Zahl der Verkehrstoten in der EU 2014 leicht gesunken
70 Menschen sterben täglich auf Europas Straßen
Im vergangenen Jahr starben EU-weit 25.700 Menschen bei einem Verkehrsunfall, ein Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Die meisten Toten je eine Million Einwohner gab es in Lettland.
Brüssel - Im vergangenen Jahr kamen rund 25.700 Menschen auf den Straßen der EU-Länder ums Leben, wie die Brüsseler EU-Kommission am Dienstag mitteilte. Im Schnitt sind das knapp 70 Verkehrstote pro Tag. Dies ist zwar ein Prozent weniger als 2013, doch das selbst gesetzte Ziel, die Zahl der Verkehrstoten zwischen 2010 und 2020 zu halbieren, droht die EU damit zu verfehlen.
Deutschland liegt unterhalb des EU-Durchschnitts
Deutschland liegt mit 42 Toten pro Million Einwohner unter dem EU-Schnitt von rund 50. 2013 lag dieser Wert noch bei 41 Toten pro Million Einwohner. Die Zahlen sind zunächst vorläufig, die EU-Kommission wertet sie noch genauer aus.
"2014 war ein sehr schlechtes Jahr, wenn es um die Verbesserung der Sicherheit auf europäischen Straßen geht", sagte EU-Verkehrskommissarin Violeta Bulc. "Es muss mehr getan werden und es muss jetzt getan werden." Damit das Ziel einer Halbierung erreicht werden könne, müsse die Zahl der Toten jährlich um acht Prozent fallen. Dafür sind vor allem die EU-Staaten zuständig, Brüssel unterstützt zum Beispiel mit Informationskampagnen. Auch neue Vorgaben für Berufskraftfahrer sind geplant.
Besonders an Wochenenden und im Sommer klettern die Zahlen. Die meisten Toten sind Männer, junge Menschen verlieren ebenfalls überdurchschnittlich häufig ihr Leben im Verkehr.
Die wenigsten Toten im Verhältnis zur Bevölkerungsgröße gibt es in Malta (26 Menschen pro Million und Jahr). Allerdings hat die Mittelmeerinsel eine sehr kleine Bevölkerung von nur 425.000 Menschen. Bei einer solch kleinen Bezugsgröße machen sich statistische Schwankungen sehr schnell bemerkbar.
Lettland mit der höchsten Sterberate
Den traurigen Spitzenplatz hält Lettland: Hier sterben im Verhältnis zur Bevölkerung die meisten Menschen auf der Straße (106 Menschen je Million Einwohner und Jahr). Die lettische Polizei führt dies unter anderem auf verantwortungsloses Fahrverhalten, Alkohol und schlechte Straßen zurück.
Die Bahnlobby-Organisation Allianz pro Schiene sieht die Zahlen als Argument für die Bahn: "In keinem europäischen Land ist Autofahren sicherer als Bahnfahren", teilte Geschäftsführer Dirk Flege in Berlin mit. Bezogen auf das Todesrisiko pro Kilometer sei Bahnfahren EU-weit 26 Mal sicherer als Autofahren, in Deutschland 58 Mal sicherer.
Weitere MOTOR-TALK-News findet Ihr in unserer übersichtlichen 7-Tage-Ansicht
Was ist denn das für ein unterirdisches Niveau? Wenn man Zielwerte wie die Halbierung der Verkehrstoten nennt, dann sollte der aktuelle Wert auch in Relation zu den Ausgangs- oder den Mittelwerten der letzten Jahre stehen. Ein Prozent weniger hilft da wenig.
Die Ziele der EU sind nicht für Deutschland geeignet. In Staaten mit hoher Verkehrstotenquote kann man viele Maßnahmen ergreifen und die Zahlen locker halbieren.
In Deutschland und immer mehr anderen Staaten ist das aber kaum noch möglich. Wir hatten 3368 Verkehrstote in Deutschland 2014. Die Quote ist schon ziemlich am Boden.
