Ohne Dieselruß, Stickoxid oder Feinstaub: Der Brennstoffzellen-Zug
Brennstoffzellen-Zug nimmt Betrieb in Hessen auf
Nicht nur bei Autos sind alternative Antriebe auf dem Vormarsch. Von Wiesbaden nach Frankfurt fährt jetzt der Coradia iLint - ein mit Wasserstoff betriebener Zug.
Wiesbaden/Frankfurt - Hessens Wirtschafts- und Verkehrsminister Tarek Al-Wazir bittet um Ruhe: "Sie hören, dass sie nichts hören", ruft der Grünen-Politiker begeistert, als der Nahverkehrszug den Wiesbadener Bahnhof verlässt. Es ist ein besonderer Zug, der an diesem Freitag auf seinem Weg nach Frankfurt nur etwas Wasserdampf in die Luft bläst, aber keinen einzigen Partikel Dieselruß, Stickoxid oder Feinstaub. Statt eines Dieselmotors treiben Brennstoffzellen und Batterien den knallblauen "Coradia iLint" des französischen Herstellers Alstom an.
Von außen ist nur an den aufgedruckten chemischen Symbolen zu erkennen, dass es sich nicht um einen ganz normalen Nahverkehrszug handelt. "Wir verkaufen hier keine grünen Bananen, sondern einen Zug, der wirklich fährt", sagt Jörg Nikutta von der Alstom Transport Deutschland GmbH stolz. Hier im Rhein-Main-Gebiet lockt nach Niedersachsen bereits der zweite Großauftrag für die junge Technologie, die zur umweltfreundlichen Alternative auf nicht elektrifizierten Nebenstrecken werden soll.
Schwarzer und grüner Wasserstoff
Zumindest beim direkten Betrieb eines solchen Zuges fallen außer dem Wasserdampf keine Emissionen an, weil in der Brennstoffzelle Wasserstoff kontrolliert mit Sauerstoff aus der Luft reagiert und so Strom für den Elektromotor liefert. Zwei schwere Batterien speichern zusätzlich die Bremsenergie und überschüssigen Strom aus der Zelle. Allerdings kommt reiner Wasserstoff in der Natur nicht vor, sondern muss mit hohem Energieaufwand aus Verbindungen wie Wasser gelöst werden.
Im Industriepark Frankfurt-Höchst haben sie lange Erfahrungen mit dem hochexplosiven Gas, das bei der Produktion organischer Grundstoffe massenhaft anfällt. Bislang wird der Wasserstoff beispielsweise in der Düngerproduktion weiterverwendet oder schlicht zur Stromgewinnung verbrannt, erläutert Joachim Kreysing vom Industriepark-Betreiber Infraserv.
Gewonnen wird der Wasserstoff bei der sogenannten Chlor-Alkali-Elektrolyse, für die zunächst reichlich Energie aufgewendet werden muss. Der so gewonnene Wasserstoff kann keineswegs als klimaneutral bezeichnet werden. Man spricht in diesem Fall auch von "schwarzem Wasserstoff".
"Grünen Wasserstoff" bekommt man erst, wenn das Gas allein mit dem Einsatz regenerativer Energien erzeugt wird. Vor allem die Windenergie-Branche setzt große Hoffnungen in das Power-to-Gas-Verfahren, bei dem Wasser mit Hilfe des Windstroms in Sauerstoff und speicherbaren Wasserstoff aufgespalten wird. In Schleswig-Holstein sollen Windkraft und Brennstoffzellen-Züge miteinander gekoppelt werden, eine dritte Ausschreibung nach Niedersachsen und Hessen ist geplant. "Dann wäre unser Traum perfekt", schwärmt Alstom-Manager Nikutta.
