Autokrise in Südeuropa
Arbeitslose kaufen keine Autos
Wenn Arnaud Montebourg, Frankreichs „Minister für Reindustrialisierung“ Pech hat, kann er mit dem Reindustrialisieren bei null anfangen: Die französische Autoindustrie wankt, PSA droht in der Krise zu schmelzen wie eine Kugel Eis am Strand von Nizza.
Wer soll Autos kaufen, wenn man nicht weiß, ob man im nächsten Monat noch die Miete bezahlen kann. Europas Wirtschaftskrise ist existenziell, denn die Industrie lebt vom Konsum – und wer Angst um seine Existenz hat, konsumiert weniger. So wenig, dass es für die Autoindustrie in Italien und Frankreich existenziell wird.
In den nächsten Jahren wird sich daran wenig ändern. Europa erholt sich frühestens 2018 von der aktuellen Krise, schätzt z. B. der Renault-Manager Carlos Tavares. Zurzeit bleibt ihm, wie vielen Mitbewerbern, nur das Zählen roter Zahlen.
Bedrohlich sind vor allem die Entwicklungen in den großen südeuropäischen Märkten: Der französische Automarkt verlor 2012 gegenüber dem Vorjahr gut 17 Prozent, in Italien sind es 19 Prozent. In Spanien wurden 8,3 Prozent weniger Autos verkauft. Unter den großen Automärkten sind nur noch Großbritannien und Deutschland stabil. Insgesamt sank der Absatz von Autos in Europa um 7,3 Prozent, bei weiter fallender Tendenz.
Geld verdienen in Asien und AmerikaGlücklich, wer außerhalb Europas einen Fuß in der Tür hat. Derzeit lässt sich vor allem in den USA und in Asien Geld mit Autos verdienen. Davon profitieren die deutschen Autohersteller. Beispiel Daimler: Im ersten Halbjahr 2012 verkaufte der Konzern weltweit 708.517 Pkw seiner Marken Mercedes-Benz, Smart und Maybach und konnte so 6,5 Prozent zulegen. Dabei war Daimler noch froh über ein leichtes Plus von 1,1 Prozent in Westeuropa; Herausgerissen haben es die Verkäufe in den USA (+15,9 Prozent), in Russland (+27,6 Prozent) und in China (+7,8 Prozent).
Ähnlich sieht es bei der Volkswagen AG und der BMW Group aus: Beide Konzerne sind in den wichtigsten Exportmärkten gut aufgestellt. Exportnation Deutschland? Ja, die Exportstärke der deutschen Automobilwirtschaft hat die schlimmsten Auswirkungen der Krise bislang von uns ferngehalten. Aber nicht überall: Opel und Ford werden von der Kaufzurückhaltung der Europäer voll erfasst -und müssen darauf bauen, dass die US-Mütter ihre Verluste ausgleichen.
PSA: Das Kind im Brunnen
Der europäische Krisenherd köchelt in Frankreich am heißesten. Nein, nicht bei Renault. Dank der Allianz mit Nissan steht Frankreichs Marktführer trotz großer Verluste in Europa noch recht stabil da.Das Sorgenkind der europäischen Autobranche heißt PSA. Der „Familienbetrieb“ (die Familie Peugeot hält 30,3%) lebt von den bröckelnden, südeuropäischen Märkten. Folge: In Europa musste PSA Einbußen von 15 Prozent hinnehmen. Da PSA gleichzeitig auch in Lateinamerika 21 Prozent weniger Autos als im Vorjahr verkaufen konnte, sank der weltweite Absatz um 13 Prozent.
Peugeot und Citroën sind in den USA gar nicht vertreten. In Asien wurden die Marken von GM und VW längst abgehängt. In der Summe ist das dramatisch: PSA verliert seit einem Jahr 200 Millionen Euro monatlich.
Eine strategische Allianz mit General Motors soll den Franzosen nun schnelle Einsparungen und Zugang zu neuen Märkten bringen. Einfache, preiswerte Limousinen wie den Peugeot 301 will PSA künftig direkt in den Zielmärkten Osteuropa, Naher Osten, Afrika und Südamerika herstellen und vermarkten. Die Citroën DS-Reihe soll als eigenständige Luxusmarke in China etabliert werden.
PSA-Chef Philippe Varin musste nun seinen Offenbarungseid leisten und tiefe Einschnitte ankündigen. Er will in Frankreich 8.000 Stellen abbauen und das Werk Aulnay-Sous-Bois bei Paris mit 3.000 Mitarbeitern komplett schließen. Die Ankündigung versetzte Frankreich in einen Schockzustand.
Hollande will Stellenabbau nicht akzeptierenDie Politik soll helfen. In Frankreich sind staatliche Eingriffe in die Wirtschaft nicht verpönt, sie werden in Zeiten der Not erwartet. Präsident Francois Hollande steht so vor seiner ersten echten Bewährungsprobe und gibt die erwarteten Signale: Der Sparplan sei „auf keinen Fall zu akzeptieren“ und müsse neu verhandelt werden.
