Börsenkrise in China: Autobranche halbiert Wachstumsprognose
Chinas Krise bedroht Deutschlands Autobranche
Jahrelang war China das Viagra der Autobranche. Jetzt zittert die Weltwirtschaft: Wenn die chinesische Börse hustet, wird das zur Lungenentzündung für VW, BMW und Co.
Peking – Ob in China ein Sack Reis umfällt, ist der Weltwirtschaft schon lange nicht mehr egal. Besonders die deutschen Autohersteller haben sich in starke Abhängigkeit von China begeben. Deshalb gilt dieser Randnotiz besondere Aufmerksamkeit: Die Vereinigung der chinesischen Autohersteller (CAAM) halbierte den Wert ihrer Wachstumsprognose von sieben auf drei Prozent.
Das betrifft nicht nur die Autoindustrie: „Wenn es mit Chinas Wirtschaft bergab geht, würde das die deutsche Exportwirtschaft empfindlich treffen“, sagt Sandra Heep, Expertin des China-Instituts Merics in Berlin. Chinas Wirtschaft wächst so langsam wie seit 25 Jahren nicht mehr.
Die Wirtschaft in West und Ost zittert, seit die künstlich hochgejazzte chinesische Börse abstürzt. Um ein Drittel an Wert verlor der Aktienmarkt im vergangenen Monat. „Es besteht die Gefahr, dass der Börsenabsturz Chinas Wachstumsraten noch weiter einbrechen lässt, was zweifellos negative Folgen für die Weltwirtschaft hätte“, sagt Heep. Das betrifft mit China eng vernetzte asiatische Staaten und Rohstoffexporteure. Und Deutschlands Schlüsselindustrie: die Automobilwirtschaft.
Autobauer planten mit Wachstum
Egal ob bei Audi, VW, Mercedes oder BMW: Zweistellige Zuwachszahlen auf dem chinesischen Automarkt glichen jahrelang Verluste in anderen Märkten aus. In der europäischen Absatzkrise suchten auch Franzosen und Italiener ihr Heil in China.
Der VW-Konzern verkaufte 2014 fast 3,7 Millionen Autos in China, mehr Fahrzeuge als in Westeuropa. Auch für BMW ist China seit dem Jahreswechsel der wichtigste Markt, mit 455.979 verkauften Fahrzeugen. Mercedes kam auf 281.588 Fahrzeuge.
Sollte das Wachstum von 14 Prozent 2014 auf nur noch drei Prozent einbrechen, träfe das die Autobranche empfindlich. Deren Investitionen richten sich nach dem zuletzt starken Wachstum. Für ein dauerhaft stagnierendes China dürften die Strukturen überdimensioniert sein.
Beispiel BMW: Die Münchner haben die Zahl ihrer chinesischen Händler seit 2013 versiebenfacht. Die Produktionskapazität in Liaoning stieg 2014 von 200.000 auf 300.000 Fahrzeuge. VW spielt in ganz anderen Dimensionen: China-Vorstand Jochem Heizmann will die Kapazität bis 2019 auf fünf Millionen Fahrzeuge erweitern. Dabei kalkuliert VW mit einem jährlichen Wachstum von fünf bis acht Prozent – "Wobei ich eher den oberen Wert annehmen würde als den unteren", sagte Heizmann im Februar 2015.
Entwicklung war absehbar
Im Laufe dieses Jahres korrigierte die CAAM ihre Prognose mehrmals nach unten: von elf auf neun Prozent, dann auf sieben und drei Prozent. Angedeutet hatte sich die Abkühlung.
Die großen chinesischen Metropolen ersticken in Verkehr und Smog, erließen deshalb strenge Zulassungsbeschränkungen für neue Autos. Seit Monaten schrumpfen die Zuwachsraten.
Die geplatzte Aktienblase schwächt zusätzlich die Börse als Finanzierer der Realwirtschaft. Das schlägt auf den gesamten Kreislauf durch: Investitionen, Produktion, Löhne, Kaufkraft. „Nicht nur die Aktienmärkte haben ein Problem, sondern der Wirtschaft als Ganzes fehlt die Nachfrage“, sagt Jörg Wuttke, Präsident der Europäischen Handelskammer in China.
Den Autoexperte Stefan Bratzel von der FHDW in Bergisch Gladbach findet die Entwicklung nicht überraschend: China befinde sich „derzeit im Übergang von einem stark wachsenden zu einem sich zunehmend moderat entwickelnden Markt“, sagte er nach einem China-Aufenthalt zur dpa. Die Frage sei, ob die „Verkaufsrückgänge nur eine vorübergehende Delle sind.“
China versucht, das Schlimmste zu verhindern. Kurzerhand untersagte der Staat großen Aktionären für die nächsten sechs Monate, ihre Anteile zu verkaufen. Außerdem kauften Staatsunternehmen eigene Anteile auf. Am gestrigen Donnerstag stabilisierte sich der Markt durch die Eingriffe zunächst. Aber wie geht es weiter?
„Das Vertrauen in Chinas Fähigkeit, die Wirtschaft im Griff zu haben, gerät ins Wanken“, schreibt Ruchir Sharma vom Investmenthaus Morgan Stanley im „Wall Street Journal“. „Wenn das Vertrauen zusammenbricht, werden die globalen Auswirkungen schlimmer sein als die der griechischen Schuldenkrise.“
Quelle: m. Material v. dpa; bmt
Bin ich hier auf Motor-Talk oder Wirtschafts-Talk? 😉
Die Hersteller bedrohen sich selbst. Jahrelange einseitige Ausrichtung auf einen/zwei Märkte führt zu einer verstärkten Abhängigkeit. Was ist eigentlich aus Brasilien, Indien und Russland geworden? China war eben einfacher, weil man keine Entwicklungsarbeit leisten musste.
