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Alfa Romeo Vignale – Heimreise eines Prototyps

verfasst am Tue Jul 28 10:44:28 CEST 2009

Nein, dieses Auto ist nicht selten, es ist einmalig. Die Geschichte des Alfa Romeo Vignale ist ein Lehrstück, warum man sich von solchen Preziosen nicht mehr trennen sollte.

Bei manchem automobilen Virus handelt es sich offenbar um eine Art „Erbkrankheit“. Als Beweis könnte Max Bertschinger mit seiner Alfa-Leidenschaft herhalten, denn schon sein Vater und Großvater waren echte Alfisti, die zum Teil sehr rare Modelle besaßen. Eines davon hat Bertschinger nach langen Jahren wieder gefunden – und heim geholt: ein einmaliges Coupé, den Prototyp der extrem seltenen 2000 S Vignale Version.

Aus den insgesamt 47 an Vignale gelieferten Chassis mit der Typenbezeichnung AR102.02 (abgeleitet vom 2000 Spider) entstand 1958 lediglich ein einziges Modell – dass vier Jahre später in den Besitz der Familie Bertschinger kommen sollte. Es wurde im März 1959 anlässlich des Genfer Salons auf dem Stand von Vignale vorgestellt. Das gleiche Fahrzeug, allerdings mit einer anderen Frontpartie und anderen seitlichen Kiemen, war im Dezember 1958 auf dem Turiner Salon zu sehen. Es ist anzunehmen, dass es sich bei beiden Ausstellungsobjekten um dasselbe Fahrzeug handelte, denn zur damaligen Zeit wurden Karosserien kurzfristig abgeändert. Das würde auch die mehrschichtigen Farbaufträge im Frontbereich von Max Bertschingers Vignale erklären, die man bei der Restaurierung offen legte. Das wichtigste Indiz für die These, dass es sich hier um seinen Vignale handelt, ist aber die Chassis-Nr. AR102.02.00001. Weitere Modellvarianten entstanden erst ab 1960. Anfänglich mit nur leichten Änderungen, wie z.B. einem anderen seitlichen Chromzierrat, dann mit einem anders gestalteten Heck und kleineren Stossstangenhörnern und schließlich mit einer komplett veränderten Karosserie mit Doppelscheinwerfern, ähnlich dem Fiat 2300.

Der Entwurf für das Coupé stammte aus der Feder von Michelotti

1961 gab es dann noch eine letzte Variante, die dem Praho von Touring ähnelte. Bis heute sind weltweit noch etwa 10 Fahrzeuge bekannt, davon etwa 5 in sehr gutem, fahrbereiten Zustand, eines ist derzeit in Restauration.

Als Max Bertschingers Vater den raren Alfa 1962 erwarb, spielte dessen Status als Prototyp keine Rolle. Das viersitzige Coupé gefiel ihm einfach, und es blieb 12 Jahre lang im Besitz der Familie. „Im privaten Fuhrpark meines Vaters war damals der Vignale neben einem Zagato das Prunkstück. Seine dunkelgraue, metallisierte Lackierung ließ die vielen Chromelemente schön zur Geltung kommen. Das exklusive Interieur in weinrotem echten Leder und die rote Teppich-Auskleidung im Fahrgastraum und auch im Kofferraum vermittelte Exklusivität und war damals nur den teuren, italienischen Sportwagen vorbehalten.

von Michael Grote

 

Quelle: Carsablanca