Classic Driving News
Alltags-Cabriolet als Geldanlage
Ein Mercedes-Benz 300 CE-24 Cabrio kann heute Alltagsauto und Wertanlage zugleich sein. 1992 brachten die Stuttgarter mit der offenen Variante der Baureihe 124 nach 20 Jahren Pause ein neues viersitziges Luxus-Cabriolet heraus, das nach allen Regeln der Automobilbaukunst konstruiert wurde. Die 124er-Cabrios gehören schon lange nicht mehr zu den Geheimtipps, sondern zu den besten Geldanlagen.
Den Schriftzug seines Mercedes-Benz 300 CE-24 Cabriolets hat er entfernt. Das 35 Zentimeter lange Chromungetüm "300 CE-24" prangte stolz und wichtig auf der Kofferraumklappe. Es ist ihm zu protzig, er mag es eher dezent. Manfred Brych ist Diplom-Ingenieur und Kfz- Sachverständiger.
Der fast perfekte Mercedes-Benz 300 CE-24
Seine Messlatte liegt hoch, nichts überlässt er dem Zufall. Er hat schon von Berufs wegen ein Gespür für Autos, kann sie bereits aus einem halben Meter Entfernung beurteilen: Spaltmaße, Farbunterschiede, Wellblech. Das übliche Verdächtige entlarvt er sofort. Sein brillantsilbernes Mercedes-Benz 300 CE-24 Cabrio von 1993 ist nahezu perfekt. Ein seltener Glückstreffer, erste Hand, original 39.000 Kilometer, alle Kundendienste, schwarzes Leder, Klimaanlage, elektro-hydraulisches Verdeck, Sportline-Accessoires.
Er hatte das Mercedes-Benz 300 CE-24 Cabrio schon länger im Visier - seiner Frau Gaby zuliebe. Die aparte blonde Dame wollte weder einen neuen CLK noch SLK. Auch keinen SL, "wegen des halbseidenen Images, und weil die Töchter Ramona und Katrin nicht hineinpassen". Mit Geduld, Überredungskunst und einer gewissen Summe in Euro gelang es Brych, den Mercedes-Benz 300 CE-24 einem älteren Herrn abzukaufen. Aus gesundheitlichen Gründen konnte der Senior den Boulevard-Sportwagen schon lange Zeit nicht mehr bewegen. Sogar das originale Kennzeichen in traditioneller DIN-Schrift, Tüpfelchen auf dem i der Perfektion, konnte der Sachverständige übernehmen. Nur der kleine Kratzer am rechten Kotflügel des Mercedes-Benz 300 CE-24 Cabrio ist ihm peinlich. Doch er gehört ebenso zur unantastbaren Aura des Erstbesitzers wie das ausgeblichene Rauchverbotzeichen auf dem Aschenbecher in der Mittelkonsole aus Wurzelholzfurnier.
Perfektion und Luxus - die Mercedes-Cabrios der 124er-Baureihe bietet beides
Der Fototermin wird zum Familienausflug, ein viersitziges Cabriolet wie der Mercedes-Benz 300 CE-24 ist nichts für Singles, Egoisten oder Menschenscheue. Die Dame des Hauses fährt - ausgesprochen souverän, wie sich später zeigt, Mann und Kinder steigen zu. Elegante Frauen harmonieren ganz besonders mit der sanften Linienführung des unerhört formschönen offenen Viersitzers, der seine profanen Limousinen- Verwandten mit einer lässigen Verdeckbewegung abschüttelt. Lautlos öffnet sich das große, schwarze Zelt unter der kräftigen Herbstsonne wie von Geisterhand. Nicht weniger als acht Hydraulikzylinder samt ausgeklügelter Mechanik falten das wattierte Stoffdach des Mercedes-Benz 300 CE-24 Cabrios mit akrobatischer Eleganz zusammen. Das satte "Plopp" des Verdeckkastens beendet die publikumswirksame Zeremonie abrupt. Offenherzig wie die Versuchung selbst lädt nach nur 20 Sekunden pralles schwarzes Leder unter blauem Himmel zum Platz nehmen ein.
