Autos fahren durch Assistenzsysteme nicht schadenfreier
Autoversicherer: Assistenzsysteme senken Schadenkosten kaum
Assistenzsysteme fürs Autofahren setzen sich immer mehr durch. Sie sollen mehr Sicherheit bringen. Das hat Folgen für die Versicherer. Diese rechnen aber noch nicht zwangsläufig mit sinkenden Kosten.
Berlin - Assistenzsysteme für Autofahrer werden die Schäden im Straßenverkehr nach Einschätzung der Versicherungsbranche in den kommenden Jahren noch nicht wesentlich verringern. Bei den elektronischen Hilfen komme es darauf an, wie diese ausgestaltet seien, sagte der Leiter der Abteilung Kraftfahrtversicherung und Kfz-Technik im Versicherungsverband GDV, Tibor Pataki, der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.
Autofahrer verlassen sich zu sehr auf Assistenten
So hätten schon die ersten Einparkassistenten mit Signaltönen die Schäden "nicht wie erhofft verhindert". Autofahrer verließen sich auf den Assistenten. "Wenn er wegen eines Defekts oder zu hoher Geschwindigkeit beim Parken nicht richtig funktioniert, passiert dann mehr", sagte Pataki zur Begründung.
Gänzlich autonomes Fahren - also das Roboterauto ohne Lenker, Brems- und Gaspedal - sei noch Zukunftsmusik. "Bis wir zum autonomen Fahren kommen, wird es noch eine relativ lange Zeit dauern", machte der Fachmann deutlich. Derzeit gehe es um das hochautomatisierte Fahren.
"Wir sind gerade in der Phase, wo man den Autobahn-Chauffeur entwickelt und auf die Straße bringen möchte", erklärte Pataki. Hersteller wollten die kombinierten Systeme mit Abstandhalter, Spurhalteassistent und Tempomat erst einmal nur auf der Autobahn einsetzen. "Sie ist ideal dafür, dort gibt es keinen Gegenverkehr, keinen Querverkehr und keine anderen Verkehrsteilnehmer wie Radfahrer oder Fußgänger." Solche Systeme müssen aber vom Fahrer überwacht werden.
Durchschnittsalter der Autos zu alt für moderne Assistenzsysteme
Eine Studie im Auftrag des GDV kam zu dem Ergebnis, dass je nach Szenario bis zum Jahr 2035 durch automatisierte Autos 7 bis 15 Prozent weniger Schadenaufwand entstehen dürfte. Die 15 Prozent würden erreicht, wenn die Assistenzsysteme bald in relativ vielen Autos eingesetzt würden.
Tatsächlich setzten sich die automatisierten Systeme aber "nur langsam im Fahrzeugbestand durch. Sie sind teuer und werden häufig zunächst in der Oberklasse eingeführt", erläuterte der Technikexperte. Das Durchschnittsalter der Fahrzeuge auf deutschen Straßen liege bei neun Jahren.
Es gebe Faktoren, die den Schadenaufwand sogar erhöhen könnten. "Geht zum Beispiel die Windschutzscheibe zu Bruch, muss bei einem modernen Wagen mit Videokamera für den Spurhalteassistenten auch die Kamera ersetzt oder zumindest neu kalibriert werden", sagte Pataki. Die Kosten für das Fachpersonal dürften höher sein, die Instrumente zur Einstellung der Elektronik kosteten ebenfalls mehr.
Schuld ist der Fahrer - oder der "Überwacher" der Assistenzsysteme
Im vergangenen Jahr stiegen die Beitragseinnahmen in der Kraftfahrtversicherung um 4,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 27,0 Milliarden Euro. Die Zahl der Verträge erhöhte sich um 2,0 Prozent auf 116,4 Millionen. Die Summe der gezahlten Leistungen für Schäden kletterte um 3,6 Prozent auf einen Höchststand von 23,6 Milliarden Euro.
Pataki erklärte, die Kfz-Versicherung sei "technikneutral". Egal, ob der Fahrer einen Fehler mache oder das Assistenzsystem nicht funktioniere, zahle der Kfz-Haftpflichtversicherer. Schon heute sei es so: "Hat man einen geplatzten Reifen, ist man nicht schuld, aber es gibt ein Risiko, das vom Betrieb des Wagens an sich ausgeht, und dafür steht der Haftpflichtversicherer ein." An diesem Prinzip werde sich durch das automatisierte Fahren nichts ändern.
Das in Großstädten beliebte Carsharing habe für die Versicherer bislang fast keine Bedeutung. "Das ist ein Nischenangebot. Trotz Carsharings haben wir jedes Jahr eine Steigerung der Zahl zugelassener Kfz um ein bis zwei Prozent. Die Leute mögen immer noch Autofahren. Selbst in der Stadt haben viele einen eigenen Wagen", stellte Pataki fest. Das Geschäftsmodell der Versicherer werde deshalb in den nächsten Jahren so bleiben, wie es ist.
Quelle: dpa
Zahlen lügen nicht.
Was denn nun? Mal geht es um die Zahl der Schäden, dann wieder um die durch Schäden entstandenen Kosten...
Dass letztere nicht sinken, hat einen einfachen Grund, den viele Versicherungsnehmer im vergangen Herbst sogar schriftlich genannt bekommen haben: Die Kosten für Reparaturen steigen, weil schon bei eigentlich simplen Remplern gleich für viel Geld Parksensoren und Radar getauscht werden müssen.
Deshalb bin ich dafür, dass Besitzer entsprechender Fahrzeuge solche Bauteile nur auf eigene Kosten versichern müssen.
