Autosalon Paris 2012
Brot und Butter statt Croissants und Champagner
Paris ist die Stadt der Liebe, und in diesen Tagen dreht sich in Paris jedes Rad um die Liebe zum Automobil. Liebe ist indes auch nötig. Nicht, weil das Blech weniger glänzt oder Autos lieblose Computer auf Rädern geworden sind. Sondern, weil die Stimmung der Hersteller und die Absätze mies sind. Den Pariser Salon wollen viele nutzen, um nach Luft zu schnappen.
Mondial de l’automobile, die Welt des Automobils. Das ist seit 1898 eine Legende. Das Auto selbst ist nicht viel älter als die „mondial“, die bis in die 1930er Jahre die wichtigste Automesse überhaupt war. Die Traumstadt für Chrom und Kurven, seit 1962 am Tor zu Versailles. Raum für außergewöhnliche, für besondere Autos wie Citroën DS (1955) oder BMW M1 (1978). Solche Premieren zeigte man gern in Paris – lieber als im grauen Frankfurt, im kühlen Genf oder im bröckelnden Detroit.In diesen Tagen, Wochen und Monaten bröckelt es auch in Paris. Die Heim-Marken brauchen dringend ein bisschen Glanz, denn sie haben ein Problem: Die Wirtschaftskrise sorgt für dramatische Arbeitslosenquoten in den großen Märkten Spanien (24,2 % Arbeitslose), Italien (9,5 %) und Frankreich (9,9 %). Und Arbeitslose kaufen keine (neuen) Autos.
Schlechtestes Autojahr seit 1993?
Am stärksten leidet PSA Peugeot-Citroën: Mindestens 8.000 Stellen und ein Werk fallen weg. Wenn der Staat nicht hilft, wird das nicht ausreichen. Im ersten Halbjahr 2012 erwirtschaftete PSA 819 Millionen Euro Verlust. Konkurrent Renault blieb im Plus; dank der Partnerschaft mit Nissan. Trotzdem sank der Gewinn der Marke gegenüber dem Vorjahr um 61 Prozent.
Viele Gäste bringen schlechte Zahlen nach Frankreich mit. Ford rechnet 2012 mit einem Europa-Verlust von mehr als einer Milliarde Dollar, Fiat verkaufte im ersten Halbjahr nur noch 460.000 Autos. GM Europe verlor im gleichen Zeitraum über 600 Millionen Dollar. "Die Erholung Europas wird kein Phänomen sein, das sich in zwei Quartalen abspielen wird", sagte Ford-Finanzvorstand Bob Shanks. Ford will einige hundert Arbeitsplätze abbauen - nur. Man ist global gut aufgestellt und kann die Verluste aus dem Europageschäft kompensieren.
Der VW-Konzern, BMW und Daimler profitieren ebenfalls von ihrer globalen Ausrichtung – und fahren vergleichsweise gelassen zum Auto-Salon nach Paris. Dennoch, auch bei Daimler beginnt das Sparen; derzeit noch bei den Schichtplänen. Ob es dabei bleibt? Das Duisburg-Essener CAR-Center erwartet 2013 das schlechteste Verkaufsjahr in Westeuropa seit 1993.
Brot und Butter statt Premieren
Was im angekündigten Premierenkonzert auffällt. In der vielleicht schönsten Hauptstadt Europas, auf der wichtigsten Messe 2012, dominieren Brot und Butter. Die größten Schlagzeilen produzieren dieses Jahr Massenmodelle wie der VW Golf, der Ford Fiesta, Renault Clio, Toyota Auris oder Dacia Sandero. Was vergessen? Audi zeigt als Weltpremiere den fünftürigen A3, nun ja …
Überhaupt: Premieren „feiert“ kaum noch ein Hersteller auf dem Autosalon in Paris . Die meisten Neuerscheinungen sind, samt offizieller Daten und Fotos, schon lange bekannt. Das fallende Premieren-Tuch ist eher Ritual – darunter steckt nur noch selten Überraschendes. Fords Mondeo stand schon in Detroit und Amsterdam, der Golf in Berlin, über Opels Adam haben alle Medien berichtet.Aber, ganz vielleicht, nein - ganz sicher hat sich die Branche das wahre, überraschende Premierenfeuerwerk aufgespart, für ein Überraschungsfeuerwerk am Tor von Versailles. Und vielleicht stellt er sich ja dann ein, der „Geist von Paris“:
Wie umgehen mit Absatzkrise, Kreditkrise, Überkapazitäten und Innovationsstau? Das hab‘ ich in Paris gelernt, summen wir mit Chris Howland. Und zwar im Handumdrehen. Nach Ansicht der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC ist die Talsohle schon erreicht. Bis 2014 soll die Produktion wieder um knapp zwei Millionen Fahrzeuge steigen, erwarten die Experten. Santé!