Am 25. Juli will Reindustrialisierungsminister Montebourg nun ein Rettungsprogramm für die Autoindustrie vorlegen. Die Grande Nation diskutiert Staatskredite, eine Sondersteuer für Luxusautos, aber auch Kaufanreize für umweltschonende Fahrzeuge – am liebsten natürlich aus französischer Produktion. Ein Gießkannenprinzip wie bei der Abwrackprämie soll es jedenfalls nicht geben.
Auch Fiat strauchelt
In Italien ist die Lage nicht besser, aber trotzdem weniger akut: Die dortige Autoindustrie, das bedeutet: der Fiat-Konzern, befindet sich schon seit 10 Jahren im Niedergang. Aktuell sind die Werke des italienischen Konzerns nur zu 60 Prozent ausgelastet, im ersten Quartal 2012 machte Fiat in Europa rund 273 Millionen Euro Verlust.Konzernkapitän Sergio Marchionne bewies allerdings Voraussicht: Als es der US-Autoindustrie vor zwei Jahren dreckig ging, angelte er sich den Chrysler-Konzern. Jetzt boomt der US-Markt wieder; Chryslers Erfolg in god’s own country rettete den Italienern noch einmal die verhagelte Bilanz. Derzeit prüft Fiat die Stilllegung eines Werks in Süditalien und will Investitionen in Höhe von 500 Millionen Euro verschieben. Am liebsten würde Marchionne allerdings Chrysler-Modelle für den US-Markt in Europa bauen.
Schwacher Trost für Italien und Frankreich: Die Automobilbranche hat dort längst nicht mehr die Bedeutung, die sie in Deutschland hat. In Frankreich beschäftigt die Branche noch 230.500 Menschen, in Italien sind es nur noch 170.200 – vor 30 Jahren gab das Auto in diesen Ländern jeweils doppelt so vielen Menschen Arbeit. In Deutschland arbeiteten 2011 etwa 720.000 Menschen in der Automobilindustrie.
Quelle: MOTOR-TALK
Na wenn die Grafik nicht verdeutlicht, wie die Einkommensschere weiter auseinander geht, dann weiß ich auch nicht.
Mit Hollande haben sie ja jetzt einen Präsidenten, der das Ruder ganz sicher herumreißen kann. 🙄
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Die arbeitende Bevölkerung zittert um Arbeit und Wohlstand. Ein Heer junger Arbeitsloser hat nichts, worum es zittern könnte - außer seiner Zukunft. Da interessiert man sich für vieles, aber sicher nicht zuerst für neue Autos.
Wer soll Autos kaufen, wenn man nicht weiß, ob man im nächsten Monat noch die Miete bezahlen kann. Europas Wirtschaftskrise ist existenziell, denn die Industrie lebt vom Konsum – und wer Angst um seine Existenz hat, konsumiert weniger. So wenig, dass es für die Autoindustrie in Italien und Frankreich existenziell wird.
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Wartet mal noch die ganzen Banken und Staatskrisen ab, dann sehen wir mal wer hier noch die ganzen Autos und Co. kaufen kann😱
Hmm, nachdenkliche Geschichte. Ich bin ja jetzt finanziell in der Lage, mir einen Neuwagen kaufen zu können, also bar bezahlen, aber mir fehlen echte Anreize dies zu tun. Ich gebe nicht gerne 30.000 € aus um dann einen etwas besseren Wagen zu bekommen. Da müssenss schon echte Innovationen/Emotionen drin stecken.
Vor allem weiß keiner, ob ein Auto von heute problemlos 15 Jahre läuft. Bei meinem Altwagen kann ich davon ausgehen, dass dies der Fall ist, aber ich traue einem neuen Peugeot einfach nicht so ganz über den Weg, auch die künftige A-Klasse bereitet mir in dieser Hinsicht Kopfschmerzen.
Tja, wenn schon Angestellte mit sicherem Job zweifeln, ob sie sich einen Neuwagen kaufen sollen, kann es bei Leuten mit prekären Arbeitsverhältnissen kaum besser sein.
Meine Arbeitskollegen haben auch alle gebrauchte Fahrzeuge gekauft, obwohl ein guter Neuwagen drin wäre, aber man weiß eben nicht, warum man so viel Geld in die Hand nehmen sollte.
das ist so geil....in amerika wird also geld mit autos verdient. sehr schön!
mercedes z.b. macht fette gewinne mit autos die nur einen bruchteil vom deutschen preis kosten.
hier ein besipiel mercedes C250
http://www.mercedes-benz.de/.../configurator_w204.html?...
http://www.mbusa.com/.../model-C250WZ#appearance
in deutschland 39.000 € grundpreis
in den USA 36.000 Dollar (29.000 €)
und das bei dem derzeit miesen dollar kurs von 1,22
als der dollar letzes jahr noch bei 1,40 stand wären das gerade mal 25.000 € gewesen!
