Shell kauft Ladestationen-Anbieter NewMotion
"Wollen Kunden ein passendes Angebot machen"
Die großen Öl-Konzerne hielten sich bisher beim Aufbau der Infrastruktur für E-Fahrzeuge zurück. Nun kauft Shell einen großen Ladestationen-Anbieter.
London / Den Haag - Hinter Tankstellenmarken stehen meistens Ölkonzerne. Doch wer sein Auto auftankt, denkt selten an Bohrinseln und Raffinerien. Oder die unterschiedliche Zusammensetzung von Diesel und Benzin. Das Auto bekommt an einer Zapfsäule eben, was es für die nächsten paar hundert Kilometer braucht - was auch immer das ist. Insofern nur logisch, dass sich Shell einen Ladestationen-Anbieter einverleibt. Man habe mit der niederländischen Firma NewMotion einen der großen europäischen Anbieter von Ladestationen für Elektroautos übernommen, teilte der Ölkonzern am Donnerstag in London und Den Haag mit. Der Kaufpreis sei vertraulich.
50.000 Ladesäulen in 25 Ländern
Das Unternehmen NewMotion mit Sitz in Amsterdam bietet mehr als 30.000 Ladestationen für Zuhause oder in Unternehmen an - außerdem Zugang zu über 50.000 öffentlichen Ladesäulen in 25 Ländern, davon 10.000 in Deutschland. Rund 100.000 Kunden besitzen eine Kundenkarte von NewMotion, mit der sie die Dienstleistungen des Unternehmens nutzen können, davon 39 Prozent in Deutschland. Schon bislang konnten die Firmenkunden von Shell und Total auf die Ladeinfrastruktur von NewMotion zugreifen.
Der Kauf unterstreiche die Strategie, Kunden Lösungen für ihre Fahrzeuge und deren Nutzung zu bieten, sagte der Chef von Shell Deutschland, Stijn van Els: "Wir wollen unseren Kunden ein passendes Angebot machen." NewMotion werde als 100-prozentige Shell-Tochter ihr Geschäft eigenständig betreiben, jedoch sollen Synergien mit Shell aus der Kombination von Services und Produkten genutzt werden.
Lade-Infrastruktur große Hürde für E-Auto-Verbreitung
Zum Jahresbeginn gab es in Deutschland lediglich 34.000 E-Autos sowie weitere 165.000 Hybrid-Fahrzeuge. Der hohe Kaufpreis, die begrenzte Reichweite sowie die unzureichende Ladeinfrastrukturgelten als die wesentlichen Hürden für die massenhafte Verbreitung des Elektroautos.
Gleichzeitig sind viele Experten überzeugt, dass sich die Technologie letztlich durchsetzen wird. Angesichts von heute 45 Millionen Pkw mit Benzin- und Dieselmotoren wird es jedoch noch sehr lange dauern, bis die deutsche Autoflotte eines Tages elektrisch fährt.
Öl- und Gaskonzerne wie Shell, ExxonMobil, Total und Aral/BP haben bislang nur zögerlich in den Aufbau der Infrastruktur für Elektroautos investiert, weil es sich für sie wirtschaftlich nicht lohnte. Die fünf größten Tankstellen-Konzerne in Deutschland betreiben an ihren 7.200 Stationen nach einer Recherche der "Welt" gerade einmal 60 Ladesäulen. Bei den insgesamt 14.500 Tankstellen in Deutschland dürften es kaum mehr sein.
E-Tankstellen folgen anderer Logik
Das liegt auch daran, dass die Logistik eine ganz andere ist. Benzin-Tankstellen sind auf einen hohen Durchsatz und viele Kunden ausgelegt. E-Autos werden dagegen über Nacht zu Hause, tagsüber auf dem Firmenparkplatz oder zum Beispiel in Hotels, Supermärkten und Parkhäusern aufgeladen. Selbst der kürzeste Ladevorgang an einer Schnellladesäule dauert derzeit noch eine halbe Stunde.
