40 Jahre Mazda RX-7: Historie, Technik
Als ein Wankelmotor (kurz) die Welt eroberte
Von Felix Wankel erfunden, von Kenichi Yamamoto verfeinert. Der Mazda RX-7 hat den Wankelmotor buchstäblich hinaus in die Welt getragen. Dieses Jahr wird er 40 Jahre alt.
Köln - Lange hat der Mazda RX-7 nicht gebraucht um Liebling der Medien zu werden. Dem keilförmigen Klappscheinwerfer-Sportwagen RX-7 gelang vor 40 Jahren scheinbar Unmögliches. „Wunder-Wankel“, „Porsche-Killer“ oder „Rächer des Ro“, bejubelte die Motorpresse den schnellen Japaner, der das tot geglaubte Konzept des Kreiskolbenmotors mit neuem Leben erfüllte.
Während die NSU-Ro-80-Fahrer noch das Aus für die einzige deutsche Wankel-Limousine mit Trauerflor an den Antennen beweinten und Wirtschaftsanalysten fragten, wie Mazda die Absatzkrise seiner spritfressenden Kreiskolbenmodelle überstehen wolle, präsentierten die Japaner diesen neuen, verführerisch gezeichneten und relativ preiswerten Rotary-Renner.
Der RX-7 verkörperte all das, wovon Wankel-Fans geträumt hatten: Der neue Zweischeiben-Kreiskolbenmotor war deutlich sparsamer als die Vorgänger-Aggregate. Eine 80.000-Kilometer-Garantie kündete in den USA von unbedingter Zuverlässigkeit und die Fahrleistungen konnten sich mit Porsche 924 und anderen populären Sportwagen messen. Mehr noch, auf Rennstrecken war der RX-7, international Savanna genannt, geradezu auf Sieg abonniert.
Mazda-Chefentwickler und Kreiskolben-Spezialist Kenichi Yamamoto wartete mit einer weiteren Überraschung auf: Schon kurz nach Serienanlauf des RX-7 legte er alle japanische Zurückhaltung ab und ließ medienwirksam die Champagnerkorken knallen. Anlass war die Auslieferung des einmillionsten Fahrzeugs mit Wankelmotor, natürlich eines RX-7.
Der japanische (fast) Millionär
Da der rote Renner auffällig als Millionär beschriftet war, glaubten unbedachte Berichterstatter tatsächlich, der neue Sportwagen sei bereits ein Produktionsmillionär. So schnell ging es dann doch nicht, obwohl es der Mazda RX-7 am Ende seines mehr als drei Generationen und 25 Jahre laufenden Lebenszyklus auf immerhin 811.000 Einheiten brachte. Genug für einen Eintrag in die Liste der erfolgreichsten Sportwagenmodelle aller Zeiten. Dafür sorgte schon die bis 1986 gebaute, erste RX-7-Generation mit allein 471.000 verkauften Fahrzeugen. Das waren die Zahlen, auf die die Kreiskolben-Entwickler immer gehofft hatten.
Waren die Tage konventioneller Hubkolbenmotoren nun doch gezählt? Immerhin arbeitet der von dem deutschen Erfinder Felix Wankel in den Fünfzigerjahren konzipierte Kreiskolbenmotor ohne Kurbelwelle, Pleuel und Ventile. Stattdessen sorgen rotierende Scheiben für außergewöhnliche Laufruhe, geringes Gewicht und eine kompakte Bauweise. Weshalb der Wankel von seiner Bauform und Leistungscharakteristik perfekt in einen Sportwagen passt.
Das wusste auch der legendäre Mazda-Chefentwickler Kenichi Yamamoto. Nachdem Mazda 1961 bei den Neckarsulmer NSU-Werken einer der ersten Lizenznehmer des revolutionären Wankelmotors wurde, lag es an Yamamoto, das damals wenig standfeste Triebwerk für Mazda in Rekordzeit quasi neu zu erfinden.
