Dacia Sandero 2: Erste Fahrt
Billig, aber besser
Der günstigste Neuwagen Deutschlands wirft nach unserer Testfahrt nur noch eine Frage auf: Wie will die Billig-Konkurrenz auf Dauer gegen Dacia bestehen?
Malaga – 6.790 Euro sind viel Geld. Für einen Gebrauchtwagen wäre so ein Preis dennoch weit unter dem Durchschnitt (laut Autoscout24 liegt der durchschnittliche Gebrauchtwagenpreis bei rund 16.000 Euro), für einen Neuwagen der Hit. Entsprechend gut läuft der Dacia Sandero. Fast 100.000 Käufer haben sich seit 2008 in Deutschland für ihn entschieden. Einen Nachlass gab es nicht, höchstens einen Satz Fußmatten. Das Konzept funktionierte.
Dacia Sandero 2: ab 6.990 Euro
Anfang 2013 startet der neue Sandero. 200 Euro teurer als der erste, Festpreis. Basta! Dafür gibt es viel mehr als erwartet: ein hübsches Gesicht, mehr Sicherheit und ein Plus an Komfort. Die (hydraulische) Servolenkung bleibt nicht mehr nur den besseren Modellen vorbehalten, eine Schaltanzeige mahnt zu sparsamer Fahrweise.
Unübersehbar ist, dass der Sandero nicht mehr wie eine graue Maus aussieht. Der Wagen hat sich zum schicken Kompakten entwickelt. Offensichtlich wird aus dem Experiment Dacia eine feste Größe im Renault-Konzern.
Innen: Plastik mit Chrom und Navi
Was gibt es für 6.990 Euro. Zunächst einmal hübsch verpacktes Graubrot: So schön das Äußere, so schlicht das Innere. Vieles bleibt beim Alten. Man riecht die üblichen Weichmacher, Armaturenbrett und Verkleidungen bestehen aus Hartplastik. Das Platzangebot entspricht der ersten Generation. Vorne sitzt man mit viel Kopffreiheit, hinten mit wenig Platz an den Knien.
Hohe Türöffnungen ermöglichen großen und alten Menschen einen problemlosen Einstieg. Instrumente und Lüftungsdüsen wirken mit Chromringen wertiger. Nur 180 Euro kostet im Dacia das Navigationssystem mit Touchscreen, Bluetooth- und USB-Schnittstelle. Das lässt sich zwar einfach bedienen, dafür navigiert es etwas ungenau. Und es wird nur in der Top-Ausstattung Lauréate verkauft. Die allein kostet 2.000 Euro Aufpreis.
Turbo-Benziner im Sandero
Erstmals gibt es neben bewährter Renault-Technik einen neuen Motor im Sandero. Den 0,9-Liter-Dreizylinder-Turbo kennen wir aus dem aktuellen Renault Clio. Mit 90 PS und zahmen 135 Newtonmetern meißelt er keine Bestzeiten in den Asphalt, fährt aber flotter und effizienter als der alte 1,6-Liter-Vierzylinder. Ohne Turboloch beschleunigt der Sandero in 11,1 Sekunden von 0 auf 100 km/h, der 1,6er benötigte dafür 12,9 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit liegt mit 175 km/h sechs Stundenkilometer höher. Dacia gibt einen Verbrauch von 5,2 Litern pro 100 Kilometer an, bei meiner Testfahrt sind es 6,4 Liter. Respekt. Mit der Eco-Taste soll sich der Verbrauch (und die Kraft) um zehn Prozent reduzieren lassen.
Doch bevor ich mich in Details verliere - dass, was ein Kunde für 6.990 Euro bekommt, ist deutlich mehr, als erwartet. Und viel, viel mehr als die meisten Gebrauchten liefern. Aber dazu später mehr.
