VW muss auch 2017 schwere Entscheidungen treffen
Aufbruch mit Altlasten: Volkswagen blickt in die Zukunft
VW kämpft um seine Zukunft. Doch das schwierige Erbe von jahrelangem Abgasbetrug und aufgeblähten Strukturen wird der Konzern auch 2017 wohl nicht so schnell abschütteln können.
Wolfsburg - Es ist und bleibt eine Gratwanderung für Deutschlands größtes Unternehmen. Einerseits in Richtung E-Mobilität, Digitalisierung und Dienstleistungen umsteuern - andererseits die "Dieselgate"-Folgen mit Milliardenkosten, Ermittlungen und Vertrauensschwund bewältigen. Der Crash vom September 2015, als VW millionenfache Manipulationen mit einer Täuschungssoftware zugeben musste, dürfte weiter nachwirken.
Grundsätzliche Einigung mit US-Kunden und -Behörden
Immerhin konnten die Wolfsburger kurz vor dem Jahreswechsel einige Erfolge verbuchen. In den USA, wo der Skandal seinen Ursprung hat, gelang mit Behörden und Kunden auch bei größeren Dieselmotoren eine Grundsatzeinigung über Reparaturen, Rückkäufe und Entschädigungen. Und die Rückrufaktionen für Millionen Autos kommen nach einem schleppenden Beginn jetzt auch in Europa besser voran.
Außerdem scheint das einst erfolgsverwöhnte - und für manchen Kritiker selbstherrliche - Mehrmarken-Reich die Dringlichkeit einer Runderneuerung verstanden zu haben. Im nun dritten Krisenjahr will die VW-Spitze die "Strategie Together 2025" vorantreiben. Das Ziel: ein "neues, besseres Volkswagen". Weniger Hierarchie und blinder Gehorsam gegenüber Top-Managern, mehr Selbstkritik und Transparenz.
Schaffung einer 13. Konzernmarke mit Sitz in Berlin
Erste Schritte sind getan. Ein Instrument der angestrebten Selbstbefreiung heißt Moia. In dem Berliner Ableger, der zur 13. Konzernmarke wird, bündelt VW Dienstleistungen wie Vermittlung von Fahrten oder Einbindung des öffentlichen Nahverkehrs. Zusätzliche IT-Experten werden eingestellt. Man setze nun auf "nachhaltige, kluge Mobilitätslösungen". Der Nachhaltigkeitsbericht, in dem der Autobauer im Dezember auch Kritiker zu Wort kommen ließ, brachte es auf eine ähnliche Formel: sich neu "erfinden, um Zukunft zu gewinnen".Große Worte, an denen sich die Führung demnächst messen lassen muss. Nach dem Rücktritt von Vorstandschef Martin Winterkorn im Herbst 2015 hatten nicht wenige Beobachter noch den Eindruck, der von Nachfolger Matthias Müller ausgerufene "Kulturwandel" bei Europas Autoprimus gestalte sich eher schwerfällig.
Unglückliche Worte zur falschen Zeit
Unglückliche Auftritte des Neuen wie ein US-Radiointerview Anfang 2016, in dem er die Abgas-Affäre als "technisches" Problem abzutun schien, stärkten nicht gerade den Glauben an ein Ende von Hochmut und Kommandoton in Wolfsburg. Als Müller in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" dann suggerierte, die Kunden in Europa seien zum Teil selbst Schuld am mauen Anlauf der E-Mobilität und hätten zudem keine Aussicht auf Diesel-Entschädigung, war die Ernüchterung enorm.
Angesichts früherer Verhältnisse lässt aber schon die Bereitschaft zu Selbstkritik aufhorchen. Der Wirt Bruno Corigliano, der die Kneipe "Tunnelschänke" an einem Wolfsburger Werkseingang betreibt, darf im neuen VW-Magazin "Shift" sagen: "Ich kann mir nicht erklären, was die Verantwortlichen angetrieben hat, vermutlich Gier." Müller persönlich räumt ein: "So bitter die Krise war und ist - sie hat uns wach gerüttelt und den Blick für die Erfordernisse der Zukunft geschärft."
