Jaguar Land Rover: Interview mit Wolfgang Ziebart
"Unser Ziel ist es, Autos zu entwickeln, die keine Unfälle mehr bauen"
Wolfgang Ziebart ist seit Sommer 2013 Technikvorstand von Jaguar Land Rover. MOTOR-TALK hat mit dem 64-Jährigen über Aluminium, Unfälle und lernfähige Autos gesprochen.
Berlin - Er ist einer der stillen, großen Ingenieure der Autozunft. Dr. Wolfgang Ziebart (64) treibt seit mehr als einem Jahr als Technikvorstand Jaguar Land Rover (JLR) an. Und damit auch eine Marke, die im Jahr 2000 für den ersten Knick in seiner Karriere sorgte. Ziebart war damals Vorstand bei BMW, angesehen, erfolgreich, seit 23 Jahren im Unternehmen. Weil er zusammen mit zwei anderen Vorstandsmitgliedern (Carl-Peter Forster und Henrich Heitmann) eine andere Meinung zur Rover-Krise vertrat als sein damaliger Chef Milberg, mussten alle drei BMW verlassen.
Danach folgten Stationen bei Continental, Infineon und dem Sportwagenhersteller Artega. Seit Sommer 2013 ist Ziebart für die Technik von JLR verantwortlich. An seiner Seite: JLR-CEO Ralf Speth und Forschungschef Wolfgang Epple, beides ehemalige BMW-Männer. Wir haben mit Dr. Ziebart über Autos, vernetztes Fahren und die Vision vom unfallfreien Straßenverkehr gesprochen.
Jaguar: Plus 42 Prozent innerhalb eines Jahres
MOTOR-TALK: Lieber Dr. Ziebart, BMW im Herzen, Jaguar und Land Rover im Tagesgeschäft. Welche Marke parkt in Ihrer Garage?
Ziebart: Jaguar. Ich mag die Marke sehr. Die Autos sind elegant und dynamisch. Aber ich bin auch sentimental. Aus alter Liebe habe ich noch einen Z8 – das letzte Auto, das ich bei BMW gemacht habe.
MT: Der Absatz von JLR hat sich in den vergangenen fünf Jahren verdoppelt. Das Unternehmen steht besser da als je zuvor. Wer hat den größeren Anteil daran? Jaguar oder Land Rover?
Ziebart: In absoluten Zahlen ist Land Rover stärker gewachsen, von 2012 auf 2013 um rund 50.000 Einheiten. Relativ gesehen war jedoch das Wachstum bei Jaguar größer: Plus 42 Prozent innerhalb eines Jahres. Wir haben bei den letzten Neuheiten wie dem F-Type oder dem Evoque eine gute Hand bewiesen.
MT: Das klingt wie eine Erfolgsgeschichte...
Ziebart: Absolut. Der Absatz von Jaguar Land Rover ist in starkem Maße produktionsgetrieben. Gerade haben wir ein Werk in China eröffnet. Die Autos, die bislang nach China exportiert wurden, stehen jetzt anderen Märkten zur Verfügung.
Das einzige Auto in der Klasse mit Alu-Architektur
MT: Als nächstes Modell kommt der XE auf den Markt, ein Auto der Mittelklasse. Welches Auto ist Ihr „Lieblingsgegner“ für den XE?
Ziebart: Wir haben das Auto nicht gegen eine C-Klasse, einen Audi A4 oder einen BMW 3er positioniert. Unsere Kunden bekommen ein sehr dynamisches, aus unserer Sicht sogar das dynamischste Auto dieser Klasse. Als einziges Auto des Segments hat der XE eine Aluminium-Architektur. Dadurch wiegt er wenig und das hilft beim Fahrspaß. Zudem schafft der XE einen CO2-Ausstoß von 99 Gramm pro Kilometer, das entspricht 3,8 Liter Diesel auf 100 Kilometern.
MT: Können Sie mit einem Auto auf dieser Plattform Geld verdienen?