Schon das gediegene Ambiente im Mercedes-Benz 300 CE-24 Cabrio verrät den Geist seiner Macher. Der lederbezogene Automatik-Wählhebel, die polierten Furnierleisten in den Türverkleidungen über geraffter Tierhaut, die sachliche Ästhetik der Instrumente, aber auch Banales wie der satt rastende Drehschalter für das Fahrlicht drücken eine Liebe zum Detail aus, wie sie ansatzweise bereits ein schnöder 230 E besitzt. Perfektion als Vorstufe zum Luxus - das Mercedes-Benz 300 CE-24 Cabrio bietet beides plus einen souveränen Motorkomfort. Fast unhörbar fällt der aufwändig konstruierte Reihensechszylinder nach dem Schlüsseldreh in hellen Klang. Seine heisere Stimme lässt die hohe Drehfreude ahnen, die sein Naturell prägt. Üppige 225 PS serviert der monumentale Doppelnockenwellen-Motor spät bei 6.400 Touren - bislang dünne Gipfelluft für Mercedes-Aggregate, vom 190 E 2.5-16 einmal abgesehen. Die 24 Ventile werden in spielerischer Direktheit über Tassenstößel betätigt.
High-Tech-Reihensechser mit eigenwilligem Charakter
Im Sinn eines besseren Drehmomentverlaufs unter dem Maximum von 265 Newtometer bei 4.600/min kommt in dem Dreiliter-Reihensechser des Mercedes-Benz 300 CE-24 Cabrios eine elektronisch verstellbare Einlassnockenwelle mit variablen Steuerzeiten zum Einsatz. Mercedes wollte mit diesem High-Tech-Sechszylinder BMW in der Motorentechnik den Schneid abkaufen. Doch die Tester von auto motor und sport mochten ihn nicht: "Unharmonisch und durchzugsschwach" lautete ihr Urteil über die eigenwillige Leistungscharakteristik. Sie rieten zum ausgeglicheneren 320.
Zügige, entspannte Fahrt zu viert durch Augsburgs westliche Wälder relativiert die Messwerte von einst. Leistung gibt es mehr als genug. Die Viergang-Automatik kaschiert perfekt die virtuelle Drehmomentschwäche, um die einen jeder Mercedes-Benz E 220-Cabriolet-Kollege beneiden dürfte. Energisches Lüfterfauchen dominiert beim Hochdrehen die Geräuschkulisse, der Motor des Mercedes-Benz 300 CE-24 Cabrio selbst bleibt dezent im Hintergrund.
Anders als bei modernen Cabriolets bekommen Fahrer und Beifahrer im Mercedes-Benz 300 CE-24 Cabrio auch hinter der stark geneigten Windschutzscheibe dank niedriger Gürtellinie noch genügend Frischluft ab. Man fühlt sich überhaupt nicht eingemauert, hinten freuen sich die Töchter über die kribbelnde Frischluftdusche, die an den Haarspangen zerrt. Das 3Mercedes-Benz 300 CE-24 Cabrio spielt mit den Elementen und bietet trotzdem Geborgenheit. Auf schattigen Waldetappen spendet die Heizung wohlige Wärme. Der Abrollkomfort des immerhin leer 1.710 Kilogramm schweren Viersitzers lässt selbst auf schlechten Straßen trotz härter abgestimmtem Sportline-Fahrwerk keine Wünsche offen. Dämpferbein-Vorderachse und Raumlenker-Hinterachse orientieren sich nah am physikalisch Machbaren.
