VW drosselt Motoren-Produktion und verhängt Einstellungsstopp
Abgas-Skandal: Volkswagen rüstet sich für die Krise
VW bereitet sich auf die Ära nach dem Abgas-Skandal vor. Salzgitter drosselt die Produktion, in Wolfsburg tagt das Präsidium und VW in Braunschweig streicht neue Stellen.
Wolfsburg/Salzgitter - Eine Woche nach dem Rücktritt von VW-Chef Martin Winterkorn hat die weltweite Abgas-Krise konkrete Konsequenzen für die Mitarbeiter bei Volkswagen.
Im Motorenwerk Salzgitter wurde die Produktion zurückgefahren, sagte eine Werkssprecherin am Mittwoch. Sie bestätigte einen Bericht der "Wolfsburger Allgemeinen". Vorsorglich sei eine Sonderschicht pro Woche abgesagt worden. In Salzgitter, nach Konzernangaben eines der größten Motorenwerke der Welt, werden täglich rund 7.100 Otto- und Dieselmotoren hergestellt. In dem Werk arbeiten rund 7.000 Mitarbeiter.
Im rund 20 Kilometer entfernten Braunschweig verhängte darüber hinaus die VW-Finanztochter Volkswagen Financial Services einen Einstellungsstopp. "Bereits mündlich gegebene Zusagen für Stellenbesetzungen sind davon unberührt", sagte Sprecher Stefan Voges am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. Ferner sollen alle in diesem Jahr auslaufenden Verträge von Werkstudenten und Zeitarbeitern nicht verlängert werden. Nach dpa-Informationen sind knapp 30 Zeitverträge betroffen. Ob der Einstellungsstopp zum Jahreswechsel beendet oder verlängert wird, ist nicht entschieden.
VW-Präsidium kommt zu Krisensitzung zusammen
In der Konzernzentrale in Wolfsburg trifft sich am späten Nachmittag das Präsidium des Aufsichtsrates erneut zu einer Krisensitzung. Dabei soll unter anderem über einen Zwischenbericht zu der Affäre gesprochen werden. Demnach fiel die Entscheidung zum Einbau der manipulierten Software bereits in den Jahren 2005 und 2006, und zwar in der Motorenentwicklung in der VW-Zentrale, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Konzernkreisen erfahren hat.
Darüber hinaus soll es bei dem Treffen um weitere Personalentscheidungen gehen. Nach dpa-Informationen wird das Präsidium insbesondere über die Zukunft des bisherigen VW-Finanzchefs Hans Dieter Pötsch beraten. Anfang September hatte das Präsidium Pötsch noch einstimmig als Nachfolger von Ferdinand Piëch an der Spitze des Aufsichtsrates vorgeschlagen. Der langjährige VW-Patriarch Piëch hatte im Frühjahr einen internen Machtkampf mit Winterkorn verloren und war zurückgetreten. Seitdem hat den Posten übergangsweise der frühere IG-Metall-Chef Berthold Huber inne.
VW-Aufsichtsratsmitglied Olaf Lies forderte unterdessen eine konsequente strafrechtliche Verfolgung der Verantwortlichen für die Diesel-Manipulationen. "Diejenigen, die erlaubt haben, dass dies geschehen kann und die, die entschieden haben, die Software zu installieren, haben kriminell gehandelt. Sie müssen deshalb dafür die persönliche Verantwortung übernehmen", sagte der niedersächsische Wirtschaftsminister am Mittwoch dem englischen TV-Sender BBC. Der Aufsichtsrat müsse jetzt zudem schnell herausfinden, warum er so lange nichts von dem Einsatz der Betrugssoftware erfahren habe.
Kosten des Skandals können nicht abgeschätzt werden
Volkswagen könne nach wie vor nicht absehen, wie hoch der finanzielle Schaden für VW alleine aufgrund der notwendigen Nacharbeiten an den betroffenen Motoren, sagte Lies. Es sei noch unklar, wie viele Autos dazu etwa in die Werkstätten zurückgerufen werden müssten, "aber es muss wirklich schnell gehen."
Am Dienstag hatte der Konzern mitgeteilt, dass von der Kernmarke VW fünf Millionen Fahrzeuge in die Werkstätten geholt werden sollen. Die betroffenen VW-Kunden werden per Post informiert, wenn ihr Fahrzeuge nachgebessert werden muss.
Vor zehn Tagen war bekannt geworden, dass VW in den USA mit einem Computerprogramm die Abgaswerte bei Dieselwagen manipuliert hat. Weltweit sind nach Konzernangaben rund elf Millionen Fahrzeuge betroffen, davor rund 2,8 Millionen auch in Deutschland. Der langjährige VW-Chef Winterkorn hatte deshalb vor einer Woche sein Amt aufgegeben. Sein Nachfolger ist der bisherige Porsche-Chef Matthias Müller.
Nach Informationen des Fachblattes "Manager Magazin" wurden bereits ein Dutzend VW-Mitarbeiter beurlaubt. Sie seien an Entwicklung und Einsatz der zur Manipulation von Abgaswerten genutzten Software beteiligt gewesen oder hätten zumindest frühzeitig davon gewusst. Deshalb würden sie bis zur Klärung der Vorwürfe beurlaubt. Betroffen seien Entwickler und Manager höherer Hierarchieebenen in Deutschland sowie den USA.
