Nissan Micra (K14): Fahrbericht, erster Test, technische Daten
Bunt, breit und europäisch
Nissan legt beim neuen Micra eine Kehrtwende hin. Die neue Generation des Kleinwagens soll vor allem in Europa gut ankommen. Wir waren mit dem Japaner unterwegs.
Skagen – Es gibt diese Geschichte über den Nissan Micra. Weil er weltweit Käufer finden sollte, musste er hohe Anforderungen erfüllen. Hoch im Wortsinn: Er musste genug Kopffreiheit für Turbanträger bieten. Damit er wendig durch den Verkehr thailändischer Großstädte flitzen konnte, sollte er außerdem möglichst schmal sein.
Womit geklärt wäre, warum der Micra aktuell etwas, sagen wir: undynamisch aussieht. Zu hoch für die Breite irgendwie. Vor allem aber erzählt die Geschichte etwas über die Probleme eines Weltautos: Weil es überall funktionieren soll, riskiert es, nirgendwo richtig zu funktionieren. Beim neuen Nissan Micra soll das nicht passieren. Statt in Thailand baut Nissan ihn im französischen Flins. Der Micra wurde nicht als Welt- sondern als Europa-Auto entwickelt.
Man sieht das auf Anhieb. Acht Zentimeter breiter wurde er und etwa 17 Zentimeter länger. Besonders originell sieht der Micra nicht aus, aber da lässt sich nachhelfen. Am silbernen Testwagen fallen die Anbauteile in "Energy Orange" ins Auge. Es gibt sie auch in Silber auf Blau oder in Weiß auf Schwarz. Die Basisausstattung trägt allerdings kein Bunt.
Neuer Nissan Micra: Fahrbericht im Prototyp
Im Innenraum beziehen die Designer großflächig das Armaturenbrett und Teile des Mitteltunnels mit Kunstleder. Mit all den Fugen, Falten und Wellen wirkt das unruhig, bringt aber etwas Fröhlichkeit ins Interieur. Der weiche Kunststoff auf der Oberseite des Armaturenbretts fühlt sich gut an. Insgesamt gibt es laut Nissan 125 Farbkombinationen.
Die Türinnenverkleidung besteht aus Hartplastik, sieht aber manierlich aus. Die Armauflagen in den Türen sind gepolstert. Der Instrumententräger stammt aus dem Qashqai – Kompaktklasse-Niveau also. In seiner Schlichtheit wirkt er wie ein Fremdkörper im unruhigen Micra-Cockpit.
Bei unserem silbernen Probefahrzeug handelt es sich noch um einen Prototypen, der innen zu 90 bis 95 Prozent auf Serienstand sein soll. Technisch fehlt noch ein bisschen Feinabstimmung bei Motor und Fahrwerk. Das merkt man beim getesteten 0,9-Liter-Benziner gelegentlich an leichtem Ruckeln bei Halbgas.
Der Motor stammt aus dem Regal des Allianzpartners Renault. Im Nissan fährt er schön leise, bei voller Beschleunigung - er dreht recht frei hoch - wird er vernehmbar aber nicht unangenehm laut. Das typische Dreizylinder-Gedröhne fehlt: Nissan hat den kleinen Micra offenbar gut gedämmt, was beim Diesel, den wir ebenfalls kurz fahren konnten, noch deutlicher wird. Randnotiz: beim Vorgänger stand über den kompletten Bauzeitraum kein Diesel im Lieferprogramm.
Nissan Micra mit prima Lenkung und Fahrwerk
Mit 90 PS und 140 Newtonmeter reißt man zwar keine Bäume aus, aber man traut dem Micra auch auf der Autobahn was zu. Mit etwas mehr als 1.100 Kilo liegt das Gewicht im Klassenrahmen, bis zu 1.200 Kilo darf der Micra an den Haken nehmen.
Richtig gut gefiel uns die Lenkung. Prima gewichtet, lässt der Micra sich direkt und präzise um die Kurven steuern. Richtig sportlich fühlt sich das sogar an. Möglich, dass manche Fahrer für den täglichen Weg zur Arbeit eine leichtgängigere und um die Mitte weichere Lenkung bevorzugen. Uns gefiel das solide, kontrollierte Handling.
Zum Glück spielt das Fahrwerk gut mit. Es arbeitet eher straff, aber nicht unkomfortabel. Verbindlich und berechenbar geht der Micra über holprigen Asphalt. Beeindruckend neutral und zügig lässt er sich durch schnelle Wechselkurven werfen, sogar bei Nässe. Kaum ein Untersteuern ist zu spüren. Nissan schreibt das der „aktiven Spurkontrolle“ zu, die je nach Fahrsituation die kurveninneren Räder abbremst.