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Der hier angesprochene höhere Schaden/Reparaturbedarf wird doch an der Stelle bereits über höhere Typklassen bei den Fahrzeugen abgegolten
Die ändert aber nix daran wieviel er zahlen muss wenn er so ein fremdes Auto kaputtmacht.
notting
man soll ja auch keine Autos kaputtmachen ... pfuipfui ...
Gewisse Systeme z.B. Auffahrwarnsysteme haben durchaus ihre Berechtigung und müssten eigentlich zur Verringerung von Schäden beitragen.
Ich sehe fast jeden Tag Auffahrunfälle an Kreuzungen und Ampeln, verursacht durch Fahrer, die vermutlich unkonzentriert oder abgelenkt waren. Die Auffahrunfälle ereignen sich meistens im niedrigen Geschwindigkeitsbereich.
Ebenso sinnvoll sind Stauassistenten, die selbstständig einen gewissen Sicherheitsabstand zum Vordermann einhalten.
Das vollautonome Fahren sehe ich skeptisch, als Fahrer möchte ich nicht ständig kontrollieren müssen, ob diese Systeme richtig arbeiten und keine Fehler machen - da kann ich gleich selbst fahren und das vermutlich sogar noch entspannter.
Wo fährst denn du rum?! Viele besoffene?! Noch schlimmere Smartphone-Zombies als die die ich um mich herum habe?! Sehe sowas recht selten obwohl ich sehr viel fahre. Vllt. alle paar Monate, vor allem wenn man eben nur bzgl. Kreuzungen und Ampeln schaut und nicht z. B. die Auffahrunfälle im Stau z. B. auf der AB (also weder Kreuzung noch Ampel).
Richtig. Trotzdem glauben viele Leute nicht, dass ein zu geringeres TL derartige Unfallgefahren mit sich bringen kann.
Wenn man den Abstand dadurch so klein machen könnte (aufgrund der schnelleren Reaktionsgeschwindigkeiten), dass wirkl. _niemand_ mehr reinziehen kann (z. B. um beim Missbrauch der Rettungsgasse ausweichen zu können wenn sie zu eng wird), wäre das von Vorteil, weil das Reinziehen bzw. das dadurch resultierende plötzl. stärkere Bremsen den Stau nach hinten deutl. verschlimmert (https://www.focus.de/.../...verhalten-sie-sich-richtig_id_7740911.html).
Wie man dann aber noch von der AB runterkommt bzw. um ein stehendes Hindernis (z. B. so ein Stau-Auffahrunfall) fahren kann, ist eine andere Frage...
notting
Du erkennst das Problem nicht. Fahre ich Modell xy ohne Parksensoren und ohne Radar mit Vollkaskoversicherung, trage ich die höheren Reparaturkosten eines anderen xy-Fahrers, aber mit Parksensoren und Radar, mit, wenn er einen Vollkaskoschaden regulieren lässt. Denn in einem solchen Fall gibt es ja keine unterschiedlichen Typklassen.
Wie falsch das deutsche Kfz-Versicherungssystem diesbezüglich läuft zeigt sich doch daran, dass man plötzlich trotz steigendem Schadenfreiheitsrabatt mehr zahlen darf und der Grund dafür gestiegene Reparaturkosten sind. Das individuelle Risiko spielt inzwischen ein viel zu geringe Rolle bei der Berechnung der Beiträge.
Versicherungen werden immer teurer. Auch ohne Assistenten.
Und die durch Assistenten verhinderten Unfälle können sie gar nicht messen.
Die Systeme sind für Nasenbohrer, Smombies und Dementierende die ein wenig mehr Autonomie geschenkt wird. Das Geld wäre für alle besser investiert in einem Erziehungskurs sowie Erweiterung der Fähigkeiten.
Im Moment werden die Systeme nicht beitragen zur Sicherheit weil jeder diese potentielle zusätzliche Sicherheit mit schlampige Aufmerksamkeit quitiert. So in der Herde auf der Mittelspur unterwegs mit dem Handy auf dem Lenkrad.
Vergiss es. Solange ein grossteil nicht einmal ein Blinker zuverlässig bedienen kann oder überheblich meint „er oder sie“ brauche sowas nicht wird das allumfänglich nicht das Potential zeigen und bringen.
Stimmt. Kennt jeder.
Man kann auch die durch Menschen verhinderten Unfälle nicht messen.
Man muss sehr wohl bei vielen (allen?) Versicherungen die Ausstattungslinie angeben. Ab einer gewissen Ausstattungslinie sind ja abh. vom Fahrzeug div. Sachen sogar Serie und kann darüber einfacher entspr. einkalkuliert werden. Andererseits würde das die Sache extrem verkomplizieren (=mehr Verwaltungsaufwand = teuer), wenn man jeden Scheiß wie PDC, AHK usw. einzeln bzgl. der Versicherung angeben müsste. Den kann man ja z. T. auch nachrüsten, dann denkt man nicht dran so eine Kleinigkeit der Versicherung zu melden usw. (eben z. B. PDC und AHK).
Auch haben Autos ab einem Alter von ein paar Jahren meist keine VK mehr.
Außerdem steht ja im Artikel implizit, dass so die Wahrscheinlichkeit sinkt, dass sowas passiert. Also werden seltener andere in sowas mit reingezogen, was mind. Zeit/Nerven kostet.
notting
Diese Assistenzsysteme haben ihre Berechtigung. Man muss als Fahrer sich nur damit vernünftig auseinander setzen und sich der Funktionsweise bewusst sein. Dann helfen die Dinger auch. Aber daß bekommen viele nicht gebacken.
Im 60er bin ich froh, dass sie vorhanden sind, zwei Motorradfahrer und ein Auffahrunfall hätte ich sonst auf der Abschussliste.