Strebt Bosch einen Vergleich im Abgasskandal an?
Bericht: Bosch will Klage abwenden
Die Summe ist kleiner, der Sachverhalt ähnlich prekär: Nach VW will der Zulieferer Bosch laut einem Bericht Klagen wegen des Abgasskandals mit einem Vergleich beilegen.
Washington – Volkswagen hat betrogen. Mit Software, die Bosch geliefert hat. Selbst betrogen habe Bosch nicht, und auch nichts von dem Betrug gewusst. So lässt sich die Position zusammenfassen, die der Stuttgarter Zulieferer im Abgasskandal einnimmt. In einer Stellungnahme aus dem September 2015 wies Bosch jegliche Verantwortung zurück, seitdem äußert sich das Unternehmen praktisch nicht mehr dazu. Meist mit Hinweis auf laufende Verfahren.
Seit Ende 2015 ermittelt die Staatsanwaltschaft Stuttgart wegen des Verdachts auf Beihilfe zum Betrug gegen Bosch. Seitdem ist auch bekannt, dass Bosch in den USA verklagt wird. Die Anwälte Elizabeth Cabraser, Steve Berman und Michael Hausfeld hatten Sammelklage eingereicht, weil sie Bosch als maßgeblichen Beteiligten einer "jahrzehntelangen Verschwörung" sehen.
Laut einem Bericht des „Wall Street Journal“ (WSJ) bemüht Bosch sich derzeit, das Verfahren mit einem Vergleich beizulegen. Analog zum Volkswagen-Konzern, der sich mit Klägern geeinigt hat, bis zu 14,7 Milliarden Dollar (14,2 Mrd Euro) an sie zu zahlen. Bei Bosch soll es laut der US-amerikanischen Zeitung um eine Summe von mehr als 300 Millionen US-Dollar gehen (289 Millionen Euro).
Was wusste Bosch von Abschalteinrichtungen bei VW?
In ihrer Klageschrift vom August 2016 hatten die US-Anwälte den Vorwurf erhoben, Verantwortliche des Zulieferers hätten schon 18 Monate, bevor Volkswagen den Betrug zugegeben hat, über das illegale „defeat device“ mit VW-Verantwortlichen diskutiert. Außerdem hätten Bosch und Volkswagen nicht nur bei der Entwicklung eng zusammengearbeitet, sondern auch bei Wartung und Verschleierung der Abschalteinrichtung. Diese Kooperation reiche mehr als ein Jahrzehnt zurück.
Bosch betonte stets, als Zulieferer lediglich Komponenten nach den speziellen Anforderungen der Kunden bereitzustellen. Was die Autohersteller mit den Komponenten anstellen, liege allein in deren Verantwortung.
Sollte das Unternehmen tatsächlich den Vergleich über gut 300 Millionen Dollar anstreben, muss das kein Schuldeingeständnis sein. Bosch könnte auch ein Nachweisproblem haben. Dass der Zulieferer in der Steuerungssoftware die Möglichkeit schaffen musste, die Abgasreinigung abschalten zu können, liegt nahe – und wäre an sich nicht zu beanstanden. Immerhin sind die oft zitierten „Motorschutzgründe“ kein reines Hirngespinst, sondern eine reale (und bislang legale) Anforderung der Autohersteller.
War das "defeat device" ein offenes Geheimnis?
Viel Konretes zu darüber hinausgehenden Absprachen zwischen Bosch und Volkswagen gibt es bisher nicht. Die US-Anwälte hatten in internen Unterlagen, die VW im Rahmen der Ermittlungen offenlegen musste, nach eigener Einschätzung belastendes Material gefunden. Demnach habe VW die Software in enger Abstimmung mit Bosch entwickelt. Nach ihrer Einschätzung könne es keine Zweifel am illegalen Zweck gegeben haben. "Das war auch bei Bosch ein offenes Geheimis", erklärten die Anwälte.
Bosch hatte im April fürs Geschäftsjahr 2016 rund 650 Millionen Euro für verschiedene rechtliche Risiken zurückgestellt. Nicht nur wegen des Diesel-Skandals, sondern auch für separate Kartellverfahren. Wie viel davon genau für den Diesel-Skandal bestimmt ist, mochte Bosch nicht sagen. Vermutlich genug für die 300 Millionen Dollar, die nun im Gespräch sind.
Quelle: Wall Street Journal
Daß auch in diesem Fall ein Vergleich angestrebt werden würde, war zu erwarten...
Wird im Endeffekt wohl auch billiger werden als ein Prozeß-Marathon.
Zahlen will man offenbar "gerne" aber mit der Sache hat man dann doch nichts zu tun.
Und so kommen am Schluss dann doch wieder alle davon...😆
Ist ja eine rein kaufmännische Überlegung. Der Vergleich ist mit Sicherheit günstiger als ein jahrelanger Rechtsstreit mit ungewissem Ausgang. Den Amis geht es ja eh nur ums Geld.
Lustig! Da macht sich Bosch vorsätzlich der Mittäterschaft schuldig und will sich von der Schuld freisprechen.
Das wird wohl kaum Anklang finden.
Schon beim Zusammenschreiben der Anforderungen hätten alle Lampen angehen müssen.
Dann umgeht Bosch seine eigenen Compliance Regeln und unterstützt VW bei einer kriminellen Tat.
Der Kunde zahlt ja und kann mit der Steuerung machen, was er will.
Die Gruppe, die mein Unternehmen derart in Verruf bringen würde, wäre sofort freigestellt und gekündigt - und vor Gericht wegen Schädigung des Unternehmens.
Klar, denn es kann ja nicht sein, dass es „den Amis“ darum gehen kann, alle am größten Betrugsfall seit Beginn der Industrialisierung beteiligten Personen und Unternehmen zu ermitteln und zur Verantwortung zu ziehen.
Genau so klar ist natürlich auch, dass es Bosch natürlich nicht um's Geld ging, als sie das Defeat Device für VW entwickelten und die Wolfsburger die Betrugssoftware nur eingesetzt haben, weil ihnen langweilig war… 🙄
Es ist echt widerlich, wie vorurteilsbeladen die Deutschen doch alle sind…
Unter Juristen heißt es:
"Wer sich vergleichen will ist schwach"
Kommt also einem Schuldeingeständnis nahe.
Aber in den USA wird ein Vergleich anders gesehen, als in Deutschland. Ein Vergleich befriedigt die Interessen beider Seiten. Und dann kann das Leben weiter gehen.
Jeder einzelne von uns macht es doch nicht anders. Flattert ein Knöllchen ins Haus bezahlen wir die 20€. Und das Leben geht weiter.