Handy am Steuer: Frau gesteht Schuld am Unfalltod von Radfahrer
11 Minuten Telefongespräch enden tödlich
Telefonieren, SMS tippen, Mails checken. Sekunden der Unaufmerksamkeit hinter dem Steuer gefährden das Leben anderer Menschen.
Hannover - Mehr als die Hälfte der Autofahrer nutzen nach Angaben von Verkehrsexperten ihr Smartphone auch im Auto. Doch die Ablenkung am Steuer kann fatale Folgen haben und Leben zerstören. Vor dem Amtsgericht Hannover stand am Donnerstag eine 25-Jährige, die wegen eines aufwühlenden Gesprächs mit ihrem Freund am Handy eine rote Ampel übersah und einen 67 Jahre alten Radfahrer tödlich verletzte.
Der Sohn des Getöteten saß der Angeklagten im Gerichtssaal gegenüber. "Bitte glauben Sie mir, es tut mir alles so leid", sagte die dunkelhaarige, zierliche Angeklagte schluchzend. "Es steht mir nicht zu, um Vergebung zu bitten. Aber es ist kein Tag und keine Nacht vergangen, an dem ich nicht an Ihren Vater gedacht habe."Zahlreiche Angehörige des Unfallopfers verfolgten den Prozess, in dem der Sohn als Nebenkläger auftrat. Die Familie des getöteten 67-Jährigen lehnte eine Schmerzensgeldzahlung ab. Kein Geld der Welt könne den Verlust des Vaters ersetzen, ließ der Sohn erklären.
14 Monate auf Bewährung
Richterin Monika Pinski verurteilte die 25-jährige Fahrerin nach der Vernehmung von neun Zeugen und zwei Sachverständigen zu einer 14-monatigen Bewährungsstrafe. Zudem muss die Zahnarzthelferin für ein Jahr ihren Führerschein abgeben und eine Geldbuße von 3600 Euro zahlen. "Die Verurteilung beruht weitestgehend auf dem Geständnis der Angeklagten", betonte die Richterin. In ähnlich gelagerten Fällen versuchten Autofahrer häufig, sich herauszureden oder eine Teilschuld dem Opfer zu geben.
Die junge Frau sagte dagegen: "Ich weiß heute, dass ich das Telefongespräch hätte unterbrechen oder anhalten müssen." Ihr Verteidiger gab zu bedenken: "Nicht nur das illegale Telefonieren mit dem Handy ist eine Gefahr, auch das legale Telefonieren im Auto." Seine Mandantin habe mit einem Headset telefoniert. Wie ein Gutachter schilderte, war die Ampel an der vielbefahrenen geraden Straße bereits mindestens vier Sekunden rot, als die Frau auf die Kreuzung fuhr und den Rentner auf dem Fahrrad erfasste.
Fünf Sekunden für 70 Meter Blindflug
Am Unfallort erinnert heute noch ein weiß bemaltes Fahrrad an den getöteten Radfahrer. Die Idee dieser "Ghost Bikes" stammt aus den USA. Reinhard Spörer vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) will damit für gegenseitige Rücksichtnahme im Verkehr werben. "Das Unfallaufkommen steigt durch die Handy-Benutzung, ganz gleich ob als Autofahrer, Radfahrer oder Fußgänger", sagt Spörer. Die Strafen für Menschen, die mit Handy am Steuer erwischt würden, seien in Deutschland viel zu niedrig, kritisiert er.Wie viele Unfälle tatsächlich durch Smartphones am Steuer verursacht werden, ist unbekannt. In Niedersachsen läuft schon seit 2014 die Präventionskampagne "Tippen tötet", denn auch das Nachrichtenlesen und Schreiben ist lebensgefährlich. Bei Tempo 50 bedeutet ein fünf Sekunden kurzer Blick des Fahrers aufs Handy 70 Meter Blindflug über die Straße.