Denn vorher widme ich mich der Straße. Hier zeigt der Sandero außerhalb keine Stärke. Sportliche Fahrleistungen überlässt er anderen. Er bewegt sich eher wie ein treues Arbeitstier. Das Fahrwerk reagiert gutmütig-untersteuernd, das ESP (Serie) greift sanft ein und hält den Franko-Rumänen bei physikalischen Experimenten in der Spur. Ja, im Sandero lernt man Schlaglöcher besser kennen als in anderen Autos. Und ja, in Kurven wankt er zur Seite wie zuletzt der Renault unseres 1999 verstorbenen Hausmeisters. Das fühlt sich ungewohnt an. Aber macht manchmal auch Spaß.
Was bleibt unterm Strich
Eine Menge Auto. Der neue Sandero behält die alten Tugenden, ergänzt um neue Stärken. Dazu zählt neben dem Design, ESP und dem guten Motor außerdem zwei Seiten-Airbags. Richtig beängstigend ist aber das Paket drum herum. Denn Dacia gewährt drei Jahre bzw. 100.000 Kilometer Garantie. Die bietet kein Gebrauchtwagen in dieser Preisklasse. Und auch nur wenige Neuwagen aus Deutschland.
Dacia Sandero 2: Technische Daten
Der neue Benziner
- Modell: Dacia Sandero TCe 90
- Motor: 0,9-Liter-Turbo-Dreizylinder
- Getriebe: Fünfgang, manuell
- Leistung: 90 PS
- 0 – 100 km/h: 11,1 Sekunden
- Höchstgeschwindigkeit: 175 km/h
- Verbrauch: 5,2 Liter/100 km (NEFZ)
- CO2: 120 g/km
- Länge x Breite x Höhe: 4,06 x 1,73 x 1,52 Meter
- Kofferraum: 320 - 1200 Liter
- Preis: ab 10.090 Euro
- Marktstart: Anfang 2013
Der günstigste Benziner
- Modell: Dacia Sandero 1,2 16V 90 (LPG)
- Motor: 1,2-Liter-Vierzylinder
- Getriebe: Fünfgang, manuell
- Leistung: 75 (72) PS
- 0 – 100 km/h: 14,5 Sekunden
- Höchstgeschwindigkeit: 164 km/h
- Verbrauch: 6,1 (7,6) Liter/100 km (NEFZ)
- CO2: 138 (120) g/km
- Länge x Breite x Höhe: 4,06 x 1,73 x 1,52 Meter
- Kofferraum: 320 - 1200 Liter
- Preis: ab 6.990 (8.790, Ausstattung Ambiance) Euro
- Marktstart: Anfang 2013
Quelle: MOTOR-TALK
Ein sehr ordentliches Fahrzeug. Man hat das bisherige Erfolgskonzept nur noch weiter verbessert und verfeinert, wo es sinnvoll war - aber auch bei Dacia ist der verzweifelte "Premium"-Anflug merkbar - Chrom? Das will der klassische Dacia-Kunde doch kaum.
Hoffentlich verzettelt man sich da nicht.
Sehr schöner Artikel, toll und sachlich geschrieben. Toll das es noch Autos gibt die einfach nur ihren Zweck erfüllen - das dies mehr Menschen wollen als die Mitarbeiter der Marketing Abteilungen sehen wollen verraten die Verkaufs- und Kundenzufriedenheits Statistiken!
Ach italerie, mir gefällt das Chromzierrat außerordentlich gut, denn der Vorgänger wäre mir einfach zu bieder. Dieser hingegen ist richtig chic geworden, hat nichts von einem Billigauto.
Der Wagen wird mir immer sympathischer. Mal sehen, wie er real aussieht.
Ich finde, das Angebot ist fair.
Wunder kann man nidht erwarten.
Optisch ist auch nicht wirklich etwas zu mäkeln.
Eigentlich ein richtiger volkswagen. => Erschwinglich für
die Meisten.
Grüße
Toller Wagen!
Im Dacia Forum könnt Ihr schon die ersten Nicht-PR-Bilder sehen!
http://www.motor-talk.de/.../...mmt-der-neue-sandero-t4167555.html?...
Es ist cool, dass es einen Hersteller gibt, der einfache Billig-Autos produziert und zu einem fairen Kurs anbietet. Aber auch hier: Das Nachfolgermodell wird wieder teurer... auch wenn es nur 200 EUR sind. Dafür gibts mehr Ausstattung. Na toll. Will man die denn?