Erfolgreich, wie der 1967 in Serie gegangene Zweischeiben-Kreisläufer Mazda Cosmo Sport 110 S demonstrierte. Bewusst hatte Yamamoto einen Sportwagen mit flacher Motorhaube als ersten Wankel-Sportwagen ausgewählt, denn auch der stromlinienförmige NSU Ro 80 bot nur Platz für ein kleines Aggregat. Überall dort, wo es um kleine Bauformen und geringes Gewicht geht, ist der Wankelmotor unter den Verbrennern bis heute unschlagbar.
Weshalb Yamamoto für den 1978 notwendig gewordenen Neustart der Mazda-Rotary-Modelle konsequent auf eine keilförmige Sportwagenlinie setzte. Der RX-7 wurde für den Wankel maßgeschneidert und in diesem überdies erschwinglichen Coupé brillierte der Rotarier auch. Zumindest, was seine Leistungsentfaltung betraf. Sparsamer als die Vorgänger war er zwar ebenfalls, aber keineswegs so knausrig wie vergleichbare konventionelle Benziner.
Mit Wankel-Power statt Porsche-Prestige
Die Sportwagenwelt erschütterte der Mazda RX-7. Besonders die Amerikaner waren begeistert von diesem Japaner, der wie eine schärfer gezeichnete Kopie des erfolgreichen Porsche 924 wirkte. Deutlich billiger als der Porsche-Vierzylinder war der RX-7 allemal. Hinzu kam ein Alleinstellungsmerkmal durch eine in dieser Form einzigartige Motorsportkarriere. In Le Mans konnte der RX-7 zwar trotz mehrerer Anläufe nicht wirklich reüssieren, dafür bereitete er den Sieg des Rotary-Mazda 787 B im Jahr 1991 vor.
Zum wirklichen Überflieger avancierte der RX-7 in den amerikanischen IMSA-Serien, wo er mit 100 Siegen mehr Titel gewann als alle anderen Favoriten. Nicht zu vergessen zwei Meistertitel in der britischen Tourenwagenliga, ein souveräner Sieg über BMW 5er und Ford Capri bei den 24 Stunden von Spa im Jahr 1981 und die Einsätze in der Rallye-Weltmeisterschaft als wildes bis zu 500 PS starkes Gruppe-B-Auto.
Noch vor der Ernte dieser sportlichen Lorbeeren gelang dem Mazda RX-7 in Nordamerika ein fulminanter Start in den Verkaufsräumen, wie er unter den Importeuren bis dahin nur Nissan mit dem erfolgreichen Sportcoupé 240 Z gelungen war. Anfangs wussten die amerikanischen Mazda-Händler nicht, wie sie den Kundenansturm kanalisieren sollten. Für sofort verfügbare RX-7 boten Enthusiasten bis zu 50 Prozent Aufpreis, aber auch lange Lieferzeiten wurden von den Kunden gern in Kauf genommen. So wurden von dem Rotarier in nur einem Jahr ähnlich viele Fahrzeuge verkauft wie von den Vierzylinder-Porsche in fünf Jahren.
Ein RX-7 Turbo für das Lebenswerk
Ein Hype, der sich so nicht auf Deutschland übertragen ließ, aber auch hierzulande weckte der anfänglich nur 105 PS leistende Wankel-Mazda mit gläserner Heckklappe außergewöhnliche Begeisterung. Einziger Wunsch der Presse, die den bis 7.000 U/min vibrationsfrei drehenden Sprinter auf dem Hockenheimring testete, waren ein paar Extra-PS, damit der Sprinter die prestigeträchtige 200-km/h-Schallmauer nehmen könnte.
Mazda hörte den Ruf und legte 1981 nach: Jetzt sorgten 115 PS für Vortrieb und der aggressiver klingende Kreiskolbenflitzer konnte es im Temperament leichter aufnehmen mit Rivalen wie Alfa GTV, Nissan 280 ZX oder Porsche 924. Schließlich wurde der RX-7 nach Aussage vieler Mazda-Händler hierzulande nicht wegen, sondern trotz des Wankelmotors gekauft. Weshalb die Marke aus Hiroshima auf den Deutschland-Import von anderen in Japan angebotenen Rotariern gleich ganz verzichtete.
