Motorkultur
Bremen Classic Motorshow: Schraubenpolierer mit Berührungsängsten
Von Frank Brendel Das Oldtimer-Messen-Unwesen nimmt seinen traditionellen Anfang immer in den trüben Februartagen des Jahres. Kein vernünftiger Mensch bewegt sein Heiliges Blech auf eigener Achse zum unförmigen Messehallen-Schlauch an der Weser, denn auf den Strassen treibt sich neben frierender Nässe auch der gefürchteste aller Angstgegner sein Unwesen: Streusalz!
Aber zum Fahren sind die Autos, die es in ihren klimatisierten Trailern bis auf einen sorgsam umzäunten Stand geschafft haben, zumeist nicht bestimmt. Viel eher sollen sich die Kenner der Fahrzeughistorie in den tiefen des dreifach hochglanz polierten Lackes verlieren, die Perfektion einer Verchromung bewundern und den geleckten Motorraum mit einem wissenden Nicken selig sprechen.
Natürlich weiß nur ein Teil der interessiert Dreinschauenden, dass diese Motoren nie wieder den befreienden Gasaustausch auf der Landstrasse erleben werden. Denn diese zu Tode restaurierten Vertreter einer einst stolzen Rasse von Sportwagen und Luxuslimousinen sind im Laufe der Jahre Opfer ihrer eigenen Legenden geworden. Sie taugen nun vorzüglich als Investment. Da kann ein 300 SL noch so aufreizend seine Türen spreizen, eine kleine Spritztour um die Häuser ist einfach viel zu riskant.
Auch die gefühlten 30 Ford Mustangs, die auf interessierte Werbeleute harren, werden wohl nicht mehr so viel bewegt werden, wenn ihre gesetzten Fahrer nach den ersten Ausfahrten merken, dass es in den alten Karren nach Benzin, Öl und Abgasen stinkt wie im Elbtunnel und das Einparken ohne Servo nicht soviel Freude am Fahren vermittelt, wie vermutet. Dann werden die wilden Hengste in den dunklen Verliesen von Tiefgaragen abgestellt und als stille Reserve für schlechtere Zeiten gebunkert.
Da also die meisten Autos gar nicht mehr zum Fahren gebraucht werden, ja deren Nutzung als Fahrzeug den Wert mindert, werden sie auch in Zukunft ihre Reisen in Trailern zubringen, bis sie ihre finale Garage erreicht haben. Wäre ja auch schade, das teure Stück dem Risiko eines Kratzers auszusetzen. Deshalb achten die Aussteller sorgsam darauf, dass die vorwiegend Minderwohlhabenden, aus denen sich das Gros der Besucher rekrutiert, nicht zu Nahe kommen.
Die Trauer der um ihren ursprünglichen Zweck gebrachten Autos, wer wird ihn je ermessen.
-> Link: Bremen Classic Motorshow
-> Link: Bremen Classic Motorshow 2010 (Pixelprinzen, flickr)
-> Link: Bremen Classic Motorshow 2010 (Pixelprinzen,Teil II, flickr)
(Foto: Thorsten@Pixelprinzen)
Quelle: Chromjuwelen