Diesel-Fahrverbote: Umrüstung von Autos kaum möglich
Aus Euro 5 wird nicht einfach Euro 6
Der Dieselmotor steht in der Kritik, moderne Abgasreinigungssysteme werden wichtiger. Doch lassen die sich nachrüsten? Das sagen Experten und Hersteller.
Berlin – In vielen Fällen lassen sich Autos auf eine bessere Abgasnorm aufrüsten oder umschlüsseln. Besonders ältere Benziner erfüllen nach der Installation eines sogenannten Kaltlaufreglers oder Minikatalysators bessere Normen. Bei manchen Autos bescheinigten die Hersteller im Nachhinein, dass sie umweltfreundlicher sind als zunächst angegeben. Viele Diesel bekamen mit einem nachgerüsteten Partikelfilter sogar eine grüne Plakette.
Bei modernen Dieselfahrzeugen ist das allerdings kaum möglich, sagen die meisten Hersteller. „Eine komplette Nachrüstung von Euro 5 auf Euro 6 wäre sehr komplex und würde umfangreiche und tiefe Eingriffe in die Motorsteuerung und Abgasanlage erfordern", teilt der Verband der Automobilindustrie (VDA) auf Anfrage mit. Eine solche Nachrüstung von Gebrauchtwagen wäre „technisch sehr aufwendig und mit hohen Kosten verbunden".
Fahrverbot für Euro-5-Diesel in Stuttgart
Stuttgart hatte kürzlich Fahrverbote beschlossen, die ab 2018 an Tagen mit hoher Luftverschmutzung in Teilen der Innenstadt gelten sollen. Auch in Düsseldorf könnte ein solches Verbot kommen. Im Gegensatz zum VDA hält die Deutsche Umwelthilfe (DUH) die Nachrüstung für praktikabel. Deren Chef Jürgen Resch sieht die Skepsis der Autohersteller als Beleg, dass die Firmen kein Interesse an der Nachrüstung hätten.
Der Tenor der Autobauer hingegen ist deutlich. Eine Umrüstung sei „in technischer und wirtschaftlicher Hinsicht nicht sinnvoll", teilte Daimler mit. Solch ein Eingriff würde eine Neuzertifizierung der Fahrzeuge bei den Behörden voraussetzen. „Aus unserer Sicht ist dies für den Kunden keine praktikable Lösung und somit nicht zu empfehlen." Aus Sicht von Audi ist der Eingriff in den Motor, damit die strengen Euro-6-Vorgaben erfüllt werden, „keine Option". „Wegen des technischen Aufwands und der entsprechenden Hürden für eine Nachrüstung ist das keine wirtschaftliche Lösung", so ein Sprecher.
Zu möglichen Preisen eines aufwendigen Eingriffes machten die Firmen keine Angaben. Ein klares Nein kam von Porsche. „Eine Umrüstung ist schon vom baulichen Aufwand her nicht praktikabel", sagte ein Firmensprecher. Opel wollte sich nicht äußern.
Abgasnorm Euro 6: 80 Gramm Stickoxide pro Kilometer
Seit September 2015 müssen neu zugelassene Dieselautos in Deutschland die Euro-6-Norm erfüllen - bis zum Sommer 2015 wurden noch Euro-5-Autos als Neuwagen verkauft, die nun wegen der Abgasbelastung als veraltet gelten. Der Grenzwert für Stickoxide (NOx) sank bei Euro 6 deutlich: Von 180 Milligramm pro gefahrenem Kilometer auf 80 Milligramm.
Diese Reduktion wird vor allem mit Harnstoff ermöglicht. Der Zusatz AdBlue reagiert im Abgasstrang mit den Stickoxiden zu harmlosem Stoffen. Hierbei nutzt die Branche das sogenannte SCR-System (Selective Catalytic Reduction), bei dem ein Katalysator und ein Tank für Harnstoff installiert werden.
Bei der Frage, ob man dieses System nachträglich einbauen könnte, verweisen die Branchenvertreter auf Platzprobleme. „Das ist insbesondere bei kleineren Fahrzeugen aufgrund des geringen Bauraums kaum möglich", erklärt der VDA. Bei BMW klingt es noch deutlicher: Nachrüstungen der Systeme mit AdBlue-Tank seien „auch bei hohem finanziellem Aufwand aufgrund bestehender Einschränkungen durch die Fahrzeugarchitektur grundsätzlich nicht umsetzbar". Reine Softwaremaßnahmen wären nicht zielführend, da diese keine ausreichende Senkung von Stickoxiden böten.