Wobei "nur" 3 Prozent Wachstum eher Rediteerwartungen bremsen dürfte. Von einer Krise kann keine Rede sein.
Wenn China hustet, ist das schlimmer, als eine ausgewachsene Grippe in Griechenland...
Das sollte eigentlich jeder wissen.
Hoffen wir mal, dass diese Krise nur vorübergehend ist, sonst wird sich der ewige Optimismus von VW in Luft auflösen und das echte Ergebnis träfe unsere Wirtschaft hart...
War und ist doch absehbar, die Deutschen Autobauer werden es schwer habe.
http://www.finanzen.net/index/Shanghai_Composite
Der Shangai Composite...steht heute, nach dem großen Crash immer noch luftige 82% höher als vor einem Jahr...😱😱
Solche Probleme hätte ich auch gerne. 😉
In der deutschen Presse stand das doch irgendwie anders?
Um die deutschen Autobauer mache ich mir keine Sorgen. Die haben in den vergangenen fetten Jahren doch sicher Milliarden an Reserven zurückgestellt, um eine kleine Absatzdelle zu überbrücken...bin ich mir sicher.
Jahrelang Wachstum und alles schön reden, jetzt kriegen sie die Quittung und werden riesige Probleme bekommen. Alle haben über die Franzosen gelacht, aber Peugeot war mutig und clever rechtzeitig die Reißleine zu ziehen. Der Konzern erholt sich wieder und hat sich gesund geschrumpft.
Verdammt, jetzt können wir nur noch die Mongolen und Vietnamesen mit Autofabriken beglücken.
Oder Russland wird flugs zur lupenreinen Demokratie erklärt. Menschenrechte haben den echten Kapitalisten noch nie interessiert, die stören nur die geschmierten Geschäftsbeziehungen und mindern den Profit. 😱
Ansonsten normale Überhitzung am Ende eines Konjunkturzylus. Oder dachte jemand, jetzt ist das immerwährende Wachstum und Null-Arbeitslosigkeit für immer ausgebrochen, dank unserer wirtschaftsahnungslosen Kanzlerin mit der ruhigen Hand?! Da wird das eigennützige Fachkräftegejammer aber ganz schnell verstummen. Milliardenschwere Entwicklungshilfe für China jetzt!
Wachstum, Wachstum, ohhhmmmmm.
Oh ja- unsere tolle Demokratie!
Wo man Flughäfen und Philharmonien baut, die Jahrzehnte später zum zig fachen des kalkulierten Preises fertig werden, wenn den überhaupt.
Wir bringen die Demokratie nach Russland und China, wo jeder mit jedem oder jede mit allem oder wie auch immer Hauptsache Regenbogen.
Wo ein Mauersegler dringend benötige Infrastrukturprojekte verhindert und wo man tatsächlich glaubt man könne mit ein paar Windmühlen im Meer das Weltklima beeinflussen.
Wir sind schon toll wir Deutschen- das die anderen das aber auch so garnicht begreifen wollen.
Vor allem weil uns die Amis vor wenigen Jahren die Demokratie per Einlauf verpasst haben.
Geschieht denen Recht. Der Markt in China war absehbar nur eine Boomgeschichte, wie es China nur finanziell aufrecht erhalten konnte. Jetzt geht in China die normale Entwicklungsphase rein und die Weltwirtschaft hustet schon... Globalisierung zeigt sein Gesicht.
Das Gleiche wird mit Indien passieren...
Solange Shareholder-Value als wichtiger erachtet wird als Nachhaltigkeit, wird sich das, was der Autobranche jetzt eventuell bevorsteht, immer wiederholen.
Nachhaltigkeit kann es mit dem jetzigen Wirtschaftssystem auch nicht geben können.
Ist für mich irrelevant, arbeite ja nicht Automobilindustrie.
Einzig die japanischen Hersteller proftieren davon, denn Produkte aus Japan sind aufgrund der historischen Geschichte der beiden Länder vorbelastet. Toyota und co. konnten dort nie so punkten wie GM oder VW.
Die deutschen Autos sind zwar hervoragend, aber kein deutscher Hersteller hat die Mobilität des 21. Jahrhunderts begriffen.
Mit 7er, A6, E-Klasse, Passat und Tiguan lässt sich gut Geld verdienen, aber die lösen bei mehr als 7 Mrd. Menschen nicht die Transport-Probleme des 21. Jahrhunderts. Vor allen für die weltweite breite Masse. Die hat nämlich andere Bedürfnisse als 10 Zoll Bildschirme, wessen Licht am 20 cm weiter leuchtet als vom Hauptkonkurrenten und automatische Heckklappen.
Wir dürfen aufgrund unserer Bedürfnisse nicht davon ausgehen, dass man damit Taktgeber für die Welt ist. Diese Arroganz kann sich Deutschland nicht leisten. Wenn China hustet, haben Mercedes und BMW direkt brutale Probleme. Global gesehen sind das kleine Firmen, welche nur im Hochpreissegement zuhause sind. VW und co. können mit Santana-Technik und MQB viel schneller auf Krisen reagieren. Zumindest theoretisch.