Neues Infotainment und viele Assistenten
Die neue Europa-spezifische Ausrichtung des Micra merkt man nicht nur an Design und Fahrverhalten. Auch bei den Fahrhilfen passt Nissan ihn an den europäischen Standard an. Es gibt eine Spurhaltehilfe, die per Bremseingriff gegensteuert, einen Notbremsassistenten (serienmäßig) mit Fußgängererkennung (optional), Verkehrsschilderkennung, automatisches Fernlicht oder eine 360-Grad-Kamera. Nicht schlecht für einen Kleinwagen.
Das optionale Infotainment mit 7-Zoll-Touchscreen ist schön groß und kann Apple Carplay. Die übersichtliche Bedienung kennt man aus anderen Nissan-Modellen, die mittelmäßige Grafik leider auch. Enttäuscht hat uns das Platzangebot. Nicht im Kofferraum, der ist mit 300 Litern ordentlich. Aber auf der Rückbank bietet der Micra recht wenig Knieraum.
Passt also alles soweit beim Nissan der 5. Generation mit dem Kürzel K14. Jedenfalls für uns Europäer. In anderen Teilen der Welt wird er schlechter funktionieren. Das ist beabsichtigt: Nissan plant, ihn in deutlich weniger Ländern zu verkaufen als die auslaufende Generation K13. Wirtschaftlich ergibt das trotzdem Sinn, denn der Micra wird sich viel Technik mit dem nächsten Renault Clio teilen.
Technische Daten Nissan Micra
- Motor: 0,9-Liter-Dreizylinder-Benziner mit Turbo
- Leistung: 90 PS (66 kW) bei 5.500 U/min
- Drehmoment: 140 Nm bei 2.250U/min
- Antrieb: Fünfgang-Handschaltung, Frontantrieb
- Höchstgeschwindigkeit: 175 km/h
- 0-100 km/h: 12,1 s
- Verbrauch: 4,4 l/100 km
- CO2: 99 g/km
- Länge: 3,999 m
- Breite: 1,734 m
- Höhe: 1,455 m
- Radstand: 2,525 m
- Kofferraum: 300-1.004 l
- Leergewicht: 1.053 kg
- Preis: ab 15.790 Euro
- Marktstart: März 2017
Ist das jetzt der Clio mit einer Nissan-Maske?
Optisch irgendwo zwischen Renault Clio und Ford Fiesta, fällt nicht groß auf, kann ja auch nicht jeder Nissan-Kunde Qashqai fahren...😉
sieht irgendwie geil aus...
Wie macht man bei diesem Wagen den Schulterblick, wenn man nur noch den Innenraum sieht? C-Säule kann man das nicht nennen, sondern eher C-Mauer und demzufolge weiß ich schon, dass dieser Wagen im ADAC-Test durchfallen wird.
Ich find ihn optisch cool, vor allem verglichen mit
dem Vorgänger. Dass man bei Renault mittlerweile
auch ganz passable Autos baut, finde ich beruhigend,
wenn ich den (Renault)Produktionsstandort Flins lese
(zumal ja Nissan 3 Jahre Garantie gewährt).
Der Beinraum hinten sieht eher etwas knapp aus,
mal sehen ob man da zwei pubertierende Jungs
reinbekommt. 😜
Aus meiner Sicht ein echter Fortschritt für den
Micra, hoffentlich kann Nissan damit an längst
vergangene Erfolge anknüpfen. Meine Mutter hatte
- bis auf die letzte- alle Micragenerationen....
Richtig schick für einen Kleinwagen, innen wie außen. Gerade das Armaturenbrett mit Kunstleder und Nähten sollte viele Nachahmer finden, auch in höheren Klassen.
Sieht sehr nett aus und ist im Vergleich zum Vorgänger optisch ein Riesenfortschritt. Natürlich mit den bekannten Nachteilen, die so eine schnittige Form mit sich bringen: Die Sicht nach hinten wird wirklich total mies sein. So wie schon seit 4 Jahren beim Renault Clio IV; der ist in einem schön engen Parkhaus auch schon ziemlich breit, sperrig und wie gesagt schlecht zu überblicken. Ein Kleinwagen ist jedenfalls was anderes...
Details des Micra findet man allerdings schon seit längerem bei anderen: Die C-Säule sieht irgendwie schwer nach Opel (Adam, Astra) bzw. Hyundai (i20) aus und der versteckte Türgriff für die Fondtüren ist ja schon seit Jahren beim Clio IV üblich.