Ist es also völlig unmöglich, dass ein Euro-5-Auto in der Werkstatt auf das Euro-6-Level gebracht wird und Fahrverbote somit nicht gelten? So klar wollte das mancher Branchenvertreter nicht formulieren. „Nachrüstlösungen" seien im Einzelfall zu prüfen und könnten nicht pauschal über die Fahrzeugmodelle und -motoren bescheinigt werden, sagte ein BMW-Sprecher.
Etwa jedes zweite Auto in Deutschland ist ein Dieselfahrzeug. Wie viele könnten rein theoretisch von städtischen Fahrverboten betroffen sein? Nach Schätzung des VDA dürften Anfang 2018 - wenn an manchen Tagen also erste Fahrverbote greifen könnten - knapp drei von vier Dieselautos (71,8 Prozent) keine Euro-6-Norm haben.
Quelle: dpa
Das kann doch nicht so schwer sein, einfach den Motor raus und einen Benziner rein. Steuergerät austauschen und gut ist. Die getauschten Dieselmotoren kann der Hersteller durch die vielen Gleichteile doch zum Benziner umbauen.
Man was bin ich froh, dass ich in so gut wie keine Umweltzonen mit meinen Autos fahren muss, drum klebt im Laguna nicht einmal eine Plakette 😆
Aber schön anzusehen, wie man den Diesel ja als ach so sauber und toll und haste nicht gesehen betitelt, um dann zum Teil nicht mal 3 Jahre alte Autos so zu entwerten. Das ist hart.
Werden die jeweiligen Städte halt so gut es geht gemieden oder das Verbot ignoriert. Die Chance erwischt zu werden ist, behaupte ich mal, gering, solange man sein Auto nicht öffentlich abstellt.
Ich kaufe mir sicher keinen Euro 6 Diesel, um dann in 3 Jahren wieder ein neues Auto zu kaufen, weil es bis dahin entweder Euro 7 gibt, oder Diesel generell verboten werden. Man weiß ja nicht was denen sonst noch so einfällt, man braucht aktuell ja nur mal einen Blick Richtung Stuttgart zu werfen...
Und ich gehe fest davon aus, dass auch noch gegen die Benziner vorgegangen wird.
Warum wundern mich die Aussagen nicht? Ist ja schließlich für die Hersteller auch besser, wenn alle plötzlich neue Fahrzeuge kaufen sollen.
Hardwareseitig ist dies ja relativ einfach. SCR-Kat mit NOx Sensor, AdBlue Leitungen und Tank (notfalls im Kofferraum). Softwareseitig muss man das Steuergeräte gar nicht verändern. Es würde theoretisch auch ein Zusatzsteuergerät reichen. Interessant wäre auch eine Förderung wie beim DPF.
Wo es eine Nachfrage gibt, da gibt es auch Angebote. Diese müssen nicht zwangsläuftig von den Hersteller kommen.
Nein, das geht nicht. Manche Fahrzeuge lassen das Rohbautechnisch zwar zu, aber die ganzen Regelkreise und OBD-Diagnosen müssen im STG laufen, und das zu entwickeln, macht normalerweise niemand, weil das IMHO schwieriger ist, als ein professionelles Chiptuning.
Bevor Dieselautos mit einem Fahrverbot belegt werden, sollten es verboten werden die offenen Kamine und andere zusätzliche, meistens der Optik wegen, betriebene Heizöfen- anlagen zu verwenden. Denn die blasen nachweislich ein mehfaches an Feinstaub in die Luft.
Und warum können dann Opel, Peugeot (oder war's Renault???) und andere Hersteller "freiwillig" Fahrzeuge nachträglich mit adBlue ausrüsten, wo ihre Speicherkats grenzwertig sind?
Nachdem man ja mittlerweile nun auch schon weiß, dass die Ermittlung der Grenzwerte ein schlechter Witz ist, sollte man vielleicht das System generell mal überdenken.
Aber nein, man erschafft sinnlose Sachen wie Euro 6 - die am Ende sowieso niemandem helfen (außer der Wirtschaft, da die ja neue Autos verkauft).
Man sollte endlich mal anfangen, wirklich einen Umweltgedanken zu pflegen und nicht nur versuchen, dem Autofahrer den Geldbeutel zu erleichtern.
Das mag die Wirtschaft ankurbeln, aber der Umwelt hilft das nichts.
