BMW mit ruhigem Quartal: Warten auf die Modelloffensive

BMW startet in eine spannende Zukunft

MOTOR-TALK

verfasst am Tue Nov 07 12:25:43 CET 2017

Die größte Modelloffensive der Unternehmensgeschichte steht an, im Nacken sitzen die Investoren und die Märkte haben Migräne. Spannende Zeiten warten auf BMW.

Seit Jahren sinkt bei BMW die Marge im Kerngeschäft
Quelle: Picture Alliance

München - BMW dürfte angesichts der Wirren in der Branche ein ruhiges drittes Quartal gehabt haben - zumindest, was die Geschäftszahlen angeht. Umsatz und Ergebnis werden nach Analystenschätzungen etwa auf Vorjahresniveau liegen, wenn BMW-Chef Harald Krüger und Finanzvorstand Nicolas Peter am Dienstag (7. November) die Zahlen vorlegen. Doch Investoren wird interessieren, wie es vorangeht mit der ausgerufenen Modelloffensive - und ob die Kehrtwende bei der sinkenden Auto-Marge in greifbare Nähe rückt.

Zwischen Juli und September lieferten die Münchener weltweit inklusive der Kleinwagenmarke Mini gut 590.000 Autos aus, rund 1,2 Prozent mehr als vor einem Jahr. Gegenüber dem Premium-Rivalen Mercedes-Benz aus dem Daimler-Konzern verliert das Dax-Unternehmen damit weiter an Boden. Die Stuttgarter verkauften von der Marke mit dem Stern in den ersten neun Monaten 1,72 Millionen Pkw, BMW hingegen 1,54 Millionen. Insbesondere in Großbritannien und den USA tun sich die Bayern derzeit schwer.

Größte Modelloffensive der Unternehmensgeschichte

Doch Krüger hat sich nach dem Verlust der Führungsposition bei Premiumautos auf die Fahnen geschrieben, vor allem Technologieführer zu sein. Die Marktführerschaft bei Elektrofahrzeugen hat BMW - in diesem Jahr gingen bislang knapp 68.700 elektrifizierte Autos an die Kundschaft. Endlich scheint sich auszuzahlen, dass BMW mit dem i3 früh auf die Technik setzte.

68.700 E-Fahrzeuge lieferte der bayerische Autobauer dieses Jahr aus
Quelle: Picture Alliance
Doch Investoren wird das nicht reichen, sie warten auf die Kehrtwende bei der Marge im Kerngeschäft. Diese sinkt seit Jahren, auch wenn sie sich weiter im angepeilten Zielband zwischen acht und zehn Prozent bewegt. Auch deshalb hat Krüger die seinen Worten zufolge größte Modelloffensive der Unternehmensgeschichte angestoßen.

Analyst Daniel Schwarz von der Credit Suisse geht davon aus, dass es noch bis ins nächste Jahr dauert, bis die neuen Versionen vom 5er, vom Stadtgeländewagen X3 und vom Mini Countryman weltweit verfügbar sind und die Verkäufe sowie die Rendite spürbar anschieben können. Neue Modelle bedeuten in der Autoindustrie in aller Regel auch höhere Verkaufspreise sowie höhere Margen.

Schlechte Stimmung an den Märkten

Die Erwartungen am Markt seien aber weniger positiv, schreibt Schwarz. Die schlechte Stimmung um die Aktie sei aber nicht gerechtfertigt, BMW habe mit der Erfahrung im Elektrosegment, seiner Profitabilität und den kommenden Produkten viel zu bieten. Das hat sich im Aktienkurs noch nicht niedergeschlagen: Während Dax und europäischer Autosektor im bisherigen Jahr rund ein Sechstel zulegten, liegt BMW nur mit knapp 2 Prozent im Plus. Auch Daimler steht jedoch nicht viel besser da.

Morgan-Stanley-Analyst Harald Hendrikse gehört zu den Kritikern der Münchener. Daimler mache zum Beispiel größere Fortschritte hin zur neuen Autogeneration. BMW dürfte die Risiken aus sinkenden Dieselzulassungen in Europa sowie der Belastung durch fallende Restwerte des Selbstzünders zwar gut managen. Der Konzern sei diesen Risiken aber im Vergleich am stärksten ausgesetzt und das dürfte Druck auf zukünftige Ergebnisse zur Folge haben.

Für das dritte Quartal gehen die von der Nachrichtenagentur Bloomberg bis Montag befragten Analysten von einem etwa stabilen Umsatz bei 23,3 Milliarden aus. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern wird demzufolge mit 2,37 Milliarden Euro nur knapp unter dem Vorjahreswert erwartet.

 

Quelle: dpa