Porträt: Motorradrennfahrer Helmut Dähne
40 Jahre Raserei
Sein Rekord ist 20 Jahre alt und immer noch aktuell: Helmut Dähne ist eine Legende unter Nordschleifen- und Motorradfans. Wir sprachen mit dem King vom Ring.
Von MOTOR-TALK-Reporter Fabian Hoberg
Nürburg - 7:49:71 Minuten. Das ist seine Zeit. Eine Zeit für die Ewigkeit. Schon seit 20 Jahren. In dieser Zeit fuhr Rennfahrer Helmut Dähne mit seiner Honda VFR 750 R RC30 über die Nordschleife und stellte damit einen Rekord für Serienmotorräder auf. Das machte Dähne zum King vom Ring.
Auch heute noch ist der 69-Jährige unter Motorradfreunden eine Legende. Allerdings nicht nur wegen der Rekordfahrt in der Eifel. Neben der Nordschleife beherrscht der Münchner noch eine weitere traditionelle Strecke: Weltweit bekannt wird Dähne mit einem Sieg bei der 61 Kilometer langen „Isle of man Tourist Trophy“ 1976 in der Produktions-Klasse. „Wenn auch durch einen Ausfall des Schnelleren. Dafür war meine BMW zuverlässiger“, sagt er.
Insgesamt startet er 26 Mal bei dem wohl gefährlichsten Motorradrennen und erhält den Namen „Mister TT“. Ein TT-Sieg wird in der Szene höher angesehen als ein WM-Titel, auch wenn es weniger Geld gibt. „Ich liebe lange Strecken und lange Rennen“, sagt Dähne.Mit Vollgas durch die Kurve
Ist er einmal eins mit dem Motorrad, überholt ihn so schnell keiner. Dauervollgas über Kuppen, Kurven, ganz gleich ob bei Sonne oder Regen. In den fast 40 Jahren Raserei bleiben Verletzungen und Stürze nicht aus. „Aber einen Unfall hatte ich bis auf einen bei der TT 1994 nicht. Ich bin nur ab und zu mal auf der Strecke abgeschossen worden“, sagt der Bayer.
Zwischen 1965 und 2005 gewinnt er insgesamt 15 Mal die Deutsche Meisterschaft im Serienmaschinen-Rennsport, wird 1980 Dritter bei der Endurance Langstreckenweltmeisterschaft und gewinnt bis 2001 18 Mal die 1.000 Kilometer vom Hockenheimring. Von 369 Rennen fährt er 126 Mal als Erster durchs Ziel. Damit zählt er zu den erfolgreichsten deutschen Motorradrennfahrern.
Dass kein anderer Fahrer bisher seinen Streckenrekord auf dem Nürburgring unterbieten konnte, liegt allerdings nicht nur an Dähnes flottem Fahrstil. Schon ein Rennen nach seinem Rundenrekord wird die Nordschleife für Motorradrennen aus Sicherheitsgründen gesperrt. Heute geht es entweder über den Grand-Prix-Kurs oder im Publikumsverkehr über den Ring. Allerdings auf einer verkürzten Strecke.
Stolz auf den Juniorpokal
Dähne hat mit seinen 1,90 Meter keine typische Rennfahrer-Statur. Dafür hat er eine geschmeidige Gashand
und als Reifenentwickler ein gut eingestelltes „Popometer“. Es sind aber nicht die großen Erfolge, auf die er heute stolz ist. „Mein schönstes Rennen war 1966 beim Motocross. Da bin ich auf den dritten Platz im Juniorenpokal gefahren und habe es allen gezeigt.“Dass Dähne so sattelfest am Gashahn dreht, war keinesfalls vorbestimmt. Eigentlich wollte der junge Helmut eine Ausbildung zum Flugzeugmechaniker machen. Er bewirbt sich bei Dornier, aber auch bei BMW. Von beiden Firmen bekommt er eine Zusage. „Da BMW viel näher an meiner Wohnung lag, habe ich mich für die Firma entschieden“, sagt der 69-Jährige. 1959 beginnt er eine Ausbildung zum Kfz-Mechaniker und arbeitet danach in der Entwicklungsabteilung für Auto und Motorrad.
Sein erstes Rennen bestreitet er 1965 im Gelände. Ein Jahr später nimmt er zum ersten Mal bei einem Straßenrennen teil, dem Sudelfeld Bergrennen, und gewinnt. Dähne ist infiziert. Dennoch bleibt die Rennfahrerei ein Hobby. „Ich wollte nie Profi werden, auch keinen Grand-Prix fahren, sondern möglichst lange Distanzen“, sagt er. So wie die Nordschleife.
Auf der Suche nach der Ideallinie
Die erste Begegnung mit dem Eifelkurs ist privater Natur. Der junge Mann will 1965 die BMW-Entwicklungsabeilung, bei der er inzwischen arbeitet, am Ring besuchen. Er schaut zunächst seinen Kollegen zu, fährt dann ein paar Runden und ist von den Kurven und dem Streckenverlauf fasziniert. Unzählige Male fährt er über den Ring, studiert ihn, immer auf der Suche nach der Ideallinie.1974 wechselt er in die Entwicklungsabteilung des Reifenherstellers Metzler. Die Liebe zum Motorrad und zum Ring bleibt. Heute kennt er jeden Zentimeter der rund 20,8 Kilometer langen Strecke, feilt immer noch an der Ideallinie, immer auf der Suche nach dem perfekten Ritt. Langweilig ist ihm nie, obwohl er es heute langsamer angehen lässt. „Ich fahre immer noch sehr schnell, wenn auch nicht mehr mit dem Einsatz wie früher. Aber deutlich unter acht Minuten könnte ich immer noch über den Ring, wenn ich wollte“, sagt Dähne.
