Testfahrt im Toyota Prius+
Am Plus der Zeit
VON PHILIPP MONSE
Wien/Bratislava – Das Prius-Konzept ist so sparsam, da schluckt die Konkurrenz. Jetzt kombiniert Toyota die Technik mit einer raumgreifenden Karosse. MT bei der ersten Ausfahrt mit dem Prius+.
Auf den drei Sitzen der Mittelreihe findet man bequem Platz. Auf den hinteren zwei Plätzen wird es dagegen so eng, da können nur die ganz Kleinen sitzen. Meist werden diese Notsitze aber ohnehin zusammengeklappt bleiben.
Leider erbt der Großraum-Prius im Innenraum einige Minuspunkte von seinem kleineren „Vorläufer“. Die Materialien fühlen sich schlicht und fad an: schwarzer und grauer Kunststoff dominieren, die optionale Lederausstattung verbessert das wenig.
Das Plus an Vernunft
Statt der alten Nickel-Metallhydrid-Batterie befindet sich im Prius+ allerdings eine kleinere und 8 Kilogramm leichtere Lithium-Ionen-Batterie. In der Mittelkonsole verbaut, ermöglicht sie bei gleicher Leistungsfähigkeit die Neugestaltung des Innenraums.
Der Prius+ schleppt 125 Kilogramm Mehrgewicht mit. Deshalb steigt der Verbrauch um rund 10 Prozent auf 4,1 Liter. Immer noch ein Spitzenwert für einen derart großen Wagen mit Benzinantrieb. Wir fahren den Prius+ mit 4,5 Litern als Teilzeit-Rentner und mit 5,8 Litern im Jung-und-frei-Modus. Dann trinkt er aber nicht nur mehr, er dröhnt auch laut und nervig. Das liegt an der stufenlosen E-CVT-Getriebeautomatik, die den Motor hoch drehen lässt. Die Beschleunigung ist trotzdem zäh wie kalter Honig. Der Fahrspaß kommt hier allenfalls von der mitfahrenden Familienmitgliedern oder an der Tankstelle. Denn die Beschleunigung endet bei maximal 165 km/h.
Viel besser gefällt das: Die Gemütlichkeit, die im Wort Familienkutsche mitschwingt, füllt sich im Prius+ mit Leben. Kein Rütteln kein Hoppeln, alles gleitet sanft dahin. Dafür ist die Ein- und Ausfederregelung verantwortlich, die der Prius+ hat. Dabei wird das Drehmoment des Elektromotors genutzt, um Karosseriebewegungen zu minimieren. Hebt sich die Front beim Überfahren einer Unebenheit, wird das Drehmoment des Elektromotors gedrosselt. Dadurch wird der Bewegung der Fahrzeugfront entgegengewirkt. Sinkt die Fahrzeugfront ein, gibt der E-Motor mehr Drehmoment ab und gleicht die Bewegung so minimal aus.
Ausstattungskunde
Obwohl der neue Prius+ in alle Richtungen wächst und damit größer als VW Touran und Opel Zafira ist, wirkt er nicht wuchtig. Durch den Stadtverkehr schlängelt sich der Wagen problemlos, beim Parken hilft die ab der mittleren Ausstattungsstufe serienmäßige Rückfahrkamera.
Die Topausstattung Tec-Edition bietet Pre-Crash Safety System (sollte immer Serie sein), adaptive Geschwindigkeitsregelung, LED-Scheinwerfer mit Abblendautomatik, intelligenten Parkassistenten und 17-Zoll-Leichtmetallräder. Die erhöhen den Verbrauch um 0,3 Liter auf 100 km unnötig.
Fazit
Grundsätzlich ist der Prius+ ein wirklich spannendes, gutes Auto geworden. Weniger dynamisch und flott, aber sparsam, groß und komfortabel. Er startet bei 29.900 Euro, ein vergleichbarer Opel Zafira (Verbrauch: 6,7 Liter Super) beginnt bei 22.950 Euro. Es müssen also 6.950 Euro reingefahren werden. Seit heute (16.06.2012) steht der Prius+ bei den Händlern.
