VW Phideon (2016): Test, Fahrbericht, Innenraum
Chinesischer Luxus zwischen Phaeton und Passat
Den Phideon wird VW ausschließlich in China verkaufen. Ein Exemplar hat es trotzdem nach Deutschland geschafft. Wir sind die Limousine exklusiv gefahren.
Hamburg – Das Navi findet sich nicht zurecht. Irgendwo zwischen Chizhou und Tongling sollen wir sein, mitten in einem chinesischen Fluss. Tatsächlich fahren wir über eine Elbbrücke, 8.300 Kilometer davon entfernt. Schwamm drüber, denn dieses Auto ist nicht für Deutschland gemacht - da darf das Kartenmaterial fehlen. Den Phideon, die neue Limousine von VW, wird es nur in China geben.
Dabei gleitet unser Testwagen so unauffällig durch den Hamburger Abendverkehr, als wäre er schon immer hier gewesen. Silbergrauer Lack im Regen, Chromstreben und VW-Zeichen. Sieht aus wie ein neuer Passat, findet ein Busfahrer. Er fragt trotzdem nach der Herkunft, nickt interessiert und reckt den Daumen nach oben. Phideon, aha. Nicht in Deutschland? Schade!
VW Phideon: Innen Audi, außen Passat
Solche Limousinen sind keine Erfolgsbringer für VW im Heimatmarkt. In China laufen sie dafür umso besser. Mittelklässler gibt es dort oft mit langem Radstand. Den Phideon positioniert VW etwas höher. Der Hersteller hat ihn gemeinsam mit dem chinesischen Partner Shanghai-Volkswagen entwickelt. Als eine Art Oberklasse-Passat.Mit dem hat der Phideon nichts gemeinsam, abgesehen von der Optik. Unter dem Blech steckt Technik von Audi, das Chassis stammt von der Langversion des chinesischen A6. Die mittlerweile überholte Version des Längsbaukastens. 5,05 Meter misst der Phideon in der Länge, ungefähr so viel wie ein kurzer VW Phaeton. Gut drei Meter Radstand gab es allerdings nur bei der Langversion.
Der gesamte Antrieb des Phideon stammt ebenfalls aus Ingolstadt. In unserem Testwagen arbeitet ein V6-Benziner mit Kompressoraufladung, 300 PS und 440 Newtonmeter stark. Eine stärkere Version dieses Motors steckte einst in Audi S4 und S5, aktuell im Porsche Cayenne S E-Hybrid. Über ein Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe gelangt im Phideon die Kraft an alle vier Räder. Langfristig sollen ein 2,0-Liter-Turbobenziner mit Frontantrieb und ein Plug-in-Hybrid folgen. Diesel ist in China kein Thema.
Luftfahrwerk, LED-Licht und bekannte Technik
In Deutschland ist der Phideon nicht homologiert, entsprechend gibt es keine offiziellen Werte. Laut Bordcomputer verbrauchte die Limousine in und um Hamburg durchschnittlich rund elf Liter Sprit pro 100 Kilometer. In der Stadt hält sich der Motor akustisch zurück. Mit der Drehzahl kommt der Sound, unverkennbar Sechszylinder. Irgendwo im Hintergrund heult der Kompressor. Prestige für die Ohren im steuergestraften China. Und genug Kraft für gut fünf Meter Limousine.Die Lenkung im Phideon arbeitet betont weich, die Limousine soll eine Sänfte sein. Deshalb schwebt sie sanft auf einer Luftfederung, fängt Kopfsteinpflaster und Unebenheiten auf wie ein Phaeton. Schlaglöcher mag der Phideon aber nicht.
Trotzdem: Mit ausgeklappter Mittelarmlehne sieht er aus wie ein Viersitzer, obwohl fünf Passagiere hineinpassen. Es gibt viel Beinfreiheit, Sitzheizung und –lüftung auf den vier äußeren Plätzen und einen Mini-Kühlschrank. Außerdem installiert VW ein großes Soundsystem, ein großes Infotainmentsystem, Profile für Fahrwerk, Lenkung und Motorsteuerung, Smartphone-Verbindungen nach aktuellen Standards, einen Nachtsicht-Modus und LED-Licht.
