Autobranche wandert aufs Land
China: Jetzt boomt's im Hinterland
Ab Samstag sammelt sich die Autobranche auf der Shanghai Motorshow. Dabei schweifen die Gedanken bereits weiter, ins chinesische Hinterland, zu neuen Kunden.
Shanghai - Die Shanghai Motorshow verwandelt die chinesische Hafenstadt für zehn Tage in das Zentrum der automobilen Welt. Hier im fernen Osten läuft der Absatz noch richtig, die Autowelt scheint in Ordnung. Deshalb feiert die Industrie während der Messe das phantastische Wachstum auf dem größten Automarkt der Welt. Doch ausgerechnet in Shanghai scheint der Absatz zu stocken. "In den großen Zentren wie Peking oder Shanghai werden wir in den nächsten Jahren eher eine Marktstagnation oder nur ein leichtes Plus sehen", sagt Autoexperte Marcus Berret von der Unternehmensberatung Roland Berger. Die Zukunft des Marktes liegt in den Weiten der Volksrepublik.
Millionenstädte, die keiner kennt
Dort zieht es die Hersteller hin, wenn sie ihre Fabriken und vor allem Händlernetze ausbauen. Beispiel Volkswagen: Europas größter Autobauer will mittelfristig von 2.000 auf 3.000 Filialen aufstocken. In fünf Jahren wollen die Niedersachsen in China außerdem vier Millionen Fahrzeuge produzieren - drei Viertel mehr als heute.Sieben der kommenden zehn weltweit geplanten Werke sollen in China aus dem Boden gestampft werden - überwiegend in Städten, die in Deutschland kaum ein Mensch kennt. Auch wenn es Millionenmetropolen sind.
Das Wachstum geht in die zweite Runde
Damit startet eine zweite Wachstumsrunde im Reich der Mitte. Im Gegensatz zur Flaute in Europa sind die Aussichten im Reich der Mitte prächtig. Bei der Rekordjagd sehen Branchenexperten kein Ende der Fahnenstange: "Solange die Wirtschaft nicht ins Stocken kommt, wird auch der Absatz weiter wachsen", sagt Marktanalyst Huaibin Lin von IHS Automotive in Shanghai.
Zwar plagen auch Chinas Wirtschaft aktuell Konjunktursorgen. Doch der Branchenverband CAAM rechnet in diesem Jahr mit 8,5 Prozent Zuwachs auf 16,8 Millionen Pkw.
VW vor BMW und Daimler
Und die deutschen Hersteller fahren an der Spitze. Mit 2,8 Millionen Autos stammte 2012 etwa jeder fünfte Neuwagen aus dem VW-Konzern. Für die Wolfsburger zahlt es sich aus, dass sie sich schon Mitte der 1980er-Jahre nach China wagten. Und ihre Erfahrung in dem Markt hilft den Töchtern: Audi verkaufte 2012 mehr als 400.000 Autos.
Während BMW den Ingolstädtern noch auf den Fersen bleibt, hat Daimler im Rennen um die Krone des Premiumsegments zuletzt den Anschluss verloren. Die Stuttgarter brachten in China nur gut halb so viele Pkw auf die Straße wie Audi. Deshalb bauen sie ihren Vertrieb in China radikal um und greifen mit einem eigenen China-Vorstand an. Konzernchef Dieter Zetsche: "Wer global den Ton angeben will, muss in China stark sein."Die chinesischen Hersteller
Wenn es danach geht, wird es um die chinesischen Hersteller noch eine ganze Weile ziemlich still bleiben. Denn sie spielen auf dem größten Automarkt nur eine untergeordnete Rolle. Hersteller wie Chery kommen nur auf 3,5 Prozent Marktanteil. BYD schafft lediglich 3,2 Prozent Marktanteil, musste 2012 sogar einen Umsatzrückgang von vier Prozent verkraften.
Trotzdem geht ohne die chinesischen Hersteller nichts: Denn die großen Weltkonzerne dürfen ihre Autos nur im Joint Venture mit chinesischen Produzenten bauen und an die Kunden bringen. Bei der engen Zusammenarbeit wollen sie vom Knowhow der Weltmarktführer profitieren und sich etwas von ihrer Technologien abgucken. Doch die Hoffnung auf eine leistungsstarke eigene Autoindustrie hat sich bisher nicht erfüllt.
Geld in der Kriegskasse
Ganz abschreiben darf man die Chinesen dennoch nicht. Schon allein, weil sie vom Staat oder regionalen Regierungen unterstützt werden. "Die haben richtig Geld in der Kriegskasse und können sich die notwendigen Technologien notfalls einkaufen", sagt China-Experte Christian Hummel vom Beratungsunternehmen Capgemini.