Irgendwann wird aus Dacia doch nur wieder ein Semi-Premium-Konzern, weil die Leute volle Hütte in der Karre haben wollen. Selbst bei einem Dacia. In zehn Jahren wiegt der Sandero zwei Tonnen, ist mit Assistensystemen vollgepackt und kostet dann schon 15.000 EUR in der Basis. Und alle freuen sich, weil das Auto ja so billig ist. 😜
Okay, das war jetzt übertrieben. Aber wenn man sich die Geschichte von Skoda anguckt, ist das ja im Prinzip nix anderes.
Genau das wird eintreten, und so etwas habe ich weiter oben bereits geschrieben. Wobei: Wollen das die Kunden wirklich?
Gewiss ist der neue Sandero nicht minder fair und überlegenswert wie die erste Version, aber der Trend zu "immer weiter, immer höher, immer schneller" ist auch bei Dacia angekommen. Eher nicht, weil der klassische Dacia-Kunde das verlangt, sondern weil die Konkurrenz es diktiert und man nicht länger der billige Jakob mit den einfachen Innenräumen sein will - Wettrüsten in kleinem Stil!
Und trotzdem werden sich gewisse Hersteller dann noch wärmer anziehen müssen. Was besonders witzig ist weil man Dacia, zumindest nach aussen hin, immneroch belächelt 😆
Die zusätzliche Ausstattung ist ja nicht irgendein Schnickschnack. Servolenkung, ESP und Airbags sollten schon Standard für ein Auto des 21. Jh. sein und damit wird das Basismodell sogar erstmals zu einer ernsthaften Kaufoption.
Die 7000€ Variante hat LPG?
Eigentlich ist die Karre ja nicht mal so übel! Das Heck erinnert an Citroen DS2!
Die Rückleuchten erinnern mich stark an VW Polo, 1er BMW, A-Klasse... Hmm ist wohl so ein Trend 🙄
Ich bin auch der Meinung das auch ein Dacia ein bisschen mit der Zeit gehen muss, sonst werden Kunden eher verschreckt als angelockt. Dacia bietet mittlerweile sehr viel für vergleichsweise sehr wenig Geld, genau das macht das Auto und die Marke so interessant.
Und überhaupt, desto charakterstärker man ist desto weniger lässt man sich von lachenden Statussymbol-Fahrern beeinflussen. 😊
Ein sicher sehr gutes Angebot.
Ich persönlich war total überrascht als ich mir vor einigen Tagen mal die Preisliste des neuen Sandero angesehen habe. Für 11k € (als TCe 90) bekommt man wirklich ein ansprechendes Fahrzeug, das jetzt auch endlich über Sicherheitsdetails wie beispielsweise ESP verfügt. Dazu das schicke neue Media-Nav und überhaupt: Das was man bisher vom neuen Sandero sieht, ist doch buchstäblich ansehnlich. Damit kann man sich überall sehen lassen. Den in zeitlosem Schwarz lackiert und Leute, die mit Autos nicht viel anfangen können, müssen erstmal raten, wo genau der optische Unterschied zwischen einem Sandero und einem Polo liegt...
Der neue Sandero wird bestimmt gut einschlagen. Nicht wenige, ich inklusive, werden sich fragen, warum man für über 6k € mehr z. B. einen Clio IV (als Dynamique TCe 90) nehmen soll. Im Grunde ist das ja das identische Fahrzeug, wenn ich das richtig sehe. Natürlich schneidiger gestylt mit sicher auch üppigerer Dämmung gegen die Fahrgeräusche. Für die tägliche Fahrt zur Arbeit bzw. für das tägliche Herumstehen im Stau reicht ein neuer Sandero aber allemal...
Ok, schon möglich, allerdings:
Der Polo geht dann bei 30.000 Euro und der Golf bei 40.000 Euro los.
Somit wäre der Abstand wieder gewahrt.
Ich finde den Preis ab 7000 Euro pervers(günstig).
BTW: Schade daß VW die 20 % Ersparnis bei der Herstellung des neuen Golf nicht wenigstens teilweise an die Kunden weitergibt.