Daimler-Personalvorstand: Arbeitszeiten müssen flexibilisiert werden
Arbeitszeit den Gegebenheiten anpassen
Wilfried Porth, Personalvorstand der Daimler AG, wünscht sich flexiblere Arbeitszeiten. Arbeitnehmer sollen auch Zeit für Kinderbetreuung oder pflegebedürftige Angehörige haben.
Stuttgart - Daimlers Personalvorstand Wilfried Porth hat sich für eine Lockerung der Arbeitszeitgesetze ausgesprochen. "Ich will keine Schutzfunktion aufheben", sagte Porth der Deutschen Presse-Agentur. "Aber wir müssen die Regeln flexibilisieren und den heutigen Arbeitsgewohnheiten anpassen." Es sei in Ordnung zu sagen, man soll nicht länger als zehn Stunden pro Tag arbeiten. "Aber es muss doch nicht im Block sein."
Die Menschen bräuchten heute mehr Flexibilität - zum Beispiel für die Kinderbetreuung oder die Pflege Angehöriger. "Es kann aber nicht sein, dass das alles von den Unternehmen aufgefangen werden muss."
Die Debatte über die Arbeitszeiten war in diesem Jahr vom Arbeitgeberverband (BDA) angestoßen worden. Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer hatte gefordert, das Arbeitszeitgesetz sollte von einer täglichen auf eine wöchentliche Höchstarbeitszeit umgestellt werden, um mehr Spielräume zu schaffen und betriebliche Notwendigkeiten abzubilden.
Schon nach 10h (heutiges Maximum) ist man (längst) nach (auch geistiger) anstrengender Arbeit sowas von platt, dass man nicht mehr produktiv arbeiten kann. Außerdem werden die Arbeitswege immer länger.
Sprich nach 10h + 1h Pausen (Minimum um heute überhaupt 10h an einem Tag arbeiten zu dürfen - und das ist auch gut so) + 2*1h für hin plus zurück + div. ungeplante Verzögerungen wg. Stau & Co. + morgens aus dem Bett kriechen und bereit machen + abends entspr. umgekehrt + einkaufen/Besorgungen + private Kommunikation etc. + auch mal die Kinder sehen/Elternabend/sonstiges + Ruhephase vor dem Schlafen gehen kann dann durchaus recht kurze Schlafenszeiten ergeben, wo man dann wg. Stress wahrscheinlich auch noch schlecht schläft. Und man muss noch mehr als heute betteln, dass man unter der Woche mal zum Arzt für was kann wo's keine Krankschreibung gibt. Und dann wird noch gefordert, noch länger nicht daheim zu sein, weil's statt 1h Pausen deutlich mehr werden sollen ->
Bzw. es hat noch keiner wirklich erklären können, wo die heutigen Regeln ein Problem darstellen.
notting
Witz des Jahres...
Daimler wird es alleine nur darum gehen, die Arbeitszeiten an die Auftragslage anzupassen.
Sah man doch vor Kurzem in Wörth, wo vor ein drei Wochen einfach mal 350 Leiharbeiter "rausgeworfen" wurden... wobei ja Dr.Z noch vor 8 Wochen gesagt hat, man benötige doch sooooo dringend die Fachkräfte alias Asylbewerber...
Können sie ja, einfach den Leuten auf Basis der geleisteten Ü-Std. freigeben! Aber vermutlich läuft's auch auf https://de.wikipedia.org/wiki/Null-Stunden-Vertrag raus.
Full ACK.
notting
Ja, mit den Leuten bei Mercedes hab ich echt viel Mitleid:
http://www.gehaltsvergleich.com/news/Was-verdient-man-bei-Daimler
Geht voll am Thema vorbei, aber gut....
Back to Topic: Wenn solche Vorschläge kommen, erst Recht von Arbeitgeberseite, kann es nur einen Hintergrund geben: Gewinnmaximierung durch Kostensenkung auf der Arbeitnehmerseite im Sinne von Shareholder Value.
Einem Arbeitgeber eines großen Industriebetriebes kann man heutzutage nichts glauben, erst recht nicht eine vorgeschobene Sorge um die Beschäftigen. Für die obersten/oberen Angestellten einer AG gilt einzig die Erreichung ihrer Zielvorgaben um an ihre persönlichen Boni am Jahresende zu gelangen - koste es, was es wolle und völlig egal, welche "Untergebenen" dabei über die Klinge springen.
Das, was dieser Herr ( diese Herren) erreichen wollen ist eine gesetzlich tolerierte maximale Flexibilität zu Lasten des einzelnen Angestellten und nichts anderes.
...doppelt...