Die Unfallursache Smartphone
Das Land Niedersachsen startete im Januar eine Studie, um der Ablenkung durch Handys im Straßenverkehr auf den Grund zu gehen und weitere Präventionsansätze zu finden. Ein Jahr lang werden in den Polizeidirektionen Braunschweig, Hannover und Osnabrück Verkehrsunfälle detailliert analysiert, bei denen Ablenkung als Unfallursache vermutet wird. Beteiligt sind auch Unfallforscher der TU Braunschweig und der Medizinischen Hochschule Hannover.
In der Polizei-Praxis sei es äußerst schwierig, bei der Unfallaufnahme beweiskräftig festzustellen, ob das Benutzen eines Smartphones die Unfallursache war, sagt die Sprecherin des Innenministeriums, Svenja Mischel. Eine Sicherstellung des Handys durch die Polizei sei darüber hinaus nur dann möglich, wenn ein Anfangsverdacht vorliege.
Im Fall des getöteten Radfahrers hatte die Angeklagte mehr als elf Minuten lang mit ihrem Freund telefoniert, während der Unfall passierte. Zunächst hatte die junge Frau versucht, das Telefonat zu löschen, es wurde aber rekonstruiert. Diesen Versuch bereue sie ebenfalls zutiefst, sagte sie unter Tränen vor Gericht.
Quelle: dpa
Der Hinweis darauf, dass Ablenkung durch Smartphones, Telefonieren, Nachrichtenschreiben, sehr gefährlich ist, kann nicht oft genug kommen und dennoch frage ich mich:
Wäre die Strafe anders ausgefallen, wenn der Freund nebendran gesessen hätte?
Oder wenn sie kurz vor der Fahrt Schluss gemacht hätte und in Gedanken gewesen wäre?
Um´s Telefonieren geht´s hier also primär gar nicht, sondern um Ablenkung allgemein und dass man anhalten sollte, wenn man sich nicht aufs Fahren konzentrieren kann (eine rote Ampel schlicht und einfach übersieht).
Egal ob Hund, Kind oder Partner neben dran und worum es geht, egal ob man streitet oder übermäßig Spaß hat... oder ob man eben aus dem Drive-in kommt.
Ich habe erst gedacht die hatte das Smartphone am Ohr, aber die hat ja ein Headset benutzt. Ist ja ähnlich wie eine Freisprechanlage. Wie kann man sich in ein Gespräch so hineinsteigern das man eine rote Ampel übersieht? Selbst wenn da überhaupt keine Ampel steht, ballert man doch nicht einfach durch die Kreuzung?
Manche Menschen sind schlicht und ergreifend ungeeignet für den Straßenverkehr. Da fehlen einfach Synapsen oder so...
Letztens ist mir ein Auto auf meiner Seite entgegen gekommen, ich konnte gerade noch ausweichen, es war aber verdammt knapp. Der/die Fahrer/in hat erst die Richtung korrigiert, als ich schon vorbei war.
Ich kann es mir nur damit erklären, dass ein Smartphone im Spiel war. Echt schlimm, wenn man bedenkt, dass die Menschen heutzutage nichtmal mehr die Verantwortung übernehmen können ein Fahrzeug sicher zu lenken, weil sie ihr eigenes Verhalten (Ablenkungen) nicht unter Kontrolle haben.
Das Foto zeigt eine Frau mit Handy in der Hand passt mal wieder nicht zur Bildunterschrift.
"Die 25-jährige Fahrerin hatte während der Fahrt über ein Headset telefoniert"
Ich verstehe das einfach nicht, das muss doch ein "abgelenkter" Redakteur (hat der selber gerade gesimst?) oder ein Artikel-Automat erstellt haben. Menschen würden doch so einen krassen Fehler nicht machen.
Immer wieder gibt's hier so Schrottbilder zu den Artikeln!
Es wird in Zukunft wahrscheinlich noch mehr solcher tragischen Unfälle trotz „legaler“ Benutzung des Autos geben, weil immer mehr stark ablenkende Elektronik eingebaut wird. Von der Industrie beeinflusste Gesetze wiegen die Kunden in Sicherheit, am Ende ist aber egal ob ich auf ein Telefon oder ein Navi schaue bzw. dessen Touchscreen benutze. Nur durch Zwangsabschaltung der Bedienung während der Fahrt lässt sich das verhindern.