1.000 Neuteile machten den W124 zu einem der stabilsten Cabrios
Selbst auf dem holprigen Flickenteppich zwischen Velden und Violau, gewürzt mit vielen Kurven und sanften Kuppen, behält das Mercedes-Benz 300 CE-24 Cabrio seine Contenance. Die Mercedes-Ingenieure haben neben dem automatischen Überrollbügel, der bei hoher Querbeschleunigung von selbst ausfährt, alle Register der Stabilbauweise gezogen. Rund 1.000 Blechteile mussten neu konstruiert werden, aufwändige Diagonalstreben und üppig dimensionierte Querträger halten die Bodengruppe im Zaum. Mehr als 130 Kilogramm dickeres oder zusätzliches Blech stabilisiert das Mercedes-Benz 300 CE-24 Cabrio, muss die 28 Kilo des fehlenden Coupé-Daches ausgleichen, damit sich die Türen auch dann noch schließen lassen, wenn das Auto mit dem Hinterrad auf der Bordsteinkante parkt. Gegen das lästige Karosseriezittern, das sich besonders unangenehm am bebenden Scheibenrahmen beim Überfahren von Bahnübergängen zeigt, helfen wirksam die Schwingungstilger.
Bleigewichte um die Dämpferbeine der Vorderachse, im Windschutzscheibenrahmen und in den Mulden des Kofferraums schwingen entgegen der Karosserieamplitude und funktionieren ähnlich wie ein Bildstabilisator im Canon- oder Nikon-Supertele. Nach der Rast im Dorfbiergarten, bei Vanilleeis und Apfelschorle, geht es im Mercedes-Benz 300 CE-24 Cabrio zurück in die Stadt auf neue Motivsuche. Zwischen Frauentor, Dom und Maximilianstraße liefert der silberne 300 CE-24 einen reizvollen Kontrast zu Augsburgs Renaissance-Architektur. Am belebten Freitagnachmittag ist er, obwohl kaum 12 Jahre alt, das Gesicht in der Menge - Blickfang zwischen all den Vier-Augen-E-Klassen und den hochbeinigen CLK. Als wir uns schließlich verabschieden und der Gurtbringer beim Start die Fahrerin wie zum Handkuss umschmeichelt, steht eines fest: 35 Zentimeter Schriftzug sind nicht zu viel für dieses Auto, das mit vollem Namen Mercedes-Benz 300 CE-24 Cabriolet heißt.
Quelle: Motor Klassik
Der Autor geht im Folgetext mit Fug und Recht auf die in der Übrschrift aufgeworfene Frage nicht genauer ein.
Eine genaue Analyse würde ergeben, dass ein Cabrio in gereiftem Alter ein Luxusgut oder - böse ausgedrückt - Geldvernichtungsmaschine bleibt. Auch wenn die Marktpreise stabil bleiben, nimmt der Unterhalt doch einiges an finanziellen Mitteln in Anspruch.
Erst wenn die jährliche Wertsteigerung die Unterhaltskosten kompensieren kann, sind wir im Bereich von "schwarzen Zahlen", als Renditeobjekt kann ein Fahrzeug daher nur gewertet werden, wenn die Wertsteigerung jene Inspektionen, Ersatzteile und Arbeitsstunden überkompensiert. Dies dürfte dann wohl noch einige Zeit auf sich warten lassen.
Doch nichtsdestotrotz: aufgrund seiner damailigen Ausgefallenheit als Vierventiler und als Cabriolet von extremer Torsionsfestigkeit hat dieser Wagen ein gutes Potential. Wenig fahren, Unterbodenschutz erneuern, Garage beheizen - und der Wert wird im nächsten Jahrzehnt nur eine Richtung kennen.
Gefahren werden müssen sie, und kaputt gehen kann an den Hightechbombern genug.
Die Autos sind voll ausgeklügelter Mechatronik und Elektronik, da ist immer irgendwas dabei, von der aufwändigen Fahrwerkstechnik oder gar der Verdecktechnik ganz zu schweigen.
Grade bei letzterem gehen Reparaturen wenn mal was dran ist, was zum Glück selten der Fall ist, sofort in den Bereich mehrerer tausend Euro...
Als Steif würde ich die Autos auch nicht grade bezeichnen, eher als Wackelbude...
Das Auto bist du aber noch nicht gefahren, oder?😊
So ungefährt 25 Stück davon.
Dürften so ca. 6 300-24 Cabrios gewesen sein.
Das aus dem Bildbericht aber nicht, da hast du Recht.
