1.300 Mal geteilt. Er ist die krasseste Reaktion auf die Maßnahmen des DMSB am Ring. Die lauten: Maximal 200 km/h vor „Flugplatz“ und „Schwedenkreuz“, höchstens Tempo 250 auf der „Döttinger Höhe“.Eine weitere Reaktion darauf ist die Absage des Kremer-Racing-Teams für das Qualifikationsrennen des 24-Stunden-Rennens an diesem Wochenende. „Ein Tempolimit auf einzelnen Passagen der Nürburgring Nordschleife ist mit unserem Verständnis von freiem Wettbewerb im Motorsport nicht vereinbar“, lässt Kremer-Inhaber Eberhard A. Baunach per Pressemitteilung verlauten. Im Gespräch mit MOTOR-TALK ergänzt ein Sprecher, dass das Team unter den gegenwärtigen Bedingungen auch den Start beim 24-Stunden-Rennen absagen wird.
Die Entscheidung des Kölner Rennstalls nötigt anderen Teams und Fahrern Respekt ab. Denn ein Tempolimit auf einer Rennstrecke, das halten am Ring eigentlich alle für „Schwachsinn“ oder wenigstens für eine „Katastrophe“. Trotzdem bleibt Kremer bisher das einzige Team, das eine derartige Maßnahme ergreift. Die Teams Phoenix, Manthey, Black Falcon, Marc VDS und Frikadelli bestätigten MOTOR-TALK, dass es derzeit keine festen Pläne gebe, zukünftige VLN-Rennen oder das 24-Stunden-Rennen ausfallen zu lassen.
Ein weiterer Schlag für die Region?
Motorsport wird am Limit betrieben und nicht innerhalb von Limits. Diese romantische Vorstellung fasziniert Fans und Fahrer. Allerdings entspricht sie nicht mehr der Wahrheit. Längst haben Leistungsangleichungen (Balance of Performance) und Kostendruck besonders kleinen, regionalen Rennställen enge Rahmen gesteckt. Ein Tempolimit bürdet den Teams und Fahrern jetzt die maximale Kontrolle auf. Und zwar in doppeltem Sinne. Denn entziehen können sie sich kaum. Nicht jeder hat die Freiheit hinzuschmeißen. Sponsorenverträge sind gemacht, zahlreiche Jobs in der Region hängen am Motorsport. Die Vorbereitungen auf ein 24-Stunden-Rennen beginnen mit dem Ende des vorherigen.
Klar ist, dass die jetzigen Maßnahmen eine von nur wenigen Möglichkeiten waren, überhaupt ein 24-Stunden-Rennen 2015 abzuhalten (Anm. der Redaktion: Wir haben diesen Satz präzisiert). Nachdem der DMSB in einer Blitzreaktion nach dem VLN-Unfall ein Fahrverbot für GT3-Autos auf dem Ring verhängt hatte, stand mit dem 24-Stunden-Rennen das größte Event des Jahres auf dem Spiel. Denn ohne die schnellen Autos von Audi, BMW und Porsche wäre das Rennen für viele Zuschauer und vor allem für viele Geldgeber gestorben.
Eine Lösung musste her und statt dem Verbot kam das Tempolimit. Rennfahrer Dirk Adorf, Mitglied der Expertenrunde des DMSB, schreibt auf Facebook: „In meinen Augen wurde eine Lösung gefunden und verabschiedet, die für die Fahrer, für die Teams, für die Fans/Zuschauer und für den Motorsport steht, auch wenn sie allen nicht gefällt.“
Ebenfalls in der Expertenrunde war Mathol-Racing-Teamchef Matthias Holle. Er sagte zu MOTOR-TALK: „Die Maßnahmen betreffen nur ein Drittel des gesamten Feldes und die Zonen sind so gewählt, dass es dabei nicht zu gefährlichen Bremsvorgängen kommen wird. Warum es Teams gibt, die das nicht mal ausprobieren wollen, kann ich nicht verstehen.“Wie es am Ring langfristig weitergeht, ist damit einmal mehr unklar. Die Temoplimits gelten laut DMSB als kurzfristige Maßnahme für diese Saison. Der Motorsport-Bund und sein Präsident (und VW-Markenbotschafter) Hans-Joachim Stuck suchen jetzt mit einer Expertenkommission nach Lösungen, „die möglichst unmittelbar nach der Rennsaison umgesetzt werden sollen“. „Dazu könnten umfassende Reglementänderungen ebenso gehören wie eventuelle Baumaßnahmen“, sagt der DMSB.
Für Jürgen Alzen spielt das keine Rolle mehr. Er hat mit der VLN und dem 24-Stunden-Rennen unter den derzeitigen Bedingungen abgeschlossen und sucht den Weg in Rennserien wie die GTOpen oder GT Masters. „Die Welt lacht über den deutschen Motorsport“, sagte er zu MOTOR-TALK.
Quelle: MOTOR-TALK
Wenn die Autos maximal nur noch 250 fahren dürfen, wird mit viel mehr Abtrieb gefahren. Eine Kurve die vorher mit 180 ging geht dann vielleicht mit 190 oder mehr.....