Bei den Kaminen gibt es künftig auch Verbote:
http://www.swr.de/.../index.html
Und es gibt auch schon Feinstaubfilter für Kamine:
https://www.schornsteinmarkt.de/.../285
Also dürfen jetzt auch mit guten Gewissen Dieselautos mit Verboten belegt werden!
Ich bin der Meinung es sollte eine Zwischenlösung geben für die Blaue Plakette.
Sagen wir 120 Gramm NOx pro km.
Für die blaue Plakette und das alleinig für Euro 5.
Es muss bis ca. 1500€ auch mit Einbau zu erledigen sein.
Für große Baureihen wie Golf,Passat,3er wird es dann sicherlich Standardlösungen geben können.
Kleine Korrektur.
Zumindest Opel baut keine Abgasreinigung mit AdBlue nachträglich ein.
Da wird per Softwareupdate die Einspritzmenge und Dauer bei vorhandenen Systemen erhöht, u.A. auch um die moralisch bedenklichen Thermofenster zu minimieren.
Gruß
Stimme ich zu.
Die alten Diesel Autos stinken....ok. Fährt aber ein Euro 6 Diesel vorbei und ich bekomme etwas über, reizen sich sofort die Schleimhäute und ich muß aushusten, hilft aber nicht. Für mich sind die Euro 6 Diesel die schlimmsten Giftschleudern überhaupt.
Was mich an der Diskussion stört ist diese ständige Vermischung zwischen Feinstaub Problem und NOx - Ausstoß.
Wenn ich es richtig verstehe, haben die meisten Diesel inzwischen Partikelfilter => kein Dieseltypisches Problem. In der Tat sind es ja gerade die modernen Turbo-Benziner die jetzt noch Partikelfilter bekommen sollen aus diesem Grund.
Höherer NOx-Ausstoß: Konzeptbedingtes Problem, bedingt dadurch wie ein Diesel funktioniert (höhere Drucke und Temperatur als ein Benziner). Deshalb die Neutralisierung mit AdBlue im Kat.
Wobei ich nur Mazda kenne, die EURO 6 (sogar getestet in der KBA - Untersuchung im Rahmen des Dieselskandals) sogar ohne AdBlue-Einspritzung erreichen. Wäre interessant zu wissen, ob das noch ein anderer Hersteller schafft.
Ähm, da kommt wohl Unwissenheit zum Vorschein... Nicht böse verstehen.
"Einfach" raus und rein ist heute nicht drin. Die meisten Dieselfahrzeuge haben schon gänzlich andere Fahrzeugtanks. In der Regel etwas kleiner als bei Benzinern um die Vorförderpumpe unterzubringen. Ebenso muss der Tank generell dann gespült werden. Neue Leitungen. Komplett neue Motorsteuerungsverkabelung rein. Auspuffanlage komplett erneuern (Diesel haben fast immer Abgasanlagen mit weniger Gegendruck für den Turbolader und ebenso eine stärkere Dämmwirkung damit man den Motor nicht wirklich hört). ...
"Mal eben" ist da nichts drin. Man KÖNNTE den Diesel mit LPG sauberer bekommen. So wird in Japan und den USA (Kalifornien) das Ganze betrieben. LKW werden mit Diesel UND LPG betrieben. Der Diesel zündet durch die Selbstentzündungsmöglichkeit und die Luft, die dann noch über ist, wird mit LPG über die Flamme des Diesels ausgebrannt. Dadurch entstehen keine Stickoxide bzw. deutlich weniger Stickoxid und die Russmenge nimmt auch gewaltig ab. Ebenso ist etwas mehr Leistung gegeben, der Kolben "nochmal" einen Schlag nach unten bekommt, nachdem der Diesel verbrannt ist... Quasi "doppelter Schub" wobei der 2. "Schlag" etwas weniger stark ist.
Warum das nicht in Europa angekommen ist? Wahrscheinlich weil es eine zu einfache Lösung wäre. LPG Tanken ist nicht teuer. 1l Harnstoff kostet mal eben deutlich mehr als 1l LPG. Zumal man dann regelmäßig LPG tanken muss... Das könnte den Käufer stören.
Gibt es so etwas von irgendjemand im PKW- Format ? Oder braucht es dazu die 'große LKW-Bauform' ?
Ich vermute mal für Nachrustungszwecke ist sowas nicht gerade eine ökonomische Einfachlösung ....