Bundesrat: Autogas (LPG) nach 2018 mit Steuervorteil
Autogas könnte günstig bleiben
Bundesfinanzminister Schäuble will den Steuervorteil von Autogas beenden. Der Bundesrat widerspricht: Der Kraftstoff helfe signifikant beim Klimaschutz.
Berlin – Es geht um viel Kohle. Erst wollte die Bundesregierung eine Milliarde Euro in Autogas (auch: LPG, Flüssiggas) investieren, um den alternativen Kraftstoff über das Jahr 2018 hinaus steuerlich zu begünstigen. Dann strich das Wirtschaftsministerium die Refinanzierung und in der Folge Finanzminister Schäuble die Förderung.
Geht nicht, sagt jetzt der Bundesrat. Wenn das eine wegfällt und das andere dadurch geschwächt wird, dann schafft Deutschland die Klima- und Emissionsziele nicht.
Im Detail: Der Koalitionsvertrag von 2013 sah vor, Autogas weiter zu stützen. Die Unterstützung von etwa 15 Cent pro Liter macht den Umbau von Benzinfahrzeugen (ca. 1.500 bis 4.000 Euro) interessant. Derzeit kostet ein Liter LPG im Bundesdurchschnitt rund 60 Cent. Stromsteuern aus Solaranlagen und kleinen Industriekraftwerken sollten die Ausgabe ausgleichen.
Das Wirtschaftsministerium strich im Februar 2017 die Refinanzierung. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble kippte deshalb die geplante Verlängerung der Vergünstigung über das Jahr 2018 hinaus. Die Pläne wurden jüngst im Februar 2017 vom Bundestag beschlossen.
Bundesrat: Stellungnahme zur Steuerkürzung bei LPG
Am 31. März 2017 nahm der Bundesrat zur Gesetzesänderung Stellung. Er bittet darum, „im weiteren Gesetzgebungsverfahren den Gesetzesentwurf mit dem Ziel zu überarbeiten, die bisherige steuerliche Begünstigung für komprimiertes und verflüssigtes Erdgas sowie für Flüssiggas in der bisherigen Höhe über das Jahr 2018 hinaus bis zum 31. Dezember 2023 fortzuführen.“In der Begründung führt der Bundesrat die Vorteile der Gaskraftstoffe auf. Sie „leisten einen signifikanten Beitrag zum Klimaschutz und zur Verringerung der Luftschadstoffemissionen durch den Kfz-Verkehr in Deutschland.“ Höhere Preise könnten Akzeptanz und Tankstellennetz gefährden. „Vor dem Hintergrund des geringeren Markthochlaufs der E-Mobilität als erhofft würde die Erreichung der festgelegten Klimaschutzziele im Sektor Mobilität kurz- und mittelfristig noch unrealistischer.“
Zusammengefasst: Eine Erhöhung der Steuern auf Autogas hätte einen negativen Effekt auf die Emissionsziele. Der Bundesrat empfiehlt deshalb eine Verlängerung der Vergünstigung um fünf Jahre. Aktuell zahlen LPG-Fahrer pro Kilogramm 18 Cent Steuern, umgerechnet also knapp zehn Cent pro Liter. Die Aussage des Bundesrats ist allerdings nur eine Empfehlung. Die Entscheidungsgewalt liegt im Bundestag.
Steuervorteile von Autogas und Erdgas
In Schäubles Sparplan steigen nur die Steuern für Autogas. Erdgas (CNG), ein weiterer Gaskraftstoff mit anderen Eigenschaften, soll vorerst günstig bleiben. Die Steuervorteile gelten bis 2024 voll und bis 2026 zum Teil. Erdgas ist für viele Autohersteller der interessantere Gaskraftstoff. Er lässt sich aus Wasserstoff und CO2 synthetisieren. Damit wird er zur Übergangslösung bis zur Serienreife von Wasserstoffautos. Im Vergleich zu Autogas fehlt aber die Infrastruktur: Bundesweit gibt derzeit etwa 6.600 LPG- und 900 CNG-Tankstellen.
Bei Neuzulassungen spielt LPG keine Rolle. Mit 0,2 Prozent liegen Autogas-Fahrzeuge auf dem letzten Platz der alternativen Antriebe. Immerhin: Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Zahl der LPG-Neuzulassungen im März 2017 um 33,1 Prozent. Für viele Autofahrer sind vor allem Umrüstungen von Benzinmotoren interessant.