Der große Günstige
Modell: Toyota Prius+
Motor: Elektromotor: 82 PS, 207 Nm; 1,8-Liter-Ottomotor: 99 PS, 142 Nm
Getriebe: elektronisch gesteuerte, stufenlos-variable Getriebeautomatik E-CVT
Leistung: 136 PS
Verbrauch: 4,1 L Super/100km
CO2: 96 g/km
0 – 100 km/h: 11,3 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit: 165 km/h
Länge x Breite x Höhe: 4, 61 m x 1,77 m x 1,57 m
Kofferraum: 232 – 1.750 Liter
Preis: 29.900 Euro
Der große Technische
Modell: Toyota Prius+ Tec Edition
Motor: Elektromotor: 82 PS, 207 Nm; 1,8-Liter-Ottomotor: 99 PS, 142 Nm
Getriebe: elektronisch gesteuerte, stufenlos-variable Getriebeautomatik E-CVT
Leistung: 136 PS
Verbrauch: 4,4 L Super/100km
CO2: 101 g/km
0 – 100 km/h: 11,3 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit: 165 km/h
Länge x Breite x Höhe: 4, 61 m x 1,77 m x 1,57 m
Kofferraum: 232 – 1.750 Liter
Preis: 36.800 Euro
Baut den wagen mit nem richtigen Motor und alles wird gut. Elektromotor gut und recht. Aber dann mit nem fast schon "dicken" 1.8 mit lächerlichen 99PS? Das hatten wir vor 20 Jahren schon. Warum da nicht was mit dem 1.8er VVT-i oder wie die alle von denen heissen kombinieren oder wenigstens anbieten?
Dann würde sich der Wagen auch nicht so zäh anfühlen.
Und 7000Euro einfahren muss man erstmal können. Und wenn man die hat, kommen sicher andere Probleme (Defekte, usw.) hinzu.
Also sparen tut nur einer: Toyota.
Ja, weil das vollkommen ausreichend ist.
Der Motor ist sehr ähnlich zu dem anderen 1,8l-Benziner, den du meinst. Diese Variante ist aber mehr auf Sparsamkeit ausgelegt und hat nur eine Maximaldrehzahl von 5200. Der große Hubraum wird sozusagen dazu genutzt, mehr Energie aus dem Abgas ziehen zu können.
Eine zusätzliche Leistungsstufe könnten die Hybriden von Toyota in Deutschland allerdings schon vertragen. Leider gibts nur den 99PS-Motor; der vom Camry Hybrid wäre optimal gewesen für dieses Auto. Der hätte so 150PS (plus die Leistung vom E-Antrieb) und würde auch nicht deutlich mehr verbrauchen.
Ja, aber das bekommen heute auch nicht hochgezüchtete kleinere Motoren hin. Das meine ich. 99PS aus 1.8l ist doch etwas wenig. Und weiter: Füll den Wagen mal mit 4 weiteren Insassen. Dann wirst du deine Meinung bestimmt ändern. Der Wagen soll ja auch Familien ansprechen. Und wenn MT schon von zäh spricht, dann darf man das wohl doch so hinnehmen, lässt aber viel Interpretationsspielraum.
Und das sehe ich am Scenic eines bekannten: 1.4l mit Turbo oder so. 130PS. Unten raus extrem zäh und erst ab 3000U/min fahrbar. Wenn er mit 5 Personen + Gepäck geladen ist, darf man kaum noch überholen. Der ist insgesamt nicht sparsamer als der alte 2liter, welcher deutlich besser beschleunigte. Auch wenn die Werksangabe was anderes sagt. Nur in der Stadt verbrauchte der alte eben mehr.
@tobistenzel: Danke für die Info. Wusste ich gar nicht😆 Wollte ich halt nur erwähnen, weil der ja im "Toyota Corolla" äusserst beliebt ist und der Wagen deswegen ja auch bekannt ist.
Es braucht ja nicht unbedingt 300PS, aber zumindest die Option für mehr hätten sie bringen dürfen.
Wenn ich mir das Umfrageergebnis anschaue, stelle ich fest, daß die Klientel, welche den Kauf eines solchen Fahrzeuges in Betracht zieht, auf Dynamik keinen Wert legt.
Die Hybridtechnik ist seit Jahren sehr zuverlässig. Denke nicht, dass da hohe Kosten entstehen werden.
Was für eine Überraschung.
Ich war bei Prius+ und Yaris Hybrid auch erst etwas enttäuscht, als ich die Leistungsangaben und die Höchstgeschwindigkeiten gelesen habe. Dann habe ich überlegt, wie ich eigentlich so fahre und festgestellt, es würde für mich und mein Fahrprofil immer noch mehr als ausreichend sein.