Um die eigene Autoindustrie zu fördern, hat die Regierung den ausländischen Herstellern auch aufgetragen, mit ihren chinesischen Partnern heimische Autos zu entwickeln. BMW stellte erst vor einer Woche mit Partner Brilliance die Marke Zinoro vor und will Anfang 2014 ein Elektroauto unter diesem Namen auf den Markt bringen.
Quelle: dpa
Schön wäre es, wenn die Autohersteller mit den Mehreinnahmen nicht nur ihre Rendite steigern würden, sondern auch etwas davon an die Kunden in Europa, die die höchsten Preise für die Fahrzeuge bezahlen, und an die Mitarbeiter weitergeben würden. Stichwort: Shareholder Value. Aber sicher läuft wieder alles auf Gewinnmaximierung hinaus, von daher was haben wir davon, ob nun China dazukommt oder nicht. Stichwort: Egoismus. 😆 😜
Dann sollte VW in China lieber wieder Wandlerautomatikgetriebe verbauen. Sonst wird China im schlimmsten Fall zum Desaster und nicht zum Wachstumsmotor.
solange der deutsche Kunde dafür bezahlt ist doch alles gut
Vielleicht hat aber der chinesische Kunde bald keine Lust mehr für Autos zu bezahlen, die andauernd Getriebeprobleme haben. Vielleicht nimmt der chinesische Kunde bald lieber heimische Fahrzeugmodelle weil dort die Getrieben funktionieren.
Wenn VW sich jetzt den Ruf mit dem DSG dort versaut dann ist das Thema bestimmt nicht übermorgen vergessen.
Es wurde ja schon geschrieben: Es gibt in China noch Millionenstädte, in denen haben unsere Premiumhersteller noch überhaupt keine Verkaufsfilialen. Diese Gebiete müssen erst noch erschlossen werden, damit steigen die Verkaufszahlen auch noch kräftig. Der Gewinn sowieso.
Dass BMW, VW oder Audi nichts davon an ihre Mitarbeiter weitergeben, würde ich nicht so sagen. Das Einstiegsgehalt für Akademiker lag bei den deutschen Premiumherstellern schon vor etwa zwei Jahren bei ca. 4000 € brutto (die jährliche Steigerung lag bei ca. 200 €). 35 Wochenstunden sind Standard. Bei Porsche inzwischen auf 34 Stunden gekürzt. Dann noch Sonderzahlungen von ca. 8000 € bei den aktuellen Gewinnen. Extrem günstige Leasingangebote, Altersvorsorge etc..
Dagegen wurden die Ausgaben für Dienstleister seit der Krise drastisch gekürzt und die nächste Krise ist doch schon wieder da - damit vermutlich weitere Kürzungen, zumindest keine Steigerungen bei den Ausgaben. So verdienen interne Mitarbeiter bis zu 50 % mehr als externe (die aber auch intern arbeiten)... und selbst die externen verdienen im Vergleich zu anderen Branchen noch richtig gut.
Werden in China gebaute Autos eigentlich ausschließlich in China verkauft oder gehen die auch in den Export? Wann dürfen wir einen VW aus China fahren? 😊
Also in China gebaute VW gibt es nur in China zu kaufen.
Der Export von in China gebauten Fahrzeugen wird wohl erst anlaufen, wenn dort Produktionsüberkapazitäten zur Verfügung stehen.
Mein Favorit ist jetzt schon die Neuauflage des Escort :-)
Hoffentlich bleibt auch noch etwas bei den Präsentationen für das momentan etwas kriselnde Europa übrig....
Aussichten sind noch keine Umsätze. Vor allem nicht, wenn die Konjunktur schwächelt oder zumindest schwächeln wird.
Und wenn es nicht regnet, bleibt es trocken.
Genau. Denn trotz Konjunktursorgen werden sich 1 Mio Chinesen ein Auto (auf Pump?) kaufen... oder eben auch nicht.
Fällt nur mir das auf, dass das Zitierte eigentlich
typpisches Buzzword-Bingo von Marketing-Fuzzisnur Durchhalteparolen von Leuten sind, die nicht weiter wissen?Hallo...
@Roland0815
nana...Du wirst doch jetzt nicht unser faires und gerechtes Nullsummenspiel (pardon..unser Wirtschaftssystem) kritisieren? 😉
@25plus
Also in meinem Heimatland verdient ein Akademiker (area manager) bei einem grossen deutschen Discounter 8000 Euro im Monat (und das ist netto). Die Loehne in Deutschland sind echt ein Witz.
China macht es schon richtig. Joint ventures als Protektionismus und wenn man "weit genug" ist, dann kann die einheimische Industrie auch ohne die grossen ueberleben.
The Moose