Toyota: Zurückhaltung beim autonomen Fahren
Autonome Autos müssen perfekt sein
2015 starben in den USA 35.000 Personen im Straßenverkehr, die meisten durch menschliche Fehler. Von autonomen Autos erwarten wir trotzdem Perfektion.
Las Vegas – Was wäre, wenn ein Computer doppelt so sicher Auto fährt wie der Mensch? Wären wir zufrieden, wenn pro Jahr beispielsweise in den USA 17.000 Personen durch Maschinen statt 35.000 Personen durch Menschen im Straßenverkehr sterben? Statistisch gesehen wäre das ein riesiger Fortschritt. So wenige Verkehrstote gab es dort zuletzt 1923, bei einem Drittel der aktuellen Einwohnerzahl und einem Bruchteil der insgesamt gefahrenen Strecke (85 Milliarden Meilen 1923 zu 32 Billionen gefahrene Meilen in 2015).
Dr. Gill Pratt, Chef der Toyota-Forschungsabteilung TRI, glaubt, dass das nicht reichen würde. In einer Rede auf der Elektronikmesse CES in Las Vegas erklärt er: „Menschen zeigen keinerlei Toleranz bei Verletzungen oder Tod durch Fehler einer Maschine.“ Es genüge also nicht, wenn Maschinen besser fahren als Menschen. Autonome Autos müssen perfekt sein. Toyota gibt dem Auto deshalb vorerst nicht die volle Kontrolle.
Autonomes Fahren: Level 2 hat Grenzen
Derzeit suggerieren viele Hersteller: Autonomes Fahren ist fast fertig und eigentlich kein Problem. Allen voran Tesla. Die autonomen Funktionen von Model S und Model X gelten häufig als Benchmark der Branche. In der Praxis zeigten einige Unfälle: Perfekt sind sie nicht. Tatsächlich liegen die Autobauer auf ungefähr gleicher Höhe. Mercedes, Audi, BMW, Tesla und andere erreichen heute einen Autonomiegrad der Stufe 2, nach der maßgeblichen SAE-Einstufung. Komplette Autonomie ist nach dieser Systematik erst bei Level 5 erreicht.Level 2 soll unterstützen, nicht chauffieren. Manche Autofahrer scheinen das nicht zu verstehen. Es gebe Beweise, dass Fahrer die Fähigkeiten ihrer Autos austesten und die Systeme damit missbrauchen, sagt Pratt. „Die menschliche Natur ist unsere größte Sorge.“ Bis zur vollen Autonomie brauche es noch viele Jahre und mehr Test-Kilometer, als bisher gefahren oder simuliert wurden. „Niemand von uns in der Auto- oder IT-Branche steht kurz davor, echte Level-5-Autonomie zu erreichen.“
Ein Seitenhieb Richtung Tesla. Der Elektroauto-Hersteller kündigte im Oktober 2016 an, alle Fahrzeuge mit der Sensorik für vollautonomes Fahren (Level 5) auszurüsten. Schon Ende 2017 sollen die Autos selbständig von Los Angeles nach New York fahren können. Also genau das, was Pratt erst langfristig für möglich hält.
Andere Autobauer nennen andere Daten, BMW will 2021 den iNext mit Autonomielevel 5 in die Serie bringen. BMW-Entwicklungschef Klaus Fröhlich sagte im Interview mit MOTOR-TALK: „Es wird in diesem Jahrzehnt kein Serienangebot eines autonomen Fahrzeugs geben, das dem Anspruch unserer Kunden genügt.“
Digitale Karten, Sensoren und Kommunikation
Die Wege zur Autonomie sind ähnlich verschieden wie die Starttermine. Tesla will die Autos künftig lernen lassen. Sensoren sollen das Fahrverhalten von Menschen beobachten und daraus Autonomie entwickeln. Auf welche Navigationsdaten der Hersteller zurückgreift, ist nicht bekannt. BMW, Audi und Mercedes verlassen sich auf genaue Umgebungskarten. Dafür haben sie den Kartendienst Here gekauft. Der Elektronikriese Intel ist seit Kurzem ebenfalls an Bord.Mercedes lässt zusätzlich Autos untereinander kommunizieren („Car to Car“) und testet die neue Autonomie-Generation bald auf öffentlichen Straßen. Aktuelle Audi-Modelle verständigen sich in den USA bereits mit Ampeln („Car to X“). BMW verlässt sich auf Sensoren, ein eigenes Backend und eine Datenübertragung mit 5G-Geschwindigkeit. Letztere soll bis 2020 starten.
