Fiat: Die Zukunftspläne bei FCA
2017 wird es keinen neuen Fiat Punto geben
Fiat konnte man lange fast für tot halten. Jetzt leben die Italiener wieder auf. Hier lest Ihr, wie es in Zukunft weitergeht und wann es einen E-Fiat geben könnte.
Von Wolfgang Gomoll
Berlin - Für Fiat scheint nach Jahren des Schattens wieder die Sonne: Neue Autos wie der coole Fiat 124 Spider, der Pickup Fullback oder der Tipo haben die Marke wiederbelebt. Vor allem der günstige Kompakte Tipo findet in Europa viel Anklang, denn er besetzt die Nische der Preis-Leistungs-Autos, die Skoda sukzessive verlässt. Mit der neuen Kombi-Version soll sich die Bilanz noch verbessern. „Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich mit dem momentanen Geschäftsverlauf unzufrieden bin“, strahlt Fiat-Chef Olivier Francois.
Trotzdem nehmen die Italiener den Fuß vom Gas. Einen neuen Punto wird es nächstes Jahr nicht geben. Einen weiteren Italo-Golf, der besser ausgestattet wäre als der Tipo, soll es nicht geben. „Wir sind nicht Volkswagen. Wir müssen unseren Werten treu bleiben." Deren Definition bleibt Francois nicht lange schuldig: „Was Fiat speziell macht, ist die Fähigkeit bezahlbare Autos anzubieten, die auf die Bedürfnisse der Kunden zugeschnitten sind.“ Auch eine große Mittelklasse-Limousine wird Fiat nicht bauen. „Wir sind eine Klein- und Kompaktwagenmarke“, stellt der Fiat-Mann klar.Das Symbol dieses Bekenntnisses ist der Verkaufsdauerbrenner Fiat 500. Doch eine neue Generation der Kleinwagen-Ikone kommt aller Voraussicht nach erst 2019 auf eine Messe - dabei gibt es den aktuellen schon seit 2007.
Schwarz und Weiß
In Olivier Francois‘ Fiat-Welt sind die Produkte in schwarz und weiß unterteilt. Auf der dunklen Seite stehen die emotionalen Produkte, wie 124 Spider und der Fiat 500. Ja, der. Von ihm gibt ja auch eine Jet-Set-Version, die Anleihen bei klassischen Riva-Booten nimmt, edles Mahagoni-Holz inklusive. Auf der weißen Seite stehen die Vernunftautos, wie der Tipo. Klingt ganz stimmungsvoll. Doch bei genauerem Hinsehen gibt es Brüche im tollen Marken-Bild.
Denn bei der Qualität hakt es nach wie vor. "Fiat rangiert in unseren Qualitäts- und Kundenzufriedenheits-Studien im letzten Drittel", stellt Dr. Axel Sprenger, Europachef des renommierten Marktforschungs-Institutes J.D. Power fest. Dass die Basis-Version des Tipo beim EuroNCAP-Test mit lediglich drei von fünf Sternen abgeschnitten hat, ist ebenfalls kein Ruhmesblatt.
E-Studien kommen, wenn die Zeit reif ist
Auch finanziell lockern sich die Fesseln nur langsam. Fiat verdiente im vergangenen Halbjahr mehr Geld. Dennoch drücken den FCA-Konzern Schulden, die die Entwicklung von Zukunftstechnologien hemmen. „Fiat hat im Bereich der alternativen Antriebstechnologie ein Problem. Bei der Innovationsstärke im Bereich E-Mobilität liegt der Konzern im Vergleich der 19 globalen Automobilkonzerne auf den hinteren Rängen. Auch in den In den wichtigen Zukunftsfeldern Connected Car und Elektromobilität fährt FCA hinterher“, stellt der Automobil-Experte Professor Stefan Bratzel fest, dessen Institut Center of Automotive Management (CAM) die Innovationskraft der Automobil-Hersteller in regelmäßigen Abständen untersucht.Doch da ist Oliver Francois nicht bange. Für den umtriebigen Manager sind reine Messe-Autos, wie der VW I.D. nur Protzerei. „Wir können diese Sachen auch und werden Sie zeigen, wenn die Zeit reif dafür ist“, trommelt Francois. Er verweist außerdem auf die Plug-in-Hybrid-Version des Familien-Vans Chrysler Pacifica, die in den USA angeboten wird. Für den Fiat-Mann ist klar, dass nur die Autos Fiat nützen, die auch Profit versprechen.