Insgesamt gilt LPG deshalb als beliebtester Gaskraftstoff. Am 1. Januar 2016 waren bundesweit 475.711 Autogas-Fahrzeuge zugelassen. 80.300 Autos fuhren zur gleichen Zeit mit Erdgas. 96,1 Prozent aller LPG-Autos gehören Privatpersonen. Bei Erdgas sind 26,1 Prozent auf gewerbliche Halter zugelassen.
Tjo, mal schauen, ob Schäuble diese Bitte interessiert. Ich vermute mal: leider nicht.
Warum so vorsichtig formuliert? "andere Eigenschaften" - stattdessen könnte man doch ganz klar schreiben "bessere Abgaseigenschaften".
Auf dem Bild ist ein Zylindertank und darunter steht, dass die Tanks meist in die Reserveradmulde eingebaut werden; da wäre ein Bild von einem Radmuldentank besser gewesen.
"Aktuell zahlen LPG-Fahrer pro Kilogramm 18 Cent Steuern, umgerechnet also knapp zehn Cent pro Liter. "
Irgendwas ist hier durcheinandergeraten.
In D wird LPG auch in Liter abgerechnet, hat aber einen niedrigeren Brennwert.
CNG wird in D in kg abgerechnet, hat pro kg einen höheren Brennwert als Benzin oder auch Diesel.
"Es geht um viel Kohle."
Das täuscht, es geht um Gas. Und finanziell ist das ein Nullsummenspiel. Wenn LPG wirtschaftlich nicht mehr interessant ist werden die meisten Käufer stattdessen einen Diesel nehmen. Der verbraucht aber nur ca. halb so viel. Die Steuereinnahmen bleiben daher grob gerechnet gleich ...
Die Klimaziele als Begründung...ich kann diesen Schwachsinn nicht mehr hören.
Was ist verkehrt daran?
Die bedeutsame Stellung des Bundesrats kann man auch an diesem Veto mal wieder gut nachvollziehen. Über die Intention Herrn Schäubles, mit dem Wegfall der Begünstigung von LPG seine schwarzen Zahlen noch weiter zu polieren, sollte man angesichts des positiven Effekts von LPG auf die Senkung von CO2-Emissionen hinwegsehen können.
Ja, aber die Aussage macht Sinn!
1l Autogas wiegt kein Kilo. 1.8l LPG wiegen ca. 1 kg und daher kommt die Umrechnung.
Da bin ich doch froh, daß ich meine Anlage jetzt schon im 10. Jahr fahre und so Tausende an Euros gespart habe. Ich hatte mich auf ein Ende der tollen Zeit ab 2018 eingestellt, freue mich nun über jeden Tag, an dem der preisliche Vorteil gegenüber Benzin weiter Bestand hat.
Diese ganze Klimazielaugenwischereischei*e geht mir wie vielen anderen mächtig auf den Keks. Solange nicht alle mitmachen, in den Ländern der sog. "3. Welt" weiter Wälder und Müllhalden abgefackelt werden... macht das ganze wenig Sinn hinsichtlich einer Reduzierung von Emissionen.
Das Deutschland das Klima nicht rettet.
Sie werden ja mehr und mehr in Kofferräume eingebaut, da Reserveradtanks zunehmend aussterben.
Daher sollte man eher die Aussage relativieren.
Es wäre natürlich wünschenswert, wenn LPG günstig bliebe.
@Superdino realistisch betrachtet wird es ein paar Jahrzehnte dauern, bis der Verbrennungsmotor komplett ausgedient hat. Das wird kommen, aber es wird dauern. Wenn so lange noch auf LPG umgerüstet wird ist es fürs Klima besser als ohne LPG. Auch wenn LPG hier in Deutschland (leider) noch eine relative Seltenheit ist im Vergleich zu z. B. Nord- und Südamerika.
..CNG interessiert doch keine sau, jedenfalls nicht im privaten bereich; hab noch nie jemand getroffen der CNG fährt, aber n haufen leute die LPG fahren. sieht man auch am tankstellennetz welche akzeptanz CNG hat, nämlich keine..wozu soll es dann weiterhin gefördert werden??
LPG hat sich gut etabliert, die kosten für umrüstung ist mittlerweile bezahlbar, tankstellennetz ist ordentlich, je nach ausland gibts auch keine probleme mit verfügbarkeit...warum sollte man dann diesen zweig absägen??
"Für viele Autofahrer sind vor allem Umrüstungen von Benzinmotoren interessant."
... Weil es keine Neuwagen mit LPG ex Werk gibt.
Da ich keinen Bock auf Umrüsterlotto hatte, ist es halt CNG geworden.