Opel bleibt in Bochum: Mit Warenverteilzentrum
Autobauer und Betriebsrat finden Kompromiss
Jahrelang tobte der Kampf um das Bochumer Opelwerk. Jetzt gibt es einen Kompromiss. Tausende verlieren ihren Job, aber Opel erhält den Standort.
Bochum/Rüsselsheim - Nach jahrelangem Streit um die geplante Schließung des Opel-Werkes in Bochum hat der Autobauer einen Kompromiss mit den Arbeitnehmervertretern gefunden. Es bleibt beim Aus für die Autoproduktion Ende 2014, dafür wird aber das Opel-Warenverteilzentrum gegen die ursprüngliche Planung mit kräftigen Investitionen von 60 Millionen Euro dauerhaft erhalten und um 265 auf 700 Stellen ausgebaut. Opel bleibt also in der Ruhrgebietsstadt.
Mindestens 200 der jetzt noch rund 3.300 Bochumer Opelaner sollen außerdem Angebote in anderen Werken erhalten. Es gibt eine zweijährige Jobbörse, die möglicherweise um ein Jahr verlängert wird und Abfindungsregelungen für ausscheidende Mitarbeiter, die ein Opel-Sprecher als "sehr fair und attraktiv" bezeichnete.
Entsprechende Eckpunkte vereinbarten Vertreter von Opel und der IG Metall am Sonntag. Sie sollen in den kommenden Tagen zu einem Tarifvertrag ausgearbeitet werden, wie beide Seiten am Montag mitteilten.
Kurzzeitig drohte völliger Rückzug
Die als kämpferisch bekannten Bochumer Opel-Beschäftigten hatten im Frühjahr als einzige in Deutschland den vorgeschlagenen Sanierungstarifvertrag des Unternehmens abgelehnt. Sie wollten sich mit dem Ende der Produktion nicht abfinden. In Bochum wird bisher der Familienvan Zafira gebaut. Danach hatte die Unternehmensleitung Zusagen für den Standort für hinfällig erklärt. Kurzzeitig drohte damit der völlige Rückzug des Unternehmens aus der Stadt. Auch für das Warenverteilzentrum war der Weiterbetrieb vertraglich bisher nur bis Februar 2016 gesichert.
Der Streit um den Standort war zwischenzeitlich mit harten Bandagen und gegenseitigen Vorwürfen ausgefochten worden. Der Bochumer Betriebsratschef Rainer Einenkel hatte sogar Klage gegen Opel erhoben. Einenkel wirft dem Autobauer vor, den Aufsichtsrat nicht korrekt über seine Pläne informiert zu haben, die Produktion des Zafira Ende 2014 nach Hessen zu verlagern. Der ursprünglich am 5.
Dezember geplante Verhandlungstermin wurde auf den 28. Januar 2014 verschoben, wie das Landgericht Darmstadt ebenfalls am Montag mitteilte.
Zu Spitzenzeiten: rund 20.000 Beschäftigte
Das Bochumer Opelwerk war 1963 als ein Strukturwandelprojekt auf ehemaligem Zechengelände gegründet worden und hatte in Spitzenzeiten rund 20.000 Menschen beschäftigt. Jetzt soll nach dem Ende der Autoproduktion eine Entwicklungsgesellschaft "Bochum Perspektive 2022" die 1,7 Millionen Quadratmeter großen Werksflächen - das entspricht 250 Fußballfeldern - vermarkten und dabei ein besonderes Gewicht auf kleine und mittlere Unternehmen legen. Dafür gibt es nach Auskunft des NRW-Wirtschaftsministeriums großes Investoren-Interesse.
Leider nur ein sehr schwacher Trost für das Werk.
Warum steht bei mir als Autor Honda?
Bei mir steht auch Honda!
Sein Profil ist aber seltsam: 2001 angemeldet und seither erst 2 Themen geschrieben und sonst nix......😕
Ein bisher "schlafender" Mitarbeiter?
Mfg
Andi
Bei mir und allen anderen wohl auch.
@Cleandevil: Es ist jetzt nunmal so (geht nicht anders) und besser wie garnichts.
Warenverteilzentrum, heißt also Autobauer werden zu Lagerpersonal. Jeder der das dann frustriert hinschmeißt wird dann durch Leiharbeiter ersetzt?????So kann man das auch machen, ich könnte mir vorstellen, das läuft dann als Opel Tochter GmbH, dann brauchtman auch nicht den Tarif zahlen.......
Die sollen aus den restlichem Werk eine Karthalle bauen. Größte Indoor-Kartbahn der Welt oder so. Das wäre doch mal was.
Sorry, tut mir ja leid wegen der Beschäftigten, aber:
Es war doch jedem Arbeiter klar, dass irgendwann dieser Tag kommen würde. Also bitte. Das kann mir doch keiner erzählen. Ich weiß, dass es sehr schwierig ist umzuziehen, mit Frau, Kind und womöglich noch Wohneigentum. Das musste ich selbst bei meinen Eltern erleben.
