Mercedes-AMG GT R: Premiere, Technik, Bilder

AMG schickt grüne Grüße aus der "Grünen Hölle"

Heiko Dilk

verfasst am Fri Jun 24 19:30:45 CEST 2016

Mercedes-AMG lässt alle Hemmungen fallen: Mehr Leistung, Allradlenkung, aktive Aerodynamik und weniger Gewicht machen den AMG GT R zum kaum getarnten Straßenrennwagen.

Die Lackierung des Mercedes-AMG GT R nennt sich „AMG green hell magno“, in der "Grünen Hölle" wurde der Sportwagen auch weitgehend entwickelt
Quelle: Daimler

Affalterbach/Brooklands - Die schlechte Nachricht zuerst: Der AMG GT R hat kaum Diät gehalten. Läppische 15 Kilo nimmt das bislang sportlichste GT-Modell gegenüber dem GT S ab. Die gute Nachricht: Mercedes-AMG hat den GT R an Karosserie und Fahrwerk versteift – und auch sonst alles Mögliche angestellt, um ihn für die Rennstrecke zu optimieren. Bitte anschnallen.

Am AMG GT R kommt ein sogenanntes „Tunnelkreuz“ aus Karbon zum Einsatz. Das sitzt unterhalb des Getriebetunnels und erhöht laut Daimler die Torsionssteifigkeit um 7,5 Prozent. In den Motorraum schraubt AMG zwei diagonale Streben aus Karbon, die rund 50 Prozent leichter sein sollen als entsprechende Teile aus Stahl. An der Hinterachse kommt ein dickerer Querstabilisator zum Einsatz. Das Dach und die vorderen Kotflügel sind aus Karbon gebacken, die Auspuffanlage besteht aus Titan.

Warum dann nur 15 Kilo weniger? Ganz einfach:

Mercedes-AMG GT R: Die Sportabteilung aus Affalterbach verschafft dem AMG GT R 585 PS, etwas weniger Gewicht und viele weitere Änderungen
Quelle: Daimler
Erstmals setzt Mercedes-AMG im GT R eine Allradlenkung beim GT ein. Bis 100 km/h lenken die Hinterräder entgegen der Vorderräder und verkürzen so den Radstand virtuell. Heißt: Mehr Agilität bei moderaten Geschwindigkeiten. Oberhalb von 100 km/h lenkt der AMG GT R hinten in die gleiche Richtung wie vorne. Das verlängert den Radstand virtuell und verhilft dem Coupé zu mehr Stabilität bei hohen Geschwindigkeiten.

AMG GT R: Aktive Aerodynamik für mehr Abtrieb

Zum gleichen Zweck hat Daimler an der Aerodynamik geschraubt. Eine aktives Karbonbauteil fährt bei 80 km/h im Race-Modus 40 Millimeter nach unten. Es soll bei 250 km/h den Auftrieb an der Vorderachse um 40 Kilogramm verringern. Gleichzeitig wird mehr Motorabluft Richtung Heckdiffusor geschickt.

Zusammen mit dem ausladenden Heckflügel und zahlreichen weiteren Details verspricht AMG 155 Kilo mehr Abtrieb bei Topspeed als beim AMG GT. Trotzdem soll er einen geringeren Luftwiderstand haben. Dabei ist der grüne Flitzer an der Hinterachse um 5,7 und vorne um 4,6 Zentimeter breiter geworden.

Einen guten Teil der Entwicklungszeit hat Mercedes-AMG beim GT R auf der Nordschleife verbracht, der "Sport"-Modus soll für die Strecke optimal passen
Quelle: Daimler
Weitere Maßnahmen: Ein einstellbares Gewindefahrwerk, ein „ESP-Off“-Modus, der vom Rennwagen GT3 entlehnt ist und es erlaubt, den Schlupf an der Hinterachse in neun Stufen vorzuwählen. Außerdem gibt es ein elektronisch gesteuertes Sperrdifferenzial an der Hinterachse, eine Verbundbremsanlage mit 390-Millimeter-Scheiben vorne und 360 Millimetern hinten. Auf Wunsch gibt es Keramik-Stopper, die vorne 402 Millimeter Durchmesser haben und weitere 17 Kilo sparen.

4,0-Liter-V8 mit 585 PS und 700 Nm im AMG GT R

Nur 0,7 Kilo spart das Zweimassenschwungrad im Motor, das neben der Leistungssteigerung des 4,0-Liter-V8 auch ein spontaneres Ansprechen auf Lastwechsel mit sich bringen sollte. Die 585 PS Leistung erreicht AMG durch eine Erhöhung des Ladedrucks von 1,2 auf 1,35 bar. Macht 75 PS mehr als beim GT S. Das Drehmoment steigt um 50 auf 700 Newtonmeter. Die Kraft gelangt über das bekannte Doppelkupplungsgetriebe mit sieben Gängen an die Hinterachse. Allerdings haben die Techniker die Übersetzung angepasst und rennstreckentauglicher gemacht.