die wagen kommen aus dem selben werk und laufen vom selben produktiosnband werden dann noch nach amerika verschifft, verzollt etc und kosten anschließend auch noch 15000 € weniger als hier.
zudem kommt noch, dass die grundpreise insofern nicht miteinander vergleichbar sind, das das amerikanische grundmodell wesentlich besser ausgestattet ist als es hier der fall ist.
könnte da nicht der verdacht aufkommen, dass wir hier ggf verarscht werden??? auf jeden fall zeigt es doch, dass neuwagen hier viel zu teuer sind.
oft wird verbeitet die autos seien aber nicht so hochwertig verarbeitet oder es wären preiswertere teile verbaut als hier. völliger unsinn, habe mir die Cklasse dieses jahr beim händler in den USA angesehen, es gibt keinerlei unterschiede in haptik oder qualitätseindurck.
gleiches gilt natürlich auch für VW und BMW die ihre autos dort ebenfalls wesentlich günstiger anbieten.
würde unsere hersteller das gleiche verlangen wie auf dem deutschen markt, würde kein amerikaner die autos kaufen.
aber natürlich können wir deutsche für den "amerikanischen" mercedes deutsche preise zahlen. würde man solch ein fahrzeug zurückholen müsste man ca 30 prozent drauflegen und hätte dann fast hiesige preise.
technische änderungen beziehen sich im übrigen auch auf kleine details. kleines beispiel: so haben US modelle gleiche scheinwerfer verbaut, EINZIGER (und absichtlicher) unterschied ist das fehlen der die E - prüf nummer. die wiederrum ist aber pflicht um ihn hier zuzulassen. also mal eben 2000 € hinlegen um leuchten TÜV konform zu machen.
die amerikaner bekommen unsere autos geschenkt und wir werden schön ausgenommen beim neuwagen kauf....
Da die Kluft zwischen Arm und Reich immer weiter auseinander klafft, wundert es doch keinen das es den "Premium"-Herstellern so gut geht wie nie!
true story
Der Mercedes kostet 33.375€ und in den USA 36.580$... wenn man schon vergleich, dann muss man auch die richtigen Preisangaben miteinander vergleichen!
Und dann noch den bei uns inzwischen üblichen Rabatt mit einrechnen, der in den USA aktuell nicht gegeben wird (bei Dieselmodellen will der Händler tlw. einen Zuschlag über dem Listenpreis) und wenn wir noch den $-€ Kurs wüssten auf den Daimler, BMW oder VW abgesichert haben und schon wären die Autospreise nicht mehr so sehr auseinander.
wieso? Wegen der Software? Das ist das geringste Problem (sage ich dir als Softwareentwickler).
Die Frage stelle ich mir auch jedes Mal und auch mein Vater hat sich die Frage endlich mal gestellt und hat zum ersten mal in 2009 einen 2006er W203er gekauft; er war noch nie zufriedener fuer das, was er gezahlt (gespart) hat 😊.
habe ich getan! aber du scheinbar nicht.
33000 euro kostet der kleinste mercedes, C180 und 156PS
den gibt es aber in den USA gar nicht.
sondern es fängt an mit dem C 250 an.
http://www.mbusa.com/mercedes/vehicles/model/class-C/model-C250WZ
und der deutsche C250 hat exat den gleichen 1,8 liter motor wie der amerikanische C250
http://www.mercedes-benz.de/.../models.html?isflipfocus=1
ich habe exakt die gleichen wagen verglichen!
C250 hier: 39000 €
C250 USA: 36000 dollar
Der C250 mit 7-G-Tronic kostet in Deutschlan 33.375€ netto! Nachzulesen in der Preisliste von Mercedes-Benz. Gleiches Modell kostet 36.580$ netto in den USA, ebenfalls bei MB USA nachzulesen.
@Tuerboy, was er dir sagen will: in den USA werden Gueter ohne Steuer verkauft. Du bezahlst die Steuer je nach dem in welchem "Bundesland" du wohnst; nach dem Kauf.
Die Studie überrascht jetzt nicht wirklich. 😊
Ich an deiner Stelle würd es ausgeben, das Geld. Egal ob für ein Auto oder sonstwas.
Am besten kaufst Du eine kleine Wohnung davon.
Aber wenn ich mir nicht nur die Euro-Staaten, sondern auch die USA ansehe, und mir klar mache, in welcher Höhe sich die Schulden türmen, dann kann es demnächst nur zu einer Schuldenentwertung über Geldentwertung, also Inflation kommen. Die Notenpressen laufen ja im Moment eh schon, nur es wirkt bislang nicht, kann aber nicht mehr lange dauern, bis die Psychologie der Märkte erkennt, dass die zwei Leitwährungen der Welt, EUR und USD, nichts mehr taugen.
Dann hätte ich an deiner Stelle die 30 kEUR lieber vorher ausgegeben. Wie gesagt, egal für was.
Evtl. nicht für Peugeot-Aktien...