A124 = Wackelbude
Kein Vergleich mit nem Coupe.
Der Wagen hat fünf und nicht vier Gänge, sowie keinen Überrollbügel, sondern hochfahrende Überrollstützen, die sich in den hinteren Kopfstützen verbergen.
Sieht man beides in den Bildern sechs und zwölf.
Hallo,
Naja ich würde den Schriftzug entfernen, weil ich mich schämen würde, den schlechten 3L 24V zu besitzen.
Wie erbärmlich würde das denn wirken, wenn am Heck des Sl R129 3L 24V meines Vaters dieser Schriftzug vorhanden wäre.
Und übrigens gerade dieser Motor harmoniert viel besser mit einer 5-Gangautomatik.
Erschreckend ist, wie anfällig die Zylinderkopfdichtung dieses Motors ist, ohne eigenes Verschulden.
Als Wertanlage würde ich sofort ein W-124 Cabrio in Betracht ziehen, ansonsten wirkte das Cabrio allerdings schon angestaubt, als es auf den Markt kam, heutzutage wirkt der W124 wirklich alt, auch wenn ich mit dem W124 meines Vaters im Grunde aufgewachsen bin und sehr oft mit einer Limo unterwegs bin.
Gruss
Beim R129 konnte als Option die 5-Gangautomatik geordert werden, standard waren 4-Gangautomaten.
Das mein ich ja, der in der Foto-Love-Story hat eindeutig 5 und im Text nur noch 4.
Das stimmt.
Allerdings ist der Motor tadellos, die Kopfdichtungsproblematik betrifft alle M104 Motoren, egal ob 280, 300-24 oder 320 durch alle Baureihen.
Weiterhin gab es das Mopf 1 Cabrio nur als 300-24, der Motor ist Programm und der Schriftzug keineswegs peinlich.
Das mit der Wertanlage kannst du getrost vergessen.
Was das "leicht angestaubt" angeht, hast du allerdings recht, n E36 Cabrio oder ein Astra Cabrio war damals erheblich moderner, als so ein altes W124 Cabrio. Das war ja noch Design der 80er.
Einfach nur wow!!!!
Mal als Ergänzung dieser Thread--http://www.motor-talk.de/.../...-youngtimer-im-vergleich-t3143805.html
MfG Andy
Der Wagen hat was. Aber man kann es nur unter dem Originalitäts-Aspekt vertreten, dass man mit dem Schriftzug "300 CE-24" darauf hinweist, einen der schlechtesten Motoren von Mercedes unter der Haube zu haben....
Gruß
xc90er
Irgendwie habt ihr alle keine Ahnung.
Wer von euch hat denn einen 300-24?
Ich hab einen, der Motor ist klasse, hunderttausende von Kilometern selbst mit Vollgas ohne Probleme, hat Leistung, Laufruhe, Drehmoment, ich kann die Kritiken nicht nachvollziehen.
Gehört sicherlich zu einem der besten Motoren die MB je gebaut hat. Sicher ist der 320er von unten Kraftvoller, aber damals gabs noch keinen 320er und der 300-24 hat mehr Leistung als der 300er...
Hallo,
ich habe zwar nicht die Ahnung von Joungtimern und deren Wertentwicklung,
aber ich als Autofan finde es immer wieder schlimm, daß die "Wertentwicklung" eines solchen Joungtimers/Oldtimers immer mehr dominanz findet.
Solch ein Auto muß gefahren und natürlich auch gepflegt werden. Es muß gesehen werden...
Wenn so eine Kiste in der Garage verstaubt, hat keiner was davon. Wir nicht, weil wir den Wagen nicht sehen, der Wagen nicht, weil er sich kaputt steht. Vielleicht hat der Besitzer was davon, wenn die o.g. Gründe eintreten und die Wartung/Instandhaltung günstiger ist als die Wertentwicklung.
Gruß Michael
PS: wer schnelles Geld scheffeln will, soll in Aktien investieren,
da mich mir es nichts aus, wenn die im Tresor vergammeln. 😉