Eine Entscheidung, die den Kreiskolbenerfinder Felix Wankel kaum kümmerte. Er freute sich so sehr ob des Erfolgs für das avantgardistische 2+2 Coupé, dass ihn Mazda für sein Lebenswerk durch die Überlassung eines besonderen Unikats ehrte: Wankel erhielt den einzigen für Europa bestimmten, stolze 165 PS starken RX-7 Turbo (1983). Nicht ganz so selten, aber ebenfalls rar waren die von deutschen Karossiers Lorenz und Küwe realisierten Cabriolet-Umbauten. Über 18.000 Mark kostete die Öffnung des Coupés, eine Frischluft-Investition, die sich allerdings nur gut 30 Sonnenfans gönnten. Immerhin war dies das erste Wankel-Cabrio in der Autogeschichte.
Produktionszahlen
Mazda RX-7 Generation 1 (insgesamt 471.018 Einheiten)
- 1978: 72.692 Einheiten
- 1979: 71.617 Einheiten
- 1980: 56.317 Einheiten
- 1981: 55.321 Einheiten
- 1982: 59.686 Einheiten
- 1983: 57.864 Einheiten
- 1984: 63.959 Einheiten
- 1985: 33.562 Einheiten
Motorisierungen
Mazda RX-7 (1978-1980)
- Motor: Zweischeiben-Wankelmotor (2 x 573 cm³)
- Leistung: 105 PS
- Maximales Drehmoment: 147 Nm bei 4.000 U/min
- Vmax: 190-195 km/h
- 0-100 km/h: 9,0 s;
Mazda RX-7 (1980-1985)
- Motor: Zweischeiben-Wankelmotor (2 x 573 cm³)
- Leistung: 113 PS bis 115 PS
- Maximales Drehmoment: 152 Nm bei 4.000 U/min
- Vmax: 200 km/h
- 0-100 km/h: 8,8 s
Mazda RX-7 Turbo (1983-1985, nicht in Deutschland)
- Motor: Zweischeiben-Wankelmotor (2 x 573 cm³)
- Leistung: 165 PS
*****
In eigener Sache: Wir verschicken unsere besten News einmal am Tag (Montag bis Freitag) über Whatsapp und Insta. Klingt gut? Dann lies hier, wie Du Dich anmelden kannst. Es dauert nur 2 Minuten.
Quelle: SP-X
War mein erster Gebrauchtwagen, den ich mir kurz vor meinem 18. Geburtstag gekauft habe. Was soll man sagen, für damalige Verhältnisse absolut geile Fahrleistungen, relativ tragbare Unterhaltskosten und die Tatsache, dass man seinerzeit kaum einen Zweiten im Umkreis gesehen hat...
War auf jeden Fall ein tolles Erstfahrzeug... 😉
Immerhin war dies das erste Wankel-Cabrio in der Autogeschichte.
Das stimmt so nicht.
Der NSU Wankel-Spider war ja schon vorher da.😆
So fesch, die erste Serie, und dann noch in diesem herrlichen Gelb... *schwärm*... vor allem noch relativ klein und leicht, und nicht so ein blader Krapfen wie die letzte Serie.
Die Bezeichnung "Porsche-Killer" traf aber wohl auch nur für den alten 924'er zu. Das musste unser Stadtschnösel damals aber schmerzhaft feststellen und verließ wie ein begossener Pudel die Strecke, nachdem er zuvor das Maul ewig weit aufgerissen hatte. Wohlgemerkt eine damals abgesperrte und heute noch offizielle Rennstrecke (Schleizer Dreieck), bevor hier wieder irgendwelche dummen Kommentare kommen... 😜
Die Kreiskolbenmotorfelgen auf Bild 7 sind ja mal selten genial!
Interessanter und liebenswürdiger Oldie.😊
Na ja ... wer weiß ... im PKW-Bereich wird der Diesel sterben, wie bereits der Wankelmotor gestorben ist ( von Mazda einmal abgesehen), aber ein kleiner abgesteckter Wankelmotor wird vielleichts als Generatormotor zum Aufladen der Batterie überleben.