Unendlich traurig. Einfach beschi**en gelaufen. Niemand will jemanden auf dem Gewissen haben, die meisten Menschen zumindest nicht. Auch ich ertappe mich gelegentlich dabei, vom eigentlich doch ganz guten, intuitiven Infotainment meines Autos zu lange vom wirklich Wichtigen, der vollkommenen Konzentration auf das Fahren, abgelenkt zu sein. Bis das autonome Fahren kommt dauert es noch, aber es wird definitiv ein Gewinn für die Sicherheit sein. Viel zu häufig kommen mir Smartphone-„tippende“ Fahrer/innen entgegen.
Tja, wären die Positionen umgekehrt besetzt ... die junge Frau auf dem Fahrrad, der alte Herr hinterm Steuer ... ginge das Geschrei nach der jährlichen Fahrtauglichkeitsprüfung los.
Handy´s gehören im Auto in die Tasche ebenso müsste es eine dB-Begrenzung für Radios geben!
Teilweise sind sie so laut, das man selbst im "Nebenwagen" trotz geschlossenen Scheiben und eigenem Radio das Lied klar und deutlich hören kann.
Mein Mitgefühl gilt der Familie des Unfallopfers!
Die Menschen wirken auf mich generell immer überforderter. Hinzu kommt, unabhängig vom Thema hier, dass die Leute im Straßenverkehr immer aggressiver werden.
Wird wohl doch Zeit, dass die Autos komplett autonom fahren...
Wie hieß es doch in der Anfangszeit der Computer?
Computer lösen unsere bisherigen Probleme
und schaffen neue, die wir bisher nicht hatten. 😉
Und Atomstrom brauchten wir (angeblich), weil das Erdöl zur Neige ging,
Atomstrom sauber und billig sei. 🙄
Und das Christkind bringt allen lieben Kindern jeden Alters, die an
es glauben, die Weihnachtsgeschenke.
Du willst vielleicht komplett autonom fahren, andere Leute nicht. Ein tragischer Unfall, aber so etwas passiert nun mal im Leben und damit muss man rechnen sobald man vor die Tür geht. In Deutschland gibt es schon so wenig Verkehrstote im Vergleich zum Rest der Welt, ein Restrisiko kann man nie ausschliessen auch mit autonom fahrenden Autos nicht.
Ist das hier die Bild oder was sollen die reisserischen Überschriften?
Motor Talk war zwar noch nie qualitativ hochwertiger Journalismus (was wohl auch hier die wenigstens erwarten) aber etwas mehr dürfte es schon sein.
In der Bild Hannover ist auch so eine Überschrift die suggeriert die Frau hätte das Handy am Ohr. Den Artikel habe ich allerdings nicht gelesen, vielleicht wird es da aufgeklärt. Das Bild zum MT-Artikel ist jedenfalls voll daneben.
Vor etlichen Jahren hat der Trainer im Fahrsicherheitstrainung uns erklärt: Die Gefahr beim Telefonieren ist gar nicht das Handy in der Hand, sondern die gedankliche Ablenkung, je nach Intensität und Dauer des Gesprächs. Er empfahl wenn überhaupt nur in absoluten übersichtlichen Situationen zu telefonieren, auf der BAB bei LKW-Tempo, in der Stadt lieber gar nicht. Klingt krass, aber ist wohl was dran.
Und zu der Frage, warum macht es einen Unterschied ob der Freund neben einem sitzt oder ob man mit ihm telefonier: Der Beifahrer bekommt die Verkehrssituation in etwa mit, und reagiert darauf wenn es kompliziert wird oder ein offensichtlicher Fehler gemacht wird.
Dieser Fall ist ein Einzelfall mit tragischem Ausgang.
Was ich nicht verstehe ist aber etwas anderes. Warum werden bei offensichtlichen Verstößen (Freisprecheinrichtungen ausgeschlossen ) die Strafen nicht einfach verzehnfacht und ein Fahrverbot ausgesprochen? Wo ist das Problem?
Oder am besten gleich öffentlich steinigen!!
Wie gut harte Strafen funktionieren, sieht man ja in den USA 😉