Für bisherige Micra-Käufer aber jedenfalls ein Riesenschritt und optisch so ganz was anderes als bisher. Gut möglich, dass alte Micra-Kunden eher abwandern und dafür aber neue Käufer erobert werden, die bisher ganz andere Modelle dieser Klasse bevorzugt haben. Wenn so ähnlich der kommende Renault Clio aussehen würde, wären die bisherigen Clio-Käufer bestimmt nicht so verstört, wie es jetzt einige Micra-Fahrer bzw. sicher meistens Fahrerinnen sein werden. Und der Fahrzeugname "Micra" passt ja mit dieser selbstbewussten offensiven Optik jetzt irgendwie auch nicht mehr so richtig...
Schon beeindruckend, wieviel Auswahl man in dieser Klasse hat. Schließlich ist so was ja nicht nur ein Zweitwagen sondern für Singles und Paare mit normalem Einkommen der Erst- und Einzigwagen und für Pendler die ideale Fahrzeuggröße, um die 20 oder 30 Kilometer zur Arbeit in die nächste Großstadt zu pendeln: 2017 kommt noch der neue Seat Ibiza, der neue VW Polo und der neue Ford Fiesta, der Renault Clio Facelift ist gerade frisch gestartet. Dann noch der Hyundai i20 sowie der neue Kia Rio, als langjährig Etablierte im Kreis der Toyota Yaris, der Skoda Fabia und der Peugeot 208, nicht zu vergessen der neue Citroen C3 und hier jetzt der neue Nissan Micra. Was für eine überwältigende Auswahl, da fällt die Entscheidung in der immer noch volkstümlichen 15t €-Klasse wirklich nicht leicht...
Machst du die Tests vom ADAC.
Warum soll er durchfallen guckt doch eh keiner mehr nach hinten. Es verlassen sich doch eh alle auf ihre ach so tollen Assistenzsysteme wie Totwinkelwarner und Co. da ist es doch egal wie gross die C Säule ist.
In den Tests gibt es eine Note und moderne Fahrzeuge schaffen kaum eine 3,0. Dieser Wagen wohl mit Glück eine 4,7 und ist somit in einem Unterkapitel durchgefallen und wird insgesamt abgewertet und nicht empfohlen zu kaufen.
Heißt also, der Wagen kann noch so toll sein, aber wenn er einen ganz groben Fehler hat, ist er insgesamt unbrauchbar. Die Totwinkelwarner erkennen nämlich nur unzureichend nahende Radfahrer.
*Kursiv ist meine eigene Interpretation.
Wie oben schon gesagt, gibt es in dieser Klasse ja genug Alternativen. Auch gut zu überblickende wie den Skoda Fabia oder den Toyota Yaris beispielsweise... - der neue Kia Rio soll auch übersichtlicher gestylt sein als der Vorgänger...
Ist also für jeden was dabei 😎.
Heißt das dann, der Micra wird ein Flop werden, da ihn keiner kaufen wird? Wäre schön, aber wohl zu früh gefreut.
Auf mich wirkt der Mann auf dem Foto gegenüber dem Auto zu klein.
Dass der ein Flop wird, habe ich nicht behauptet @Goify.
Mir persönlich gefällt der eigentlich sehr gut. Besser als der fade Vorgänger allemal. Ich wollte nur sagen, dass diejenigen die am neuen Micra wirklich einen "groben Fehler" entdecken, ja mehr als genug Alternativen zur Auswahl haben.
Seine Käufer wird der Nissan Micra aber bestimmt finden. Vor allem wenn der Preis stimmt und die sonstigen Eigenschaften passen. Wie gesagt: Bei den meisten Konkurrenten (Ausnahmen hab ich ja genannt) ist es mit einer einwandfreien Übersicht ja auch nicht mehr weit her und wer einen richtigen Kleinwagen will, muss sich sowieso in der Klasse darunter umsehen. Bei Nissan tut sich da ja jetzt eine Lücke auf aber ein VW Up!, der Hyundai i10, der Toyota Aygo oder ein Renault Twingo/Smart ForFour sind das, was in der Stadt und in engen Parkhäusern noch mit Kleinwagen bezeichnet werden kann. In der darüber liegenden und als "Kleinwagen" bezeichneten Klasse zu der ja auch Micra gehört, sind alle Fahrzeuge doch mittlerweile so groß wie vor 20 Jahren ein VW Golf... und der war ja schon vor 20 Jahren Kompaktklasse... 😉.
diese albern "versteckten" türgriffe sind doch asbach-ura....