An sich finde ich die Firmenpolitik von Fiat gut. Man bietet nunmal nur an was man kann und der Kunde kauft und nicht das, was in Autozeitschriften gefeiert wird.
Den Tipo sehe ich da als richtigen Schritt. Allerdings verstehe ich nicht warum eine "Klein- und Kompatkwagenmarke" gerade dieses Kernsegment immer noch vernachlässigt. Der Punto ist mittlerweile 11 Jahre auf dem Markt - selbst das letzte Facelift ist schon 4 Jahre her. Dem Panda würde ein Facelift (nach 5 Jahren!) ebenfalls gut tun.
Der Punto hat aktuell einen Marktanteil von 0,5% unter den Kleinwagen (und damit weniger als der Renault Zoe. Eine neue Version bräuchte dann alerdings auch dringend der Mito.
Olivier François ist ein Typ der sich gerne selber reden hört. Ein (vor allem automobiles) Gespür hat dieser man nicht.
Nachdem er jetzt Lancia gegen die Wand gefahren hat, bekommt er offensichtlich noch die Möglichkeit auch Fiat mal ordentlich eins rein zu drücken.
Selbst ein kleines Kind wundert sich über sein dummes Geschwätz, wie: Wir müssen uns treu bleiben, daher stellen wir den Punto ein (sinngemäß)
Also nur mal am Rande: Fiat ist ein Kleinwagenhersteller, der Uno war eines der erfolgreichsten Modelle in Europa, der Punto könnte auch so sein, aber sein 11 Jahren macht man da nichts.
Jeder BWL-Abbrecher könnte aus Fiat mehr machen als dieser Mann.
Manfred, in bester Tradition geantwortet. Und ich verstehe einfach nicht, warum man dir nich nicht den Job angeboten hat.
Es hiess nicht, dass der Punto tot ist, sondern, dass 2017 kein neues Modell heraus kommt.
als liebhaber der meisten retro-design autos befürworte ich, daß der 500 noch ein paar jahre so bleibt, wie er ist. ähnlich wie der ford mustang, der von 2004-2009 gebaut wurde und auch der mini gefällt mir persönlich die erste variante immer noch am besten. beim mustang sieht man deutlich, daß die nachfolger das ursprüngliche design wieder verwässern und sich eher dem aktuellen trend anpassen.
der 500 ist so wie er ist noch am ehesten mit der originalversion zu vergleichen. und für jene, die anders denken, hat fiat ja schon diverse ableger mit mehr raum auf den markt geworfen, wie auch beim mini.
mal sehen, wie dann in ein paar jahren der normale 500 daherkommt.
Sehe ich ähnlich.
Der Panda wurde doch gerade überarbeitet. Eine große Überarbeitung ist aktuell nicht nötig. Derzeit ist jeder dritte in Europa neu zugelassene Kleinstwagen ein Fiat. Solange es so läuft, ist jede tiefgreifende Änderung rausgeschmissenes Geld.
Die ersten beiden Versionen des Fiat 500 wurden doch auch jeweils 20 Jahre lang gebaut, warum soll man diese Tradition nicht fortsetzen?
Mit dem Tipo hatten sie definitiv zu lange gewartet. Nachdem mein Stilo am Auseinanderfallen war, wäre der Tipo als Kombi durchaus in der engeren Wahl gewesen. Den Bravo gabs ja auch nur bis 2014, da stand auch kein Restposten mehr herum.
Hoffentlich machen sie mit dem Punto nicht den gleichen Fehler. Aber der Name ist ja nicht so verbrannt wie "Stilo", da kann der Nachfolger direkt wieder so heißen. 😉
FIAT sieht sich als eigene automobile Klasse und hat sich vom Rest der Automobilhersteller abgenabelt.