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Na hoffentlich gibt´s davon Mitschnitte 😆
Daß das Ende der Fahnenstange bei diesem Skandal noch lange nicht erreicht ist, sollte allen Beteiligten klar sein.
Immer wieder traurig das unschuldige Mitarbeiter in diesem Konzern darunter leiden müssen.
Der Skandal ist schon heftig, muss aber sagen das sicher, sogar ganz sicher auch andere Hersteller am gleichen Fäden gezogen haben.
Aber wenn wir mal ehrlich sind - wenn die Hersteller nicht sooo genötigt werden würden die Abgase drastisch zu minimieren, wäre dies auch nicht passiert. Denn die Technologie ist einfach noch nicht so weit das wir so "saubere" Autos fahren.
Dies soll auch keine Entschuldigung sein seitens Volkswagen, aber ein möglicher Grund für solche Entscheidung.
Und auch wenn dies Betrug war, denke ich das Pannen wie BP sie passiert sind deutlich schwerer wiegen. Auch wenns "nur" fahrlässig war....
Das bedeutet doch im Umkehrschluß, daß man Technologien verkauft, die man noch nicht wirklich beherrscht. So etwas darf einfach nicht sein.
Wenn es keine Gestzlichen Regelungen geben würde dazu, würden wir noch heute ohne KAT fahren...
Konzerne wollen nur eins und zwar dein Geld, wenn sie also nicht gezwungen werden Abgastechnik einzubauen, bauen sie das auch nicht, da die halt richitg Geld kostet.
Das Problem an der ganzen Sache ist das man sich einen Wettbewerbsvorteil verschafft hat, indem man die Abgasnormen mutmaßlig gar nicht schaffen wollte und sich das Geld für die Entwicklung gespart hat.
Das andere Problem was ich sehe ist, das mit jeder Verschärfung der Abgasnormen die Autos nur noch dreckiger wurden. Man wollte z.B. groben Ruß eindämmen und bekam Super-Feinstaub oder man wollte weniger Stickoxide und bläst dafür unvollständig verbranntes Ammoniak (Adblue) in die Luft. Es wird halt immer versucht das zu reduzieren was gemessen wird, bis dann die Messreihen ausgedehnt werden und andere giftige Stoffe zum Vorschein kommen oder die Messgeräte sensibel genug werden (siehe Feinstaub, früher gar nicht messbar).
Aber es gibt aber Sachen die sind einfach utopisch. Aber es ist richtig das sie nix von allein machen würden, Stimm ich dir voll zu, aber Dinge zu forden die man nicht einhalten kann finde ich auch "assig"
Man muß die Schadstoffproblematik unabhängig vom Motorenbau betrachten und bewerten. Wenn ein Hersteller eine neue Technologie am Markt etablieren will, dann muß er diese auch auf die Umweltverträglichkeit und Toxikologie hin überprüfen. Stellt er dabei fest, daß er die erforderlichen Grenzwerte nicht einhalten kann, dann ist das Produkt entweder noch nicht fertig entwickelt oder stellt eine technologische Sackgasse dar. In beiden Fällen verbietet sich ein Inverkehrbringen von selbst.
Mit den unschuldigen Mitarbeitern und Aktionären hab ich wenig Mitleid, die haben doch jahrelang von dem Betrug profitiert, denn ohne die Abgasmanipulation wären die betroffenen VW-Diesel gar nicht konkurrenzfähig gewesen.
Ich meine auch die kleinen Fische am unteren ende der Skala..... Die dicken Haie tun mir auch nicht leid
Fair wäre wenn jetzt alle Hersteller auspacken würden und nicht warten bis VW am Boden liegt,
stattdessen werden jetzt die Mitbewerber heimlich die Updates beim Service mit durchführen.
So viele Hersteller von Motoren und der dazugehörigen Hard bzw. Software gibt es nun mal auch nicht, so das die Mitbewerber von VW sich da frei sprechen können.
Ich finde es nur schade das man so mit VW umgeht!
Das Problem liegt doch eher an den überzogenen Vorstellungen was hinten aus dem Auspuff noch kommen darf, da sollte doch mal real nachgedacht werden ob die Technischen Möglichkeiten überhaupt mit den Vorgaben Schritt halten können.
Und gerade die Amerikaner sollten mal darüber nachdenken wenn es um das Thema Klima und Abgase geht, zumal sie ja soooo vorbildlich sich selber daran halten, bevor man über andere urteilt.
Ich finde es nicht schade. Wer Millionen von Kunden und die Umwelt im ganz großen Stil und über Jahre betrügt, muß entsprechend bestraft werden.
Nach wie vor gibt es keine konkreten Beweise das andere Hersteller so etwas auch machen. Abgaswerte sind einfach zu messen...
Gruß
Hier geht es doch nicht um überzogene Vorstellungen, sondern um den größten Betrugsskandal in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Wie sich mittlerweile herausstellt, wurden ja nicht nur die Amerikaner betrogen, sondern noch etliche andere Länder dazu.
Hier hilft nur lückenlose Aufklärung, möglichst unter Mithilfe des Herstellers - nur so läßt sich das mittlerweile vollkommen ramponierte Image noch halbwegs retten.
Ach ja.Schön dieses aufgebausche.Klar war es nicht gerade klug.Aber gerade die Amis müssen ein dickes M... haben.Könnte kotzen.Gerade das Land was mit am meisten Müll in den Himmel pustet und Fracking betreibt und erfunden hat.Sollten mal die Füße still halten