Gleiches Problem für Autos und Zug: Zu wenig Tankstellen
Ähnlich wie bei den Autos ist auch für Züge das noch sehr löchrige Netz von Wasserstofftankstellen das Hauptproblem der Brennstoffzelle. Das Land Hessen fördert die geplante H-Tankstelle im Industriepark Höchst, zu der die künftigen Wasserstoff-Regionalbahnen von ihren Strecken durch den nahen Taunus immer wieder zurückkehren müssen. Perspektivisch könne man natürlich auch "grünen Wasserstoff" einsetzen, sagt der Chef des Rhein-Main-Verkehrsverbundes (RMV), Knut Ringat. Zunächst sei man aber sehr froh, in Höchst überhaupt eine Wasserstoff-Infrastruktur nutzen zu können.
Bis zu 26 Züge will der RMV bestellen, die europaweite Ausschreibung mit einem Volumen von rund 150 Millionen Euro wurde an diesem Freitag gestartet. Ob Alstom den Zuschlag ab 2022 erhält, sei noch offen, erklärt Ringat. In Niedersachsen, wo die Züge auch gebaut werden, sind die Franzosen schon weiter und haben bereits einen Auftrag über 14 Fahrzeuge in der Tasche. Ab diesem Sommer ist ein Probebetrieb mit Fahrgästen rund um Bremervörde geplant.
Quelle: dpa
Man müsste zum Artikel noch schreiben, dass in Höchst eine der größten Chlor-Alkali-Elektrolyseanlagen Deutschlands steht. Produkt aus Kochsalz wird Chlor und Natronlauge. 250.000 Jahrestonnen Chlor, 275.000 Jahrestonnen Natronlauge. Siehe https://www.thyssenkrupp.com/.../press-release-47855.html
Anschlussleistung bei 2000 kWh/t Natronlauge wären im Jahr also 1/2 TWh bzw. auf 7000 Stunden etwa 80 Megawatt. Also rund 1 Promille der deutschen Gesamtstromerzeugung geht dahin, die haben übrigens ein eigenes GuD Kraftwerk "nebenan" stehen. Strom geht in die Anlage, der Dampf in die "Destillen" am Standort. Wasserstoff ist in dieser Anlage ein Nebenprodukt der Elektrolyse, für das es im Werk keine ausreichenden Abnehmer gibt. Daher wurde der Überschuss an Wasserstoff bisher u.a. verbrannt und hat daher "Dampf" gemacht.
Ökonomisch sinnvoll ist das "eher nicht", da das Kilo Wasserstoff an der "Opeltanke" etwa 9€/kg kostet, was diesen beim Brennwert drei mal teurer als Erdgas (für PKW Nutzung, brutto) und sechsmal teurer als LPG macht.
Grob gerechnet: 1 kg Wasserstoff per Elektrolyse herzustellen sind etwa 220 MJ/kg bzw. 61 kWh, was aus Windstrom mit 8 Cent/kWh EEG Kosten bereits 4,80€ sind. Autsch. Das würde ich nicht wirklich als "zukunftsfähig" ansehen. Es sei denn Bahnfahren auf Nebenstrecken soll Luxus werden.
Watt is ne Brenstoffzelle. 😆
Ich dachte, dass in einer Brennstoffzelle auch NOX entsteht.
Wo ist die News? https://www.bo.de/.../...enau-sollen-ab-2021-wasserstoff-zuege-faehren ist von Herbst 2016.
notting
... oder die:
http://t.haz.de/.../Dieser-neue-Zug-faehrt-mit-Wasserstoff-Antrieb
Von letztem November
Wie bitte, zwischen Wiesbaden und Frankfurt ein Brennstoffzellen-Zug? Da hängt auf allen Strecken eine Oberleitung...da wäre ökonomischer Unsinn dort so ein Fahrzeug einzusetzen. Die Vorstellungsfahrt mag dort gefahren sein, aber planmäßigen Betrieb halte ich für sehr unwahrscheinlich. Allein von der Platzkapazität des Zuges...