Falls es bis hierhin nicht klar geworden sein sollte: Der Mercedes-AMG GT R ist ein notdürftig verkappter Straßenrennwagen. Wobei die Staubsaugerfront, der Heckflügel, der Panamericana-Grill und Heckdiffusor eigentlich wenig Zweifel an seinem primären Einsatzgebiet aufkommen lassen. Er tritt ab März 2017 genau da mit seinen breiten Backen auf, wo bislang der Porsche 911 GT3 RS Heimrecht hat.

Insofern ein kleiner Tipp für alle, die sich mit ihrem AMG GT R in der „Grünen Hölle“ wiederfinden: Den Fahrmodus-Schalter bitte auf „Sport“ und nicht auf „Sport Plus“ einstellen. „Sport“ passe „ideal für den Streckentyp Nürburgring-Nordschleife”, verspricht Mercedes. Wenn das keine guten Nachrichten sind.

Technische Daten mercedes-AMG GT R

  • Motor: 4,0-Liter-V8 mit Biturbo-Aufladung
  • Getriebe: 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe, Hinterradantrieb
  • Leistung: 585 PS (430 kW) bei 6.250 U/min
  • Drehmoment: 700 Nm bei 1.900-5.500 U/min
  • Verbrauch: 11,4 l/100 km
  • CO2-Ausstoß: 259 g/km
  • 0 – 100 km/h: 3,6 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 318 km/h
  • Länge: ca. 4,55 m
  • Breite: 1,997 m
  • Höhe: ca. 1,29 m
  • Radstand: 2,63 m
  • Preis: n.a.
  • Gewicht: 1.630 kg (EU-Norm, inklusive Fahrer)

Die in Teilen aktive Aerodynamik des AMG GT R soll den Abtrieb bei Topspeed um 155 Kilogramm erhöhen
Quelle: Daimler
Mercedes-AMG GT R: Die Sportabteilung aus Affalterbach verschafft dem AMG GT R 585 PS, etwas weniger Gewicht und viele weitere Änderungen
Quelle: Daimler
Das Karbondach des AMG GT R spart Gewicht und senkt den Schwerpunkt des Sport-Coupés
Quelle: Daimler
Der Heckdiffusor verringert den Auftrieb an der Hinterachse, die Öffnung zwischen den Rückleuchten führt Wärme vom Nachschalldämpfer ab
Quelle: Daimler
Der Mercedes-AMG GT R debütiert im Umfeld des Goodwood Festivals of Speed in Brooklands
Quelle: Daimler
Die Verkaufsfreigabe für den Mercedes-AMG GT R erfolgt am 21. November, die Markteinführung in Europa ist für den März 2017 vorgesehen
Quelle: Daimler
Preise für den Mercedes-AMG GT R nennt Daimler noch nicht, ein billiges Vergnügen dürfte angesichts der umfangreichen Änderungen nicht werden
Quelle: Daimler
AMG erhöht den Ladedruck beim 4,0-Liter-V8-Biturbo von 1,2 auf 1,35 bar. So leistet der Motor 585 PS
Quelle: Daimler
Einen guten Teil der Entwicklungszeit hat Mercedes-AMG beim GT R auf der Nordschleife verbracht, der "Sport"-Modus soll für die Strecke optimal passen
Quelle: Daimler
Im Innenraum des AMG GT R setzt Mercedes einige gelbe Highlights, die gelben Sitzgurte sind optional, die Sportschalensitze können ohne Aufpreis gegen AMg Performance-Sitze getauscht werden
Quelle: Daimler
Den "Panamericana"-Kühlergrill verfügt über 15 abgezählte senkrechte Streben in Chrom und erinnert an den 300 SL von 1952
Quelle: Daimler
Mercedes-AMG hat beim GT R die Karosserie hinten um 57 Millimeter verbreitert, so passen Walzen der Dimension 325/30 ZR 20 auf die Hinterachse
Quelle: Daimler
Die vorderen Kotflügel stellt Mercedes-AMG um 4,6 Zentimeter weiter aus, die Reifendimension beträgt 275/35 ZR 19
Quelle: Daimler
Große Nüstern helfen dem AMG GT R bei der Beatmung des 4,0-Liter-V8 und bei der Bremsenkühlung
Quelle: Daimler
Optional bremst der Mercedes-AMG GT R mit Karbon-Keramik-Bremsen, die vorne gut 400 Millimeter Durchmesser haben
Quelle: Daimler
Der Heckdiffusor des Mercedes-AMG GT R trägt zur Verringerung des Auftriebs bei. Die Windschlüpfigkeit soll sich trotzdem verbessern
Quelle: Daimler
Das gelbe "R" zeichnet den AMG GT als das stärkste Modell der Baureihe aus. Nicht, dass man es anderenfalls übersehen würde
Quelle: Daimler
Im Standard-GT-S leistet der 4,0-Liter-V8-Biturbo nur 510 PS, hier sind es 585 PS und 700 Nm Drehmoment
Quelle: Daimler