Quelle: MOTOR-TALK
Die Autoindustrie sollte die Gelegenheit nutzen, sich wieder auf ihre Grundwerte zu besinnen.
Es ist kein Autokaufproblem, sondern ein Autounterhaltsproblem.
Wie soll ich mir einen Neuwagen kaufen, wenn ich an der Tanke 1,70€ latzen muss? Wenn die Hersteller keine alternativen Konzepte präsentieren können/wollen, sollen sie die Dinger halt aufn Mond schießen oder verschrotten.
Wo bleibt die Revolution im Antriebskonzept? Seit Jahren passiert nichts. Hier hat nicht ein Hersteller versagt, sondern eine ganze Industrie.
Ja, hier ist die Autoindustrie auf dem besten Weg, sich selbst den Weg in die Zukunft zu verbauen.
Stimmt absolut.
http://www.motor-talk.de/news/hybrid-statt-elektro-t4193219.html
Die Revolution liegt sicher in den Schubladen - nur muss jemand dafür sorgen dass die Industrie solche Autos plötzlich massenhaft und somit profitabel loswird.
Und da kommen der Staat bzw. die Ölmultis ins Geschäft.
Einer oder beide werden für den bisherigen PKW Verbrennungsmotor - Kunden irgendwann Spielverderber sein.
Die neuen Antriebskonzepte werden urplötzlich bezahlbar bzw. Endverbraucher steht mit einem Haufen wertlosem Sondermüll da.
Milliarden an provozierten Neuanschaffungskosten werden den Herstellern dann ihre bisherige Zurückhaltung versüßen.
Es würde ja schon viel bringen, wenn die Verbräuche der angebotenen Neufahrzeuge mal etwas drastischer sinken würden. Aber leider versagten die Hersteller bisher auch beim Thema Leichtbau, was hierbei unabdingbar dazugehört.
Also eine Totenmesse? Glaube ich kaum. Nur die Journalisten übertreiben wieder maßlos. So als würden dort alle Trauer tragen, die Fahnen der Marken nur auf Halbmast wehen und statt neuer Autos würden nur günstige Ersatzteile und bunte Aufkleber präsentiert.
Das komische ist nur, dass alle von einer Krise sprechen, tja nur gibt es diese faktisch nicht, weder bei den Herstellern noch bei den Menschen daheim.
Naja, wenn man die Maßnahmen der Hersteller im Einzelnen betrachtet, bekommt man aber auch nicht den Eindruck, daß ein Wirtschaftsaufschwung bevorsteht.
Bei Arbeitslosenquoten von über 24% in Griechenland, über 25% in Spanien, über 10% in Italien und Frankreich, fast 16% in Portugal und über 8% in Grossbritannien (Quelle: Eurostat) und keiner Aussicht auf Besserung finde ich die Prognose von PricewaterhouseCoopers, dass die Talsohle bereits durchschritten sei, recht mutig.
Grüsse
Norske
würde ich so nicht verallgemeinern. Gerade den Herstellern (außer MB, VW und BMW) geht momentan richtig die Muffe. Und 2013 soll es lt. Wirtschaftsforschern noch dusterer werden.
Grüße
Seh ich auch so. Momentan würde ich in Aktien von Autoherstellern und -zuliefern nur kurzfristig investieren.
Viele Grüße,
Martin
Nur weil es mal nach einem großen und steten Aufschwung einen leichten Abschwung gibt, ist das noch keine Krise.
Tja, dass kommt davon, wenn die Hersteller immer schlechtere Qualität anbieten und bewusst Autos bauen, die nach einer bestimmen Laufleistung garantiert kaputt gehen.
Außerdem wollen die Hersteller dem Fahrer die Macht über das Auto immer mehr entziehen (siehe nur nervige Assistenzsysteme und nicht abschaltbare ESPs), da machen viele nicht mit.
Wie wäre es, qualitativ hochwertige Autos zu bauen, die auch nie rosten? Die Technik (Vollverzinkung) ist seit Jahrzehnten vorhanden, nur nutzen will sie keiner.
Arme (Auto-)Welt.
Der 4C muss endlich her, mein Konto läuft langsam über!!!