Ziebart: Die Plattform ist eigentlich für die obere Mittelklasse, also für unseren XF, entwickelt worden. Für den XE haben wir sie verkleinert. Viele Wettbewerber machen das genau umgekehrt, ziehen auf Basis der kleineren Plattform ein größeres Auto auf. Klar ist auch, dass wir unser Portfolio ausbauen.
Sensible Daten bleiben im Autoschlüssel
MT: Können Sie bestätigen, dass ein Jaguar-SUV kommt?
Ziebart: Bestätigen kann ich das nicht. Aber die Idee gefällt uns nach wie vor gut.
MT: JLR ist der größte Hersteller von Aluminium-Karosserien: Wie gut passen Alu und Carbon zusammen?
Ziebart: Sehr gut. Das liegt an unseren Fertigungsprozessen. Wir kleben und nieten das Aluminium. Damit kann man alle Materialien verbinden. Von daher würde es uns sogar leichter fallen als den meisten anderen Herstellern, Carbon zu integrieren. Doch die Frage ist: Macht das auch Sinn? Davon sind wir nicht 100 Prozent überzeugt.
MT: Daten im Auto sind der Trend der kommenden Jahre. Auch Sie wollen ein Auto vorstellen, das weiß, wann sein Fahrer einkauft oder seine Frau anruft. Wie sicher sind die Daten, die Sie erfassen?
Ziebart: Das sind Dinge, die theoretisch möglich sind. Ob sie der Kunde akzeptiert, ist eine andere Sache. Wenn ja, werden die Daten im Auto bzw. im Schlüssel gespeichert.
99 Prozent der Unfälle entstehen durch den Fahrer
MT: Autos sollen künftig miteinander kommunizieren und mehr und mehr autonom fahren. Doch wollen Jaguar-Fahrer überhaupt die Kontrolle über ihr Auto aufgeben?
Ziebart: Unsere Vision ist es nicht, den Fahrer zu entmündigen. Wer Jaguar fährt, möchte ja nicht in erster Linie günstig von A nach B kommen. Er will Spaß am Fahren haben. Unser Ziel ist es, Autos zu entwickeln, die keine Unfälle mehr bauen. 99 Prozent der Unfälle entstehen durch Fehler des Fahrers. Wenn wir ein Auto konstruieren, das besser auf den Verkehr aufpasst als der Fahrer, könnten wir es schaffen, dass es keine Unfälle mehr gibt. Ein nahezu unfallfreies Fahren, das wird möglich sein. Und das ist die Vision, die wir verfolgen.
Autos entwickeln die keine Unfälle mehr bauen ??? Ich dachte bis jetzt immer das die Fahrer die Unfälle verursachen. So kann man sich täuschen. 🙄
In etwa so steht es im Artikel (den man lesen könnte, wenn man wollte):
das Auto baut einen Unfall - weil der Fahrer einen Fehler macht - kann jedoch das Auto die Gefahr vorher erkennen oder den Fehler ausbessern, gibt es auch keinen Unfall
Kann man doch so stehen lassen, oder? 😕 😮
PS/Edit:
Ein Jaguar SUV... muss man doch nur einen Land Rover als Basis nehmen. Eigentlich ein Wunder, dass das noch nicht schon lange geschehen ist.
Dafür hätte ich eine Idee, wie Autos Unfälle verhindern könnten, es muss die Fehler des Fahrers ausgleichen:
Durch eine Kamera die den Fahrer filmt seine Augen überwachen und die Mimik. Dazu die Daten von Gaspedal, Abstandssensor usw. auswerten. Bei Müdigkeit warnen und wenn keine Reaktion kommt die Leistung drosseln bis Fahrer freiwillig eine Pause macht. Bei Aggression sofort die Leistung stark drosseln. Bei zu wenig Aufmerksamkeit (z.b. Blick geht immer wieder nach unten) immer wieder automatisch kurze aber kräftige Rucke mit der Bremse ausführen.