Was sind die typischen Stellschrauben:
Straßensicherheit, Crashsicherheit, Hilfssystem, Assistenzsysteme, Prävention
Bei der Crashsicherheit ist nichts mehr zu holen. Schon heute sterben nur noch recht wenige Menschen in einem "klassischen Unfall" (Auto gegen Auto). Tote sind in vielen Fußgänger, Radfahrer und Motorradfahrer. Ein Airbag mehr im Auto hilft auch nicht. Die Verkehrstoten in Fahrzeugen entstehen heute fast nur noch durch allerschwerste Unfälle. Sprich mit 100 gegen einen Baum hält kein Auto aus. Eine Verbesserung wäre aber nicht ohne gewaltige Gewichts- und Kostenzunahme möglich.
Assistenzsysteme setzen sich durch und können immer mehr Unfälle vermeiden. Das dauert aber natürlich immer recht lang bis diese verbreitet sind (länger als Crashsicherheit). Auch die geraten natürlich irgendwo auch an ihre Grenzen. Aber ein leichter Rückgang der Verkehrstoten wäre möglich.
Das Hilfssystem ist in Deutschland, trotz vieler Kritikpunkte, eins der besten in Europa. Nach einem Notruf dauert es selten länger als 15min bis ein RTW da ist. E-Call wird die Dauer nochmals ein wenig verkürzen. Dank guter Ausrüstung und guten Krankenhäusern ist in Deutschland nur wenig Raum für Optimierungen. In anderen Ländern sieht das teils ganz anders aus.
Straßensicherheit und Prävention sind für Deutschland die Schrauben an denen man etwas drehen kann. 10% der Verkehrstoten gehen auf Alkohol drauf. Mehr Kontrollen und ein niedrigeres Promillelimit helfen. Bei der Sicherheit müsste der Staat in die Bundesstraßen investieren. Leitplanken nachrüsten. 2+1 Systeme einrichten. Kreuzungen entschärfen. In den Städten eher Tempo30 Zonen und insbesondere Radwege nachrüsten. Hier ist am Meisten zu holen und der einzige Weg die Zahl der Verkehrstoten zu halbieren.
Definitiv.
Aber offensichtlich gibt es hier noch ein paar politische Hürden zu überwinden, um die o.g. Punkte optimieren zu können. Momentan herrscht da eher Stillstand statt Aufbruchstimmung.
Ich kann das nicht mehr lesen, jährlich sterben in deutschen Kliniken ca. 35.000 bis 40.000 Patienten an der Folge von Infektionen mit multiresisten Keimen.
Ohne das quantifizieren zu wollen, aber es dürfte jedem klar sein, dass die Zahl der in deutschen Kliniken behandelten Patienten wesentlich geringer ist als die Zahl derer, die täglich die Strassen bevölkern.
Einfach ´mal so behauptet: Ein Klinikaufenthalt ist 100mal gefährlicher als das tägliche Starten des Pkw.
Jeder Gutmensch hat irgendein Rezept zur Reduzierung des deathcount im Strassenverkehr, als wenn das die Rettung der Welt wäre.
nafob
Aha...
du meinst in diesem Bereich gibt es keine Bemühungen, die Opferzahlen zu reduzieren. Das wird dort als Status Quo hingenommen?
Du kannst sicher sein, dass auch dort Massnahmen ergriffen werden.
Und ich bin sicher, dass dann dort auch irgendeiner von deinem Kaliber daher kommt und sagt:
"Ich kann das nicht mehr lesen, jährlich sterben 100 Millionen weltweit an Unterernährung..."
Äpfel und Birnen...
Und als Sahnehäubchen noch mal 2 Beispiele aus den "Stammtisch Top Five"...
mfg
welche maßnahmen? *lol* 😆
ich arbeite in einem pharmaunternehmen, bei uns sind neben jeder tür spender mit desinfektionsmittel angebracht, nebst der möglichkeit die toilettensitze vor gebrauch zu desinfizieren...