Die Gashand juckt noch
Der Hobbypilot mit der rot-weißen Lederkombi liebt jede der 73 Kurven. Doch noch viel mehr liebt er die Bewegungsabläufe beim Fahren, das dynamische, runde, gleichmäßige Fahren, das Hin- und Herschwenken in den Kurven. „Und man sitzt direkt an der Luft und riecht, was drum herum passiert.“ Auch mit 69 Jahren fährt er noch regelmäßig in die Eifel. Seit einigen Jahren nimmt er den Asphalt auf der Rennstrecke meist als Instruktor unter die Räder.
Wenn er zum eigenen Vergnügen fährt, dann am liebstem mit seiner RC30 mit 112 PS. Dieses Motorrad habe ein einmalig ansprechendes Fahrwerk, einen phantastischen Sound und sei perfekt für eine schnelle Runde auf der Nordschleife, auch heute noch, schwärmt Dähne, der King vom Ring.
Hier seht Ihr Helmut Dähne bei einer Fahrt über die Nordschleife:
Einfach ein sympathischer Fahrer, ohne Starallüren.
Danke für dieses Video!
Also wenn man sich die TT-Videos auf Youtube anschaut, denkt man da fahren nur verrückte mit. Balls of Steel kann man da nur sagen.
Eine Legende, möge er noch lange Zeit knitterfrei unterwegs sein...
Kann ich nur sagen Respekt vor ihm.
Ein Idol
Bin seit Unzeiten im Huld-Modus
LG Christoph
Helmut Dähne ein legendärer "Ringgeist" - ein Name den wir als junge Motorradfahrer in den 80gern und 90gern schon ehrfürchtig aussprachen, der Metzeler-Mann.
Gruß aus EN
Helmut Dähne war immer ein Idol für mich, ruhig und Bescheiden und ein Sportler durch und durch. Habe einen großen Respekt vor seinen Leistungen.
Als Dosenfahrer (😆) habe ich natürlich keine Ahnung wie es auf einem Bike ist. Ich wusste immer, dass ich mich auf einem Mopped umbringen würde, und habe es daher gelassen. Natürlich ist mir der Name ein Begriff. Spätestens seitdem ich aktiv über die Nordschleife fahre. Solche Fahrer verdienen natürlich Respekt. Ein Talent, zweifelsfrei.
Die offizielle Video-Kassette der 7:49:71 hab ich noch zu Hause im Regal stehen ;-)
Unzählige male hab ich sie mir schon reingezogen....
Einfach fantastisch diese Fahrt
Sein Rekord auf der Nordschleife ist - insbesondere wegen des zur Verfügung stehendem Materials seinerzeit - sicherlich ein ganz besondere Leistung.
Aber ich denke man tut dieser Leistung keinen Abbruch wenn man erwähnt, dass es seitdem zahlreiche Fahrer gibt die seine Zeit auch auf Serienmotorrädern unterboten haben, inkl. Videos. Hier sind ein paar dieser Fahrten erwähnt:
http://bridgetogantry.com/.../...est-motorcycle-lap-of-the-ring-really
In der Fuchsröhre bleibt der doch voll am Gas auf seiner Kanonenkugel sitzend! Kaum zu fassen. Allerhöchsten Respekt!!
Im Auto kann man immer noch korrigieren, aber auf zwei Rädern muß man die Sicherheit haben, keinen groben Fehler zu machen, sonst kann man diese Stelle nicht voll fahren. Ein Naturtalent, ich glaube nicht, dass man sowas lernen kann.
Das sind BTG-Zeiten. Da muss man mindestens nochmal 30 bis 40 Sek. draufrechnen. Dann ist man dem ewigen Rekord zwar nahe, hat ihn aber nicht unterboten. 😉
Lies doch einfach den artikel: At 7m10s BTG, Andy Carlile is now the fastest man ever to lap the 20832m Northloop on two wheels. Back of a fag-packet mathematics would place that as a 7m28s full lap time or even a 7m24s 'industry' time (which is a full lap minus the T13 straight).
Das ist deutlich schneller als dähne. Ein derartiges Motorrad fährt das komplette Stück quasi mit 300km/h, und muss nicht so zäh wie ein Auto erst noch hochbeschleunigen. Da braucht man im Leben keine 40 Sekunden für...
Als Jahreskarten-Fahrer hatte ich 2x das Vergnügen, zufällig hinter ihm herzufahren. Das war natürlich während der Touristenfahrten sonntags mit Verkehr.
Da ich beim Überholen nicht so kompromißlos war, hat er mir auf die Runde ein paar Meter abgenommen.
Aber er war nur mit seiner RC30 unterwegs, ich hatte das deutlich bessere Material und locker 30 PS mehr.
Unter anderem wegen schnellerer Motorräder und besserer Reifen kann man die Zeit von damals nicht mehr wirklich mit heutigen Möglichkeiten vergleichen.
Er ist ein toller Mensch und ein richtig guter Fahrer.
lg Rüdiger:-)