Da Strom - im Gegensatz zu Benzin und Diesel - im Prinzip an jedem Ort verfügbar ist, wird sich die Infrastruktur für Elektroautos voraussichtlich unabhängig vom bestehenden Tankstellennetz entwickeln. Bislang engagieren sich auf diesem Gebiet vor allem Energiekonzerne wie Innogy und EnBW sowie die Autohersteller selbst, die ein Gemeinschaftsunternehmen zum Aufbau eines öffentlichen Ladesäulen-Netzes entlang der Hauptverkehrsachsen gegründet haben.
Sehr gut! Die denken auch mal an die Zukunft, statt den Blick nur auf dem aktuellen Gewinn zu haben...
Die müssen an die Zukunft denken und sich umorientieren, da die Verbrenner-Technologie und die dazugehörige Infrastruktur sich langfristig bereits im Abstieg befinden.
Ach ja? Wie viele E-Autos sind denn grad unterwegs und wie viele wollen sich demnächst ein E-Auto kaufen?
Wenn man hier auf MT liest, müssten das annähernd NULL sein.
Viele glauben ja noch immer an die Zukunft des Diesels...
Langfristige Unternehmensplanung umfaßt meiner Meinung nach schon einen Zeitraum zwischen 20 und 50 Jahren.
Die E-Autos kommen JETZT und nicht erst in 20 bis 50 Jahren...
Zusammen mit der Zahl der E-Fahrzeuge auf den Straßen wird die Zahl der Ladestationen wachsen. So etwas passiert logischerweise nicht über Nacht, sondern ist ein kontinuierlicher Prozeß, der sich über Jahre hinzieht. War bei der Individualmotorisierung mit Verbrenner-Fahrzeugen in den letzten 130 Jahren ja auch nicht anders.
Ja und genau das passiert gerade. Nur wenn niemand Ladestationen bauen will und deswegen niemand E-Autos kaufen will (oder anders herum), tut sich eben nichts.
...jo... glaub' mal weiter ganz fest daran! 😆
edit: Und dann gibts wirklich noch Kunden/Fahrer, die glauben, mit 'nem Elektroauto werden die irgendwann mal günstiger unterwegs sein. Wers glaubt wird seelig! "DIE Konzerne" werden schon wissen, wie sie weiterhin ihre Milliardenumsätze fahren..
Deshalb ist es ja erfreulich, daß jetzt die großen Mineralölkonzerne langsam aufwachen und sich in den Aufbau einer Ladeinfrastruktur mit einbringen (wollen).
Was hat das mit Glauben zu tun? Ich kann E-Autos sehen, fühlen, riechen und auch kaufen und fahren.
Wohnst Du in nem winzigen Dorf in Ostdeutschland, oder warum "glaubst" Du nicht an E-Autos?
Wer hat je behauptet, daß E-Autos auf Dauer günstiger sein sollen? Das behauptet niemand und das erwartet auch niemand.
Du hast wohl echt Probleme mit "Glauben", was? Wissen hilft dagegen 😉
Das tun sie auch ganz bestimmt aus reinster Nächstenliebe. Die Mineralölkonzerne werden in Zukunft dann die öffentlichen Ladesäulen beherrschen, ob das die richtigen dafür sind ?
Das schöne ist ja, daß im Prinzip jeder solche Ladestationen eröffnen kann und niemand mehr von den Ölkonzernen abhängig ist. Aldi und Ikea haben heute schon eigene Ladesäulen, ebenso einige Hotels... darauf wird es hinaus laufen! Man "tankt" dann nebenbei beim Einkaufen.
Eben. Und je mehr Institutionen dabei mit im Boot sitzen, desto besser funktioniert der Wettbewerb.
Nun ja, da glaubt doch keiner das Shell mit Strom jetzt in Zukunft ähnlich viel Kohle :-) macht und der Staat ähnlich wie beim Kraftstoff die Erdölssteuer absahnt? Mal sehen was das am Ende pro kWh kostet und wie das gekonnt umgesetzt wird. Eigentlich müsste irgendwann ein kWh um die 60-70 ct kosten oder so. Vielleicht gibt es dann eine Kohlesteuer 😆
Mutti will aber während Ihrer Amtszeit am dreckigen Strom nichts ändern...was sind die kurzfristigen Alternativen auch ausser Jeder seine PV.