Aber dann kümmere ich mich doch darum, bevor Tag X kommt. Zumal seitdem ich die Nachrichten verstehen kann es regelmäßig im Fernsehen kam. Das Werk in Bochum sollte doch schon zig tausend Mal geschlossen werden. Da fingen sie doch schon vor zwanzig Jahren mit Massenentlassungen an.
Von ursprünglich mal 20.000 Leuten, haben da in den letzten Jahren nurnoch 3.000 gearbeitet.
Porsche sucht doch aktuell ganz viele neue Bandarbeiter. Das wäre doch mal eine Alternative?
Es tut mir echt leid, wenn das jetzt umbarmherzig klingt. Wie gesagt: Ich weiß ja welches Leid dahintersteckt. Ich musste das auch mitmachen, mit ansehen wie meine Eltern quasi vor dem Abgrund standen und alles was sie sich aufgebaut hatten plötzlich auf ganz wackeligen Beinen stand. Jetzt sind sie 250 Kilometer weit weg. Die Eigentumswohnung musste aufgegeben werden. Wobei ich noch das Glück hatte bereits erwachsen (18) zu sein und ich mich daher um mich selbst kümmern konnte.
Das war ganz schön Mist damals. Bei meinen Eltern kam es aber auch recht kurzfristig. Vom Datum der ersten Ankündigung bis zum Umzug bzw. Schließung der Niederlassung hier, verging knapp ein Jahr.
Die Opelaner hatten mehr Zeit. Und immer wieder fielen einige auf die Politik rein, oder wie muss ich mir das erklären? Wenn ich von Werksschließungen lese, dann weiß ich ganz genau, dass zumindest die Politik auf Landesebene eingeschaltet und informiert war. Da mache ich mir nix vor.
In der WDR Reportage "Der Fall Opel" gibts einige mehr Hintergründe über das Hinscheiden des Bochumer Opelwerks. Erst sollte 2016 Schluss sein, dann schon Ende 2014, 10.12.2012 war das Todesurteil für das Werk Bochum.
Der zuletzt einsame Bochumer Betriebsratsvorsitzender Einenkel gegen den neuen Rüsselsheimer Gesamtbetriebsratsvorsitzenden Schäfer-Klug, IG Metall Boss Huber in Frankfurt a.M., NRW Landesregierung, Bundesregierung und dazu das wirre bis beinharte GM Opel Management. Die haben jahrelang ein mieses Spiel gespielt und die jüngeren Opel Arbeitnehmer zahlen die Zeche, von den Leiharbeitern und den Zulieferern gar nicht mehr zu reden...
BTW Seit Ende 2010 ist das Opel Werk in Antwerpen/ Belgien geschlossen, davon redet hier niemand.
WDR Mediathek, die story 18.11.2013
http://www1.wdr.de/.../videoderfallopel100.html
Der Film lief gerade nochmal im Tagesschau24.
Aus meiner Sicht der übliche Reportaschestil, viel Einzelheiten, wenig Tatsachen. Oder sogar harte Falschinformationen, z.B. das bei den deutschen Presseheinis beliebte "Opel darf nicht außerhalb von Europa verkaufen". Nicht mal in Rußland. Siehe http://www.opel.ru - in Rußland gibt es hingegen Autofans, die sind furchtbar sauer auf GM, denen sie vorwerfen, den Verkauf von Opels in Rußland fördern zu wollen, indem sie die Chevrolets teurer machen und bei den Chevrolets einfachere Ausstattungen und Motorisierungen wegfallen lassen, die doch große Verkaufserfolge gefeiert hätten, als sie noch richtige Daewoo-Qualität hatten.
Daß die IG Metall ein schlechtes Spiel gespielt hat, das ist richtig, aber das Spiel muß man dann richtig beschreiben: bei allen Autoherstellern hat die IGM-Spitze mit dem Preis "Lohnzurückhaltung" sich vage Zusagen von "Arbeitsplatzerhalt" erkaufen wollen, und sich damit zum Spielball der Unternehmer gemacht. Dabei weiß doch eigentlich jedes Kind: Lohnverzicht lohnt sich nicht.
Richtige Gewerkschaftspolitik ist der Kampf für die Kürzung der Tages- Wochen- und Jahresarbeitszeit in allen Autowerken, in allen Branchen und in allen Industrien. Gerade in der Autoindustrie sieht man doch, wie durch die Automatisierung Arbeitszeit en masse eingespart wird, die als mehr freie Zeit allen zugutekommen sollte.
Da muß man diese lächerliche Volksbetrüger ins Lächerliche ziehen, die immer wieder weismachen wollen, daß mehr Produktivität eben mehr Elend für die arbeitenden Menschen bedeuten muß, und nicht weniger, sondern mehr Arbeitszeit, wobei gleichzeitig immer mehr Menschen von der Teilnahme an der gesellschaftlichen Produktion völlig ausgesperrt werden. Die Herrschaften erklären doch damit nur, daß die kapitalistische Produktionsweise völlig darin versagt, die ins Riesige gewachsene Produktivität von uns arbeitenden Menschen zu organisieren, und daß sie zu einem Hemmschuh der Entwicklung geworden ist.
Wie sagte Thomas Müntzer doch so richtig vor fast sechs Jahrhunderten:
Das machen die Herren doch selber, daß ihnen der arme Mann feyndt wird.