Pratt und sein Team konzentrieren sich auf unterstützende Autonomie. Pratt nennt sie „Guardian“, also Beschützer. Der greift ein, wenn der Fahrer unaufmerksam wird. Zudem erforscht er, wie die Konzentration beim Autofahren erhöht werden kann. Menschen sollen Autos noch lange selbst steuern.
Autonomie ab Level 4 nennt Pratt „Chauffeur“. Sie ist immer aktiv und nimmt dem Menschen das Fahren ab. Innerhalb einer Dekade werden einige Hersteller das Autonomielevel 4 erreicht haben, schätzt Pratt. Auch sein Toyota-Konzern. Bis ein signifikanter Anteil solcher Fahrzeuge im Verkehr unterwegs sei, werde es jedoch noch Jahrzehnte dauern.
In der Toyota-Studie Concept-i gebe es bisher keine autonomen Funktionen. Toyota installiert eine künstliche Intelligenz. Sie soll zunächst die Bedienung vereinfachen. Erst langfristig soll sie Beschützer oder Chauffeur werden.
Bin mal gespannt, wie das vollautonome Fahren praktisch umgesetzt wird.
Gibt es dann extra Fahrspuren, die nur von solchen Fahrzeugen benutzt werden dürfen?
Müssen wir unser altes Auto hergeben und uns auch ein vollautonomes kaufen?
Und was wird aus den Motorradfahrern?
Prinzipiell finde ich die neue Technik ja cool. Einfach in´s Auto legen, durchschlafen und am Zielort wieder aussteigen. Klingt nicht schlecht. Aber ab und zu mal selber fahren, Kurven jagen und Spaß haben gefällt mir eben auch.
Angenehm zwischen all den Hyperhype - Ankündigungen mal so eine geerdet - fundiert erscheinende Einschätzung zu lesen.
mich würde mal interessieren für welches 'autonomielevel' man heute NEU gebaute und SANIERTE straßen auslegt.
fängt man heute damit an, ist man quasi in 100 jahren damit fertig.
konzentiert man sich auf wichtige straßen ist es sicherlich auch in 30 jahren gemacht (neubau, sanierung, oder auch einfach dort wo das unsinnig ist ggf nachrüstung).
die zahl der von menschenhand gesteuerten fahrzeuge würde dann gleichermaßen abnehmen (was dann den risikofaktor mensch senkt. und eben auch den risikofaktor dass eine maschine den mensch der da gerade vor, neben, hinter ihm fährt falsch bewertet)
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sprich ich bin ganz klar der meinung alleine aus den autos holt man das nicht raus.
jedenfalls nicht in naher zukunft.
will man das ganze deutlich beschleunigen sollte man heute damit anfangen die straßen entsprechend auszurüsten.
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hätte man vor 10 jahren damit angefangen wäre so mancher betonkrebsanierte autobahnabschnitt (und das sind weiß gott nicht wenig) schon bereit fürs autonome fahren.
->man könnte vermutlich schon ganze lkw spuren auf haupttrassen autonom fahren lassen. selbst dass passiert nicht weil man im straßenbau da (vermutlich, ich weiß es ja nicht) pennt.
