Asiatische Autohersteller in Europa
Autos "Made in - wo eigentlich!?"
Hyundai kommt aus Korea, Toyota aus Japan - so weit, so richtig. Auf die Autos der asiatischen Marken trifft das aber nur zum Teil zu. Viele sind waschechte Europäer.
Köln - Im Zeitalter der Globalisierung rückt die Welt enger zusammen. Das gilt für die Gesellschaft ebenso wie für die Industrie. Entwicklung, Design, Material, Logistik, Bau, Verkauf - all diese Segmente sind internationalisiert. So kommt es, dass der ein oder andere vermeintliche Asiate eigentlich ein Vollblut-Europäer ist.
Kia beispielsweise kommt bekanntermaßen aus dem weit entfernten Korea. Doch viele ihrer hier verkauften Fahrzeuge entstehen ganz in der Nähe, nämlich im slowakischem Zilina. In der modernen Fabrik werden seit 2006 Autos gebaut. Derzeit entstehen dort neben Venga und Ceed auch der erfolgreiche Sportage. Das SUV wurde laut des europäischen Herstellerverbandes ACEA im vergangenen Jahr 185.990 Mal in der EU hergestellt, während vom Venga 24.164 Stück und vom Ceed 84.137 Exemplare produziert wurden.Letzterer dürfte angesichts seiner frisch gestarteten Neuauflage wieder deutlich zulegen und auch in Zukunft in Deutschland das beliebteste Kia-Modell bleiben. Das hat seinen Grund, denn das Kompaktmodell wurde unter anderem in Deutschland gezeichnet und entwickelt. Insgesamt gut 300.000 Autos hat Kia im Jahr 2017 in der EU montiert.
Von Osteuropa hinaus in die Welt
Ganz in der Nähe von Zilina, allerdings im Nachbarland Tschechien liegt das Werk Nošovice. Hier baut Hyundai unter anderem das SUV-Modell Tucson. Im vergangenen Jahr wurden dort fast 218.000 Exemplare produziert, gefolgt vom Kompaktmodell i30 (rund 92.000 Autos) sowie dem Venga-Bruder ix20, der über 30.000-mal gebaut wurde.
Neben dem großen Werk in Tschechien unterhält Hyundai ein großes Entwicklungszentrum in Rüsselheim sowie ein Test- und Entwicklungscenter am Nürburgring. Dem Engagement in der Eifel haben die Koreaner ihre sportlichen N-Modelle auf i30-Basis zu verdanken, die sich von Nošovice bis in die Herzen vieler Sportwagenfreunde gefahren haben. So kommen bei Hyundai 340.000 Autos aus europäischer Produktion zusammen.Eine weitere asiatische Marke, die in Osteuropa produziert, ist Suzuki. Die Japaner waren die ersten, die nach der marktwirtschaftlichen Öffnung Ungarns angesichts des großen Bedarfs nach modernen Industriearbeitsplätzen gute Bedingungen für sich aushandeln konnten. In den Neunziger- und Nullerjahren wurden die Ladas und Skodas unter anderem dank steuerlicher Vorteile vor allem von Suzukis ersetzt, die zwischenzeitlich das Straßenbild des Landes dominierten. Früher baute Suzuki im Werk Esztergom Modelle wie Swift, Ignis, SX-4, Alto und Agila. Im Jahr 2008 waren es über 280.000 Autos. Heute werden in Esztergom die Baureihen S-Cross und Vitara gebaut. Der Löwenanteil fiel 2017 auf den Vitara mit rund 122.000 Exemplaren, während der SX4 S-Cross etwa 54.000-mal produziert wurde.
Nissan "Made in England"
Neben Osteuropa ist Großbritannien das zweite europäische Zentrum asiatischer Hersteller. Ein echter Riese dort ist Nissan. 1986 wurde in Sunderland die erste Fabrik in Anwesenheit der damaligen Landeschefin Margaret Thatcher eröffnet. Zunächst produzierten 500 Mitarbeiter jährlich 5.000 Fahrzeuge wie den Bluebird. 20 Jahre später wurde bereits das dreimillionste Auto gebaut, bis 2014 erhöhte sich die Zahl auf 7,7 Millionen Fahrzeuge.2017 wurden in dem Werk mit Leaf, Juke, Micra, Plusar und Qashqai gleich fünf Baureihen produziert. Der größte Anteil mit etwa 347.000 produzierten Einheiten gehen auf das Konto des Quashqai. Dem gegenüber stehen fast 105.000 Juke sowie 94.066 Micra. Bescheiden lief es für den Pulsar mit etwa 23.000 Einheiten, während der Leaf als E-Auto wiederum stolze 16.767-mal in Sunderland vom Band lief. Nimmt man noch die rund 27.000 Q30 der Schwestermarke Infiniti hinzu, wurden deutlich über 600.000 Autos von Nissan vergangenes Jahr innerhalb der EU gebaut.