Warum musste eine Lösung her?
Für eine Lösung muss erstmal ein Problem geben und wo ist das?
Für mich wäre eine sinnvolle kurzfristige Lösung:
Verbot vom Aufenhalt von Zuschauern in den gefährlichen Bereichen.
Langfristige Lösung:
Baumaßnahmen zur Vermeidung von solch Gegenbenheiten, dass ein Fahrzeug über den Zaun fliegt. Zum Beispiel Zaun erhöhen. Hügel hinter Reifenstapel abtragen oder gar Kuppe absenken, an der ein Fahrzeug abheben konnte. Letztere wäre natürlich ein unschöner Eingriff in die Streckendynamik.
Wäre alles besser als sich mit einem Tempolimit auf einer Rennstrecke lächerlich zu machen.
über diese traurige Statistik redet niemand, aber wehe auf irgendeiner Rennstrecke dieser Welt passiert was...
http://www.news.at/a/sportunfaelle-weniger-skitote-2014
http://www.tt.com/.../...3%A4llen-fahrerfluchtzahlen-konstant-hoch.csp
Bei solchen Entscheidungen/Lösungen kann man auch nur lachen, meine Meinung.
Dann brauchen auch keine Rennen mehr stattfinden, jedenfalls keine, wo es um einen Sieg geht.
Die Urkunde für alle Teilnehmer lautet dann "der Fahrer hat erfolgreich am Rennen teilgenommen", Punkt aus.
Ich finde es sehr traurig wenn Menschen sterben müssen, aber ich muss wirklich sagen, dass in manchen Situationen einfach gesunder Menschenverstand fehlt! Wenn man Zuschauer bei solchen Veranstaltungen ist, hat man gefälligst selbst dafür zu sorgen, dass man nicht in der FLUGBAHN eines möglicherweise abfliegenden Autos steht! Sprich NIEMALS außen in einer Kurve! So viel Hirn sollte man doch haben...und doch sieht man es immer wieder! Vor allem bei kleineren Rally Rennklassen...
Mein Beileid an die Angehörigen des verstorbenen.
+1
Gott das ist so dermaßen lächerlich, dass es nur von Deutschen kommen kann.
So tragisch es ist: Seit Hundert Jahren sterben Fahrer und Zuschauer bei Rennsportveranstaltungen.
Da muss an der Sicherheit der Strecke (bzw. in diesem Fall an den Besucherzonen) gearbeitet werden.
Tempolimits machen Rennsport nur noch langweiliger.
Scheinbar müssen wirklich erst die Zuschauer wegbleiben, bevor die Veranstalter kapieren, dass zu viele Regulierungen den Sport kaputt machen..
Das merkt Bernie ja gerade bei seiner F1 das die Zuschauer wegbleiben.. darum versucht er ja neue Märkte=Länder abzugrasen.
Wie kommt man auf die Idee ein Tempolimit beim Rennsport einzuführen?! 🙄🙄🙄
Wie schon vor mir geschrieben: Warum nicht an den jetzt beschränkten Zonen vorerst Zuschauer aus gefährdeten Bereichen verbannen und zur nächsten Saison Zäune und Pufferzonen aufrüsten?!
erstens: mein Beileid für die Angehörigen der Verstorbenen!!
zweitens: Verbot vom Aufenthalt von Zuschauern in den gefährlichen Bereichen.
drittens: die Leute, die über das Tempolimit (z.B. Hr Stuck und Kompanen) und den deutschen Motorsport lächerlich machen, in Rente schicken... mit allem Respekt, ist glaube ich besser!!
ich sage nur: PEINLICH PEINLICH PEINLICH
Schließe mich der Meinung an, an gefährlichen Stellen einfach keine Zuschauer hinstellen, fertig ... wo ist das Probem?
Tempolimit auf einer Rennstrecke ist lächerlich und klingt für mich nach Planwirtschaft.
Vielleicht sollte man vorher auslosen, wer gewinnt, das wäre wohl am sichersten für alle und endlich könnten auch Hinz znd Kunz Rennen fahren 🙄
Ich persönlich bezweifle,das die Zuschauer wegbleiben würden,wenn beim nächsten 24h Rennen KEINE GT3-Fahrzeuge starten würden.....
Sonst gäbe es das 24h-Rennen schon LANG nicht mehr....die sind da Jahrzehnte auch ohne diese sackteuren Carbontiefflieger ausgekommen....
Das nur ein Team konsequent NEIN zu diesem Scheiß sagt,überrascht mich in der Hinsicht,das es überhaupt ein Team gibt,das sowas macht.....die Geldgeilheit ist halt einfach alles....
Würde es diesen GT3-Wahnsinn und diesen ganzen extremen Sponsorenmist nicht geben,wären es wohl ganz sicher mehr Teams gewesen,die dem DMSB den entsprechenden Finger gezeigt hätten....
Greetz
Cap
Läge der Ring in Baden-Württemberg, gäbe es massenhaft 30er-Zonen.
Vielleicht wird bald autonomes Fahren Pflicht auf den Rennstrecken.
Deutschland wird immer doofer.