Also ich für meinen Teil habe lieber einen Unfall durch menschliches Versagen als dadurch das irgendwo ein gelangweilter Programmierer in seinem warmen Büro bei heißen Kaffee ein Bit falsch gesetzt hat.
Der Reiz des autonomen Fahrens ist doch wenn eine Maschine das kann was ich nicht kann. Wenn sie genauso fehlerbehaftet ist wie ich, dann kann ich auch alleine weiter fahren.
Ich frage mich auch immer wer die autonomen Autos überhaupt kaufen soll? Da werden von der Regierung Forschungsprojekte gestartet, die Hersteller zünden ein Neuheitenfeuerwerk nach dem anderen, aber hat auch mal einer die Kunden gefragt? Aktuell scheitert´s ja schon an Dingen wie Sitzheizung oder Anhängerkupplung, da holt man sich dann den Polo Trendline, weil man ja mehr nicht braucht.
Die ESA und die NASA fliegen vollautomatisiert zum Mars. Level 5 wird viel schneller kommen als der Gill Pratt sich das offensichtlich vorstellen kann.
Der Flugweg ist aber jahrelang zuvor von entsprechenden Expertenteams penibel einprogrammiert worden. Da fliegt also nix wirklich autonom. 😉
Naja, lässt man das Auto vom Umfeld lernen, wird das blöd sein. So oft wie ich Fahrfehler sehe (und ich selbst bin nicht perfekt) wird das schlimmer werden. Vorfahrt missachten. Halteverbote ignorieren. Durchgezogene Mittellinien überfahren. Im letzten Moment von der linken Fahrspur über 2 Fahrspuren huschen um die Ausfahrt, die 1000 m vorher angekündigt wurde, zu nehmen. Assiparken. Usw.
Wenn das die Maschinen auch lernen, wird das ja eine glorreiche Zukunft... 🙄
Das sind alles keine Fahrfehler und keine Beispiele für menschliches Versagen. Ich würde eher sagen so was wie Programmierfehler oder Hackerangriffe. Fahrfehler wäre: Vorfahrt übersehen, Halteverbot nicht wahr genommen, abgefahrene Sperrlinie aufgrund fehlender Ortskenntnis für eine gestrichelte Linie gehalten.
Die Automatisierung ist generell nicht das Problem. Auch Flugzeuge starten, fliegen und landen autonom... spannender weise rollen aber alle noch manuell auf den Flughäfen rum.. also so einfach scheint es wirklich nicht zu sein....
Es wird auch schon seit 40+ Jahren autonom geflogen. Aber bei Starts und Landungen steuert immer noch ein Mensch. Komisch...
Auf der Straße gibt es ~100x mehr Objekte, die es zu beachten gibt.
Im Weltall... naja... bei 'ner mittleren Dichte von ca. 4,7x10^-30 g/cm³ (lt. wikipedia) ist die Chance, auf IRGENDEIN Objekt während eines Fluges zu treffen, ungleich geringer als im Straßenverkehr.
Von daher Vergleich Äpfel mit Birnen.
Wieso erwarten wir vom autonomen Fahren "trotzdem" Perfektion?
Natürlich wird es Anfangs Kollateralschäden geben, weil der Mensch nicht alle Situationen in einem Mal erkennen kann. Aber die Unfallquote sollte nach und nach abnehmen und fast gegen 0 gehen.
Einige wird es wohl extrem gegen den Strich gehen wenn die KFZs sich dann immer an die Geschwindigkeit halten. Blackboxen für die Versicherungen werden dann wohl auch standart sein.
Hört wenigstens das Gelüge auf 😉
Im Weltall ist das Verkehrsaufkommen eher überschaubar, vorallem der Mars ist nicht für das Stauaufkommen bekannt.
? -Bild ' Ich brauche mein Kleinlastwagen ,
Wenn dann der Rechner mit dem eisigem Wetter
klar kommt ist noch ne andere Frage wie bei
Glatteis gefahren wird