Ebenfalls in England, allerdings derzeit in kleineren Stückzahlen, lässt Honda produzieren. Seit Anfang der 1990er-Jahre gibt es die Autofabrik in Swindon. Diesem ersten Werk folgten eine Motorenfabrik sowie Anfang der Nullerjahre ein zweites Autowerk. Neben dem Accord entstand dort der zwischenzeitlich sehr erfolgreiche Civic. An die einstige Kapazität von 250.000 Autos pro Jahr ist Honda 2017 nicht mehr herangekommen. Neben rund 41.000 CR-V entstanden in Swindon gut 123.000 Civic.
Toyota baut in Europa 370.000 Fahrzeuge
In gleich mehreren Ländern und in wiederum deutlichen höheren Stückzahlen lässt Toyota in Europa Autos herstellen. Flaggschiff ist die Yaris-Fabrik im französischen Onnaing, wo vergangenes Jahr fast 234.000 Exemplare der Kleinwagen-Baureihe entstanden. Im englischen Burnaston bauen die Japaner zudem die Kompaktbaureihe Auris - letztes Jahr etwa 119.000 Stück. Ebenfalls entstanden dort 25.000 Einheiten des mittlerweile eingestellten Avensis. Schließlich entstanden in Tschechien im Werk Kolin, das gemeinsam mit PSA betrieben wird, knapp 90.000 Aygo.
Insgesamt kamen so fast 370.000 Toyota aus Ländern der EU. Das europäische Netzwerk des Konzerns spannt sich allerdings deutlich weiter. Motorenwerke in Polen sowie Autofabriken in St. Petersburg (Camry, RAV4) und im türkischen Arifiye (Corolla, C-HR und bis vor kurzem Verso) sind weitere wichtige Standorte innerhalb Europas.Von den rund 17 Millionen innerhalb der EU-Staaten im vergangenen Jahr produzierten Pkw stammen also gut zwei Millionen Fahrzeuge allein von Herstellern aus Korea und Japan, die oftmals neben der Produktion auch viel Entwicklungsarbeit in europäische Länder verlagert haben.
Quelle: SP-X
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Schön dass darauf mal eingegangen wird, leider vermisste ich ein wenig die "Tiefe" der Betrachtung, denn die Fertigung eines Fahrzeugs erschöpft sich ja nicht in der Endmontage.
So finden sich bei einem Fahrzeug "Made in Germany" beim genauen Hinsehen Teile aus aller Welt. Der Lüftermotor aus Spanien, Steuergeräte aus Australien (!), Heckleuchten aus der Tscheschei, Sitze aus Polen... Und auf der anderen Seite findet man in einem "Japaner", der in der Türkei gebaut wird, tatsächlich eine komplette Bremsanlage von Bosch 😉
Mit anderen Worten:
Jedes Fahrzeug, das aktuell wo auch immer vom Band läuft, besteht am Ende aus Teilen, die aus aller Herren Länder kommen. Made in ... bezieht sich dann nur noch auf die Endmontage.
Ist übrigens nicht nur bei Autos so. Hier ein altes Dossier aus "Die Zeit" am Beispiel eines bekannten Rasiererherstellers. Der Artikel ist von 2005, mittlerweile sind viele Informationen sicherlich veraltet, aber der Mechanismus ist trotzdem anschaulich beschrieben.
So ist das.
"Made in xxx" gibts schon lange nicht mehr.
Siehe Airbus und Boeing, da wird das alles auf die Spitze getrieben. Teile werden produziert wo es am günstigsten ist. Dass die Trümmer am Ende in Dtl. zusammen gesteckt werden - geschenkt.
Vielleicht sollte man das veraltete Label "Made in..." durch "Engineered in..." ersetzen.
Bei den heutigen komplexen Produkten lässt es sich nunmal nicht vermeiden, weltweit einzukaufen. Aber zumindest das Produkt an sich, was benötige ich dafür, wie schraube ich es später zusammen usw. sollte gekennzeichnet werden. Und da sind Deutsche Ingenieure wirklich vorne mit dabei.
Wenn ich weiß, was ich will, dann kann das Teil auch aus China kommen. Solange es den Anforderungen gerecht wird, ist das ja ok.Schlussendlich macht das und der Zusammenbau die Qualität eines Produktes aus.
Völlig egal, WO es zusammengebaut wird.
Ganz so ist es nicht. Bei den langbestehenden Werken, ob nun hier oder da, ist die Endmontage und -kontrolle mit Sicherheit besser als die in einem erst paar Jahre alten Werk irgendwo am A.... der Welt. Auch wenn die Fahrzeuge vom gleichen Hersteller kommen, so gibt es doch einige z. T. eklatante Unterschiede in der Qualität, die oftmals ihre Ursache in der Region und/oder deren Mentalität haben. Da kämpft die Qualitätssicherung recht lange, bis das Ergebnis stimmt.