"Erfordernisse der Zukunft" bedeutet jedoch zugleich: Volkswagen muss sich verschlanken, um die Milliarden-Investitionen in Elektro-Antriebe und möglicherweise eigene Batterien, in autonomes Fahren und neue Dienste stemmen zu können. Die bisherigen Strukturen sind an vielen Stellen zu komplex, unübersichtlich, teuer. Die im Branchenvergleich schwache Ertragskraft der Kernmarke soll steigen.
Umbruch bei Volkswagen nicht ohne Einschnitte
Das alles wird nicht ohne Schmerzen abgehen. Der "Zukunftspakt", dem Betriebsratschef Bernd Osterloh im November nach langem Ringen mit VW-Markenchef Herbert Diess zustimmte, ist neben allen nötigen Ausgaben für mehr Innovationen vor allem eines: ein Sparprogramm. Bis zu 23 000 Jobs in Deutschland und 30 000 in aller Welt fallen bis 2025 weg, zumindest wird auf betriebsbedingte Kündigungen verzichtet.
Hier kommt "Dieselgate" wieder ins Spiel. VW hätte auch ohne den Betrug in elf Millionen Autos seinen überdehnten Aufbau reformieren müssen. Aber die immensen Kosten - allein im ersten US-Vergleich über 15 Milliarden Euro - verengen zusammen mit dem Rekordverlust 2015 den finanziellen Spielraum für die "neue" Volkswagen-Welt beträchtlich.
Ungewisses Warten auf die Untersuchungskommission
Der Schatten des Abgas-Skandals liegt deshalb auch 2017 und darüber hinaus auf dem Konzern. Die Rückrufe laufen weiter. Die Kanzlei Jones Day, die VW durchleuchtet und Mitarbeiter zur Entstehung der Affäre verhört, hat ihren mit Spannung erwarteten Bericht noch immer nicht fertig. Von ihm dürfte abhängen, wie US-Behörden - zumal unter einem Präsidenten Donald Trump - künftig mit dem Autobauer umspringen.
Neben Investoren- und Schadenersatz-Klagen wird auf beiden Seiten des Atlantiks auch strafrechtlich ermittelt. Dort unter anderem wegen des Verdachts vernichteter Beweismittel, hier wegen möglichen Betrugs und Marktmanipulation - auch gegen Ex-Chef Winterkorn sowie gegen den früheren Finanz- und aktuellen Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch.
Sind das Bedingungen, unter denen ein glaubwürdiger Neustart gelingt? Zwar hat VW Einbrüche bei den Verkäufen abwenden können. Jedoch halten sich Zweifel, ob ausgerechnet ein Mann wie der langgediente Winterkorn-Intimus Pötsch das "neue, bessere Volkswagen" verkörpern kann. "Es ist erstaunlich, dass die Staatsanwaltschaft nicht schon viel früher Ermittlungen eingeleitet hat", gab Jürgen Kurz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) zu bedenken.
Sensibles Thema Elektromobilität
Dazu bleiben die Elektroautos ein schwieriges Thema. Selbst nach der im Sommer eingeführten halbstaatlichen Kaufprämie mangelt es an Nachfrage. Volkswagen will viele weitere E-Modelle auf den Markt bringen. Aber wer im Konzern bekommt welche Kompetenzen wofür? Ein zentraler Batteriestandort soll das Werk Salzgitter werden. Doch auch die ehrgeizigen Töchter Audi und Porsche wetteifern um die Führungsrolle bei den Zukunftstechniken.
"Shift" (umschalten), "Together" (zusammen), "Moia" (magisch) - an markigen Begriffen mangelt es Volkswagen zur Überwindung der dunklen Diesel-Jahre nicht. Ob der Wandel tatsächlich gelebt wird und nicht von Eifersüchteleien unter Managern und Ingenieuren ausgebremst, darf vorerst aber als unklar gelten. "Wir wissen, dass Teile der Öffentlichkeit skeptisch sind", heißt es im Firmenmagazin. "Vor uns liegt also noch viel Arbeit, um möglichst viele zu überzeugen, dass wir es bei Volkswagen ernst meinen mit der Aufklärung."