Vor dem Anlassen folgendes Szenario ab spielen: Fahrer muss Gaspedal ca. 50% betätigen und in dieser Stellung halten. Nach 2 bis 10 Sekunden ertönt ein Signal. Fahrer muss dann so schnell wie möglich vom Gas und kräftig auf die Bremse treten. Kann das Gaspedal dabei nicht ruhig gehalten werden oder dauert die Reaktion bis zum Bremsen zu lange wird nicht gestartet. Gleiches wenn nicht genug Kraft beim Fahrer vorhanden ist um die Bremse richtig zu drücken.
Wie man so etwas allerdings machen soll ohne den Fahrer zu bevormunden, das dürfte schwer werden. Die typischen Gefahren lassen sich eigentlich nicht mit Warnungen alleine bekämpfen, da muss das Auto den Fahrer bevormunden.
Ich sehe eher Handlungsbedarf in der Verkehrserziehung als Autos noch sicherer zu machen.
Ich frage mich was das vor Fahrtantritt bringen soll.
Es gib im Straßenverkehr viele Situationen bei denen mancher Fahrer überfordert ist. Da kann es sehr hilfreich sein, wenn das Auto mit denkt und im Notfall eingreift. Allerdings gibt es solche Systeme schon, da braucht sie Jaguar halt nur mal einbauen.
Ganz einfach, wer übermüdet ist oder angetrunken bekommt das Auto nicht gestartet.
Also ist deiner Meinung nach jeder der einen Unfall baut übermüdet oder besoffen.
Arbeiten Sie in irgendeiner Form für die EU? Bei solchen "Ideen"...😆
Hallo!
Das sind aber ergeizige Ziele. Selbst die Vorreiter in Sachen Sicherheit, die Schweden, geben sich da realistischer. Bis 2020 soll kein Fahrer mehr in einem ihrer Wagen sterben, ist auch schon sehr mutig.
Und Kommunikation ist gut, wenn Missbrauch technisch und juristisch ausgeschlossen ist. Und da sehe ich die größten Probleme. Wenn einer schlimmes im Schilde hat, reicht eine viel befahrene Kreuzung, um die Auto's mit Fehlinformationen zu füttern, Chaos vorprogrammiert.
Für Alkohol gibt es das schon, z.B. Alcoguard, leider mit Bypass, und bei Übermüdung hilft der Spurhalteassistent, der Elch zeigt dem Fahrer eine Kaffetasse und die Aufforderung zur Pause.
Fakt ist: Es bleibt immer am Fahrer hängen, ob ohne Falten oder mit Totalschaden, Ausnahme autonomes Fahren.
Nicht jeder, aber oft ist doch genau das der Grund warum ein Unfall passiert, wo ein Fahrer der fit ist diesen noch hätte abwenden können. Gleiches gilt für Ablenkungen. Sei es nun das Smartphone, die Zigarette, die Aufgabe die Gurkenscheiben des Burgers nicht raus flutschen zu lassen, ...
Stimmt dabei die Kosten-Nutzen Rechnung überhaupt? Was kostet das, alle Autos so auszustatten? Oder ist das nur eine Verlagerung von Reparaturkosten auf Herstellung? Die Folge ist, Werkstätten werden zu machen.
Versicherungsprämien für die neuen Autos werden sinken, für die Alten dementsprechend steigen.
Die Verletztenzahlen werden sinken, die generellen Behandlungskosten steigen.
Solche Autos werden sich automatisch an die Verkehrsregeln halten, was zu einer Verstärkung der Überwachung und zu einer Erhöhung der Bußgelder führt.
Um die Toten geht das eh nicht. Dreimal mehr verletzen sich im Haushalt tödlich, das juckt Niemanden.
Alles nicht so ganz einfach zu überblicken.....
Jein, denn die Überschrift sagt genau das aus was ich wiedergegeben habe.
"....das Autos keine Unfälle mehr bauen ". Der Bezug auf unfall ist somit klar.
Ich denke, man muss bei beidem ansetzen. Die Hersteller machen die Hardware, aber bei der Ausbildung der Autofahrer ist seit Jahrzehnten Stillstand, leider.
Das ist nur ein herausgerissenes Zitat. Man sollte auch den Text dazu lesen. 😉