Chinesische Oberklasse mit Technik aus der Mittelklasse
Es fällt schwer, den Phideon in deutsche Standards einzuordnen. Platz, Fahrgefühl, Geräuschkulisse und Abrollkomfort erinnern an die ganz Großen. Die Antriebe und die Optik gehören in die Mittelklasse. Einige Schalter passen gar nicht ins Bild. Die Temperaturregler fühlen sich billig an. Unser Testwagen ist allerdings ein Vorserienmodell. Für die finale Version verspricht VW Besserung.
In China wird der Phideon das vorläufige Spitzenmodell. VW positioniert ihn oberhalb des Magotan, des chinesischer Passat. Den gibt es in China ebenfalls in einer Langversion. Was der Phideon kostet, sagt VW noch nicht. Er startet im dritten Quartal 2016.
Nettes Modell, aber wie üblich kommen die vernünftigen Modelle nicht nach Europa. In Europa gibt es nur die überteuerten Modelle die eigentlich keiner will.
"Ein Exemplar hat es trotzdem nach Deutschland geschafft."
Wie bekommt so ein Fahrzeug überhaupt eine Zulassung?
Von der Seite und v.a. von hinten schöner als Passat und Phaeton.
Warum wird sowas nicht in Deutschland angeboten, sieht tausendmal besser aus als ein Passat 😮
Erprobungsfahrzeug vom Hersteller, gibt es auf Zeit für Prototypen etc. ( 3 Jahre Laufzeit, danach kann es Verlängert werden, Fzg. muss dann aber nochmal zur Technischen Überprüfung)
Warum sacht man da nicht mehr SANTANA?!
Versteh ich nicht 😆
Ist es nicht so, dass die Chinesen im Vgl. zu den Deutschen VW lieber in der Oberklasse haben als Audi?
Wenn dem so ist, dann bringt der Phideon in China eine Alternative für alle, die Audi (warum auch immer) nicht mögen und deshalb zu einer anderen Marke greifen würden.
In Deutschland würde dieser Phideon wahrscheinlich dem beliebten A6 eine große Konkurrenz machen.
1x 200.000 Fahrzeuge ist besser als 1x 150.000 + 1x 50.000 Fahrzeuge.
Meine Vermutung warum es in Deutschland nicht lohnt und welcher Deutscher kauft schon einen in China produzierten Volkswagen?!
Der sieht gut aus. Deutlich weniger Plastik als im B8. Hier gibt es kein durchgezogenes Lüftergitter, welches altbacken wirkt und ein Staubmagnet ist.
Wer kauft ein in China Produziertes Smartphone?
ALLE...
Weiß jeder Käufer woher sein Auto, oder die Teile dafür her kommen? Vor allem wie viele Interessiert das?
Gar nicht so übel. Ich finde nur das Cockpit ein bisschen zu langweilig. Der Preis wäre entscheidend. Vielleicht macht es für VW eh mehr Sinn, ein Auto auf A6-Basis zu bringen als eins in der Luxusklasse.
j.
VW kann noch so viele Schüsseln auf den Markt werfen - die sehen sich alle schrecklich ähnlich.
Man kann es mit dem Corporate Design wirklich übertreiben. Kühlerrippen, wie eine Lamellen-Jalousie...
Nur der Beetle sieht sympathisch anders aus - aber der wird ja wahrscheinlich auslaufen.
Wird endlich mal Zeit für was Neues! Ein neues Gesicht in der Menge!
Zum Beispiel könnte man mal mit einem Sport-Coupé starten; darauf warten sicher schon viele, denen der
PlattgolfScirocco zu hässlich und der Golf zu langweilig ist.....Die chinesischen Kunden sind auch bald die einzigen, die noch Limousinen kaufen. In Europa ist die "sedan"-Form heute sehr selten, und der Anteil fällt seit Jahrzehnten. Gar in den USA werden diese Fahrzeuge weniger und weniger interessant. Zwar sind Camry und Accord noch Bestselger, aber SUV und CUV sowie die ordinären "hatchbacks" klauen Marktanteile ohne Pause.
Lieb Gruss
Oli
Nur mal so am Rande. VW produziert zwischenzeitlich über 50 % seiner Fahrzeuge in China.
In den USA gibt es übrigens auch eine eigene Variante des Passat, den wir hier nicht zu sehen bekommen. Ist weitaus günstiger, aber wesentlich besser ausgestattet als die deutsche Version.
weil der Santana (der auch in China gebaut wird) doch eine Fahrzeugklasse drunter ist?