Und das ist gut so, denn sie können nun unabhängig das machen, was dem normalen Kunden gefällt.
Die anderen Hersteller zwingen ihrem Kunden das zu nehmen, was die Hersteller wollen.
Weiter so FIAT.
Ich glaube, einige Leute hier geben zu viel auf dem Sterne-Test, welcher die angebliche Sicherheit der Modelle darstellen soll.
Die Wirklichkeit sieht anders aus. Vor allen Dingen dann, wenn man sich nur auf die Assis verläßt.
Die Wirklichkeit sieht wohl eher so aus, dass Fiat lange Zeit Autos gebaut hat, die den normalen Kunden immer weniger gefallen haben und die deshalb zu anderen Marken gewechselt sind - freiwillig. Ohne die italienischen Kunden, die offenbar ähnlich markentreu sind wie deutsche, und den Glücksgriff mit dem neuen Fiat 500 wäre Fiat mitsamt den andern Marken mit Ausnahme von Ferrari schon längst Geschichte. Erst der rigorose Um- und Wiederaufbau unter Marchionne hat Fiat wieder eine Zukunftsperspektive gegeben. Um an frühere Erfolge anknüpfen zu können, wird es noch dauern, aber man ist auf einem guten Weg.
Nur weil der Tipo keine 5 Sterne geholt hat ist jetzt der EuroNCAP natürlich nichts wert. Klar. Ohne Verschwörungstheoie läuft ja nichts mehr. 3 bis 4 Sterne ist unter den neuen Bedingungen doch in Ordnung. Mehr aber auch nicht. Mal sehen, was die Konkurrenz jetzt so "einfährt".
Grüße vom Ostelch
Da sind wir mal einer Meinung :-)))
Mich überzeugt der Mann auch nicht, gibt sicher besseres auf dem Markt. Absolut kein vergleich mit Wester.
Mit dem Lancia/Chrysler Experiment bzw. Desaster und mit der Behauptung der Fiat Freemont bzw. Dodge Journey sei ein aufgemotzter Fiat Panda, sozusagen ein Panda XXXL und auch der Lancia Delta war ein Flop, zumindest verkaufsmässig, hat er definitiv die Rote Linie überschritten und Marchionne hätte die Reissleine ziehen müssen. Den Punto in die 500er Familie zu integrieren, wie das Olivier möchte, finde ich auch kontraproduktiv, so zerstört man die doch recht erfolgreiche Vergangenheit dieses Modells.
Conclusio: Fiat hat besseres verdient.
Der Punto sieht doch auch nach 10 Jahren noch recht modern aus - wobei mir die erste Version am besten gefällt. Fiat hat ein Händchen dafür, gut gemachte Designs durch Facelifts zu verwässern (Multipla, Ritmo, Panda 1, Vorgänger-Punto, Alfa 166 etc.).
Ich wundere mich schon seit längerem, dass ein so konfus geführter Konzern wie Fiat noch relativ gut da steht. Vor 10 Jahren hat Fiat die Welt mit Coupes und Cabrios überflutet (Alfa GT, Brera, Spider, Barchetta, Fiat Coupe etc.) und jetzt freut man sich schon über einen MX-5 Ableger mit künnerlichen Verkaufszahlen. Dann lässt man Lamcia sterben, verkauft aber in Italien den Ypsilon noch wie dämlich. So kann man natürlich auch keinen Lancia Fulvia auf MX-5 Basis bauen, davon gab es ja schon herrliche Entwürfe - der hätte sicher ohne große Kosten weit mehr Freunde gefunden als der faszinierende aber viel zu teure Alfa 4C. Bei Alfa hat man solange mit dem Giulia gewartet, bis der letzte 159 und 166-Kunde bei der Konkurrenz fündig geworden ist. Beim Tipo / Bravo sieht es ähnlich aus. Der Lancia Delta hat sich ganz gut verkauft, aber dann hat man ja gemeint, Lancia kann man als teure Resterampe von alten Chryslern umfunktionieren...