Ich finde es ja schon echt peinlich, dass der neue Yaris Hybrid über seine "Dynamik" verkauft werden soll. Warum stehen die Japaner nicht einfach dazu, dass die die zuverlässigsten und sparsamsten Autos bauen? Achja, stimmt. Hier in Europa muss alles dynamisch sein. Dynamik erreicht man am besten mit Drehmoment. Also Turbolader, am besten noch ein Diesel. 12 Sekunden von 0-100 km/h und 160 km/h sind längst ausreichend für alle alltäglichen Verkehrssituationen. Nicht umsonst rasen sich so viele (oder noch schlimmer: andere) mit ihren "dynamischen" Kisten in den Tod.
Ja, aber eben: 7000 Euro will man im Vergleich erstmal einfahren. Nur ein paar ungeplante Werkstattbesuche (Die kann man ja nie vorhersehen) und vorbei ist es mit dem Einholen der Kosten durch den etwas geringeren Verbrauch.
Also bei 15000km/Jahr (Immer noch über dem Durchschnitt der Schweizer Fahrer) braucht man Jahre, um die umgerechnet 10000 Franken einzuholen. Die Batterie dürfte bis dahin wohl auch nicht mehr so gut sein wie am Anfang.
Und eben: Wem die 136PS reichen, ist ja ok. Aber es gibt Leute, die wollen mehr, würden den Wagen sogar kaufen, aber eben mit 150PS + E-Motor oder ähnlichem. Das es nicht gleich ein V8 sein muss, verstehe ich, aber der Käufer sollte doch etwas Auswahl haben...evtl. ist das ja auch das Erfolgsrezept der Deutschen Autobauer...da gibt es für jede Leistungsklasse etwas und das noch in verschiedenen Formen und grössen. Toyota könnte das auch. Klein sind die ja auch nicht (Im Gegensatz zu Ihrem Luxussegment mit dem Lexus, welcher deutlich weniger Marktanteile besitzt).
@über mir: Schnelle Autos sind sicher nicht der Hauptgrund für Verkehrsunfälle (Auch mit dem Prius kann man Lebewesen überfahren!). Da gibt es viele andere Gründe, über die hier bitte nicht debatiert werden sollen, da es nach wie vor um den Prius geht.
@SwissChocolate:
Schon mal was vom Atkinson-Prinzip gehört?
Niedrige Literleistung, dafür höchster Wirkungsgrad. Hoher Wirkungsgrad=niedriger Verbrauch.
Falls nicht, ist das nicht schlimm. Haben die Ingenieure unserer Premium-Hersteller wohl auch nicht. Sonst würden sie nicht Elektromotoren an Turbo- oder Kompressormotoren hängen. Der Elektromotor unterstützt den Verbrennungsmotor hauptsächlich bei niedrigen Drehzahlen, deshalb zieht der Polo GTI im anderen Thread auf den ersten Metern auch nicht dem Yaris Hybrid einfach so davon. Frontkratzer bringen nur eine bestimmte Kraft aus dem Stand auf die Straße.
Da darf es bei hohem Tempo schon mal etwas zäher werden, auch bei Vollgas. Wie ein Schaltgetriebe funktioniert und wie es zu bedienen ist, wissen nämlich die meisten Autofahrer auch nicht. Die schauen in das Handbuch und da steht: 6. Gang ab 80 km/h. Also muss das Auto im 6. Gang auf der Landstraße einen LKW flott überholen können. So testen dann auch die Automobilzeitschriften und vergeben ihre Punkte danach.
Es ist ein etwas anderes Motorenprinzip, also nicht direkt vergleichbar:
Atkinson-Zyklus
Der zähe Eindruck von der Beschleunigung kommt wohl eher vom CVT Getriebe. Man gibt Gas, aber die Drehzahl bleibt gleich. Es fehlt einfach die akustische Rückmeldung, dass das Auto auch schneller wird und das ist ziemlich frustrierend.
Die Toyota Hybriden sind super dynamisch.
Nicht von 0-100, sondern in Real-Life-Szenarien, wie z.B. Zwischenspurts (Lückenspringen in der Stadt) von 20-50 oder 30-60 oder oder oder.
Ein 136 PS Hybrider Prius bietet die ähnliche Geschwindigkeit in den Zwischenspurts, wie ein 140 PS Turbodiesel.
0-100 ist prinzipbedingt etwas langsamer. Aber mir ist kein Szenario bekannt, wo man scharf auf 0-100 ist. Ich jedenfalls beschleunige aus dem Stand heraus sehr selten auf 100.
Desweiteren holt Toyota aus 1.8l "nur" 99 PS heraus, weil der Motor KEIN OTTO Motor ist, sondern einer der nach dem Miller-Atkinson-Zyklus läuft. Anderer Ansaugtakt, dadurch 10-15% sparsamer, als ein Otto.
Wenn es um reines Geldsparen geht, ist man beim Prius sowieso eher falsch...