...in den meisten kliniken kann man froh sein, wenn ein spender mit desinfektionsmittel an der pforte angebracht ist und auf den toiletten der seifenspender funktioniert!
hier fangen bereits einfachste maßnahmen zur bekämpfung der multiresistenten keime an!
kennst du aber den unterschied zwischen einem gewinnorientierten unternehmen und einem krankenhaus? 😕
das unternehmen stellt seinen kunden die bemühungen zur hygiene in rechnung - das krankenhaus bekommt aber dasselbe geld egal ob da nun einer, keiner oder zehntausend spender mit desinfektionsmittel hängen...insofern kann man durchaus behaupten, dass in vielen krankenhäusern mangels finanzieller mittel (wir reden hier nicht über hohe summen! absolute peanuts in anbetracht der gesamtbetriebskosten...) das als status quo so hingenommen wird! 😱
Solange es keine konsequente Überwachung und Kontrolle gegen das Benutzen von ablenkender Elektronikprodukte gibt im Auto gibt (Stichwort Handy, SMS), wird die Zahl in Zukunft eher wieder steigen als sinken. Dazu braucht es keine Studien und Experten.
Dann lies es doch einfach nicht und erspar uns damit deine Diffamierung der Bemühungen um mehr Verkehrssicherheit... 😤
Ich hoffe, Du hast den Rest auch gelesen, den Text nach denen von Dir gesetzten Pünktchen.
Frei nach dem grossen polnischen Aphoristiker Lec würde ich fragen: Bist Du ein Manipulant oder ein Manipulateur ?
Im Übrigen lebe ich nach dem Motto: Never wrestle with a pig, you both get dirty and the pig likes it.
nafob
Offenbar doch. Die Frage auf wie viele tödlichen VUs dieses Problem zutrifft weiß man noch nicht. Außerorts dürften es fast gar keine sein. Innerorts ist es schwer nachprüfbar. Außerorts ist knapp die hälfte Geschwindigkeitsbedingt. Ansonsten oft Verschätzungen beim Überholen, zu geringer Abstand usw.
Die Daten zu dieser Meldung gibt es übrigens hier: Road Safety in the EU.
Zur Veranschaulichung anbei eine Abbildung aus der genannten Publikation.
Ich stimme Dir, Abkueko, zu, was die Maßnahmen betrifft. Allerdings gibt es aus meiner Sicht auch in Deutschland noch viele Möglichkeiten, die Verkehrssicherheit zu verbessern...
Grüße, südwikinger
Auch in Deutschland ist noch einiges möglich. Ich sehe hier hauptsächlich Fehler innerstädtisch (Radwege???) und außerorts (Leitplanken???). Machbar ist da sicher noch etwas. Nur wird es keine riesigen Sprünge mehr geben.
Durch Einzelmaßnahmen wird es sicherlich keine großen Sprünge mehr geben.
Allerdings gibt es Empfehlungen des wissenschaftlichen Beirates der Bundesregierung:
Wiss. Beirat beim BMVBS: Sicherheit zuerst – Möglichkeiten zur Erhöhung der Straßenverkehrssicherheit in Deutschland. ZVS 56, 4, 2010, 171-194
Details dazu gibt es hier und ein Interview mit Bernhard Schlag zu dem Thema gibt es hier
Ein wichtiges Thema sind zweifellos Maßnahmen zum besseren Schutz ungeschützter Verkehrsteilnehmer - angesichts der aus vielerlei Gründen wünschenswerten Zunahme von (innerstädteschem) Radverkehr am Modal Split insbesondere Vorhaben, die (auch) Fahrradverkehr sicherer und bequemer machen.
Ein Schwerpunkt sind aber auch Landstraßen - hier wären u.a. die Empfehlungen des letzten Verkehrsgerichtstags hilfreich, die hier auch bereits kontrovers diskutiert wurden...
Grüße, südwikinger