Kann man sich aber alles seltsamerweise leisten, Wahrscheinlich nur, weil die Modelle mit dem Fiat 500 Grunddesign Erfolge haben und sogar recht teuer verkauft werden können. Sogar die hässliche dicke Schwester Fiat 500L und der unpraktische 500X verkaufen sich prächtig. Und in den USA boomen die Marken Jeep und RAM, günstigem Sprit sei Dank.
Fiat ist viel zu abhängig von ein paar Märkten und vom Fiat 500 und dessen Anlegern. Aber es scheint zu funktionieren.
Wenn man billige Autos sucht, gibt es ja eigentlich gar nicht so viele Hersteller. Gut das Fiat in diesem Segment treu bleibt. Okay ... wenn ein Modell zig Jahre lang gebaut wird und von der Ausstattung her schlicht gehalten wird, dann muss sich das irgendwo auf die Verkaufspreise niederschlagen.
Wir haben uns 2012 nen Fiorino neu gekauft, weil (ausser der damals noch unpraktische Dacia Dokker) kein anderer Hersteller nen Kleintransporter unter 10 tsd Euro Brutto neu anbieten konnte. Wir fuhren jahrelang Renault Rapid ... aber Renault musste ja unbedingt deutlich teurer werden🙁 Pech für Renault, Glück für Fiat.
Und heute 4 Jahre später? Die Kiste macht was sie soll. 2 gebrochene Schraubenfedern vorn+undichte Ölwanne, paar Kratzer hier, paar Dellen da ... aber okay ... als Lastesel in der Landwirtschaft verzeihe ich sowas. Wenn er noch 6...7...8 Jahre durchhält, ist das ein guter Qualitätsbeweis und dem nächsten Fiat stünde nix im Wege.
In meinem Dunstkreis ist Fiat wirklich tot, obwohl ein 500er öfters um die Ecke steht.
Kein einziger Händler mehr in der Nähe, mind. 30km muß man fahren während man hier ertrinkt vor VW-Händlern
Ich kann solche Entfernungen zwar verkraften, wenn ich was will dan fahre ich auch gern etwas weiter. Aber so mancher Käufer klappert nur die Autohändler in der Nähe ab
Ist Fiat auch auf dem deutschen Markt. Wie hier jemand schrieb: Die Treue der Italiener hat Fiat das Überleben gerettet.
Hier lief bislang bei Fiat und Alfa wenig.
In Deutschland verkauft sich bislang nur der 500 (die ganze Modellfamilie) gut. 42% aller hier verkauften Fiat entfallen darauf. Alfa Romeo praktisch nicht auf dem Markt vertreten (nur 380 Fahrzeuge im Oktober).
War bislang auch verständlich. Wer nichts anbietet kann auch nichts verkaufen.
Da wird es schon spannender was Fiat zum "Neustart" bietet. Der Tipo läuft gut an. Das Potenzial ist noch nicht abschätzbar, da die Volumenmodelle Hatch und Kombi gerade erst in den Markt starten. Der fehlende neue Punto verhindert da aber sicherlich einen breiten Erfolg. Das Kleinwagensegment bleibt so faktisch leer.
Ähnlich spannend wird es bei Alfa. Aktuell läuft kein Modell hier auch nur annähernd gut. Giulietta ist nicht mehr sonderlich frisch und der Mito hätte schon einen Modellwechsel gebraucht. Beide sind für die aufgrufenen Preise zu veraltet. Da bleibt die Frage wie gut die Giulia läuft (bislang keine Auslieferungen) und ob es Ersatz für die anderen Modelle geben wird.
Maserati läuft in Deutschland auch nicht wirklich. Da mache ich mir aber keine Hoffnungen. Ich glaube die deutschen Kunden suchen sowas einfach nicht.
Leider insgesamt wieder ein negativ gehaltener Bericht über FCA.
Das, was FCA in den letzten Jahren richtig gemacht hat, kommt mir zu kurz.
@manfred, wer sagt, dass der Punto 2017 eingestellt wird?