Bislang werden hier eher kleinere Verbrenner im klassischen Prinzip genutzt:
https://m.youtube.com/watch?v=4hLTsaMBHoY
Vor 8 Jahren hat Audi etwas ähnlich e-power-mäßiges im Kopf, nur mit einem Wankel-Motörchen als Range-Extender ... verwarf es dann aber wieder ... :
https://m.youtube.com/watch?v=-g3wPzhpQWY
Heute könnte etwas grausam gesagt werden, die Dieselfraktion wartete damals noch auf das Go zum Schummelmarathon ... aber lassen wir das.
Heute werden sich wohl als Range-Motörchen noch 2-, 3-, und 4-Zylinder um die Führungsrolle rangeln, etliche Gleichteile sind halt durch die Massenproduktion preiswert. Beim Wankel-Range-Extender ist es dagegen noch Kleinserie ... und teuer.
Auf den seriellen Hybrid aka Range Extender von Mazda mit Kreiskolbenmotor bin ich sehr gespannt.
Nächstes Jahr wird es soweit sein 😊
https://jalopnik.com/...-will-finally-return-in-2019-as-a-r-1823456376
Zuerst mal kein Sportmodell im Geiste des RX-7, wohl eher etwas in Richtung BMW i3.
Abwarten...
Tolles Fahrzeug, ich mag die japanischen Sportklassiker. 😊
Eine Supra Mk4 als Zweitfahrzeug, die Idee schwirrt mir schon lange im Kopf herum, aber ein RX-7 ist natürlich auch was sehr Feines.
Das Problem ist doch das der Wankel relativ viel Sprit und Öl braucht oder?
Wenn das gelöst ist und Mazda einen neuen rausbringt würde ich den gerne mal fahren.
Nen Wankel hatte ich noch nich. 😊
stimmt - sehr passend formschön zum thema aufgenommen.
Das ist ein weit verbreiteter Irrglaube.
Jeder normale Benziner aus dem Hause VW, wo man es als Stand der Technik bezeichnet, verbraucht mehr Öl auf 1000KM, als ein Wankel von Mazda.
Hatten einen RX-7 und mussten da etwa alle 1000km höchstens mal 300ml Öl Nachfüllen.
Bei unserem VW Caddy Benziner mindestens 1 Liter Öl auf 1000km. Stand der Technik. Schon klar.
Noch heute werden Wankelmotoren wegen ihres geringen Gewichtes, ihrer geringen größe und hohen Leistung in Flugzeugen verwendet.
Der RX-8 wird übrigens auch ein Klassiker werden.
Interessant war auch der Wasserstoff-Wankel von Mazda. Da kam hinten nur Wasserdampf raus. Ein wesentlich sinnvolleres und ressourcenschonenderes Antriebskonzept, als die Steckdosensucher.
Und so ein Wankel ist schon ein Erlebnis. 😊
Also ich seh das etwas differenzierter...
Meiner war damals ja schon ein etwas älterer Gebrauchter, als ich ihn kaufte und gerade die Wankel aus den ersten beiden Modellreihen waren dafür bekannt, mit ansteigender Laufleistung auch einen höheren Ölverbrauch zu haben. Und leider haben die das auch nie richtig in den Griff bekommen.
Bei meinem waren es ganz schnell 1 bis 2 Liter auf 1000 Km. Gott sei Dank billige 15W40 Plörre und immer ein 5-Liter Kanister in der Ersatzradmulde.
Aber ja, ein überholter Wankel in einem restaurierten RX7 braucht sicher auch nicht mehr Öl, als heute gängige Motoren, nur waren die damals verwendeten Materialien nicht ganz so gut wie heute und mit der Kilometerleistung stieg auch der Ölverbrauch. Das Problem hatte selbst noch der RX8, welcher aus genau diesem Grund keinen allzu großen Erfolg feierte...
Und auch das mit dem Spritverbrauch ist nicht allzu weit hergeholt. Der Wankel schaffte durch Drehzahl und Drehzahl kostet - in dem Fall eben Sprit.
Und wenn ich da so auf deine Fahrzeugliste schaue, hast du ja ein echtes Problem mit 😜😜😜