Europas Top-Geldverbrenner

Autos wie Streichhölzer am Geldschein

Björn Tolksdorf

verfasst am Mon Sep 30 15:29:38 CEST 2013

Was haben der Renault Laguna, der Jaguar X-Type und die erste Mercedes A-Klasse gemeinsam? Ihre Hersteller haben mit jedem verkauften Auto Tausende Euros verloren.

Platz 3: VW Phaeton. VWs Luxusmodell bekam sogar eine eigene Manufaktur. Doch: Auf der Straße unterscheiden ihn nur Eingeweihte vom Passat
Quelle: Volkswagen

New York - In Zeiten der Verkaufskrise köcheln die meisten Autohersteller nach diesem Rezept: Kosten runter, und vor allem: Mit neuen Produkten neue Absätze generieren. Das kann aber auch mächtig in die Hose gehen: Eine Grafik der New Yorker Börsenanalysten Sanford C. Bernstein listet auf, welche Modelle der europäischen Autoindustrie die größten Verluste einbrachten.

VW hat es ja: Phaeton und Veyron

Drei der 10 Top-Geldverbrenner stammen aus dem VW-Konzern, und VWs Groschengräber haben eine Gemeinsamkeit: Es handelte sich um ambitionierte, vor allem aber teure Projekte. Mit dem VW Phaeton wollten die Wolfsburger Erfolg in der prestige- und margenstarken Oberklasse – am Ende standen unterirdische Profite.

Infografik: Diese 10 Autos bescherten Europas Autoindustrie die höchsten Verluste
Quelle: Grafik: MOTOR-TALK; Daten: The Economist, Sanford C. Bernstein
Beim Bugatti Veyron waren Verluste kalkuliert. Ferdinand K. Piëch wollte und bekam das stärkste Serienauto der Welt. Der Preis: astronomische 4,6 Millionen Euro Verlust pro verkauftem Auto, wenn man Verkaufserlöse ins Verhältnis zum Entwicklungs-, Produktions- und Vermarktungsaufwand setzt.

Sind Autokäufer zu konservativ?

In der Mehrzahl besteht die Liste nicht aus ehrgeizigen Preziosen. Vielmehr aus Fahrzeugen, die Neues probierten, aber zu wenig gekauft wurden.

Das trifft auf den Smart Fortwo zu. Den Audi A2, mit Kugeldesign und Drei-Liter-Verbrauch. Oder den Peugeot 1007, einen unkonventionellen Microvan mit großer Schiebetür. Und natürlich auf Mercedes‘ erste A-Klasse, die am Anfang umkippte. Der Nachrüst- und Marketingaufwand sprengte danach den Rahmen.

Weitaus erfolgloser als Daimlers Start in die Kompakt-Klasse war ein Renault der Oberklasse: Der Vel Satis kostete Renault (nicht den Käufer) pro Auto 18.710 Euro. Bei 64.000 gebauten Einheiten bildet er das Schlusslicht in der Tabelle der größten Groschengräber.

Stichwort Entwicklungen, die viel kosten und kaum gekauft werden. Viele aktuelle Elektroautos werden sich wohl bald an prominenter Stelle einreihen ins Ranking der Verlust-Meister. Wir sind gespannt.

 

Quelle: The Economist, Sanford C. Bernstein

Platz 1: Smart Fortwo. Geniales Konzept für die Stadt. Aber: teure Entwicklung, teures Marketing, teurer Vertrieb
Quelle: dpa/Picture Alliance
Platz 2: Fiat Stilo. Der Golf-Konkurrent kostete Fiat viel, konnte die Erwartungen aber nicht ganz erfüllen
Quelle: dpa/Picture Alliance
Platz 4: Peugeot 1007. Der kleine Wagen mit der großen Tür war vielleicht etwas zu mutig auf die Zielgruppe alleinerziehende Mütter zugeschnitten
Quelle: Peugeot
Platz 5: Mercedes A-Klasse. Auch dieses Modell, mit seinem Sandwichboden sogar fit für die Elektromobilität, kostete in der ersten Generation unterm Strich mehr als es einbrachte
Quelle: dpa/Picture Alliance
Platz 6: Bugatti Veyron. Bei diesem Auto spricht man nicht über Geld. Der Konzern lieber auch nicht
Quelle: Bugatti
Platz 7: Jaguar X-Type. Ein britisches Luxusauto auf Ford-Mondeo-Basis? Ein Jaguar mit Frontantrieb? Oh, Dear
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Platz 8: Renault Laguna II. Beim Nachfolger setzte Renault lieber auf eine gemeinsame Entwicklung mit dem Nissan Altima
Quelle: Renault
Platz 9: Audi A2. Heute sagen alle: Er war seiner Zeit voraus. Doch das hat ihm damals nicht geholfen
Quelle: dpa/Picture Alliance
Platz 10: Renault Vel Satis. Futuristisches Design in der Oberklasse? Die Reichen und Schönen empfanden das als - Sakrileg. So hieß auch der Film, in dem das Modell einen Auftritt hatte
Quelle: Renault
Infografik: Diese 10 Autos bescherten Europas Autoindustrie die höchsten Verluste
Quelle: Grafik: MOTOR-TALK; Daten: The Economist, Sanford C. Bernstein