Skandal um japanischen Stahlkonzern Kobe weitet sich aus

Auch Daimler, Tesla und Airbus betroffen?

MOTOR-TALK

verfasst am Fri Oct 13 11:53:47 CEST 2017

Die Aufklärung kommt ins Rollen: Der japanische Zulieferer Kobe Steel hat Daten zu Metallen gefälscht. Auch Daimler oder Airbus könnten betroffen sein, hieß es am Freitag.

Hiroya Kawasaki, Präsident von Kobe Steel, verneigt sich vor dem Direktor für Industrieangelegenheiten beim japanischen Wirtschaftsministerium, Akihiro Tada
Quelle: dpa/Picture Alliance

Tokio - Der Skandal um gefälschte Inspektionsdaten des japanischen Stahlriesen Kobe Steel weitet sich aus. Neben japanischen Kunden wie Toyota, Nissan und Honda hätten mehr als 30 Unternehmen im Ausland Produkte von Kobe Steel mit gefälschten Inspektionszertifikaten erhalten, berichtete die Finanzzeitung "Nikkei" am Freitag.

Darunter seien Daimler, Tesla und General Motors sowie die Flugzeughersteller Boeing und Airbus. Nach bisherigen Ermittlungen hätten rund 200 Unternehmen im In- und Ausland betroffene Produkte des Stahlriesen erhalten. Dessen Aktienkurs ist in den vergangenen Tagen seit Bekanntwerden des Skandals eingebrochen. "Das Vertrauen in unsere Firma ist auf Null gesunken", bedauert Kobe-Präsident Hiroya Kawasaki.

Daimler teilte mit, Kobe sei kein gelisteter Lieferant. Damit ist das Thema in Stuttgart aber vermutlich nicht vom Tisch, wie das Beispiel Boeing zeigt. Boeing hat laut der Nachrichtenagentur Reuters selbst keine Metallprodukte von Kobe Steel bezogen. Der japanische Konzern beliefert aber weiterverarbeitende Betriebe wie beispielsweise Mitsubishi Heavy Industries und Kawasaki Heavy Industries, die fest in Boeings Zulieferkette verankert sind.

GM und Boeing starten Untersuchung

Kobe Steel hatte zugegeben, Aluminium- und Kupferprodukte sowie Eisenpulver mit gefälschten Inspektionsdaten zum Beispiel zur Materialstärke zur Verwendung in Autos, Zügen, Flugzeugen sowie militärischer Ausrüstung an Kunden in aller Welt ausgeliefert zu haben. Wie die japanische Nachrichtenagentur Kyodo am Freitag unter Berufung auf Unternehmenskreise meldete, sollen auch Stahldrähte für Autos betroffen sein.

Nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters wird General Motors nun ebenfalls prüfen, ob in Autos falsch zertifizierte Komponenten eingebaut wurden. Boeing hat demzufolge ebenfalls interne Untersuchungen gestartet. Die Ergebnisse würden mit den Kunden geteilt, zitiert die Agentur eine anonyme Quelle aus dem Flugzeugbau-Konzern. Bisher habe man keine Hinweise auf ein Sicherheitsproblem.

Bei Airbus in Toulouse sagte ein Sprecher, dass man nicht direkt Materalien von Kobe Steel beziehe. "Wir prüfen zurzeit die Lage in unserer Zulieferkette und werden - falls nötig - handeln." Japans größter Bahnbetreiber West Japan Railway hat bereits wissen lassen, dass man von Kobe Steel erwarte, für die Kosten für Ersatz von Aluminiumprodukten in Hochgeschwindigkeitszügen aufzukommen.

 

Quelle: m. Material v. dpa