Ob der Vergleich mit dem Opel wirklich fair ist, kann ich nicht beurteilen, aber einen entsprechenden Toyota Verso bekommt man sicher nicht für 7000€ weniger bei der gleichen Ausstattung, mit stufenlosem Getriebe erst recht nicht.
Für die meisten zählt eher, dass der Verbrauch und der Schadstoffausstoß sehr niedrig sind. In der Kombination bekommt man das sonst nicht 😉
Das Fahrverhalten selbst ist für mich der Hauptgrund, Autos mit solchem Antrieb zu kaufen (und auf absehbare Zeit auch nichts anderes), obwohl in Fahrberichten von "Outsidern" genau das am öftesten kritisiert wird. Gerade im Stadtverkehr kann man doch bloß froh sein, das ewige Schaltgeruckel und die Drehzahlsprünge loszuwerden. Also mir macht das keinen Spass...
Für mich wäre heute die Zuverlässigkeit auch eines der wichtigsten Argumente. Mein Prius hat jetzt fast 200.000km und außer dem Bremsen war daran noch gar nichts zu machen. Die Alterserscheinungen bei der Batterie sind minimal.
Beim Prius+ ist die Hybridtechnik ingesamt noch zuverlässiger, die Batterie ist allerdings neu. Die alten waren sehr haltbar und ich hoffe mal, dass das für die neuen Li-Ionen-Akkus auch gilt. Kann mir nicht vorstellen, dass man sich da bei Toyota eine Schwäche leisten will.
Nein, vom Atkinson-Zyklus habe ich noch nie etwas gehört. Laut dem Link scheint die Technik aber sehr interessant zu sein. Demnach müsste der Elektromotor die "Trägheit" und das geringe Drehmoment dieser Technik unten raus ausgleichen. Gemäss Artikel, wie ich ihn interpretiere, tut er das aber wohl noch nicht ganz. Aber da ist vielleicht das Problem: Als Normalo schaut man einfach erstmal aufs Datenblatt und sieht 1.8l und nur 99PS bei 1.4 oder 1.5T Gewicht und denkt: Auweia. In Städten fahren tue ich selber nicht, daher kenne ich das Rumrühren am Getriebe nicht:-)
Gefahren bin ich einen Hybrid oder reinen Elektrowagen aber auch noch nie. Aber das wird sich in kürze ändern. Ich darf in 3 Wochen mal in einem Renault Fluent (Ok, ohne Benzinmotor, aber immerhin) probefahren. Mir ging es auch nicht darum, den Prius schlecht zu reden. Bin ja nie einen gefahren. Mich schrecken aber eben der Artikel + die Leistungsdaten ab und das wird wohl oder übel vielen so gehen.
Im Übrigen habe ich bisher noch nie etwas schlechtes von den Elektroantrieben gehört. Wenn man sich die Bahn anschaut, funktioniert das ja auch dort einwandfrei und Probleme gibt es überall. Der Prius ist neben den Lexusmodellen (Die Limousinen) und dem Fluent übrigens der einzige, den ich vom Design her wenigstens ansprechend finde.
@6. Gang/Höchster Gang (Je nach Übersetzung) bei 80 und dann beschleunigen wollen: Ja, das Problem liegt dann definitiv nicht mehr am Auto:-)
@Phillip: Das ist sicher gut zu hören und sicher auch gut. Aber eben: Garantieren kann das keiner. Aber wenn man erstmal aufs Geld schaut, ist der im Test "verglichene" Zafira einfach trotzdem mal 1/4 günstiger. Also sollte doch wenigstens "umweltfreundliche" Technik, wie sie gerne beworben wird, auch nicht teurer sein als "umweltfeindliche" Technik...ich meine: Würde ein Camry mit 200PS (Benzin + Elektro) gleich teuer sein wie ein reiner Camry als Benziner bei ungefähr gleichem Gewicht, wäre wie Entscheidung schnell gefallen. Bei 5000 oder 10000 mehr käme ich aber sofort ins Grübeln.
Mit dem Yaris haben die es ja auch hinbekommen. Und der wird sich auch sehr gut verkaufen, da bin ich mir sicher.
Fakt ist: Die Technik ist erst am Anfang im Gegensatz zu den Benzinmotoren, bei denen die Effizienz eigentlich seit über 100 Jahren kaum relevant zugenommen hat. Und Hybrid wird sich sicher am Anfang stärker als der reine Elektroantrieb durchsetzen. Alleine wegen der hohen Reichweite. Und natürlich in Konkurrenz zum Diesel stehen.