Das dürfte branchenübergreifend gelten.
Das VW Radio überraschte mit dem Aufdruck: "Made in Argentina".
Toyota baut in Polen in Sonderwirtschaftszonen:
https://www.deutschlandfunk.de/...2-5-japanische-autos.795.de.html?...
u.a. in Walbrzych (die mit dem Goldzug 😆) und in Jelcz-Laskowice.
Als ich im vergangenen Jahr zuletzt in Ungarn war, habe ich immer noch sehr viele Suzuki Swift gesehen. Ist ja auch eigentlich ein tolles Auto, sehr sparsam, auch in praktischen Karosserievarianten erhältlich und simpel zu unterhalten. Aber natürlich ne ziemliche Rappeldose, hab mal über 500km am Stück als Beifahrer dringesessen.
Interessant finde ich, dass einerseits zwar sicherlich auch aus Kostengründen im Ausland produziert wird, teilweise aber die teuren Autos im Ausland und die günstigen in D hergestellt werden, z.B. Passat und Golf vs. Touareg.
Das muss aber ein altes Auto sein 😉
Könnte man in dem Artikel den Agila in der Aufzählung bitte durch den Splash ersetzen? Ja, auch den (baugleichen) Agila hat Suzuki in Ungarn gebaut, allerdings ist das ein Opel und kein Suzuki.
Dann kommen noch so Kleinigkeiten wie Plusar statt Pulsar (kurz danach wieder richtig) und mal Qashqai und dann wieder Quashqai.
Zum Thema:
Ja, es sind eben internationale Produkte mit zum Teil geringer Fertigungstiefe (also vielen Zulieferteilen).
So lange die Qualität paßt ist das auch vollkommen in Ordnung.
Hier hatten z.B. Mercedes und BMW mit den amerikanischen Werken durchaus Anlaufschwierigkeiten.
Touran BJ 2003.
Das erste Mal wurde ich auf das Thema "Teile aus aller Welt" im Jahr 2000 aufmerksam, als mein New Beetle nicht mehr ansprang wegen Relais 109.
Der Werkstattmeister kannte das Problem, baute es aus und ich staunte nicht schlecht als da "Bosch" und "Made in Marokko" draufstand.
Er hat die Lötstelle schnell warmgebrutzelt damit ich weiter fahren konnte, dann aber ein neues bestellt. Das haben wir, neugierig wie wir waren, aufgemacht, und es war noch billiger gemacht als der Vorgänger, denn das Relais war auf gar keiner Platine mehr, sondern es auf einer Kunststoffplatte montiert, und die Kontakte des Relais "fliegend" mit den 6.3mm Steckkontakten verbunden, also mit Draht. Hier und hier ein Bild, hier die alte Version. Aber... es hat gehalten 😆
Das dürfte für deinen Corolla Verso gelten, später hat Toyota doch ziemlich viel Boschtechnik (wieder) durch Denso ersetzt. (ich denke auch beim Verso?)
Bei meinem Yaris Hybrid etwa konnte ich unzählige Denso Aufdrucke ausmachen, leider nur selten das Produktionsland - aber die wenigen, die ich sehen konnte, waren in Europa, kein einziges Teil (erkennbar) aus Japan.
Anders natürlich bei meinem in Japan zusammengesteckten Lexus CT, wieder viel Denso, aber auch viel mit Made in Japan Schriftzug.
Also von den Teilen an die ich drankomme bzw. bisher drangekommen bin, kann ich keinen großen Unterschied zwischen beiden feststellen.
Bremssystem ist auf jeden Fall bei beiden Bosch, nur die Scheiben sind beim Verso größer. ECU ist bei beiden Denso, AGR soweit ich mich entsinnen kann auch. Injektoren auch jeweils Denso. Wie es im Detail aussieht, kann ich nicht sagen, aber "gefühlt" ist die "Zusammensetzung" gleich.
Selbst in Europa ist die Fertigung der Europäischen Marken verstreut. Mein Fiat 500 lief in Polen vom Band. Viele Minis kommen aus Österreich. Einige Bentleys aus Dresden. Viele Volvos kommen aus Gent. Viele VW aus Spanien. Einige Benzen aus Finnland. Und selbst dann geht die Tiefe anders zu. Einige Volvomotoren für die Fertigung in Schweden kamen aus Wales. Jaguarmotoren zum Teil aus Frankreich. Die Karosserie des Rolls Royce Phantom sowie die Motoren kommen aus Deutschland. Die meisten SUV aus 'deutsched' Produktion kommen aus den USA.
Oder wie die gängigsten Amischleudern, die man hier so gerne kauft... Die meisten Dodge kommen aus Kanada, statt aus den USA. Chevys aus Korea oder Australien. Usw. Usf.
Das ist alles sowieso bescheiden geworden.