Quatsch das Ganze, sowohl energetisch, als auch preislich. Die Haupteigenschaft eines Schienenweges ist die Tatsache, dass der Nullleiter ständig Kontakt mit dem Zug, der auch nicht den Schienenweges verlässt, dass er den Verlust des Kontakte zur Oberleitung befürchten muss. Zudem ist ein Tesla stärker motorisiert, als eine Regionalbahn mit 200 Sitzplätzen. Also ein Akku täte es zur Not auch, brauch aber nicht, nimmt man eine Technik die 120Jahre bestens funktioniert. Von der Kohle lassen sich ca 350km Strecke Elektrifizierung bezahlen, die dann auch dauerhaft weniger Energie (Kosten) benötigen, als das Wasserstoffgedöns.
Da hat der dpa-Schreiberling mal wieder einiges durcheinandergeworfen.
Die Demonstrationsfahrt ging von WI nach F, aber der Einsatz soll wohl eher auf den Taunusstrecken stattfinden.
Sehr interessant wär dies Fahrzeug für den Prigniz-Expreß Wittenberge - Berlin über Wittstock (Dosse) und Neuruppin, dessen Diesel-betriebene Fahrzeuge nicht in den Nord-Süd-Tunnel Fernbahn einfahren dürfen und damit Berlin-Hauptbahnhof nicht bedienen können. Mit dem iLint hingegen wäre das möglich.
6000 Euro für die Aufrüstung mit diesem Akku... bei einem Zug, der auch so schon seinen Preis hat. (Was ein ZOE ist, weil ich nicht)
Wo kommen diese 15 Millionen her?
Wenn ich die im Artikel genannte Ausschreibungssumme von rund 150 Millionen durch 26 Züge teile, komme ich auf einen Gesamtpreis von 5,77 Mio pro Zug.
Rekuperieren soll der iLint auch, wie es in dem dpa-Artikel oben heißt: "Zwei schwere Batterien speichern zusätzlich die Bremsenergie".
Und der Coradia iLint soll laut Hersteller 600 bis 800 km mit einer Tankfüllung fahren können. Siehe:
http://www.alstom.com/.../
Nebenbei bemerkt: mit 654 trägt der vorgeführte Zug eine Baureihennummer, deren 6 auf der Hunderterstelle eigentlich für dieselgetriebene Fahrzeuge vorgesehen ist...
Wie? Es findet keine Verbrennung als solches statt. Es heisst nur Brennstoffzelle. Durch die Elektrolyse wird halt eben Strom freigesetzt. Wenn keine Verbrennung stattfindet, ensteht kein NOx. Es gibt halt keinen Sauerstoffüberschuss, welches durch die Wärme mit Stickstoff zu einer NOx Verbindung werden kann.
Nö. Mangels Flamme bzw. einem stickstoffhaltigen Brennstoff faktisch unmöglich.
6000 sind auch weniger als 5 Mio. 😉 3 Züge brauchst du aber für den Minimalbetrieb auf einer 100km langen Strecke
JEDER Brennstoffzeöllenantrieb braiucht eine Batterie, weil die Leistung der SOFC nicht ganz so gut regelbar ist. Beim Anfahrstrom würde es schon mächtig "dampfen" zum Bremsen brauchst du ihn sowieso (plötzliche Lastabschaltung - SOFC bekommst du nicht unter 2-10 sec reduziert, deswegen ja Akku, siehe auch Toyota Mirai.
Ach so, der Renault ZOE ist das E-Auto, was du gebraucht schon um die 5000€ bekommst (+Restakkumiete)
Noch was: Reichweite 600km mit H2, heißt, man braucht ein H2-Tankstellennetz an gewissen Steckenpunkten, kostet sicher deutlich mehr, als eine Dieseltankstelle (ca 1Mio €) die Rechnung wird immer schlechter. Wenn H2 in der Öko-Gesamtbilanz besser ausfallen würde, wäre es noch irgendwie vertretbar, aber solange H2 auch eine ökologische Belastung darstellt - keine Chance.
Solange H2 nebenbei anfällt bei Höchst, kann man so Späße machen, ansonsten ist die Brennstoffzelle energetischer Unsinn. Einzig und allein wenn man quasi unendlich grünen Strom hätte und es keine einzige andere Möglichkeit gäbe, den Zug mit Energie zu versorgen, kann man sowas akzeptieren.