Stimmt nicht ganz. Gesetzlich muss nach spätestens 6 Stunden eine Pause von 30 Minuten gewährt werden. Wenn man über 9 Stunden Arbeit (also nach spätestens 9.30 Anwesenheit) kommt, muss die Gesamtpause 45 Minuten sein, so dass nach 9.30 noch eine Pause von 15 Minuten (Mindestpausenzeit) kommt. Insgesamt kann man somit auf maximal 10 Stunden Arbeit bei 10.45 Anwesenheit. Ach ja, 10 Stunden ohne Bedingungen sind auch nicht erlaubt, sondern es dürfen in einem Zeitraum von 24 Wochen oder 6 Kalendermonaten im Durchschnitt nicht mehr als 8 Stunden werktäglich (dies ist die eigentliche Maximalzeit) sein. Dazu kommt noch die Mindestruhezeit von 11 Stunden zwischen Arbeitsende und Arbeitsbeginn am nächsten Tag, die nur in engen Grenzen eingeschränkt werden kann. Schau' Dir mal §§ 3-5 ArbZG an, da steht dies alles drin.
Übrigens im öffentlichen Dienst sind bei den Beamten des Bundes 13 Stunden werktäglich incl. Pausen (also 12.15 netto) erlaubt, wobei man in der Regel nicht über 48 Stunden/Arbeitswoche kommen darf (in Einzelfällen geht dies aber auch, wenn der Ausgleich der Überstunden (Soll sind 41 Stunden pro Woche) nicht innerhalb eines Jahres kommt. Die Ruhepausenvorschrift entspricht dabei dem ArbZG. Dies ist in §§ 3 - 5 AZV geregelt. Es ist also längst nicht so, dass die Regelungen im Beamtenbereich besser sind als für die Arbeitnehmer.
Man sieht also, dass es durchaus sinnvolle Erweiterungen der Arbeitszeit geben kann. Nach eigener Erfahrung kann man übrigens auch nach 10 Stunden noch produktiv sein (wenn man dies will).
Von daher kann ich die Idee nachvollziehen, vor allem, weil es um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie geht. Was spricht denn dagegen, dass man z.B. morgens bis zum frühen Nachmittag in der Firma arbeitet, dann am Nachmittag das Kind abholt und am Abend (wenn das Kind schläft) noch etwas macht und so Überstunden ansammelt, die im Rahmen eines Arbeitszeitmodells in einer Summe durch freie Tage abgefeiert werden. Dies ist durch die starren Regeln des ArbZG nicht möglich. Es geht also nicht wirklich um Gewinnmaximierung, sondern um Flexibilisierung, bei der die freie Wirtschaft durchaus noch Verbesserungspotential hat.
Ich finde nicht, daß das am Thema vorbei geht!
Die Leute verdienen bei Mercedes sehr gut und nur weil die "bis zu" 10 Stunden arbeiten können, heißt das nicht, daß die das jeden Tag tun! Die haben ne 38 oder 40 Stunden Woche, Überstunden werden ausgeglichen oder ausbezahlt.
Ich arbeite im Wachdienst: 12 Stunden am Tag sind völlig normal und da kommen die Überstunden noch oben drauf. Im Monat sind über 200 Stunden normal, erst so ab 240 Stunden sprechen wir hier von "viel".
Kein Weihnachtsgeld, kein Urlaubsgeld, kein 13. Gehalt, einfach nichts zusätzlich! Laut Tarif 9,35 Euro pro Stunde (immerhin höher als der Mindestlohn) plus Zuschläge für Nacht (5%), Sonntag (50%) und Feiertage (100%). Mehr gibts da nicht.
Und ich beklage mich nicht mal! Ich komme mit den Arbeitszeiten und der Arbeit selbst völlig zurecht und das Gehalt finde ich auch OK.
Aber die bei Mercedes (und auch andere Autohersteller!) kriegen den Arsch nie voll genug und müssen dabei noch bei jeder Gelegenheit jammern! Das finde ich echt zum kotzen! Oh weh, mal ausnahmsweise 10 Stunden arbeiten, wie schrecklich 🙄 Da hat man ja gar keine Zeit mehr sein ganzes Geld auf den Kopp zu hauen...
Können die Leute nicht einfach mal damit zufrieden sein, einen sehr guten Job zu haben?
Unabhängig von der Tonart, die nicht wirklich sein muss. Hast Du eigentlich das Thema verstanden? Es geht darum, dass für die Beschäftigten der Arbeitgeber eine Flexibilisierung der Arbeitszeiten erreichen will. Ich habe hier nix davon gelesen, dass die Beschäftigten sich beschwert hätten.
Hast Du denn auch die Kommentare hier komplett gelesen? Daß man den Mitarbeitern damit ja nur was böses will...?
Hab' ich. Nur warum die Kommentatoren immer gleich was Böses unterstellen müssen. Ich seh' dies nicht, sondern eine Idee, die starren Regeln zu flexibilisieren. Von mehr Arbeit seh' ich bei Idee nix.
Wenn Du nichts siehst, dann ist das schön für Dich...
So wie die Welt für Dich offenbar sehr einfach ist. Arbeitgeber = böse, Arbeitnehmer = gut, aber geknechtet.
Jepp. Das gibt es nicht nur da - finde es auch immer ziemlich drollig, wenn anderswo allein schon unterhalb von 42Std./Woche "gejammert" wird.