Quelle: dpa
Tja, und dabei hätte alles so einfach sein können:
Eine ehrliche und aufrichtige Entschuldigung, zügige Durchführung der Rückrufe und bedingungslose, offene Kooperation mit den Behörden und Strafverfolgungsbehörden.
So ist ein großer Mitbewerber schnell und und ohne großen Schaden durch das "Gaspedalgate" gekommen.
Aber nein, bei VW muss man natürlich mit deutscher Arroganz und Überheblichkeit weiterhin alles bestreiten, mauern und weiter lügen, und zumindest in D unterstützen die Behörden diesen Eiertanz auch noch. Der Kunde bleibt natürlich völlig auf der Strecke, fährt ohne gültige Typzulassung und damit ohne BE und damit ohne Versicherungsschutz, aber hey, wo cares... der nächste VW ist schon bestellt 🙄
Hat sich mit den Behörden und Kunden in Übersee geeinigt. Hier reicht es sich mit den Co-Betrügern vom KBA zu einigen - Dieselmotoren per update irgendwie kaputt machen und so einer Zwangsenteignung durch die blaue Plakette zuvor kommen... der Kunde käuft dann ja am besten eh wieder einen VW...
Deutsche Arroganz...
In Verallgemeinern bist du gut und deutscher scheinbar auch, da arrogant. 🙄
Ich möchte gern neben der Arroganz auch die abgehobene Überheblichkeit der Konzernführer nicht unerwähnt lassen. Wenn man ganz offen die Kunden im Heimatmarkt zur 2. Klasse erklären darf, ohne dass danach ein kollektiver Sturm der Entrüstung folgt, dann zeigt dies CEO Müller und seinen ideenlosen Managern dass ein “Weiterso“ machbar ist. Dann muss ich mir um die Zukunft der überteuerten Baukastenautos aus WOB gar keine Sorgen machen. Das geht so weiter...
Gute VW Vorsätze für das Jahr 2017:
Es bleibt weiterhin alles beim Alten und der deutsche Kunde wird wieder fleißig bestellen.
Ein Sumpf der nicht trocken gelegt wird mit Hilfe deutscher Rechtsmitteln.
"In den USA, wo der Skandal seinen Ursprung hat,..."
Sein Ursprung liegt bei VW selbst. In Wolfsburg, BRD.
Cheers,
DrHephaistos
Das heißt VW geht nicht völlig pleite für das was die abgezogen haben? Schade...😤
3... 2... 1...
"Mimimimi, aber die Arbeitsplätze, wie kann man sowas sagen, Arbeitsplätze sind wichtiger als das dumme Gesetz, da muss man mal ein Auge zudrücken mimimi..."
@ touranfaq : Du hast da noch was vergessen. Blöde böse Amis, wollen VW zerstören weil zu stark auf dem Ami Markt, Wirtschaftskrieg, Verschwörung um VW zu schwächen, gibt keinen Abgasskandal, kein Schaden entstanden, geldgierige Deutsche, etc., etc. ...
Ja stimmt, wie konnte ich das nur vergessen... die Aluhüte!
Tja so ist die Welt nunmal😉.
Das hätten sich die Leute bei VW schon vorher überlegen müssen. Alleine schon dass die gedacht haben sie würden mit so einer schlechten Lüge dauerhaft und unbemerkt durchkommen......
Dauerhaft auf keinen Fall, sonst hätten sie beim EA288 hier in Europa ja weiter betrügen können, was sie jedoch nicht getan haben. Irgendwo musste also doch der gesunde Menschenverstand die Oberhand gehabt haben😆.
Was für ein dummer kurzsichtiger Kommentar - sicher haben die Obrigkeiten richtigen Mist gebaut und die ganze Sache gehört aufgeklärt und Verantwortliche bestraft aber erstmal baut VW nicht schlechte bzw. nicht schlechtere Autos als andere auch, zweitens hängen an dem Konzern viele Arbeitsplätze und auch Zulieferer und co. die auch von dem Erhalt VW's abhängig sind. Fahren Sie doch einfach weiter ihren VW und sparen sich solche Kommentare