Moto Guzzi Audace 1400: Fahrbericht

Abgeschminkt und eingeschwärzt

verfasst am Tue Jun 09 18:24:42 CEST 2015

Die italienische Marke Moto Guzzi hat die neue Audace 1400 vorgestellt. Das 18.500 Euro teure Motorrad basiert auf der California 1400 - kommt aber mit viel weniger Zierrat.

Die Audace rollt auf fetten Sohlen
Quelle: © Moto Guzzi

Mandello del Lario - Man nehme eine Moto Guzzi California 1400, befreie sie von allem Tourer-Ballast, reiße ihr das Chrom vom Leib und tauche sie in ein mattschwarzes Tauchbad – so ungefähr könnte man sich den Entstehungsprozess einer Moto Guzzi Audace 1400 vorstellen.

Würde man die California 1400 und die Audace nebeneinanderstellen, wäre die Ähnlichkeit zwischen beiden Modellen leicht erkennbar. Die dunkle, von fast jeglichem Zierrat befreite Neuheit von Moto Guzzi zeigt sich aber in vielen Details sehr eigenständig. Mattschwarz lackierte Rundscheinwerfer. Eine kaum gekrümmte, ebenfalls mattschwarze Lenkstange. Und die höchst markant gestaltete Endrohre der doppelseitig verlaufenden Auspuffanlage.

Nicht nur das unübersehbare Triebwerk ist schwarz lackiert. Sogar die Auspuffkrümmer zeigen sich in mattschwarz. Ihr Durchmesser entspricht durchaus dem beeindruckenden Hubvolumen der beiden Zylinder von jeweils 690 Kubikzentimetern. Deren blankpolierte Kühlrippen finden in je vier blanken Rippen auf den beiden Zylinderhauben ihre Entsprechung.

Kein Fahrrad

"Audace" steht für "mutig" oder "kühn"
Quelle: © Moto Guzzi

Die Audace rollt auf fetten Sohlen: Vorne ist ein 130 Millimeter breiter Reifen im 80er-Verhältnis auf einem 18 Zoll-Leichtmetallgussrad montiert. Hinten ein 200er im 60er Querschnitt auf einem sechs Zoll breiten Gussrad. Der Radstand beträgt fast 1,70 Meter. Die Moto Guzzi Audace lässt sich also nicht gerade „wie ein Fahrrad“ bewegen. Doch Miguel Galluzzi legt großen Wert darauf, dass Motorräder mit seiner Handschrift dennoch gut handhabbar sind.

Das kann ihm im Fall der 314 Kilogramm schweren Audace bescheinigt werden. Sie zeichnet sich durch ein berechenbares, keineswegs schwerfälliges Fahrverhalten aus. Die sehr moderate Sitzhöhe von 740 Millimetern erleichtert die Standortsuche der Füße beim Anhalten. Der Kniewinkel ist dennoch sehr entspannt. Die Dreischeiben-Bremsanlage mit radial montierten Bremszangen vorn überzeugt in Wirkung und Ansprechverhalten.

Ein gelungener Mix

Der Motor leistet 96 PS. Er ist in praktisch jedem Drehzahlbereich gut fahrbar - der Drehzahlmesser im Zentralinstrument zeigt zumindest nicht mehr als 4.000 Touren an. Für 18.500 Euro liefert Moto Guzzi mit der Audace einen markanten, gut ausgestatteten Sport-Cruiser, der optisch etwas hermacht.

Ein paar Details in der Verarbeitung könnten das allgemeine Niveau des Fahrzeugs noch anheben. So z. B. die Beschlagneigung von Scheinwerfern und Blinkern bei Nässe oder eine Elektro-Ausrüstung. Trotzdem: Motorräder wie diese – nämlich ein gelungener Mix aus traditionellem Ansatz und moderner Technologie – gibt es am Markt nicht mehr viele.

Technische Daten Moto Guzzi Audace 1400

  • Luft-/ölgekühlter 90°-V2-Zylinder-Viertaktmotor
  • Hubraum 1.380 ccm
  • 96 PS/71 kW bei 6.500/min
  • 121 Nm bei 3.000/min
  • Sechsganggetriebe
  • Sitzhöhe 740 mm
  • Leergewicht vollgetankt ca. 314 kg
  • Tankinhalt ca. 20,5 l
  • Preis inkl. Liefernebenkosten 18.500 Euro

Chefdesigner Miguel Galluzzi hat bei der Gestaltung der Audace Hand angelegt
Quelle: © Moto Guzzi
Der Guzzi-V2 ist mit 1.380 Kubikzentimetern Hubraum der volumenstärkste Zweizylindermotor aus europäischer Produktion
Quelle: © Moto Guzzi
Hinten 200er Reifen im 60er Querschnitt auf einem sechs Zoll breiten Gussrad
Quelle: © Moto Guzzi
Links die Moto Guzzi Eldorado, rechts die Audace
Quelle: © fbn/SP-X